27. Oktober 2025
Die internationale Presseschau

Themen sind die Zwischenwahl in Argentinien und die Asienreise von US-Präsident Donald Trump. Zunächst aber geht es um die neuen Sanktionen der USA gegen Russland.

Russlands Präsident Vladimir Putin und US-Präsident Donald Trump stehen auf einem Podium in Helsinki im Jahr 2018
Trumps Sanktionen gegen Putins Russland sind Thema in den Zeitungen. (picture alliance / dpa / Valery Sharifulin)
Die schwedische Zeitung DAGENS INDUSTRI folgert: "Die große Frage ist, was das für die Zukunft bedeutet. War das eine einmalige Angelegenheit? Oder kann Europa hoffen, dass die USA künftig wieder zu den Unterstützern der Ukraine gehören? Europas Staatsführer greifen nach jedem Strohhalm, um Trump auf ihre Seite zu bekommen. Aber es bleibt wohl Wunschdenken, die jüngsten Ölsanktionen als strategische Neuausrichtung zu betrachten. Vielmehr dürften sie ein Zeichen von Trumps Ungeduld sein, weil er nach seinem 'Triumph' im Nahen Osten mit dem Friedensprozess für die Ukraine nicht weiterkommt", bemängelt DAGENS INDUSTRI aus Stockholm.
In Lettland hebt die Zeitung NEATKARIGA RITA AVIZE hervor: "Trump betrachtet internationale Politik als ein Geschäft, bei dem jede Seite einen materiellen Vorteil oder Nutzen erzielen möchte. Es bleibt nur noch, diese 'Vorteile' auszugleichen, so dass alle halbwegs zufrieden sind, und schon ist die Sache erledigt. Trump war überzeugt, dass er leicht Frieden erreichen würde, wenn er Putin einen günstigen Deal anbieten würde. Genau das tat Trump, als er das Weiße Haus übernahm. Doch zu seiner Überraschung ignorierte Putin diese Angebote. Denn Trumps Hauptfehler besteht darin, dass er auch andere Politiker wie Geschäftsleute wahrnimmt", kritisiert NEATKARIGA RITA AVIZE aus Riga.
Die slowakische Tageszeitung SME betont: "Washington hat mit einer einzigen Entscheidung ein Fünftel des russischen Staatshaushalts gestrichen. Wenn diese Sanktionen durchgesetzt werden, überlegt sich jede ausländische Bank zweimal, ob sie noch irgendeine Zahlung für Öl russischer Firmen vermittelt. Die Bank würde nämlich den Zugang zum US-Kapitalmarkt verlieren. Und eine Bank, die keinen Zugang zu Dollars hat, kann gleich zusperren. Washington erwartet, dass ein solcher Druck den Kreml zur Beendigung des Kriegs zwingen wird. Doch leider rechnet das Weiße Haus mit einer allzu rationalen Beurteilung der Situation in Moskau", heißt es in der Zeitung SME aus Bratislava.
In Norwegen stellt die Zeitung DAGSAVISEN fest: "Aus Moskau kam zwar die Botschaft, man sei immun gegen Sanktionen dieser Art, aber das sind leere Worte: Die Entscheidungen aus Brüssel und Washington werden Putin unter Druck setzen. Doch wenig deutet darauf hin, dass der Krieg in der Ukraine rasch beendet werden kann. Ein Treffen zwischen Trump und Putin in Budapest wurde abgesagt, und Russlands Krieg geht unvermittelt weiter, wenngleich auch nur mit geringen militärischen Erfolgen", notiert DAGSAVISEN aus Oslo.
Die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT kommentiert: "Keine harten Worte. Keine Gegensanktionen. Putin reagiert auffallend zurückhaltend. Von Gegenmaßnahmen, die Putin normalerweise bei Sanktionen gegen Russland ergreift, sprechen der Kremlchef und sein Umfeld nicht. Das ist bemerkenswert angesichts der potenziellen Folgen der amerikanischen Strafmaßnahmen. Ökonomen gehen davon aus, dass die Sanktionen gegen Rosneft und Lukoil, die beiden größten Ölkonzerne Russlands, erhebliche Auswirkungen auf die russischen Ölexporte haben könnten, eine der wichtigsten Finanzierungsquellen des Krieges", meint DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
LA REPUBBLICA aus Italien kommt zu einer anderen Einschätzung: "Auf Stärke antwortet Wladimir Putin immer mit Stärke - um daran zu erinnern, dass er der Oberbefehlshaber einer Atommacht ist, die als solche behandelt werden will und sich weder den gegen ihr Öl verhängten Sanktionen beugen wird noch möglichen Vereinbarungen zwischen Donald Trump und Chinas Xi Jinping. Kein Ende oder Einfrieren der Kämpfe ist in Sicht, ließ er im Gespräch mit seinem Generalstabschef erkennen. Dann ging er dazu über, die Modernität der russischen 'nuklearen Abschreckungskräfte' anzupreisen. Auch den Test der Burewestnik-Rakete machte er bekannt, 'eines einzigartigen Trägers', der eine Entfernung von 14.000 Kilometern in 15 Stunden zurücklegen könne. Sollte Washington Kiew also jemals Geheimdienstinformationen über russische Langstreckenziele liefern, so wisse es, dass Moskau mit Raketen zurückschlagen kann, die die USA erreichen können. Das war die Botschaft", mahnt LA REPUBBLICA aus Rom.
US-Präsident Donald Trump ist auf Asienreise. Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN analysiert: "Tatsächlich wächst das Misstrauen der Staaten aus Südostasien gegenüber Washington. Nicht nur wegen der hohen Zölle, sondern auch wegen der von Trump drastisch gekürzten Unterstützung für die Region. China und Russland wollen diese Lücke für sich ausnutzen: Beim Erdbeben in Myanmar im März beispielsweise entsandten sie sehr schnell ihre Rettungsteams in die Region, von den USA kam aber keine Hilfe. Währenddessen gibt es aber auch eine Bewegung, nach einem dritten Weg zu suchen: Weil die USA unberechenbar sind und China wirtschaftlichen Druck ausübt, wollen die Staaten in Südostasien ihre Beziehungen zu Europa und zu den Golfstaaten stärken", erwartet NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Die Zeitung JIEFANG RIBAO aus China schreibt: "Trump will die außenpolitische Bedeutung Asiens mehr in den Vordergrund stellen. Den symbolträchtigen Termin in Indonesien mit Teilnahme am ASEAN-Gipfel nutzt Washington vor allem, um seiner indo-pazifischen Strategie wieder mehr Präsenz zu verleihen. Dass Trump den Gipfel zuvor dreimal abgesagt hatte, zeigt, dass diese Region ihm eigentlich nicht wirklich am Herzen liegt. Er nutzt diesmal diese Gelegenheit eher, um sich als Friedensvermittler hervorzutun und seine Chance für den Friedennobelpreis 2026 zu erhöhen", befindet JIEFANG RIBAO aus Shanghai.
Die belgische Zeitung DE TIJD aus Brüssel blickt auf das Treffen von Trump mit Chinas Präsident Xi: "China hatte neue Exportbeschränkungen für Seltene Erden angekündigt, die von entscheidender Bedeutung für die Verteidigungs- und Hochtechnologieindustrie sind, woraufhin Trump 100 Prozent Extrazölle androhte. So weit kommt es jetzt doch nicht. Intensive Verhandlungen zwischen den Seiten in Kuala Lumpur führten dazu, dass die Exportbeschränkungen und die Zölle vom Tisch sind. Von einem umfassenden Abkommen, das den destabilisierenden Handelskrieg zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt beendet, ist allerdings noch nichts zu erkennen“, moniert DE TIJD aus Brüssel.
Die türkische Zeitung YENI BIRLIK hält fest: "Es wird erwartet, dass sich Trump und der chinesische Staatschef Xi treffen werden. Die USA hoffen, dass Xi ein Handelsabkommen abschließen möchte. Die Antwort war offenbar nicht eindeutig, denn Trump gab bei seinem Abflug gemischte Signale. Einerseits sagte er, dass die Dinge vielleicht nicht gut laufen, andererseits sagte er, dass er sich sehr gut mit Xi versteht und alles großartig sein wird. Zunächst kann festgehalten werden: Die USA und China werden hinter den Kulissen weiterhin die Fäuste ballen, auch wenn sie sich vor den Kameras die Hände schütteln", heißt es in YENI BIRLIK aus Istanbul.
Die Zwischenwahlen in Argentinien mit dem Erfolg für Präsident Javier Milei sind Thema in der polnischen RZECZPOSPOLITA: "Die Peronisten konnten aus der Unzufriedenheit der Argentinier mit Mileis Sparpolitik kein Kapital schlagen. Das Wahlergebnis gibt Milei zudem eine realistische Chance auf eine Wiederwahl im Jahr 2027. Das monatliche Preiswachstum sank von 12,8 auf rund 2,1 Prozent. Argentinien verzeichnete zudem seinen ersten Haushaltsüberschuss seit 14 Jahren. Mileis Reformen erwiesen sich jedoch als schmerzhaft für die Argentinier: Ihre Kaufkraft sank, 250.000 Arbeitsplätze gingen verloren und rund 18.000 Unternehmen schlossen. Es ist Javier Milei also gelungen, die Inflation zu zähmen und sogar einen Haushaltsüberschuss zu erzielen – doch die Argentinier sind insgesamt ärmer geworden." Und mit diesem Blick nach Argentinien von der Zeitung RZECZPOSPOLITA aus Warschau endet die Presseschau.