25. August 2025
Die internationale Presseschau

Heute mit Kommentaren zur Migrationspolitik in England und Irland und der Lage im Gazastreifen. Zunächst aber ein Blick in die USA.

22. Mai 2018: Donald Trump und seine Berater im Oval Office im Weißen Haus, beobachtet von seinem damaligen Sicherheitsberater John Bolton. Photo byy Oliver Contreras/Pool/ABACAPRESS.COM |
Kritischer Blick auf Trump: John Bolton war im Mai 2018 noch Sicherheitsberater des US-Präsidenten. (picture alliance / Pool/ ABACA / Oliver Contreras)
Die US-Bundespolizei FBI hat Medienberichten zufolge das Haus des früheren nationalen Sicherheitsberaters Bolton durchsucht. Bolton gehört mittlerweile zu den schärfsten Kritikern des US-Präsidenten. Dazu schreibt die norwegische Zeitung VERDENS GANG: "Die Aktion gegen John Bolton ist ein weiteres Beispiel dafür, wie US-Präsident Trump in seiner zweiten Amtszeit gegen seine angeblichen Feinde vorgeht. Bolton war früher ein Berater des Präsidenten, bis sich die beiden überwarfen. Es fällt schwer, in der Razzia gegen Bolton etwas anderes als einen Vergeltungsschlag zu sehen. Selbst wenn die Ermittlungen gegen Bolton nicht in eine Anklage oder gar eine Strafe münden, haben solche Razzien das Ziel, Zweifel an der Glaubwürdigkeit und Integrität dieser Leute zu säen. Es gibt viel über Trump als Präsident zu sagen, aber sein Rachedurst gegenüber Leuten, die es gewagt haben, ihn zu kritisieren, ist vielleicht seine schlimmste Eigenschaft. Hier bewegt er sich definitiv am Rand dessen, was eines demokratischen Landes würdig ist", moniert VERDENS GANG aus Oslo.
Die dänische Zeitung POLITIKEN macht auf einen weiteren Aspekt der Politik Trumps aufmerksam: "Donald Trump bläst zum Kampf gegen Briefwahlstimmen. Auf Truth Social kündigte er einen Erlass an. Wahlen in den USA sind seit Jahrzehnten geprägt vom gegenseitigen Misstrauen zwischen den großen Parteien, und darum hat es wiederholt Untersuchungen gegeben. Gefunden wurde verschwindend wenig, aber trotzdem florieren Verschwörungsmythen. Besonders auffällig ist das Timing. Für Trump geht es darum, vor den Zwischenwahlen 2026 Zweifel zu säen, um das Ergebnis anfechten zu können. Auf diese Weise wird das Vertrauen in den eigentlichen Wahlvorgang erschüttert und der Boden für die Verschwörungsmythen bereitet, die Trump für seine politischen Ziele nutzt wie kein anderer", vermerkt POLITIKEN aus Kopenhagen.
Angesichts des Verhaltens des amerikanischen Präsidenten schaut die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA mit Besorgnis auf den anstehenden Besuch des polnischen Staatsoberhaupts in Washington: "Im Gegensatz zu seiner ersten Amtszeit umgibt sich Trump derzeit mit lauter Beifallklatschern. Er ist überzeugt, dass das Schicksal ihm eine besondere Mission anvertraut hat, nachdem er im Wahlkampf wie durch ein Wunder einem tödlichen Attentat entgangen war. Daher besteht keine Hoffnung, dass er wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt. Das wirft die Frage auf, wie man auf einen Mann mit solch immenser Macht reagieren soll. Jetzt ist Polen an der Reihe. Der neue polnische Präsident Nawrocki soll am 3. September in Washington erscheinen. Nawrocki begegnet derzeit nicht nur allem, was Trump sagt, mit Ehrfurcht, sondern betrachtet den amerikanischen Präsidenten quasi als eine Art Guru. Doch irgendwann wird auch der polnische Präsident erkennen müssen, dass nicht alles in Ordnung ist und dass es ihm selbst ernsthaft schaden könnte, wenn sich die polnischen Wähler zu sehr mit Donald Trump identifizieren“, notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die italienische Zeitung LA REPUBBLICA erinnert an die Besuche europäischer Spitzenpolitiker in Washington: "Was wird von der hektischen diplomatischen Tour de Force Mitte August übrig bleiben? Am Ende wird man sich an diesen Tagen weniger an die europäischen Bemühungen um eine Annäherung zwischen den USA und der Ukraine erinnern als an das Gipfeltreffen zwischen den Präsidenten Trump und Putin in Alaska. Eine erste Bilanz lässt einen Sieger erkennen: Den russischen Präsidenten Putin. Der Gipfel in Anchorage hat Russland viel von dem zugestanden, was es heute strategisch interessiert, nämlich die Anerkennung seines Status als Supermacht", kritisiert LA REPUBBLICA aus Rom.
Wir blicken nach Großbritannien. Dort gibt es seit Wochen Proteste gegen Asylbewerber. In der Stadt Epping müssen die Asylsuchenden jetzt, auf Anordnung eines Gerichts, ein Hotel räumen, das für sie angemietet worden war. Die spanische Zeitung EL PAÍS kommentiert: "Aktuell gibt es mehr als 110.000 Menschen im Vereinigten Königreich, die auf eine Entscheidung über ihren Asylantrag warten. Davon leben mehr als 32.000 in 210 Hotels verstreut über das ganze Land. Premier Keir Starmer versprach, die Nutzung von Hotels zur Unterbringung von Asylbewerbern während seiner Amtszeit zu beenden, aber das scheint wenig realistisch. Der Druck der Ultrarechten unter der Führung von Nigel Farage und seitens der Torys ist hoch, aber eine Verschärfung der Migrationspolitik ist nicht automatisch die beste Antwort: Immerhin sind am Wochenende auch tausende Menschen auf die Straße gegangen, um Starmer daran zu erinnern, dass die demokratische und humanitäre Tradition Großbritanniens nicht das Hauptopfer dieser Krise sein darf", betont EL PAÍS aus Madrid.
Auch im Nachbarland Irland gibt es Diskussionen über die Migrationspolitik. Die irische Zeitung IRISH DAILY MIRROR meint zu einer Gesetzesreform: "Es ist lächerlich, dass ein Gesetz geändert werden musste, um illegalen Einwanderern den Zugang zu Sozialwohnungen zu verwehren. Eine solche Situation wäre schon im besten Fall unerträglich, ist aber in einer Zeit der Wohnungsnot noch schlimmer. Das festzustellen, ist eine Sache des gesunden Menschenverstands. Illegale Einwanderer haben überhaupt kein Recht, hier zu sein, geschweige denn steuerfinanzierte Wohnungen zu besetzen", soweit der IRISH DAILY MIRROR aus Dublin.
Themenwechsel: Die palästinensische Zeitung AL AYYAM beschäftigt sich mit der Hungersnot im Gazastreifen: "Nach langem Zögern erklären nun auch die Vereinten Nationen, dass in Gaza-Stadt eine Hungersnot herrscht. Sie verschweigen allerdings, dass auch im nördlichen, südlichen und zentralen Gazastreifen eine Hungersnot herrscht. Obwohl Fakten vor Ort wie auch internationale Zeugenaussagen, Satellitendokumentationen und offizielle israelische Erklärungen die Hungersnot belegen, erklärt die Regierung Netanjahu weiterhin, der UN-Bericht sei eine Lüge. Glauben wollen diese Erklärungen aber nur noch die, die zur Vernichtung des Gazastreifens aufrufen", erklärt AL AYYAM aus Ramallah.
Die türkische Zeitung STAR urteilt: "Die Vereinten Nationen geben immer wieder ähnliche Erklärungen zur Hungersnot in Gaza ab. Was passiert dann? Nichts! In diesen Minuten sterben im Gazastreifen, der durch israelische Bomben verwüstet wurde, Menschen vor Hunger. Andere warten am Rande des Todes darauf. Können wir das nachvollziehen? Nein, weil wir selbst keinen Hunger leiden. Man wünscht sich, die Situation in Gaza mit besseren Ausdrücken beschreiben zu können. Doch die Situation ist so, dass sie keinen Raum für poetische Ausdrücke lässt. Und was kann der Einzelne tun? Er muss nachvollziehen, was die Menschen im Gazastreifen durchmachen. Können wir das? Nein, denn wir sind satt und leiden nicht unter Hunger", konstatiert STAR aus Istanbul.
Die KLEINE ZEITUNG aus Österreich erläutert zur Zukunft Gazas: "Israel bereitet die Einnahme von Gaza-Stadt vor, gleichzeitig will Ministerpräsident Benjamin Netanjahu über eine neue Feuerpause verhandeln lassen. Die Hamas-Anführer wollen mit einer Waffenruhe nur noch die vollständige Zerschlagung ihrer Organisation verhindern. Der Krieg in Nahost nimmt damit nach knapp zwei Jahren eine neue Wendung. In der neuen Phase des Krieges wird es weniger um militärische Faktoren gehen, weil Israel schon jetzt mehr als 70 Prozent des Gazastreifens kontrolliert und die Hamas kaum noch Gegenwehr leisten kann. Stattdessen geht es um die Frage, welche Kriegspartei die grundsätzlichen Ziele durchsetzen kann: Israel will die Hamas vernichten, und die Hamas will den Krieg überleben und weiter gegen Israel kämpfen. Für die israelischen Geiseln und die palästinensischen Zivilisten ist kein Ende des Leids in Sicht", folgert die KLEINE ZEITUNG aus Graz zum Ende der Internationalen Presseschau.