19. September 2025
Die internationale Presseschau

Mit Stimmen zur Lage in Nahost und zur Zinssenkung der US-Notenbank Fed. Zunächst aber geht es um die Absetzung der Late-Night-Show von Jimmy Kimmel in den USA wegen dessen Äußerungen über den ermordeten rechten Agitator Charlie Kirk.

US-Talkmaster Jimmy Kimmel im Porträt
Kimmels US-Talkshow wurde vorerst abgesetzt (Scott A Garfitt/Invision/dpa)
Dazu lesen wir in der spanischen Zeitung EL PAÍS: "Obwohl viele versucht haben, mögliche politische Motive des Mörders von Charlie Kirk zu finden, blieben die Ermittlungen bislang ergebnislos. Dies hat den Trumpismus jedoch nicht davon abgehalten, seine Rhetorik gegen die Opposition zu radikalisieren und damit ein immerhin im ersten Zusatzartikel der US-Verfassung verankertes Recht infrage zu stellen: die Meinungsfreiheit. Am Donnerstag setzte ABC die beliebte Late-Night-Show des Komikers Jimmy Kimmel ab. Präsident Trump feierte die Entlassung in den Sozialen Medien und nannte weitere regierungskritische Moderatoren, die als 'Nächste' an der Reihe seien. In ihrer Geschichte haben die USA bereits mehrere Episoden staatlicher Panik erlebt, die darauf abzielten, die Meinungsfreiheit zu unterdrücken. Die berüchtigtste davon war die Hexenjagd unter dem damaligen Senator Joseph McCarthy während des Kalten Krieges. Institutionen und Bürger lehnten sich damals gegen solche Exzesse auf. Diese Hoffnung bleibt auch heute", glaubt EL PAÍS aus Madrid.
"Der Monolog des Late-Night-Moderators in der Sendung 'Jimmy Kimmel Live!' war geschmacklos, unfair und - offen gesagt - grausam", bemerkt die US-Zeitung CHICAGO TRIBUNE. "Und vermutlich weiß Kimmel all das auch selbst. Dennoch hatte Kimmel natürlich das Recht, diesen Monolog zu halten, genauso wie seine Chefs das Recht haben, seine Show auszusetzen oder ihn aus dem Programm zu nehmen. All dies sind Formen der Meinungsäußerung. Das Problem entsteht, wenn sich die Regierung einmischt. Das ist unamerikanisch."
"Etwas ist faul in der amerikanischen Medienöffentlichkeit", kommentiert die dänische Zeitung JYLLANDS-POSTEN: "Erst wurde Talkmaster Stephen Colbert aufs Abstellgleis gestellt, nun wurde mit Jimmy Kimmel ein weiterer Moderator auf unbestimmte Zeit suspendiert. Zwei der bekanntesten Talkshow-Moderatoren des Landes verschwinden plötzlich von den Bildschirmen. Ist das bloß Zufall? Wohl kaum. Die freie Presse in den USA ist nicht mehr ganz so frei. Die Geschehnisse in den USA sollten europäischen Medienmanagern und Politikern eine Warnung sein", mahnt JYLLANDS-POSTEN aus Aarhus.
Die italienische Zeitung LA STAMPA betont: "Das Undenkbare ist passiert: Ein amerikanischer Präsident, der über sein Soziales Netzwerk anordnet, dass ein Komiker verschwinden muss. In der puritanischen und konformistischen Wirklichkeit der Vereinigten Staaten gab es immer abgeschottete Bereiche, Schutzräume für freies Denken. Bestimmte Dinge, bestimmte Kritiken, bestimmte Witze konnten im Fernsehen gemacht werden, im Kino oder auf der Bühne. Gott, Vaterland, Familie: Nichts war sicher, wenn es am richtigen Ort verspottet wurde. Diese Mauer ist gefallen", klagt LA STAMPA aus Turin.
Die österreichische Zeitung DIE PRESSE merkt an: "US-Präsident Trump ist dünnhäutig: Er fasst Kritik als 'Majestätsbeleidigung' auf. Nachdem CBS im Juli das Ende der Late-Night-Show Stephen Colberts im kommenden Jahr angekündigt hat, fordert der Möchtegern-Autokrat auf dem Präsidentensessel nun die Entfernung von Jimmy Fallon und Seth Meyers, den Late-Night-Moderatoren von NBC. Was sich in den USA derzeit abspielt, ist nichts weniger als ein Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit, der an die düsteren Zeiten der McCarthy-Ära der 1950er-Jahre und die Paranoia im Zuge des Watergate-Skandals Richard Nixons erinnert", meint DIE PRESSE aus Wien.
Die in Taiwan erscheinende Zeitung JINGJI RIBAO wimdet sich einem weiteren Thema, das in den USA für Diskussionen sorgt - dem Zinsentscheid der Notenbank Fed: "Es ist der US-Notenbank gelungen, den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt zu senken, ohne dass der Eindruck entstand, die Entscheidung habe etwas mit dem zunehmenden Druck aus dem Weißen Haus zu tun. Wie lange aber kann sich die Fed ihre Unabhängigkeit noch bewahren? Präsident Trump unternimmt folgenschwere Schritte, um die Fed unter Kontrolle zu bringen. So drängt er weiter auf die Entlassung der Notenbank-Gouverneurin Cook. Gelingt ihm das, könnte Trump seine eigene Mehrheit im Gouverneursrat schaffen. Die Zukunft der Fed muss einem wirklich Sorge bereiten", unterstreicht JINGJI RIBAO aus Taipeh.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN führt aus: "Die Entscheidung der Fed für die erste Zinssenkung seit rund neun Monaten ist einerseits nachvollziehbar als Mittel, um eine drastische Erhöhung der Arbeitslosenzahlen zu verhindern. Andererseits wird Trumps politische Einmischung immer offensichtlicher. Dabei versteht der US-Präsident nicht, dass vor allem seine Zollpolitik die wirtschaftliche Entwicklung bremst. Der Notenbank und ihrem Chef Jerome Powell ist zu wünschen, dass es gelingt, auch in wirtschaftlich schwieriger Lage weiter angemessene Entscheidungen zu treffen und den politischen Druck abzuwehren", notiert NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Nun in den Nahen Osten: Als Reaktion auf den israelischen Angriff auf Hamas-Ziele in Katar haben Saudi-Arabien und Pakistan diese Woche ein Verteidigungs-Abkommen unterzeichnet. Dazu die lettische Zeitung DIENA: "Zwar sind nicht alle Details bekannt, aber aus den öffentlich zugänglichen Informationen lässt sich schließen, dass die bedeutendste Ölmonarchie am Persischen Golf und die Atommacht Pakistan ein vollwertiges Militärbündnis geschlossen haben. Ein solcher Beistandspakt ist keine allzu große Überraschung, weil beide Länder schon seit Jahren militärisch eng zusammenarbeiten. Saudi-Arabien ist eindeutig ein Nutznießer des neuen Bündnisses. Sollte der Dauerkonflikt zwischen Indien und Pakistan wieder einmal aufflammen, würde das Königreich wohl kaum größere Hilfe leisten können - aber Pakistans Streitkräfte mitsamt ihren Atomwaffen werden nun zu einem wichtigen Faktor im komplizierten Beziehungsgeflecht der Region. Denn die Rolle des Iran ist drastisch geschwächt worden", analysiert DIENA aus Riega.
Mit dem Iran befasst sich auch die schwedische Zeitung SYDSVENSKAN: "Deutschland, Frankreich und Großbritannien drohen dem Land mit neuen Sanktionen, und das Außenministerium in Berlin hat klargestellt, dass sich der Iran im Atomstreit weiter bewegen muss. Die Bedrohung, die von Teheran ausgeht, darf in Europa nicht unterschätzt oder von anderen Konflikten im Nahen Osten überschattet werden. Schwedischen Behörden zufolge ist das iranische Regime eines der größten Sicherheitsrisiken für uns - etwa als Drahtzieher von Angriffen auf israelische und jüdische Einrichtungen. Aber auch mit der eigenen Bevölkerung springt das Regime gnadenlos um: Der Iran vollstreckt nach China weltweit die meisten Hinrichtungen. Wenig spricht dafür, dass der Iran seinen Kurs ändern wird, leider. Trotzdem handeln Deutschland, Frankreich und Großbritannien richtig, wenn sie ihre Gangart gegenüber Teheran verschärfen", glaubt SYDSVENSKAN aus Malmö.
"Immerhin gibt es ein Land im Nahen Osten, in dem sich auch Dinge zum Besseren wenden", gibt die norwegische Zeitung AFTENPOSTEN zu bedenken. "In Syrien soll bald zum ersten Mal seit dem Sturz von Diktator Assad gewählt werden. Es handelt sich dabei freilich nicht um eine offene Wahl wie in einer etablierten Demokratie, aber immerhin werden 140 von 210 Parlamentariern durch lokale Wahlausschüsse bestimmt. Mindestens 20 Prozent der Abgeordneten sollen Frauen sein. Diese Wahlen sind ein Kompromiss in einem Land mit so vielen Vertriebenen, ohne exakte Wählerlisten und mit Regionen, die nicht von der Regierung kontrolliert werden. Natürlich kann in Syrien noch jede Menge schiefgehen, aber vorläufig besteht Anlass zu einem gewissen Optimismus", findet AFTENPOSTEN aus Oslo.