21. August 2025
Die internationale Presseschau

Viele Zeitungen blicken auf die Frage, ob sich der russische Präsident Putin mit dem ukrainischen Staatschef Selenskyj treffen wird. Aber auch die Situation im Gazastreifen ist wieder Thema. Angesichts der israelischen Vorbereitungen einer Offensive auf Gaza-Stadt schreibt die spanische Zeitung EL MUNDO:

Eine Frau läuft im Gaza-Streifen durch die Trümmer eines durch einen israelischen Luftschlag zerstörten Gebäudes.
Trümmer eines durch einen israelischen Luftschlag zerstörten Gebäudes. (picture alliance / SIPA / Omar Ashtawy / apaimages)
"Die israelische Regierung hat der Zweistaatenlösung einen weiteren Todesstoß versetzt. Israel hat das Recht, seine Sicherheit zu schützen. Doch diese Sicherheit bleibt brüchig, wenn den Palästinensern jede Aussicht auf Souveränität verweigert wird. Die Offensive zur Einnahme der Stadt Gaza würde einen enormen Preis an palästinensischen Menschenleben fordern und zugleich das Leben der israelischen Geiseln bedrohen", befürchtet EL MUNDO aus Madrid.
Mehrere Staaten, darunter Frankreich, Kanada und Australien, wollen im September einen palästinensischen Staat anerkennen. Dazu schreibt die JERUSALEM POST: "Ein einseitig ausgerufenes Staatswesen, das in einem Vakuum existiert, kann die Kernprobleme nicht lösen: die Herrschaft der Hamas im Gazastreifen, ein zersplittertes palästinensisches Staatswesen, die legitimen israelischen Sicherheitsbedürfnisse. Aber es gibt eine unbequeme Erkenntnis über Israels Ansehen und Diplomatie: Nach fast zwei Jahren Krieg ist es nahezu unmöglich, ohne klare politische Perspektive eine breite internationale Unterstützung aufrechtzuerhalten", hebt die JERUSALEM POST aus Israel hervor.
"Diplomatisch wird jede Eskalation im Gazastreifen zur weiteren internationalen Isolation führen", ist sich auch die panarabische Zeitung AL SHARQ AL-AWDSAT sicher. "Die Tatsache, dass die westlichen Staaten ihre Unterstützung Israels zurückfahren, weist darauf hin, dass sich Tel Aviv zunehmend in einer fragilen strategischen Lage befindet. Das Land droht an den Rand des internationalen Systems gedrängt zu werden. Auch in der arabischen Welt gibt es einen Wandel. Länder, die ihre Beziehungen zu Israel normalisiert haben, machen für die weitere Zusammenarbeit ernsthafte Fortschritte auf dem Weg zu einem palästinensischen Staat zur Bedingung. Israel steht vor einem Dilemma: Wie kann ein Staat die Kontrolle über ein von seinen Feinden beherrschtes Gebiet erlangen, ohne dass dies seine eigene Legitimität untergräbt?". Das war AL SHARQ AL-AWDSAT mit Sitz in London.
"Warum setzen sich führende Politiker nicht an einen Tisch?", lautet die Frage in KARAR aus der Türkei. "So wie im Fall des Ukraine-Gipfels? Die ganze Welt hat zugeschaut und kommentiert dies nun. Das Treffen der Staats- und Regierungschefs in Washington zeigt, wie wichtig Diplomatie ist. Dieser Weg wurde für Gaza nicht einmal als Option in Betracht gezogen. Die Behauptung, dass islamische Länder nicht die Macht dazu haben, ist Unsinn. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich einige Länder zusammenschließen und eine gemeinsame Arbeitsgruppe bilden, um Einfluss auf die USA auszuüben. Keiner hat das versucht", beklagt KARAR aus Istanbul.
Nach dem Willen von US-Präsident Trump soll es innerhalb von zwei Wochen ein Treffen zwischen dem ukrainischen Staatschef Selenskyj und Kremlchef Putin geben. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG überlegt, ob es tatsächlich dazu kommen wird. "Die Frage ist, wie sehr Putin dem amerikanischen Druck standhalten und ein solches Treffen weiter hinauszögern kann, ohne Trump zu erzürnen. Er könnte auch einwilligen in der Hoffnung, Trump damit zu zeigen, dass mit Selenskyj keine Verhandlungen möglich sind. Nach wie vor ist nicht erkennbar, woraus sich die großen Hoffnungen auf eine baldige Friedenslösung speisen sollten - zu weit liegen die Positionen auseinander", meint die NZZ aus der Schweiz.
In der russischen NESAWISSIMAJA GASETA lesen wir: "Moskau gibt bislang keinen Anlass zu der Annahme, dass das Treffen stattfinden wird. Es gab lediglich Hinweise, dass Großbritannien und die EU neue Sanktionen gegen Russland verhängen würden, falls es nicht zu Gesprächen kommen sollte. Dies verringert die Wahrscheinlichkeit eines solchen Treffens. Der Kreml mag Verhandlungen unter Druck nicht."
Der Gastkommentator im New Yorker WALL STREET JOURNAL sieht es so: "Ein Scheitern von Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine würde Trumps Ruf als großartiger Verhandlungsführer schaden. Es würde die Republikaner in die Defensive drängen - einhergehend mit Verlusten bei den Zwischenwahlen. Die Welt würde die Führungsrolle Amerikas in Frage stellen; unsere Feinde würden ermutigt. Trump kann diesen Krieg zu einem Abschluss bringen, indem er das tut, was Putin am meisten fürchtet: die Schmeicheleien und Forderungen des russischen Diktators zurückweisen und darauf bestehen, dass er ein faires Abkommen schließt. Aber nicht nur die Republikaner hoffen, dass der Meister der Verhandlungen Erfolg hat. Alle im Westen halten den Atem an." Das war ein Gastkommentar aus dem WALL STREET JOURNAL aus den USA.
"Putin ist nicht satt", betont die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA aus Mailand. "Er kann nicht einfach so aus dem Krieg aussteigen. Vor allem wird er sich jeder Form von Sicherheitsgarantien für die Ukraine widersetzen. Putin wird alles in seiner Macht Stehende tun, um die 'Friedensverhandlungen' in die Länge zu ziehen, nachdem er Trump das hinterhältigste Zugeständnis abgerungen hat: dass in der Zwischenzeit kein Waffenstillstand erforderlich sei."
In Polen ist eine militärische Drohne abgestürzt, die nach Regierungsangaben aus Russland stammt. Zu dem Vorfall schreibt das polnische Nachrichtenmagazin POLITYKA: "Wir sind nicht nur 'Querschlägern' ausgesetzt, sondern stehen auch im Visier Russlands. Es geht darum, das System - nicht nur das militärische - zu testen. Und was derzeit auf der Weltbühne geschieht, gibt Russland viele Gründe, zu provozieren und Reaktionen zu testen."
Auch die in Taipeh erscheindende taiwanesische Zeitung LIANHE BAO blickt auf die Gefahr für das eigene Land. "Der Frieden in der Ukraine scheint nach dem Treffen zwischen Trump und Putin näher zu rücken. Sicher wird die Ukraine dabei die bereits verlorenen Gebiete abtreten müssen. Für Taiwan lautet nun die Frage: Wird Amerika die frei gewordenen Ressourcen dafür einsetzen, neben dem bereits bestehenden Technologie- und Handelskrieg mit China einen neuen heißen Krieg anzuzetteln?"
Die 2020-er Jahre dürften als Wendepunkt in die Geschichte eingehen, analysiert KATHIMERINI aus Athen und führt aus: "Die zweite Amtszeit Trumps und die Tatsache, dass Putin einen unprovozierten Krieg gegen die Ukraine begonnen hat, zeigen Folgendes: Es ist nur eine Wunschvorstellung, dass die Demokratie zwar Fehler machen kann, aber letztlich die richtige Lösung findet. Denn Trump und Putin heben das Konzept der Gerechtigkeit auf und zeigen, dass das einzige, was zählt, der Wille der Mächtigen ist", stellt KATHIMERINI aus Griechenland fest.
Die USA entsenden drei Kriegsschiffe vor die Küste Venezuelas. Das kommentiert die spanische Zeitung EL PAIS folgendermaßen: "Die Stationierung der Zerstörer stellt eine neue Eskalation dar. Die USA erheben vage Vorwürfe gegen Machthaber Maduro wegen angeblicher Beziehungen zu einem Drogenkartell. Aber es gibt Widersprüche innerhalb der Trump-Regierung. Während das Justizministerium ein Kopfgeld auf Maduro aussetzt, genehmigt das Weiße Haus gleichzeitig die Wiederaufnahme der Ölförderung in Venezuela und ebnet damit den Weg für eine Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen. Solche Doppelstandards untergraben nicht nur die Glaubwürdigkeit der USA, sondern stärken das Regime in Venezuela", betont EL PAIS aus Madrid.
Die argentinische Zeitung LA NACION meint: "Tatsächlich üben kriminelle Organisationen immer mehr Macht aus und unterwandern die wichtigsten militärischen, wirtschaftlichen und bürokratischen Strukturen. Solange das Maduro-Regime an der Macht bleibt, wird dieses Problem weiter zunehmen. Die internationale Gemeinschaft muss das erkennen. So wie Venezuela heute ist, darf es nicht bleiben." Das war LA NATION aus Buenos Aires.