25. September 2025
Die internationale Presseschau

Themen sind heute die Angriffe mit Drohnen auf Flughäfen in Skandinavien und der Auftritt von US-Präsident Trump vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen.

Trump steht am Rednerpult vor der Marmorwand des UNO-Präsidiums, sagt etwas und breitet beide Arme aus.
US-Präsident Trump am 23.9.2025 während seiner Rede vor der UNO-Vollversammlung in der Generaldebatte in New York (AP / dpa / Yuki Iwamura)
Die österreichische Zeitung DIE PRESSE meint: "Es hätte schlimmer kommen können. Trumps Rede vor der UNO-Generalversammlung war eine Kaskade an Gedankenfetzen, übertriebenen Behauptungen, unwahren Feststellungen und viel Selbstbeweihräucherung. Aber im Nachgang der Rede des US-Präsidenten sind zwei Aspekte hervorzuheben. Die Vereinten Nationen, so sehr er sie angriff, erklärte er nicht per se für tot. Und zweitens: Die sieben Kriege, die Trump ohne die Hilfe der UNO beendet haben will, fassen tatsächlich das aktuelle Dilemma der Vereinten Nationen zusammen. Es gibt mittlerweile so viele Konflikte, bei denen die UNO in ihrer jetzigen Zusammensetzung nichts ausrichten kann", stellt die DIE PRESSE aus Wien heraus.
Der britische GUARDIAN bedauert: "Die Bemühungen um den Aufbau einer starken Allianz gegen US-Präsident Trump, die den globalen Süden und Europa zusammenbringt, sind durch die europäische Doppelmoral geschwächt: Die Empörung Europas über die Invasion Russlands in der Ukraine ist viel größer als die Empörung über die Zerstörung des Gazastreifens durch Israel. Die Gefahr besteht nun darin, dass jeder Nationalstaat, getrieben von Einschätzungen seiner wirtschaftlichen Stärke, eigene Entscheidungen darüber trifft, ob er gegen die amerikanische Macht vorgeht oder sich ihr beugt. Jedes Land kennt das Ausmaß von Trumps Erpressungsdiplomatie. Indem der US-Präsident Handel, Sicherheit und Einwanderung in den Verhandlungen miteinander vermischt, maximiert er seinen Einfluss. Es ist ein mutiges Land, das sich ihm widersetzt", unterstreicht der Londoner GUARDIAN.
Der Mailänder CORRIERE DELLA SERA notiert: "Mag sein, dass Trumps Provokationen und Kehrtwenden manchmal auch eine Möglichkeit sind, Terrain zu sondieren, um zu sehen, wie weit er gehen kann. Aber bestimmte Äußerungen sind nicht nur unvorhersehbar und bizarr, sondern auch sehr schädlich für Amerika und seinen Präsidenten. Heute macht er abfällige Äußerungen über Putin, aber vor wenigen Wochen hat er ihm den roten Teppich ausgerollt und damit Legitimität und Rehabilitierung auf der internationalen Bühne verschafft. Katastrophal für den Westen, aber auch für Trump selbst", betont der italienische CORRIERE DELLA SERA.
In der Zeitung LIANHE BAO aus Taiwan ist zu lesen: "Trumps Rede vor der UNO-Vollversammlung hat hinsichtlich der Ukraine-Frage für Aufregung gesorgt. Entgegen bisheriger Äußerungen sprach er überraschend davon, dass die Ukraine mit Unterstützung der EU und der NATO in der Lage sei, ihre ursprünglichen Gebiete zurückzuerobern. Deutet die Aussage auf einen Politik-Wechsel hin? Wohl kaum. Der US-Präsident hat weder zusätzliche Militärhilfe zugesagt noch neue Sanktionen gegen Russland angekündigt. Trump hat damit lediglich erklärt, dass die USA weiterhin der Waffenlieferant der NATO seien und die Verbündeten die Verantwortung über den Krieg übernehmen sollten. Er hat offensichtlich verstanden, dass das Beenden dieses Krieges eine schwierige Aufgabe ist. Er spricht lieber mit starken Worten aus sicherer Ferne darüber", erklärt LIANHE BAO aus Taipeh.
Ähnlicher Meinung ist der Gastkommentator der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN: "Trump sagte, die Ukraine könne besetzte Gebiete zurückerobern. Ob dies dem angegriffenen Land tatsächlich gelingt, hängt allerdings von der Beteiligung der USA ab. Allerdings gibt es noch keinen konkreten Plan für einen Einsatz der US-Truppen oder für eine langfristige Sicherheitsgarantie. Solange Trump seine Haltung nicht ändert, Europa müsse sich selbst darum kümmern und nicht die USA, sind seine Äußerungen mit Vorsicht zu genießen. Denn es fehlt bislang eine feste Zusage für eine starke militärische sowie diplomatische Beteiligung der USA, die für die ukrainische Rückeroberung der Gebiete unabdingbar ist", betont NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG sieht Trumps Äußerungen mit Skepsis: "Plötzlich kann sich Trump einen ukrainischen Sieg über Russland vorstellen, bis hin zur Rückgewinnung aller besetzten Gebiete. Sein rhetorischer Salto ist verblüffend und ein Beleg für die These, dass sich sein erratisches Verhalten mit zunehmender Dauer der Präsidentschaft nicht abschwächt, sondern verstärkt. Es wäre blauäugig, bereits auf eine Kehrtwende von Dauer zu schließen. Realistischerweise ist damit zu rechnen, dass Trump bald wieder das Gegenteil sagen wird – und vor allem damit, dass er seinen Worten keine Taten nachfolgen lassen wird", vermutet die Schweizer NZZ.
"Trump ändert seine Meinung. Jetzt hat Putin ein Problem“, titelt die polnische RZECZPOSPOLITA: "Inmitten von Russlands mörderischen Luftangriffen auf ukrainische Städte und Industrieanlagen verkündete US-Präsident Trump plötzlich, die Ukraine könne den Krieg gewinnen. Das ließ den Kreml verstummen. Das Vorgehen bringe Russland keinen Ruhm. Im Gegenteil, Russland wirke wie ein 'Papiertiger' – so fasste Donald Trump Russlands bisherige Erfolge nach drei Jahren Krieg gegen die Ukraine zusammen. Für die russische Elite um Putin und für Putin selbst ist dies ein schwerer Propaganda- und PR-Schlag. Jetzt hat Putin ein Problem, und er weiß nicht, was er tun soll. Es ist klar zu erkennen, wie viel Hoffnung die Russen in Trump gesetzt haben und wie sehr er sie nun enttäuscht hat“, notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA sieht keinen Kurswechsel bei Trump gegenüber Putin: "Es gibt Grund zur Annahme, dass der US-Präsident nach wie vor dialogbereit gegenüber Russland ist. Während Trump Russland kritisiert hat, hat er keine antirussischen Handlungen verkündet: weder die Inkraftsetzung der vielfach von ihm angedrohten 'zerstörerischen Sanktionen' noch die deutliche Anhebung der Waffenlieferungen an die Ukraine. Im Gegenteil: Er hat, wie schon mehrfach zuvor, eine Frist gesetzt, bis zu der seine Politik gegenüber dem Kreml festlegen will. Dieses Mal geht es nicht um zwei Wochen, sondern um einen Monat", stellt die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau mit einer gewissen Genugtuung fest.
Hören Sie nun Kommentare zu den Drohnenflügen über Flughäfen in Skandinavien. Auch in der vergangenen Nacht sind in Dänemark wieder Drohnen gesichtet worden. Die Regierung in Kopenhagen spricht von einem hybriden Angriff. Der Gastkommentator der schwedischen Zeitung DAGENS NYHETER vermutet, dass Russland hinter den Angriffen steckt: "Es könnte darum gehen, Informationen über das Informations- und Radarsystem der NATO zu gewinnen, aber auch, welche Routinemaßnahmen die betroffenen Staaten ergreifen: Wer ruft wen an, wer wird aktiv? Auch könnte es darum gehen, dass die NATO-Länder ihre Abwehranlagen dann lieber bei sich behalten wollen, statt sie in die Ukraine zu schicken. Eine weitere Frage sollte aber auch sein, wie hoch die Kosten für Russland ausfallen. Wenn die Folgen nur Protestnoten oder die Einbestellung von Botschaftern ist, besteht der Anreiz, solche Aktivitäten fortzusetzen", gibt DAGENS NYHETER aus Stockholm zu bedenken.
Für die norwegische Zeitung DAGBLADET besteht kein Zweifel daran, wer für die Angriffe verantwortich ist: "Diese Störungen liegen klar im Interesse Russlands. Premierminister Jonas Gahr Støre bestätigte in diesem Zusammenhang weitere Verletzungen des norwegischen Luftraums seit Beginn des Jahres. Selbst wenn Russland alles abstreitet und es sich in einzelnen Fehler um Irrtümer, Missverständnisse oder unvorhergesehene Umstände handeln kann, wird ein Muster deutlich: Russland setzt auf eine bestimmte Art der Kriegsführung. Militärische und zivile Mittel werden eingesetzt, um zu provozieren und Unsicherheit zu schüren. Es besteht jeder Grund zu der Annahme, dass es keine unglücklichen Zufälle sind, wenn digitale Infrastruktur angegriffen wird oder GPS-Signale gestört werden. Das alles ist inakzeptabel, bösartig und ein Angriff auf die internationale Stabilität", unterstreicht DAGBLADET aus Oslo.