11. September 2025
Die internationale Presseschau

Viele ausländische Zeitungen kommentieren den Abschuss russischer Drohnen über Polen. Weitere Themen sind der tödliche Anschlag auf den rechtskonservativen US-Aktivisten Charlie Kirk und der israelische Angriff auf die Hamas-Führung in Katar.

Hinter dem Absperrband der Polizei sieht man ein beschädigtes Haus in einem polnischen Dorf.
Eine der über Polen abgeschossenen Drohnen ist in ein Haus gestürzt. (IMAGO / Eastnews / Wojciech Olkusnik)
Zum ersten Thema heißt es in der polnischen Zeitung GAZETA WYBORCZA: "Beispiellose Dinge sind geschehen. Zum ersten Mal in der Geschichte konfrontierte Russland die NATO auf europäischem Territorium. Zum ersten Mal erlebten wir ein massenhaftes Eindringen russischer Drohnen in den NATO-Luftraum, und zum ersten Mal reagierten die NATO-Luftstreitkräfte auf diese Provokation mit Feuer. Die Eskalation durch Russland ist, obwohl wir uns noch in der Phase der hybriden Kriegsführung befinden, zur Realität geworden. Dies ist ein historischer Moment, und von heute an wird sich unser Leben mit Sicherheit rapide verändern. Die russische Bedrohung – seit Jahren real – ist greifbar geworden. Es ist klar, dass dies nicht der letzte russische Drohnenangriff war. Weitere Provokationen erwarten uns", ist sich die GAZETA WYBORCZA aus Warschau sicher.
"War es eine bewusste Provokation?", fragt die schwedische Zeitung EXPRESSEN. "Diese Frage stellen sich die Europäer, nachdem mutmaßlich russische Drohnen über Polen abgeschossen wurden. Premier Donald Tusk teilte mit, dass der polnische Luftraum 19 Mal verletzt worden sei. Bei einigen wenigen Drohnen wären technische Pannen eine mögliche Erklärung: So etwas ist auch schon früher passiert. Aber 19 in einer Nacht? Mehrere waren außerdem bereits weit über die Grenze geflogen. Das deutet darauf hin, dass Russland die Kapazität der polnischen Luftwaffe testen wollte - aber auch die Reaktionsbereitschaft der NATO. Putin betreibt eine gefährliche Eskalation des Krieges. Die Drohnen, die Russland einsetzt, sind kein Spielzeug, sondern können bis zu 90 Kilogramm Sprengstoff transportieren. Eine davon reicht aus, um ein Mehrfamilienhaus zu zerstören. Dass solche unbemannten Flugkörper tief in NATO-Gebiet eindringen können, ist zutiefst beunruhigend", findet EXPRESSEN aus Stockholm.
Auch die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT ist überzeugt: "Ganz klar fühlt Russland der NATO auf den Zahn. Es ist deshalb kein Zufall, dass russische Kampfdrohnen in polnisches Territorium eindrangen. Tatsächlich erklärte die russische Führung neben der Ukraine auch Polen zum Feind. Sollte die NATO weiterhin untätig bleiben und sich mit einer 'Untersuchung des Vorfalls' beschäftigen, wird Russland an Boden gewinnen und dem Westen zunehmend auf die Nerven gehen", prophezeit MÜSAVAT aus Baku.
Die Zeitung POSTIMEES aus Estland ist der Ansicht: "Der Vorfall sollte keine Überraschung darstellen: Schließlich führt Russland schon seit Jahren einen solchen Krieg gegen die NATO. So verirrten sich einzelne Drohnen zuerst nach Rumänien und später auch nach Estland, Lettland und Litauen. Bislang waren diese Grenzverletzungen aber nicht so massiv wie jetzt in Polen, und man unternahm keine Versuche, die Drohnen abzuschießen. Polen hat mutig reagiert und gezeigt, dass es keine Strategie ist, den Kopf in den Sand zu stecken", lobt POSTIMEES aus Tallinn.
Die japanische NIHON KEIZAI SHIMBUN sieht es so: "Dieser Angriff ist nichts anderes als eine Botschaft Putins, dass er vor einer Eskalation der Konfrontation mit Europa und den USA nicht zurückschreckt, um die Ukraine unter Kontrolle zu bringen. Der russische Machthaber fängt bewusst ein Spiel an, mit dem er den Mut der Europäer und Amerikaner testet. Er will US-Präsident Trump zu einem russlandfreundlichen Kurs bewegen und eine Verschärfung der Sanktionen gegen Moskau, über die Washington gerade nachdenkt, stoppen", vermutet die Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Wir blicken in die USA. Nach dem tödlichen Angriff auf den rechtskonservativen Aktivisten und Trump-Unterstützer Charlie Kirk geht die NEW YORK TIMES von einem politischen Hintergrund aus: "Das Attentat auf Charlie Kirk an der Utah Valley University ist eine Tragödie. Seine Ermordung ist auch Teil einer schrecklichen Welle politischer Gewalt in Amerika. Solche Gewalt steht im Widerspruch zu Amerika. Der erste Zusatzartikel zur Verfassung – der aus gutem Grund an erster Stelle steht – verankert unser Recht auf freie Meinungsäußerung und Redefreiheit. Unser Land basiert auf dem Grundsatz, dass wir friedlich unterschiedlicher Meinung sein dürfen. Unsere politischen Differenzen mögen groß und emotional sein, aber sie sollten niemals in Gewalt umschlagen", unterstreicht die NEW YORK TIMES.
Die LOS ANGELES TIMES notiert: "In den nächsten Tagen werden wir Politiker, Kommentatoren und andere hören, die uns daran erinnern, dass politische Gewalt niemals in Ordnung und niemals die Lösung ist. Das ist wahr. In einer gesunden Demokratie oder einer moralischen Gesellschaft gibt es keinen Platz für Morde aus Rache oder aufgrund von Überzeugungen – seien sie politischer, religiöser oder sonstiger Natur. Die traurige Realität ist jedoch, dass unsere Demokratie nicht gesund ist, und Gewalt ist ein Symptom dafür. Unser Niedergang begann nicht mit der schrecklichen Ermordung von Charlie Kirk, einem 31-jährigen Vater und konservativen Medien-Superstar, und er wird auch nicht damit enden", befürchtet die LOS ANGELES TIMES.
Der australische SYDNEY MORNING HERALD meint: "Die Ermordung des konservativen Aktivisten Charlie Kirk ist eine schockierende Tragödie und ein schreckliches, beängstigendes Spiegelbild der extremen politischen Gewalt, die die Vereinigten Staaten von Amerika derzeit heimsucht. Sie wird im ganzen Land und darüber hinaus auf der Welt nachhallen, auf eine Weise, die wir im unmittelbaren Nachgang noch nicht absehen können. Es muss aufhören – doch wahrscheinlich wird es nur noch schlimmer. Was die extreme Linke, die extreme Rechte und die einfach nur Verrückten vereint, ist, dass sie alle problemlos an eine Waffe kommen können – und es gibt kaum Anzeichen dafür, dass sich das ändern wird", bemerkt der SYDNEY MORNING HERALD.
Wir kommen zum letzten Thema, dem israelischen Angriff auf die Hamas in Katar. Die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO stellt dazu fest: "Mit dem Angriff auf die Hamas-Führung in Doha hat Israel klar die Souveränität und territoriale Integrität des Vermittlers Katar verletzt. Er wirkt sich negativ auf das internationale Ansehen Katars und das Investitionsklima in dem Land aus. Amerika jedoch ist ein noch größerer Verlierer. Wenn es sich bei dem Militärschlag tatsächlich um eine einseitige Entscheidung Israels handelt, wie das Weiße Haus beteuert, können die US-Verbündeten in der Golfregion die berechtigte Frage stellen: Wie viel Wert hat die amerikanische Sicherheitsgarantie noch? Washington scheint als der wichtigste militärische Unterstützer Israels nicht in der Lage und möglicherweise auch nicht willens zu sein, dessen Offensive in der gesamten Region einzudämmen. Für das Ansehen der USA ist dies äußerst schädlich", glaubt die Zeitung JIEFANG RIBAO aus Shanghai.
Die palästinensische Zeitung AL AYYAM sieht einen klaren Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen: "Die israelische Regierung will nur zum Schein verhandeln. Tatsächlich geht es ihr darum, auch Gaza-Stadt zu kontrollieren und die Bevölkerung des Gazastreifens zu vertreiben. Darum ist es auch kein Zufall, dass der Schlag gegen die Hamas-Führung zeitlich mit dem Angriff auf Gaza-Stadt zusammenfällt. Zugleich sendet der Angriff in Katar eine wichtige Botschaft an die übrigen Golfstaaten und die anderen arabischen Länder generell - nämlich die, dass Israel im Umgang mit ihnen keine roten Linien mehr kennt. In letzter Konsequenz heißt das, dass Israel nicht nur darauf abzielt, die Gründung eines palästinensischen Staates mit Gewalt zu verhindern, sondern auch die anderen arabischen Länder kontrollieren will. Das können und dürfen diese sich nicht bieten lassen. Darum braucht es nun eine gemeinsame arabische Reaktion", überlegt AL AYYAM aus Ramallah, und damit endet die internationale Presseschau.