13. August 2025
Die internationale Presseschau

Thema ist das für Freitag geplante Treffen zwischen US-Präsident Trump und Russlands Staatschef Putin. Zunächst aber geht es um Trumps Vorgehen im Inland, wo er die Nationalgarde nach Washington D.C. entsandte.

Washington: Nationalgardisten des Distrikts Columbia treffen im Hauptquartier der Nationalgarde des Distrikts Columbia ein.
Thema in den Zeitungen: US-Präsident Donald Trump setzt die Nationalgarde in Washington D.C. ein. (Julia Demaree Nikhinson / AP / dpa / Julia Demaree Nikhinson)
Die WASHINGTON POST meint: "Trump hat Recht, dass Kriminalität und Unruhen in Washington D.C. ein großes Problem darstellen. Zwar ist es nicht mehr so groß wie vor ein paar Jahren. Aber es ist bei der Kriminalität wie bei Krebs: 'Etwas weniger problematisch als früher' ist keine gute Nachricht. Das rechtfertigt aber nicht Trumps verrückten Plan, die Nationalgarde auf die Straßen zu schicken – eine Idee, die düstere Untertöne mit sehr begrenzter Wirksamkeit verbindet. Wie aber lassen sich die Probleme lösen? Man müsste das Strafrechtssystem stärken und genügend Polizisten einstellen, damit sich Kriminalität nicht lohnt", empfiehlt die WASHINGTON POST.
Der GUARDIAN aus Großbritannien befindet: "Der Schritt folgt auf die Entsendung der Nationalgarde und der Marines durch die Trump-Regierung nach Los Angeles Anfang des Jahres. Trump deutete an, dass er auch beabsichtige, Militär in Städten wie Baltimore, Oakland und New York einzusetzen. Niemand sollte glauben, dass die Entsendung von Truppen in Amerikas liberalste, ethnisch vielfältigste und kulturell florierendste Städte eine seriöse Reaktion auf eine tatsächliche Krise ist. Vielmehr ist der fadenscheinige Vorwand selbst eine Machtdemonstration. Die Verstaatlichung der Strafverfolgung in Washington D.C. folgt dieser Prämisse: Sie entzieht den demokratischen lokalen Politikern die Macht und gibt sie an republikanische Politiker auf nationaler Ebene weiter, die keinen Widerspruch dulden", analysiert der Guardian aus London.
Die tschechische Zeitung HOSPODARSKE NOVINY hält fest: "Die Amerikaner sollen sich an Bilder von Soldaten, die in den Straßen patrouillieren, gewöhnen. Sie sollen sich nicht mehr daran stören, wenn Trump in einem nächsten Schritt Soldaten einsetzen sollte, um einen republikanischen Sieg bei den Kongresswahlen sicherzustellen - oder einen Sieg für ihn selbst oder einen seiner Söhne bei der Präsidentenwahl in drei Jahren. Es ist erstaunlich, wie zerbrechlich und wenig widerstandsfähig die amerikanische Demokratie ist. Denn bisher ist Trump mit keinem grundsätzlichen Widerstand konfrontiert", mahnt HOSPODARSKE NOVINY aus Prag.
Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN erinnert: "Tatsächlich hat sich die Spirale der Gewalt in Washington zurückgedreht, noch bevor Trump ins Weiße Haus zurückkehrte. Trotzdem log Trump auf der Pressekonferenz am Montag und behauptete, die Kriminalität sei gestiegen. Wie all die Obdachlosen deportiert werden sollen und wohin, wurde nicht bekannt, aber laut Trump soll es so weit weg wie möglich von der Hauptstadt sein. Trumps mangelndes Mitgefühl für die Notlage anderer Menschen dürfte kaum jemanden überraschen", moniert SYDSVENSKAN aus Malmö.
Die spanische Zeitung EL PAIS aus Madrid bemerkt: "Es geht gar nicht um die öffentliche Sicherheit, denn die ist in Washington für US-Verhältnisse relativ gut. Washington ist eine Beamtenstadt, in der aus nachvollziehbaren Gründen ohnehin jede Ecke überwacht wird. Dagegen weigerte sich Trump, die Nationalgarde einzusetzen, als seine Anhänger das Kapitol stürmten. Der Präsident konzentriert immer mehr Macht auf sich und setzt die Institutionen außer Kraft. Er beschwört falsche Notstände herauf, um Einwanderer zu terrorisieren, und er will die Bürger daran gewöhnen, dass Soldaten auf seinen Befehl hin auf den Straßen patrouillieren. Richter und auch die Bürger müssen diesen unheilvollen Trend stoppen, denn er führt Schritt für Schritt in eine Diktatur", fordert EL PAIS aus Madrid.
Die chinesische Tageszeitung JIEFANG RIBAO fragt: "Ist die Entsendung der US-Nationalgarde wirklich eine Sicherheitsmaßnahme oder doch eher ein politischer Schachzug, mit dem der US-Präsident versucht, seine MAGA-Bewegung wieder hinter sich zu scharen? Diese fremdelt nämlich in jüngster Zeit mit ihrem Idol, was nicht zuletzt auf die weiterhin gärende Epstein-Affäre, aber auch auf Kürzungen medizinischer Leistungen für die unteren Einkommensschichten zurückzuführen ist. Zweifelsohne sind Kriminalität und Obdachlosigkeit in den urbanen Ballungsräumen der USA ein gravierendes Problem, sodass man dort gleich eine ganze Reihe von Großstädten zum Notstandsgebiet erklären könnte. Die Ursachen dafür sind jedoch die immer tiefere Kluft zwischen Arm und Reich und die laxen Waffengesetze in den Vereinigten Staaten. Es ist kaum vorstellbar, dass Trump diese amerikanischen Grundübel in Angriff nehmen wird", heißt es in der Zeitung JIEFANG RIBAU aus Schanghai.
Mit dem für Freitag geplanten Treffen zwischen Trump und Putin in Alaska befasst die italienische Tageszeitung LA STAMPA: "In der Geopolitik gibt es eine Grundregel: Wer nicht mit am Tisch sitzt, steht auf der Speisekarte. Weder Trump noch Putin wollen den ukrainischen Präsidenten Selenskyj - geschweige denn die Europäer - beim Gipfel am Freitag in Alaska dabeihaben. Sie wollen nicht mit Selenskyj sprechen, sondern über Selenskyj: Sie wollen über die Zukunft der Ukraine entscheiden, ohne dass Kiew eingreifen kann. Der Gipfel ist keine normale Kriegsvermittlung, sondern ein Schritt in der Umstrukturierung der globalen Ordnung. Format, Veranstaltungsort und Nicht-Einladungen entscheiden im Voraus darüber, wer gewinnt und wer zu verlieren hat", stellt LA STAMPA aus Turin fest.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN kommentiert: "Für Putin ist das Treffen an sich ein großer diplomatischer Sieg, der viel bedeutender ist als ein mögliches Ergebnis des Gesprächs. Trumps Gesandter Witkoff wurde bei seinem jüngsten Moskau-Besuch getäuscht – durch Putins Andeutung von Zugeständnissen, die in Washington die Erwartung für eine Waffenruhe geweckt hat. Das war eine geschickte Taktik von Putin. Für den früheren KGB-Offizier dürfte es ein Leichtes sein, den als Bösewicht kleineren und unerfahrenen Trump zu steuern", heißt es in NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die finnische Zeitung HUFVUDSTADSBLADET kritisiert: "Der russische Präsident erhält internationales Prestige und eine goldene Gelegenheit, vor dem heimischen Publikum zu punkten. Dieser strategische Fehler des US-Präsidenten könnte Europa teuer zu stehen kommen. Putin teilt eine Philosophie mit Trump: Beide wollen signalisieren, dass sich Aggression auszahlt. Nach dem Treffen in Alaska könnte Europa ohnmächtig zusehen müssen, wie rohe Machtpolitik die Geschicke der Welt bestimmt. Ein unausgewogenes 'Abkommen' in Alaska könnte die Ruhe vor dem Sturm sein - und der definitive Todesstoß für die internationale Sicherheitsordnung", warnt die Zeitung HUFVUDSTADSBLADET aus Heldinki.
Die polnische Tageszeitung GAZETA WYBORCZA notiert: "Allein die Tatsache, dass das Gipfeltreffen in Alaska in einer Form stattfinden wird, die an die Konferenz von Jalta erinnert, bei der Entscheidungen über andere Länder ohne deren Beteiligung getroffen wurden, ist ein taktischer Erfolg für Putin. Seit über einem Jahrzehnt drängt er die Amerikaner, die Welt wie im Februar 1945 in Einflusszonen aufzuteilen. Putin wird Trump dazu drängen, die Ukraine zu teilen und Saporischschja, Cherson und den Donbass vollständig an Russland abzutreten. Würde Trump dem zustimmen, wäre dies kein zweites Jalta, sondern eine Wiederholung der Münchner Konferenz von 1938, auf der die Tschechoslowakei zerteilt wurde", betont die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT erläutert: "Selbst optimistische Prognosen lassen kaum auf eine vollständige Einstellung der Feindseligkeiten hoffen. Es ist unwahrscheinlich, dass das Ergebnis der Verhandlungen die Parteien zufriedenstellen wird. Trump könnte Putin Zugeständnisse aufzwingen, beispielsweise einen kurzfristigen Waffenstillstand. Er könnte auch darauf bestehen, dass Russland die Besetzung von Cherson und Saporischschja aufgibt. Putin ist dazu jedoch nicht bereit. Selenskyj hat bereits jetzt angekündigt, dass Kiew die Beschlüsse des US-Russland-Gipfels nicht anerkennen werde", hält MÜSAVAT aus Baku fest.