28. August 2025
Die internationale Presseschau

Die Zeitungen kommentieren heute eine Vielzahl an unterschiedlichen Themen. Neben der Lage im Nahen Osten ist darunter auch das gestern von der Bundesregierung auf den Weg gebrachte Gesetz zur Einführung eines neuen Wehrdienstes.

    Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr stehen im Goethepark in Burg in Sachsen-Anhalt, fotografiert von hinten.
    Rekruten der Bundeswehr beim feierlichen Gelöbnis (picture alliance / dpa / Klaus-Dietmar Gabbert)
    Dazu schreibt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Das Modell setzt auf Freiwilligkeit ohne verbindliche Rekrutierungsziele. Damit bleibt offen, ob die Bundeswehr die nötige Truppenstärke erreicht, die für die Verteidigung Deutschlands und die Erfüllung der NATO-Planungsziele erforderlich ist. Vertreter des Verteidigungsbündnisses und Militärexperten warnen immer wieder vor einem möglichen russischen Angriff auf das Bündnisgebiet innerhalb der nächsten Jahre. Das ist alarmierend. Zugleich aber ist es so unkonkret, dass die deutschen Regierungspolitiker zu glauben scheinen, es gebe keine Eilbedürftigkeit bei der Frage nach der Wehrpflicht. Doch da täuschen sie sich. Die russische Armee sammelt seit mehr als drei Jahren Kampferfahrung in der Ukraine. Das Land rüstet auf. Wer in dieser Lage auf Freiwilligkeit setzt, verschwendet wertvolle Zeit", unterstreicht die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz.
    Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio führt aus: "Wenn schnell und effektiv die deutsche Verteidigungsfähigkeit hätte gestärkt werden sollen, wäre eine sofortige und vollständige Wiederaufnahme der derzeit ausgesetzten alten Wehrpflicht am besten gewesen. Dagegen gab es vor allem aus der SPD, aber auch aus Teilen der CDU Bedenken. Am Ende ist der Gesetzentwurf deshalb nur ein Kompromiss geworden, der die verschiedenen Positionen innerhalb der Koalition widerspiegelt. Alles andere hätte die schwarz-rote Regierung in eine ernsthafte Krise gestürzt."
    Die türkische Zeitung BIRGÜN ist folgender Meinung: "Verteidigungsminister Pistorius will Deutschland wieder 'kriegstüchtig' machen. In der Frage der Wehrpflicht, die sowohl von seiner eigenen Partei als auch von einem großen Teil der deutschen Gesellschaft abgelehnt wird, zögert er jedoch, radikale Schritte zu unternehmen. Sein nun vom Kabinett beschlossener Gesetzentwurf ist deshalb nur ein Kompromiss. Die Diskussionen über die deutsche Wehrhaftigkeit werden aber weiterhin so geführt, als stünde die russische Armee an der deutschen Grenze und starte in Kürze ihre Großoffensive. Das könnte dazu führen, dass das dem Gesetz zu Grunde liegende Prinzip der Freiwilligkeit in kürzester Zeit für unzureichend erklärt wird und die Rückkehr zur allgemeinen Wehrpflicht erfolgt", vermutet BIRGÜN aus Istanbul.
    Die spanische Zeitung EL MUNDO notiert: "Deutschland bereitet sich auf eine Wiedereinführung der Wehrpflicht vor und erhöht in einem historischen Kraftakt die Ausgaben für Verteidigung. Dadurch unterstützt Berlin die Aufrüstung Europas gegenüber der existenziellen von Russland ausgehenden Bedrohung und fördert die strategische Autonomie des Kontinents. Es ist dies die klare Botschaft, dass Deutschland bereit ist, eine führende Rolle für die Sicherheit Europas einzunehmen und diese mit Geld und Truppen zu unterstützen. Es findet gerade eine beispiellose Militarisierung nach dem Kalten Krieg statt. Das Vorgehen zeigt, wie dramatisch sich die Prioritäten angesichts der neuen geopolitischen Herausforderungen verändert haben. Bundeskanzler Merz rechtfertigte die Rückkehr zu einem vorläufig noch freiwilligen Dienst, schloss aber auch die Einführung eines verpflichtenden Dienstes nicht aus. Deutschland hat eine unbequeme Wahrheit erkennen müssen: Der deutsche Sozialstaat war für Friedenszeiten und stabiles Wachstum konzipiert und lässt sich so nicht mehr halten", urteilt EL MUNDO aus Madrid.
    Themenwechsel. Die USA haben die Zölle auf Importe aus Indien wegen dessen Ölgeschäften mit Russland auf 50 Prozent verdoppelt. Dazu heißt es in der niederländischen Zeitung DE VOLKSKRANT: "Die Frage ist nicht, ob Indien nachgeben wird, sagen Analysten, sondern wie weit. Das Land kann es sich einfach nicht leisten, sich mit den USA anzulegen. Allerdings liegt die Lösung zur Beilegung dieses Konflikts interessanterweise wohl nicht beim russischen Öl, sondern woanders. Beide Länder verhandeln hinter den Kulissen schon seit längerem über eine Öffnung des indischen Agrarsektors. Amerikanische Unternehmen wollen in Indien Mais, Sojabohnen und andere Produkte verkaufen. Das ist ein heikles Thema in der indischen Politik: Etwa die Hälfte der Inder arbeitet noch in der Landwirtschaft. Welche Zugeständnisse Indien zu machen bereit ist, bleibt abzuwarten. Dass das Land Risiken streut, ist bereits sichtbar: Premierminister Modi reist Ende dieser Woche zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder nach China", beobachtet DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
    "Möglicherweise hat die Zollpolitik von US-Präsident Trump gegenüber Indiens Premierminister Modi klargemacht, dass sein Land international mehr Partner und keine Feinde sowie außenpolitisch mehr Ausgewogenheit statt einseitige Ausrichtung braucht", ist in der chinesischen Zeitung JIEFANG RIBAO zu lesen: "An diesem Wochenende kommt Modi deshalb zum ersten Mal nach China, um Gespräche mit Staatspräsident Xi über einen Truppenabzug in den Grenzregionen und über eine Erweiterung des bilateralen Handels zu führen. Für stabile und konfliktarme Beziehungen beider Länder sind gute Voraussetzungen geschaffen worden. Dennoch wird das strategische Misstrauen beider Seiten für eine gewisse Zeit noch bestehen bleiben. Neu Delhi ist grundsätzlich prowestlich ausgerichtet und betrachtet Peking als seinen Rivalen", bemerkt JIEFANG RIBAO aus Schanghai.
    Nun ein Blick in den Nahen Osten. Die palästinensische Zeitung AL QUDS hält fest: "Weiterhin verzichtet die internationale Gemeinschaft angesichts der Gewalt im Gazastreifen, aber auch im Westjordanland darauf, angemessen Stellung zu beziehen. So fördert das Schweigen der internationalen Gemeinschaft die Ausbreitung von Gewalt, Kriegen und Terrorismus in der Region. Es lässt zu, dass Hunger als Waffe eingesetzt wird. Umso wichtiger ist es jetzt, Vorkehrungen zur Bildung einer internationalen Truppe zu ergreifen, die die Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen und den Schutz des palästinensischen Volkes gewährleistet", hebt AL QUDS aus Jerusalem hervor.
    Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN aus Malmö erläutert: "Es gibt auch ein anderes Israel - mit Bürgern, die ihre Unzufriedenheit über die rücksichtslose Kriegsführung der Regierung äußern. Am Dienstag kam es zu großen Protestaktionen. In Tel Aviv kamen mehr als 350.000 Menschen zusammen, um gegen Netanjahus Politik zu protestieren. Es ist wichtig, dass sich gerade die Bewohner von Tel Aviv zu solchen Demonstrationen zusammenfinden, denn sie spiegeln die Vielfalt Israels wider, die in Netanjahus ultranationalistischer Regierung nicht abgebildet wird."
    Angesichts schwieriger Verhandlungen zu seinem Sparhaushalt hat Frankreichs Premierminister Bayrou angekündigt, im Parlament die Vertrauensfrage zu stellen. Dazu meint die britische Zeitung THE GUARDIAN: "Die Abgeordneten werden damit aufgefordert, entweder Bayrous Ansicht zu unterstützen, dass Sparmaßnahmen zur Reduzierung des Staatsdefizits notwendig sind, oder für den Sturz der Regierung zu stimmen. Die Chancen, dass die Wette des Premierministers aufgeht, scheinen gering: Die vereinten Kräfte der französischen Linken und der weit rechts stehenden Abgeordneten von Marine Le Pen dürften gegen Bayrou stimmen, was mehr als genug wäre, um sein Schicksal zu besiegeln", stellt der Londoner GUARDIAN klar.
    Die in Dublin erscheinende Zeitung IRISH TIMES wirft ein: "Bayrous Minderheitsregierung aus Mitte-Rechts-Parteien ist wohl am Ende. Bayrou argumentiert, dass es besser sei, sich dieser Realität zu stellen, als die Qualen zu verlängern. Zum zweiten Mal innerhalb von zwölf Monaten wird Frankreich steuerlos sein." Das war zum Ende der internationalen Presseschau THE IRISH TIMES.