26. August 2025
Die internationale Presseschau

Heute werden unter anderem die Regierungskrise in Frankreich, der Einsatz der Nationalgarde in mehreren Städten in den USA sowie der Krieg im Gazastreifen kommentiert. Gestern starben bei einem israelischen Angriff 20 Menschen, darunter fünf Journalisten.

Das Bild zeigt eine schwarze Fotokamera. Auf dem Objektiv sind Blutspritzer zu sehen.
Bei einem Angriff auf das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis im Süden des Gazastreifens kamen am 25.08.2025 auch mehrere Journalisten ums Leben. (IMAGO / Anadolu Agency / Abdallah F.s. Alattar)
Dazu schreibt die spanische Zeitung EL MUNDO: "Die Zahl der getöteten Berichterstatter seit Beginn des Kriegs vor fast zwei Jahren steigt bereits auf über 200. Der Gaza-Krieg ist damit schon jetzt der Konflikt mit den meisten getöteten Reportern seit dem Zweiten Weltkrieg - noch vor dem Irak, Vietnam oder Afghanistan. Das lässt vermuten, dass es sich nicht um militärische oder technologische Fehler handelt, sondern um eine gezielte Strategie. Die Regierung von Ministerpräsident Netanjahu missachtet mit ihrem Kriegskurs die Werte einer Demokratie. Die Tötung von Zeugen wie den Journalisten, die vor Ort arbeiten, ist zu einem der tragischsten Symptome des Konflikts in Gaza geworden", beklagt EL MUNDO aus Madrid.
Die dänische Zeitung POLITIKEN führt aus: "Vor allem in der westlichen Welt verurteilen immer mehr Regierungen die Fortsetzung der Angriffe in Gaza. Diese Staaten kritisieren die unzureichende Nothilfe ebenso wie Netanjahus Pläne, Gaza-Stadt einzunehmen oder die Palästinenser zum Verlassen des Gazastreifens zu zwingen. Hinzu kommt die Kritik am Bau neuer Siedlungen im Westjordanland und immer mehr Regierungen fordern zu Netanjahus Verdruss die Gründung eines palästinensischen Staates. Netanjahus Kriegsführung schwächt die internationale Unterstützung für Israel", erklärt POLITIKEN aus Kopenhagen.
Der Kommentator der NEW YORK TIMES übt ebenfalls scharfe Kritik an der israelischen Regierung: "Es ist absolut klar, dass diese israelische Regierung Mord, Brudermord und auch Selbstmord begeht. Sie zerstört Israels Ansehen in der Welt, sie tötet Zivilisten in Gaza, scheinbar ohne Rücksicht auf unschuldiges menschliches Leben. Sie spaltet die israelische Gesellschaft und das weltweite Judentum zwischen denen, die weiterhin zu Israel stehen wollen, egal was passiert, und denen, die nicht länger tolerieren, erklären oder rechtfertigen können, wohin diese israelische Regierung den jüdischen Staat führt und sich nun von ihr distanzieren wollen", ist in der NEW YORK TIMES zu lesen.
Die KLEINE ZEITUNG aus Österreich kommentiert die von US-Präsident Trump beschlossenen Einsätze der Nationalgarde in von Demokraten regierten Großstädten: Dies sei - Zitat - "vor allem eine Machtdemonstration und ein Einschüchterungsversuch des politischen Gegners und ein weiterer Test, wie weit Trump gehen kann. Dass Trumps Bulldozer-Politik rasend schnell ist, macht es doppelt schwer. Der Präsident signiert fast schon im Stundentakt neue Exekutivverordnungen, im Weißen Haus jagt eine Pressekonferenz die nächste. Die sprachlos wirkende demokratische Parteiführung ist von diesem Stakkato heillos überfordert, die Medien des Landes verfallen zunehmend in eine gefährliche Normalisierungsspirale. Kommt jeden Tag der Tabubruch, wird der Tabubruch mit der Zeit normal", warnt die KLEINE ZEITUNG aus Graz.
Die Zeitung JINGJI RIBAO aus Taiwan befasst sich mit der weiter eskalierenden Konfrontation zwischen Trump und der US-Notenbank: "Bislang ist es weder Trump noch dem Chef der amerikanischen Zentralbank, Powell, gelungen, den anderen auszubooten, aber Trump will sich nicht geschlagen geben und fährt immer stärkere Geschütze auf. Powell hat zwar nie zu verstehen gegeben, dass er Zinssenkungen grundsätzlich ablehnt, aber Trump geht es auch um das Ausmaß und das Tempo dabei. Ein Ende dieses Streits ist nicht in Sicht. Trumps neue Strategie besteht offenkundig darin, die Mitglieder des Leitungsgremiums nach und nach durch ihm hörige Gouverneure zu ersetzen und dadurch Powells Autorität und Macht zu untergraben. Von einer Unabhängigkeit der US-Notenbank wird am Ende dieses Prozesses dann nichts mehr übrig bleiben", analysiert JINGJI RIBAO aus Taiwan.
Die finnische Zeitung HUFVUDSTADSBLADET beleuchtet die Migrationspolitik der US-Regierung: "Die verschärften Einwanderungsregeln der Vereinigten Staaten wirken sich auf Lateinamerika aus. So hat Mexiko tausende ausgewiesene Menschen aufgenommen, andere sind nach Kolumbien gekommen und hunderte Personen wurden nach El Salvador gebracht. Die Zahlen steigen ständig, während die USA darauf verweisen, dass die Zahl der Migranten an der Grenze zu Mexiko gesunken ist. Wegen der Migrationspolitik der USA gehen die Menschen nun verstärkt in andere lateinamerikanische Länder, die bereits die Folgen der früheren Flüchtlingswellen spüren", erläutert die Zeitung HUFVUDSTADSBLADET aus Helsinki.
Nach Frankreich. Dort hat Ministerpräsident Bayrou angekündigt, im Streit um die geplanten Einsparungen im Haushalt die Vertrauensfrage zu stellen. Bayrou habe alles auf eine Karte gesetzt, notiert der Pariser FIGARO: "Als Sieger würde er gestärkt aus dieser Episode hervorgehen. Doch es bahnt sich an, dass der Sturz seiner Regierung wohl unvermeidlich ist. Am 8. September wird die Linke gegen ihn stimmen. Das war klar und zu erwarten. Linkenchef Mélenchon dürfte die Grünen, die Kommunisten und die meisten Sozialisten mit sich ziehen. Die Überraschung kommt eher vom Rassemblement National. Marine Le Pen hat nun die Spannung beendet. Sie wird dem Premierminister das Vertrauen entziehen und wie Jean-Luc Mélenchon fordert sie die Auflösung der Nationalversammlung. Steuert Frankreich auf eine Staatskrise zu? Die Stunde der Wahrheit rückt näher", unterstreicht LE FIGARO.
In der ebenfalls in Paris erscheinenden Zeitung LIBERATION heißt es: "Selbstmörderisch oder mutig – Bayrous Ankündigung, die nach einem kurzen Moment der Fassungslosigkeit von allen Oppositionsparteien beim Wort genommen wurde, hat zweifellos von beidem etwas. Hat François Bayrou also noch eine Chance, seinen Posten zu retten? In der Politik ist alles möglich. Er hat noch zwei Wochen Zeit, um auf der Welle der Dramatisierung von gestern zu surfen und davon zu überzeugen, dass alle von Anstrengungen profitieren werden. Der Countdown läuft", erklärt die französische LIBERATION.
Polens neuer Präsident Nawrocki hat gestern mit seinem Veto einen Gesetzentwurf zur Verlängerung der Sozialleistungen für ukrainische Flüchtlinge gestoppt. In einem Gastkommentar der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN ist zu lesen: "Seit Beginn des russischen Invasionskriegs hat Polen mit einem Budget von fast fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts die Ukraine kräftig unterstützt und viele Flüchtlinge aufgenommen. Auch ein Großteil der Hilfsgüter vom Ausland für die Ukraine wird mit polnischer Unterstützung transportiert. Seit dem vergangenen Jahr allerdings protestiert die polnische Bevölkerung zunehmend gegen weitere Hilfen für die Ukrainer. Auch die jahrzehntelangen Konflikte zwischen den beiden Staaten spielen eine Rolle - beispielsweise die von ukrainischen Nationalisten verübten Massaker an Polen während des Zweiten Weltkriegs. Das ist ein ernsthaftes Problem, dessen Wurzeln tief liegen", erklärt NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Abschließend noch ein Blick in die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA zum Besuch des deutschen Vizekanzlers Klingbeil in Kiew: "Ziel des Besuchs war es, mit Mitgliedern der ukrainischen Regierung und des Parlaments sowie mit Vertretern öffentlicher Organisationen Fragen im Zusammenhang mit Sicherheitsgarantien und der finanziellen Unterstützung für Kiew zu erörtern. Klingbeil konzentrierte sich vor allem auf die Notwendigkeit weiterer finanzieller Unterstützung der Ukraine durch Deutschland. Es ist bemerkenswert, dass Klingbeil das Budget seines eigenen Landes offensichtlich ignoriert. Deutschland hat noch immer keinen Haushalt für 2025. Dieser soll nächsten Monat verabschiedet werden. Und der Minister schlägt vor, die darin enthaltenen Finanzlöcher durch Steuererhöhungen zu schließen. Selbst Bundeskanzler Merz lehnt das ab", unterstreicht die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.