27. August 2025
Die internationale Presseschau

Mit Stimmen zur Lage in der Republik Moldau und der Regierungskrise in Frankreich. Zunächst geht es jedoch um die Abberufung der Gouverneurin der US-Notenbank, Cook, durch Präsident Trump.

Lisa Cook, Gouverneurin der US-Notenbank Federal Reserve (Fed)
Die Abberufung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook ist ein Thema in den Kommentaren. (Jeff Kowalsky/ZUMA Press Wire/dpa)
Dazu heißt es in der spanischen Zeitung EL PAIS: "Trump hat mit seinem Angriff auf die Fed eine rote Linie überschritten. Die Entlassung von Lisa Cook wegen eines möglichen Immobilienbetrugs ist ein unerhörter Vorfall in der jahrzehntelangen Geschichte der Unabhängigkeit der Zentralbank. Seit Monaten übt Trump öffentlich Druck auf Fed-Chef Jerome Powell aus, den Leitzins zu senken, und droht ihm mit Entlassung. Der Fall Lisa Cook zeigt, dass Trump fest entschlossen ist, die wichtigste Zentralbank der Welt unter seine Kontrolle zu bekommen. Es ist ein weiterer Schlag gegen die Glaubwürdigkeit der Institutionen der USA", bemerkt EL PAIS aus Madrid.
"Herr Präsident, beweisen Sie den Vorwurf!", fordert die NEW YORK TIMES. "Da kein Richter ein Fehlverhalten bei der Fed-Gouverneurin festgestellt hat, geht Trump ganz offensichtlich davon aus, dass er entscheiden kann, was eine hinreichende Beweislage ist. Sollten die Gerichte ihn damit durchkommen lassen, wäre die Fed nicht mehr vor politischem Druck geschützt."
Die in Hongkong erscheinende Tageszeitung TAKUNGPAO ist folgender Meinung: "Trump fährt immer schwerere Geschütze gegen die Notenbank seines Landes auf, um ihr seinen Willen aufzuzwingen und die Leitzinsen zu senken. Gouverneurin Cook, auf deren Entlassung er pocht, zeigt sich unbeeindruckt. Sie ist fest entschlossen, ihren Posten bis zum Ende der 14-jährigen Amtszeit nicht zu räumen. Sollte es dem US-Präsidenten jedoch am Ende tatsächlich gelingen, die US-Notenbank völlig umzukrempeln, würde man nicht mehr darauf vertrauen können, dass die Fed willens und fähig ist, die Inflation im Lande in Grenzen zu halten. Folge wäre eine massive Destabilisierung der Finanzmärkte", mahnt TAKUNGPAO aus Hongkong.
DER STANDARD aus Österreich ist folgender Meinung: "Selbst wenn Cook mithilfe der Gerichte ihren Sitz verteidigen kann, ist die Glaubwürdigkeit der Notenbank in Gefahr. Gegen einen imperialen Präsidenten, der die absolute Macht in seinem Staat ausüben will, können die Banker und Ökonomen langfristig nur schwer bestehen. Allein der Anschein der politischen Einflussnahme würde die Inflationserwartungen anfeuern und so die Mission der Notenbank, die Teuerung ohne Schwächung der Wirtschaft in Schach zu halten, erschweren. Nur wenn das Volk die Folgen der katastrophalen Trumponomics drastisch zu spüren bekommt und sich die öffentliche Meinung massiv gegen den Präsidenten und seine Partei wendet, kann sein Machtrausch gestoppt werden", führt DER STANDARD aus Wien aus.
Die italienische Zeitung LA REPUBBLICA aus Rom geht ebenfalls auf die möglichen Beweggründe des US-Präsidenten ein: "Mit einer deutlichen Zinssenkung will Trump rechtzeitig vor den Midterm-Wahlen im November 2026 das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Der Konflikt in Washington über die Wirtschaftspolitik hat gerade erst begonnen. Und es ist das politisch bedeutsamste Thema, denn es könnte die Wahlen entscheiden."
Themenwechsel. Bundeskanzler Merz, Frankreichs Präsident Macron und der polnische Regierungschef Tusk besuchen heute die Republik Moldau - anlässlich des 34. Jahrestags der Unabhängigkeitserklärung der früheren Sowjetrepublik. Die rumänische Zeitung EVENIMENTUL ZILEI beleuchtet die aktuelle Lage in dem Land, das manche als mögliches nächstes Ziel Russlands sehen: "Nach den Parlamentswahlen in der Republik Moldau könnte es zu einem Machtwechsel und damit zu einer Abkehr vom Status quo kommen. Im gleichen Takt, wie sich dann die Beziehungen zu Brüssel verschlechtern, könnte es zu einer Annäherung an Moskau kommen. Das erklärt den teils alarmistischen Diskurs der europafreundlichen Regierungspartei PAS von Staatspräsidentin Maia Sandu, die auf Georgien als abschreckendes Beispiel verweist. Zu den Risiken eines Machtwechsels würde eine Aufhebung der seit 2016 geltenden Visumfreiheit mit der EU gehören. Auch der Zugang zu den europäischen Märkten und Fördermitteln wäre in Gefahr, was kontraproduktiv für einen wirtschaftlichen Aufschwung wäre", analysiert EVENIMENTUL ZILEI aus Bukarest.
Die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA fordert ein Entgegenkommen der Europäer gegenüber Russland: "In den vergangenen drei Jahren gab es viele Worte und Erklärungen zwischen Russland und den EU-Ländern. Wie großtönend sie auch waren, solche Worte kann man hinter sich lassen. Aber Europas Führer haben diese Worte ständig mit neuen Sanktionen unterlegt, die den Konflikt zwischen Moskau und Kiew nicht gestoppt, sondern angeheizt haben. Eine Normalisierung der Beziehungen erfordert, den Knoten zu lösen", findet NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
"Der Westen muss Stärke demonstrieren, denn das ist die einzige Sprache, die der Kreml und seine Handlanger verstehen", fordert hingegen die finnische Zeitung HUFVUDSTADSBLADET und geht auf das Beispiel eines Tankers aus der sogenannten russischen Schattenflotte ein: "Nun hat ein historischer Prozess gegen die Besatzung wegen mutmaßlicher Sabotage in der Ostsee begonnen. Es steht zweifelsfrei fest, dass der Öltanker Eagle S mehrere wichtige Unterseekabel vor Finnland beschädigte. Ohne das Eingreifen der Behörden hätte das Schiff womöglich noch größere Schäden anrichten können, mit verheerenden Auswirkungen für Finnland und die ganze Region. Es ist wohl kaum ein Zufall, dass die lange Serie mit Beschädigungen an Kabeln plötzlich aufgehört hat. Der Fall zeigt: Es braucht entschlossene Gegenmaßnahmen, um den Kreml in seinem existenziellen Krieg gegen den Westen zu stoppen", empfiehlt HUFVUDSTADSBLADET aus Helsinki.
Zuletzt ein Blick auf die Regierungskrise in Frankreich. Dazu schreibt der ECONOMIST aus London: "Das Land steckt wieder in großen Schwierigkeiten. Es ist bereits das dritte Mal in etwas mehr als einem Jahr, dass Frankreich seinen Premierminister verlieren wird. Die Entscheidung von François Bayrou, das Überleben seiner Regierung mit einer Vertrauensabstimmung am 8. September aufs Spiel zu setzen, ist ebenso unerwartet wie riskant. Zwei der drei Lager im festgefahrenen Parlament wollen ihn stürzen. Bayrou wird ungewöhnliches politisches Geschick aufbringen müssen, wenn er den Posten behalten will", notiert THE ECONOMIST.
Die französische Online-Zeitung MEDIAPART führt aus: "Diesmal sind die Würfel für François Bayrou gefallen. Der Premierminister wird voraussichtlich nach dem Vertrauensvotum sein Amt niederlegen. Bayrou ist in der Nationalversammlung in der Minderheit, im eigenen Lager und noch mehr in der Öffentlichkeit unbeliebt und steht vor einer Revolte, die selbst den Élysée-Palast beunruhigt. Angesichts der Haushaltslage wusste Bayrou, dass er dem Untergang geweiht ist. Nach einem Sommer des Nachdenkens beschloss er daher, das Unvermeidliche zu beschleunigen", erläutert MEDIAPART.
"Frankreich driftet nur noch dahin", meint die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA. "Bayrou hat keine besonderen Erfolge vorzuweisen. Aber er setzt darauf, dass die Franzosen ihn als den einzigen gerechten Mann sehen, der ihnen die Wahrheit über den Zustand des Landes gesagt hat. Sollte er die Vertrauensabstimmung verlieren, ist es nicht sicher, ob Präsident Macron die Nationalversammlung auflösen wird. In der aktuellen Amtszeit besteht keine Chance, eine alternative Mehrheit zu bilden. Es ist daher wahrscheinlich, dass Bayrou noch einige Wochen oder sogar Monate an der Macht bleibt. In dieser Zeit wird Macron versuchen, einen neuen, vielleicht technokratischen Premierminister zu finden. Éric Lombard, Banker und derzeit Finanzminister, könnte ein solcher Kandidat sein. Es ist auch möglich, dass Macron einen linken Politiker wählt, in der Hoffnung, die Sozialisten für sich zu gewinnen."