18. August 2025
Die internationale Presseschau

Einige Zeitungen kommentieren die Vorbereitungen der israelischen Armee zur vollständigen Einnahme von Gaza-Stadt. In vielen Kommentarspalten finden sich jedoch das heutige Spitzentreffen des ukrainischen Präsidenten Selenskyj mit US-Präsident Trump in Washington sowie erneut Trumps Begegnung mit dem russischen Staatschef Putin in Alaska.

US-Präsident Donald Trump (rechts) begrüßt den russischen Präsidenten Wladimir Putin bei seiner Ankunft in Alaska. Sie schütteln sich die Hände.
Trump und Putin bei der Begrüßung in Anchorage (Getty Images / Andrew Harnik)
Dazu lesen wir im britischen GUARDIAN: "Durch sein bloßes Erscheinen in Anchorage hat Putin gezeigt, dass das Ziel des Westens, ihn isolieren zu wollen, nicht funktioniert. Russland wird weiterhin ukrainische Städte bombardieren, seine Bodentruppen werden weiter vorrücken. In dieser Hinsicht hat der Gipfel nichts geändert. Was sich jedoch seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus gewandelt hat, ist die Rolle der USA in diesem Krieg. Letztendlich ist Trump der Ansicht, dass die russische Invasion keine Bedrohung für die USA darstellt und dass es somit Aufgabe der Europäer ist, die Ukraine zu unterstützen", fasst der Gastkommentator im GUARDIAN aus London zusammen.
Die NATIONAL POST aus Kanada verweist auf Folgendes: "Laut dem US-Sonderbeauftragtem Witkoff hat Putin zugestimmt, dass die Vereinigten Staaten und europäische Länder Kiew Sicherheitsgarantien nach NATO-Vorbild gewähren können - ohne dass die Ukraine eine formelle NATO-Mitgliedschaft erhält. Medienberichte deuten darauf hin, dass Putin vorgeschlagen hat, China als Sicherheitsgaranten einzubeziehen. Das würde die Lage weiter verkomplizieren."
Zu den Sicherheitsgarantien gibt die norwegische Zeitung VERDENS GANG aus Oslo zu bedenken: "Selbst wenn Putin sich darauf einlässt - wäre Trump bereit, amerikanische Soldaten in den Kampf zu schicken, wenn Moskau gegen ein solches Friedensabkommen verstößt? Das ist wenig wahrscheinlich."
Die ungarische MAGYAR NEMZET resümiert: "Die EU-Staats- und Regierungschefs waren diejenigen, die in Alaska am meisten verloren haben, weil sie die Ereignisse im Fernsehen verfolgen mussten. Europa hat an Gewicht verloren. Es kann zwar lautstark seine Lösungsvorschläge herausposaunen - aber kaum jemand schenkt dem mehr Beachtung. Die wirklich Großen brauchen diese EU-Staaten nicht. Ohne sie ist der Friedensprozess viel einfacher", meint MAGYAR NEMZET aus Budapest.
Der russische Außenminister Lawrow trug beim Eintreffen in Alaska einen Pullover, auf dem allem Anschein nach die russische Abkürzung für "UdSSR" stand. Die ukrainische KYIV POST bezeichnet dies als ... " ... wandelnde Werbetafel für alles, was die Ukraine hinter sich gelassen hat. Es hätte für einen hochrangigen russischen Diplomaten offenbar keinen besseren Zeitpunkt geben können, um dieses Shirt zu tragen. Dort, in aller Öffentlichkeit, zeigte sich die Denkweise Russlands. Wir haben die Schrecken totalitärer Ideologien kennengelernt, die erdrückende Hand des Staates, der kulturelle und historische Identität zerstört. Für die meisten von uns waren dies Fehler des 20. Jahrhunderts, deren Wurzeln bis in frühere Jahrhunderte zurückreichen. Es ist an der Zeit, das zu überwinden", zeigt sich die Zeitung KYIV POST überzeugt.
"Die Zeit militärisch-politischer Blöcke gehört der Vergangenheit an", heißt es in der russischen NESAWISSIMAJA GASETA. "In der neuen, multipolaren Welt werden Koalitionen die Hauptrolle spielen. Die unipolare Welt basierte auf der überwältigenden Ressourcen-Überlegenheit der Vereinigten Staaten. Heute aber treten Akteure auf die internationale Bühne, die die Rolle von ‚Großmächten‘ beanspruchen. Die USA verfügen nicht mehr über die Ressourcen, um eine unipolare Weltordnung aufrechtzuerhalten. Deshalb brauchen die Amerikaner heute Verbündete. Ein schwaches Europa, verwöhnt durch amerikanische Protektion, wird für sie zur Belastung. Russland mit seiner Armee und seinen Atomwaffen ist ein willkommener Verbündeter", glaubt die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Heute empfängt Trump den ukrainischen Präsidenten. Die portugiesische Zeitung CORREIO DE MANHA aus Lissabon schreibt dazu: "Selenskyjs Rückkehr ins Weiße Haus kann nur schiefgehen. Nach der öffentlichen Demütigung im Februar wird er diesmal von Trump mit einem Ultimatum konfrontiert: Entweder er akzeptiert einen Frieden zu russischen Bedingungen - sprich mit Gebietsabtretungen -, oder der Krieg geht weiter und die USA ziehen sich aus der Verantwortung zurück."
"Es ist vielsagend, dass Selenskyj von einer Reihe europäischer Freunde begleitet wird", darauf verweist die belgische Zeitung DE TIJD aus Brüssel. "Diese sind alles andere als beruhigt durch das amerikanisch-russische Gipfeltreffen und entsenden eine starke Delegation. Erneut müssen die Ukraine und Europa alle Hebel in Bewegung setzen, um Trump von ihrer Sache zu überzeugen. Das ist nicht nur für die Ukraine von lebenswichtiger Bedeutung, sondern auch, um zu verhindern, dass Russland eine existenzielle Gefahr für Europa bleibt."
"Wenn sich heute europäische und amerikanische Regierungsvertreter treffen, werden sie mehr zu besprechen haben als nur Grenzfragen", betont die NEW YORK TIMES aus den USA. "Die Europäer müssen einen Weg finden, Trump für konkrete Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu gewinnen – darunter könnte auch eine Friedenstruppe sein, die Putin davon abhalten würde, den Krieg in einigen Jahren wieder aufzunehmen."
LES DERNIERES NOUVELLES D'ALSACE aus Straßburg in Frankreich spitzen es zu: "Heute werden wir erfahren, auf welcher Seite Donald Trump steht, und ob die Europäer mit einer Stimme sprechen. Heute werden wir erfahren, ob der Präsident der USA versucht ist, der freien Welt den Rücken zu kehren."
Israels Armee hat nach eigenen Angaben mit den Vorbereitungen für eine vollständige Einnahme von Gaza-Stadt begonnen. Dazu zählt auch, dass Palästinenser die Kampfgebiete in Richtung Süden verlassen sollen. Die palästinensische Zeitung AL QUDS warnt: "Die Besetzung wird die humanitäre Katastrophe nochmals verschärfen. Sie wird aber auch ein internationales Klima schaffen, in dem das Vorgehen Israels noch kritischer gesehen wird als bislang. Für die Palästinenser kann die Reaktion nur sein, die Weltöffentlichkeit für ihr Anliegen zu gewinnen und internationale Institutionen zu mobilisieren, um Israel zur Rechenschaft zu ziehen. Dieser Schritt ist vor allem nötig, um zu verhindern, dass Gaza zu einer Art Vakuum-Region wird, dessen Bevölkerung völlig entwurzelt ist. In den kommenden Wochen wird sich darum auch zeigen, was Menschlichkeit in der Politik noch zählt. Das war AL QUDS aus Ramallah.
Die türkische Zeitung YENI ŞAFAK kommentiert: "Diese Besatzung wird systematisch und ohne internationale Hindernisse durchgeführt. Seit dem 7. Oktober 2023 werden Spekulationen darüber angestellt, wer oder was Israel aufhalten kann. Es gibt Kritik von israelischen Oppositionspolitikern, außerdem wächst die weltweite Wut auf Israel. Warum wird Regierungschef Netanjahu nicht von einem Land wie den USA gestoppt? Der republikanische Senator Graham argumentiert, die Unterstützung Israels sei eine religiöse Verpflichtung. Und das scheint die wichtigste Sichtweise der US-Politik in Israel-Fragen zu sein", meint YENI ŞAFAK aus Istanbul.
Unter anderem in Schweden gibt es die Forderung nach der Aufnahme von Verletzten aus Gaza. Die schwedische Zeitung AFTONBLADET führt aus: "Die ablehnende Haltung der Regierung ist seltsam. Das Argument einer Überlastung unseres Gesundheitswesens wirkt vorgeschoben. Mehrere Kliniken haben ihre Bereitschaft bekundet. Seit Jahren werden bei uns ukrainische Patienten mit schweren Kriegsverletzungen behandelt. Das war eine Selbstverständlichkeit und hat gut funktioniert. Es gibt also keinen Grund, nicht dasselbe für Schwerkranke aus Gaza zu tun. In einer hitzigen Debatte wurde die Sorge geäußert, dass diese Menschen anschließend Asyl in Schweden beantragen und Antisemitismus mitbringen könnten. Aber wir könnten Kinder vor dem Tod retten, und wir haben eines der besten Gesundheitssysteme der Welt", stellt AFTONBLADET aus Stockholm fest.