
Dazu schreibt die britische Zeitung THE INDEPENDENT: "Wenn der israelische Ministerpräsident Netanjahu über die staatsmännischen Qualitäten verfügen würde, die in einer Situation wie dieser erforderlich sind, hätte er mittlerweile das Friedensangebot der Hamas angenommen, einen Waffenstillstand vereinbart, den Prozess der Beendigung des Krieges im Gazastreifen eingeleitet und die Rückkehr von der Hälfte der etwa 20 Geiseln, die noch am Leben sind, gesichert. Das Angebot für ein Waffenstillstandsabkommen ist keineswegs perfekt. Und es gab für die Hamas niemals eine Rechtfertigung für ihre Gräueltaten und die Geiselnahmen am 7. Oktober 2023. Aber laut katarischen Quellen ist das von der Hamas vorgeschlagene Abkommen fast identisch mit einem amerikanischen Vorschlag, den die Israelis zuvor akzeptiert hatten. Netanjahu scheint entschlossen, Ausreden zu finden, um einen Frieden zu vermeiden", beobachtet THE INDEPENDENT aus London.
"Die Hamas wird in den Untergrund gedrängt", titelt die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA und führt aus: "Es wird erwartet, dass die israelische Armee bereits im September mit einer umfassenden Belagerung von Gaza-Stadt beginnt. Die Frage ist jedoch, wie wirksam der militärische Druck ist. Die neuesten Geheimdienstdaten der israelischen Armee deuten darauf hin, dass die Hamas mit der Wiederherstellung ihres Tunnelsystems und anderer unterirdischer Infrastruktur im Gazastreifen begonnen hat, auch in Gebieten, in denen israelische Einheiten bereits operiert haben. Die Offensive der israelischen Armee wird die Militanten nur noch tiefer in den Untergrund drängen und die völlige Zerschlagung der Hamas erschweren", meint die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Die türkische Zeitung DÜNYA notiert: "Der israelische Plan zur kompletten Einnahme des Gazastreifens schürt die Spannungen im Nahen Osten und erschüttert die globalen Handelswege und Energiemärkte. Das Chaos am Roten Meer wirkt sich bis zu den Preisen in den Supermarktregalen aus. Die Gaza-Krise ist nicht nur ein Konflikt, sondern ein Testlauf, der das globale Sicherheits- und Machtgleichgewicht neu definiert. Der Gazastreifen ist nicht mehr nur Teil des palästinensisch-israelischen Konflikts. Die Krise verschärft die Spannungen zwischen dem Iran und Israel und bedroht durch Angriffe der jemenitischen Huthi im Roten Meer den Welthandel. Die bedingungslose Unterstützung der USA für Israel, das vorsichtige Vorgehen Europas und der wachsende Einfluss der BRICS-Staaten zeigen, dass die Krise eine neue Bruchlinie in der multipolaren Weltordnung geschaffen hat", analysiert DÜNYA aus Istanbul.
In der schwedischen Zeitung DAGENS NYHETER ist zu lesen: "Israel hat mit seiner Bodeninvasion in Gaza-Stadt damit begonnen, seine Kontrolle über den Gazastreifen weiter auszubauen. Ein wichtiger Grund, warum die EU nicht über Verurteilungen hinauskommt, ist Deutschland. Berlin ist nicht allein, wenn es darum geht, weiter mit Israel Handel zu treiben, als wäre nichts passiert. Aber die Deutschen sind wegen ihrer Bevölkerungszahl oft entscheidend bei Abstimmungen. Mindestens 15 Mitgliedsländer mit 65 Prozent der EU-Bevölkerung müssten für die Aufkündigung des Abkommens zwischen der EU und Israel stimmen. Der Holocaust ist einer der Beweggründe für Deutschland, am Abkommen festzuhalten. Auch gibt es gute Gründe, Israel bei seiner Verteidigung gegen Terror-Organisationen wie die Hamas zu unterstützen. Aber man muss sich auch an internationales Recht halten", unterstreicht DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Die arabischsprachige Zeitung AL AYYAM aus Ramallah im Westjordanland sieht es so: "Angesichts der geplanten Invasion von Gaza-Stadt scheint es, als unterscheide sich der derzeitige Krieg von den vorhergehenden auf grundlegende Weise. Während diese vor allem taktischer Natur waren und darauf abzielten, der Hamas die Flügel zu stutzen und gleichzeitig deren Kontrolle über den Gazastreifen und damit die innerpalästinensische Spaltung zu erhalten, zielt der aktuelle Krieg offenbar darauf ab, die Palästinenser aus dem Gazastreifen vollständig zu vertreiben. Es scheint, als gehe es der Regierung darum, ein sogenanntes Groß-Israel zu errichten, ein Projekt, dass auf die Annexion fast des gesamten palästinensischen Gebiets hinausläuft", befürchtet AL AYYAM.
Nun zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die tschechische Zeitung HOSPODÁRSKÉ NOVINY hält ein Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Putin und dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj für unrealistisch: "Die Europäer sollten nicht naiv sein. Dieses Treffen wird es in naher Zukunft wahrscheinlich nicht geben - und falls doch, wird es keinen Durchbruch bringen. Die Gründe dafür sind offensichtlich: Trotz seiner wirtschaftlichen Probleme fühlt sich Russland auf dem Vormarsch, und sein Staatschef hat das Gefühl, dass die russischen Ressourcen später erschöpft sein werden als die der Ukraine, die auf die Hilfe ihrer westlichen Freunde angewiesen ist. Er wird daher alle Verhandlungen über ein Treffen so lange wie möglich hinauszögern und verschiedene Bedingungen erfinden, die erfüllt werden müssen", vermutet HOSPODÁRSKÉ NOVINY aus Prag.
Die chinesische Zeitung XINJING BAO aus Peking bemerkt: "Das Weiße Haus und die europäischen Hauptstädte sprechen dieser Tage viel über konkrete Bemühungen für einen Frieden in der Ukraine. Kiew meldet jedoch die heftigsten Luftangriffe aus Moskau seit Beginn der Invasion. Ist ein Frieden also wirklich in greifbarer Nähe? Der Kreml gibt sich jedenfalls auffällig schweigsam zu einem möglichen Treffen zwischen den Präsidenten der beiden Kriegsparteien, Putin und Selenskyj, unter vier Augen."
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio erläutert: "Die Diskussionen über Sicherheitsgarantien sind für die Ukraine ein wichtiger Punkt. Was die Entsendung der Soldaten aus Europa betrifft: Auch wenn beispielsweise Großbritannien oder Frankreich Überwachungstruppen schicken würden, würde deren Zahl die Zehntausender wohl kaum überschreiten. Um eine erneute Invasion Russlands zu verhindern, wären aber hunderttausende Soldaten nötig."
Die brasilianische Zeitung FOLHA DE SÃO PAULO aus São Paulo merkt an: "Die theatralischen Auftritte des US-Präsidenten bei den Treffen mit Putin in Alaska sowie mit Selenskyj und mehreren europäischen Staatsführern in Washington haben wenig zu einer Friedenslösung beigetragen. Mit seinem unberechenbaren Verhalten schürt Trump auf dem heiklen Gebiet der Diplomatie nur Unsicherheit und untergräbt die Chancen für einen Waffenstillstand in der Ukraine."
Nun noch Stimmen zum Zollabkommen zwischen der EU und den USA. Die belgische Zeitung DE TIJD wirft ein: "Im Vergleich zum Worst-Case-Szenario ist das Abkommen eine gute Nachricht. US-Präsident Donald Trump hatte Zölle von bis zu 250 Prozent angedroht. Gut ist auch, dass nun etwas mehr Sicherheit darüber herrscht, woran die Exporteure sind - wenngleich noch längst nicht alle Details, Bedingungen und Fristen festgelegt sind. Positiv ist zudem, dass eine Spirale von Zöllen und Gegenzöllen vermieden wurde. Doch letztlich bleibt dies eine Übung in Schadensbegrenzung", bilanziert DE TIJD aus Brüssel.
Die französische Zeitung LES DERNIÈRES NOUVELLES D'ALSACE erklärt: "Dieser unter Druck ausgehandelte Deal trägt die Handschrift eines Präsidenten, der bestrebt ist, die negative Handelsbilanz seines Landes auszugleichen, einen Keil in die europäische Regulierung des digitalen Sektors zu treiben und die technologische, energetische und militärische Abhängigkeit der Europäer von den Amerikanern zu zementieren." Das war zum Ende der internationalen Presseschau LES DERNIÈRES NOUVELLES D'ALSACE aus Straßburg.