
Die tschechische Zeitung HOSPODARSKE NOVINY beleuchtet die Rolle Europas: "Wir sollten uns keine Illusionen machen, dass die Europäer in den Friedensverhandlungen ein starkes Wort mitreden können. Worauf sie jedoch einen starken Einfluss haben, ist die tatsächliche Unterstützung Kiews. Genau diese kann darüber entscheiden, ob und wie die Ukraine weiterhin als demokratischer Staat funktionieren wird. Auf welchem Gebiet genau sie existieren wird, ist zweitrangig. Entscheidend ist, dass sie ihre Staatlichkeit und Souveränität bewahrt, die Wladimir Putin zerstören will", unterstreicht HOSPODÁŘSKÉ NOVINY aus Prag.
Die KLEINE ZEITUNG aus Österreich stellt fest: "Ein, zwei Video-Konferenzen mit dem Weißen Haus und eine eilig beschlossene Erklärung zur gemeinsamen Position - das ist alles, was der zweitgrößte Wirtschaftsraum der Welt aufbieten kann, wenn Putin und Trump über einen Krieg sprechen, der quasi direkt vor der Haustüre der EU stattfindet. Die Kompromissmaschine EU spuckt derzeit nur einen mutlosen Minimalkonsens aus, mit dem man in einer Welt, die von starken Männern regiert wird, auf verlorenem Posten steht", urteilt die KLEINE ZEITUNG aus Kärnten.
Die ungarische Zeitung MAGYAR NEMZET aus Budapest ist sich sicher, das Treffen von Trump und Putin sei "die einzige Chance, dass in unserem Nachbarland Ukraine nach dreieinhalb Jahren endlich Frieden erreicht wird. Oder, wenn schon kein Frieden, dann zumindest ein Schritt in die richtige Richtung - etwa ein dauerhafter Waffenstillstand: dass die Parteien nicht mehr aufeinander schießen."
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio sieht die Gefahr, dass Entscheidungen "über die Köpfe der Ukraine und der Europäer hinweg getroffen werden und dabei ein für Russland vorteilhaftes Ergebnis entsteht. Wenn Selenskyj das Ergebnis nicht akzeptiert, könnte Putin ihn als Bösewicht bezeichnen. Trump wiederum könnte die US-Hilfe für die Ukraine weiter einschränken."
Die niederländische Zeitung NRC aus Amsterdam betont, bereits die chaotische Vorbereitung des Gipfels lasse wenig Hoffnung "auf einen guten Ausgang. Das ist bedauerlich, denn der Krieg in der Ukraine muss beendet werden. Die Ukrainer verfügen nicht über genügend Waffen und Soldaten, um den Konflikt zu ihren Gunsten zu entscheiden. Mehr noch, die Russen erzielen in letzter Zeit langsame, aber stetige Geländegewinne. Je früher die Konfliktparteien ernsthafte Gespräche aufnehmen, desto besser. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass Präsident Selenskyj doch noch an den Verhandlungen teilnehmen kann. Wenn schwierige Entscheidungen über die Zukunft seines Landes getroffen werden müssen – beispielsweise über die Abtretung von Gebieten –, kann dies nur mit Zustimmung der Ukrainer selbst geschehen. Ein Kuhhandel ohne sie ist inakzeptabel", findet NRC.
Die US-amerikanische Wirtschaftszeitung WALL STREET JOURNAL vermutet, der russische Präsident Putin könnte "eine kurzfristige Waffenruhe akzeptieren, wenn er ausreichend günstige Bedingungen erhält. Einen echten Waffenstillstand wird er jedoch nur akzeptieren, wenn er glaubt, dass der Krieg seine politische Kontrolle in Russland zu gefährden beginnt. Der beste Weg, ein solches Ergebnis zu erreichen, besteht darin, den wirtschaftlichen Druck auf Moskau zu erhöhen und der Ukraine gleichzeitig die Mittel zur Selbstverteidigung zu geben", schätzt das WALL STREET JOURNAL aus New York.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT aus Baku gibt zu bedenken: "Es ist unklar, worauf sich Trump und Putin genau einigen wollen. Auch ist nicht bekannt, ob der Ukraine-Krieg das einzige Gesprächsthema zwischen den beiden Staatschefs sein wird. Weitere Fragen sind: Werden Putin und Trump über die Aufhebung der Sanktionen sprechen, zumindest einige? Die Antworten auf diese und viele weitere Fragen sind selbst führenden Politikern westlicher Länder heute nicht klar, was ihnen Sorgen bereitet", notiert MÜSAVAT.
Themenwechsel. Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN beschäftigt sich mit der Arbeit von Medienschaffenden im Gazastreifen. Dort könnten de facto nur "lokale palästinensische Journalisten berichten, da keine ausländischen Reporter hineingelassen werden. Folglich sind es die kriegsführenden Seiten, die ihren jeweiligen Blick auf die Wirklichkeit schildern und damit zu der Polarisierung beitragen. Israels Premier Benjamin Netanjahu wurde dafür kritisiert und hat nun angekündigt, dass das Militär ausländische Journalisten nach Gaza begleitet. Seine angebliche Sorge bezüglich der Sicherheit der Journalisten im Kriegsgebiet klingt falsch. Seit Kriegsbeginn sind dort mehr als 200 Journalisten getötet worden", kritisiert SYDSVENSKAN aus Malmö.
Die Zeitung TAKUNGPAO aus der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong verweist auf einen Luftangriff: "Beim israelischen Bombardement auf die Zelte von Journalisten vor einem Krankenhaus in Gaza-Stadt kamen sechs Reporter ums Leben. Darunter war ein Mitarbeiter des katarischen Fernsehsenders Al Jazeera, der von Israel beschuldigt wird, Verbindungen zur Hamas unterhalten zu haben, ohne jedoch Beweise dafür vorzulegen. Dieser Journalist war maßgeblich daran beteiligt, die Weltöffentlichkeit auf die Hungersnot im Gazastreifen hinzuweisen, sodass es sich um einen gezielten Racheakt gehandelt haben könnte", spekuliert TAKUNGPAO.
Die in London erscheinende arabischsprachige Zeitung AL QUDS AL-ARABY thematisiert einen anderen Aspekt im Nahost-Konflikt: "Die Entscheidung Deutschlands, den Export von Waffen, militärischer Ausrüstung und Ersatzteilen nach Israel zu verbieten, war überfällig. Dasselbe gilt für andere europäische Länder, die sich fast zwei Jahre nach Beginn des Gaza-Kriegs endlich dazu entschlossen haben, den Staat Palästina anzuerkennen oder damit zu drohen, sollte Israel seinen Krieg nicht beenden. Bislang sah es so aus, als hätten die Europäer sich vor allen dem US-amerikanischen Kurs gebeugt. Nun aber scheint es, als emanzipierten sie sich." Das war AL QUDS AL-ARABY.
Abschließend geht es nach Kolumbien. Dort ist der im Juni angeschossene Präsidentschaftsbewerber Miguel Uribe gestorben. Die kolumbianische Zeitung EL TIEMPO spricht von einem "Schlag für das ganze Land und für die Demokratie. Während Uribe auf der Intensivstation um sein Leben rang, gab es Massendemonstrationen, auf denen die Menschen ihrem Schmerz über den grausamen Angriff Luft verschaffen wollten, aber auch, um eine Aufklärung zu fordern. Über alle ideologischen Grenzen hinweg gab es den Konsens - und muss es immer geben -, dass Schluss sein muss mit Gewalt in unserer Politik. Diese Hoffnung ist nun erloschen. Uribe starb im Alter von 39 Jahren und stand im Zentrum der Öffentlichkeit. Er war überzeugt davon, mit seinen Prinzipien Kolumbien dienen zu können, und er glaubte an die Demokratie und an Reformen, um Millionen Menschen aus der Armut zu befreien und Gesetzlosigkeit und Korruption zu bekämpfen", hält EL TIEMPO aus Bogotá fest.
Der Mord an Uribe müsse auch die anderen Länder Lateinamerikas wachrütteln, verlangt die ecuadorianische Zeitung EL UNIVERSO: "Uribe war überzeugt davon, eines Tages Präsident von Kolumbien zu werden. Er wollte sein Land von der Gewalt befreien, der er nun selbst zum Opfer gefallen ist. Schon seine Mutter, die Journalistin Diana Turbay, wurde 1991 von Drogenhändlern des Medellín-Kartells ermordet, die sie im Jahr davor entführt hatten. Der Tod von Uribe stellt eine Warnung für die ganze Region dar, denn es besteht die Gefahr, dass die gewaltsame Lösung politischer Konflikte zur Normalität wird. Der Anschlag wird einhellig verurteilt, aber es muss sichergestellt werden, dass es nicht bei einer schwachen Reaktion bleibt und die Tat im Lauf der Zeit vergessen wird", mahnt EL UNIVERSO aus Guayaquil.