
Dazu schreibt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: "Die positiveren Schwingungen zwischen Berlin und Paris sind erfreulich, aber sie sollten nicht überschätzt werden. Zum einen, weil der Teufel oft im Detail sitzt. Erst kürzlich ist der Streit um die Hoheit bei bereits laufenden gemeinsamen Rüstungsprojekten wieder eskaliert. Zum anderen sind die Zeiten vorbei, in denen Franzosen und Deutsche das Schicksal der EU in der Hand hatten. Kleinere Länder – Ungarn, die Slowakei aber auch Polen oder Italien – ordnen sich ihnen nicht mehr leise unter, sondern schalten auf Opposition.Die deutsch-französische Freundschaft wird gerne als Motor für Europa bezeichnet. Es stimmt: Deutschland und Frankreich können eine Dynamik entfachen, wenn sie in die gleiche Richtung gehen. Aber das ist selbst unter harmonischeren Vorzeichen komplizierter geworden", bemerkt die NZZ aus der Schweiz.
Morgen findet im chinesischen Tianjin der Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit statt. Bei dem Treffen, dass sich mit Sicherheitsfragen befasst, dürften auch die westlichen Sanktionen gegen Russland wegen dessen Überfall auf die Ukraine zur Sprache kommen. Die dänische Zeitung KRISTELIGT DAGBLAD mahnt zur Wachsamkeit, denn: "Zu den Gipfelteilnehmern gehören drei der mächtigsten Männer der Welt: Chinas Präsident Xi Jinping, Russlands Präsident Wladimir Putin sowie Indiens Premier Narendra Modi. Selbst wenn die SCO in der Vergangenheit oft als Debattierclub abgetan wurde, sollte ihre Zusammensetzung dem Westen Anlass für ein paar Sorgenfalten bieten. Vier der Teilnehmerländer besitzen Atomwaffen, und ein gemeinsames Interesse der Mitglieder ist, den Westen und die bestehende Weltordnung herauszufordern", erläutert das KRISTELIGT DAGBLAD aus Kopenhagen.
In einem Gastbeitrag der Zeitung CHINA DAILY heißt es: "Das Gipfeltreffen könnte sich als eines der erfolgreichsten in der Geschichte der Organisation erweisen, nicht zuletzt, weil der Westen seine globale Dominanz rapide verliert. Asien und Eurasien gewinnen den rechtmäßigen Platz in der sich abzeichnenden neuen Weltordnung zurück. Die Zukunft der westlichen Allianz ist ungewiß. Washington schikaniert nicht nur Länder, die es als unfreundlich betrachtet, sondern auch seine Verbündeten. Es ist an der Zeit, dass die USA erkennen, dass sich die Welt verändert hat. Andere Staaten lassen sich nicht länger schikanieren", kommentiert ein Gastautor für CHINA DAILY.
Die in China der Kommunistischen Partei nahestehende Zeitung GLOBAL TIMES bemerkt: "Erstmals seit sieben Jahren besucht Indiens Premierminister Modi China. Das Treffen markiert einen Wandel in den Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die Annäherung ist auch den tiefgreifenden Veränderungen in der Geopolitik geschuldet. Der anhaltende Stillstand im Russland-Ukraine-Konflikt, die eskalierenden Krisen im Nahen Osten und die großen Veränderungen in der Innen- und Außenpolitik der USA haben weitreichende Auswirkungen auf die globale Ordnung. Der China-Besuch von Indiens Premierminister Modi bietet deshalb eine seltene Gelegenheit zur Verbesserung der bilateralen Beziehungen", erwartet die GLOBAL TIMES aus Peking.
Die iranische Zeitung IRAN DAILY verweist auf die Bedeutung der Wirtschaftsbeziehungen: "China war zuletzt der größte Handelspartner des Iran. Die größten Hindernisse für den Handel zwischen beiden Ländern sind die westlichen Sanktionen. Da sind zum einen der blockierte Zugang des Iran zum internationalen Finanzsystem, zum anderen der Druck der USA auf chinesische Banken und Unternehmen, ihre Geschäfte mit Teheran zurückzufahren. Ein Ausweg besteht darin, Geschäfte nicht in US-Dollar abzurechnen, sondern in chinesischen Yuan, Dirham der Vereinigten Arabischen Emirate, russischen Rubel oder indischen Rupien. Dies könnte die auf dem Dollar basierenden Sanktionen weitgehend neutralisieren. Der Iran könnte seine Verhandlungsposition verbessern und Öl mit geringeren Preisnachlässen verkaufen", ist sich IRAN DAILY aus Teheran sicher.
Die russische Zeitung KOMMERSANT thematisiert Chinas große Militärparade am kommenden Mittwoch, der auch Russlands Präsident Putin als Gast beiwohnt. "Fundament eines neuen Jalta", titelt der KOMMERSANT und schreibt: "Der Besuch des russischen Präsidenten in Peking ist ein Symbol der Einheit. Die beiden Nachbarmächte demonstrieren der Welt eine gemeinsame Vision von Vergangenheit und Zukunft und machen dem Globalen Süden klar, dass es eine Alternative zur westlichen Weltordnung gibt, und dem Westen, dass diese Alternative ernst genommen werden muss. Es ist schwer zu sagen, ob in naher Zukunft ein Treffen der Staats- und Regierungschefs Russlands, Chinas und der Vereinigten Staaten, ähnlich wie in Jalta vor 80 Jahren, stattfinden wird. Aber ein solches Treffen würde definitiv ein neues Kapitel in der Weltgeschichte aufschlagen", notiert der KOMMERSANT aus Moskau.
Gestern hat der indische Premierminister Modi seinen japanischen Kollegen Ishiba in Tokio besucht. Zum japanisch-indischen Gipfeltreffen schreibt die Zeitung YOMIURI SHIMBUN: "Es ist von großer Bedeutung, dass die beiden Wirtschaftsmächte noch enger zusammenarbeiten. Für Japan ist Indien nach wie vor ein wichtiger Partner, um den Frieden und die Stabilität in Asien zu bewahren. Indien legt sich außenpolitisch nicht fest und positioniert sich konsequent neutral - eigentlich. Trotzdem hat sich Indien nun für eine Vertiefung der Zusammenarbeit mit Japan entschieden, sogar in der Sicherheitspolitik. Ein Grund dürften die verschlechterten Beziehungen zu Washington sein. Sollte sich der Streit zwischen den USA und Indien ernsthaft verschlimmern, profitieren davon nur noch China und Russland. Vor diesem Hintergrund sollte Japan die Rolle als Brückenbauer zwischen den USA und Indien übernehmen und eine verantwortungsvolle Rolle spielen", empfiehlt YOMIURI SHIMBUN aus Tokio.
Zum Schluss der Blick in die Ukraine. Nach erneut schweren Luftangriffen Russlands auf die ukrainische Hauptstadt Kiew mit vielen toten Zivilisten erörtern die EU-Verteidigungs- und Außenminister weitere Maßnahmen gegen Moskau. Die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN hält fest: "Mehrere EU-Länder haben sich vom dänischen Modell inspirieren lassen: ukrainische Waffenproduktion in europäischen Ländern, sodass die ukrainische Produktion gegen russische Angriffe geschützt ist. Polen und Schweden arbeiten bereits an ähnlichen Projekten wie Dänemark, was es überdies Europa ermöglicht, von der Ukraine zu lernen. Dafür kam man gestern in der Frage der Sicherheitsgarantien nicht voran. Und ja - dazu könnte auch die Entsendung bewaffneter Truppen gehören. Das Treffen in Kopenhagen ist nur eines in einer ganzen Reihe: Heute treffen sich die EU-Außenminister, und in der nächsten Woche soll ein weiteres Sanktionspaket geplant werden. Der Krieg in der Ukraine muss ein Ende nehmen: So lautet die Botschaft, die Europa von Kopenhagen nach Moskau schickt". Das war SYDSVENSKAN aus Malmö.
Die norwegische Zeitung VERDENS GANG befasst sich mit den Gegenschlägen der Ukraine: "Es scheint, als habe Kiew bei den Russen einen wunden Punkt getroffen. Drohnenangriffe auf Ölraffinerien haben zu einem Rückgang der Kapazitäten geführt. Russische Medien sprechen von einer Benzinkrise, und mancherorts gibt es lange Schlangen vor Tankstellen. Teilweise musste deshalb auch der Export von Benzin blockiert werden. Man sollte die Folgen nicht unterschätzen. Die Ukraine weiß, wo es Russland am meisten schmerzt. Benzinmangel und hohe Preise gehören zu den Faktoren, die für eine wachsende Unzufrieden sorgen und damit Putin zwingen könnten, seine Kriegsziele zu revidieren. Die ukrainische Taktik mit der Zerstörung von Öl- und Gasinfrastruktur könnte ein Geniestreich werden - wenn es gelingt, den Druck aufrechtzuerhalten."