28. Oktober 2025
Die internationale Presseschau

Ein Thema ist die Asien-Reise von US-Präsident Trump. Doch zunächst geht es um die Zwischenwahl in Argentinien, aus der Präsident Milei überraschend deutlich als Sieger hervorgegangen ist.

Der argentinische Präsident Javier Milei steht auf einer Bühne und reckt die rechte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger ins Publikum.
Der argentinische Präsident Javier Milei hat mit seiner Partei LLA bei den Zwischenwahlen überraschend gut abgeschnitten. (picture alliance / Anadolu / Luciano Gonzalez)
"Milei erwies sich als das kleinere Übel", titelt die polnische RZECZPOSPOLITA und schreibt: "Erst vor einem Monat hatte Mileis Gruppierung La Libertad Avanza in der Hauptstadt Buenos Aires, wo 38 Prozent der Argentinier leben, die Kommunalwahlen verloren mit sage und schreibe 14 Prozentpunkten Rückstand gegenüber dem peronistischen Lager: jener nationalistisch-sozialpopulistischen Bewegung, die Argentinien in fast 100 Jahren von einem der reichsten Staaten der Welt in ein bankrottes Land verwandelt hat. Warum nun dieser Sinneswandel? In den letzten zwei Jahren haben die Menschen so große Opfer für den Erfolg von Mileis Plan gebracht – sie wollten nicht, dass diese Opfer umsonst waren. Sie wussten auch, dass die Alternative zum derzeitigen Präsidenten der Peronismus wäre. Und dorthin wollen sie nicht zurückkehren", ist RZECZPOSPOLITA aus Warschau überzeugt.
In der italienischen Zeitung CORRIERE DELLA SERA heißt es dazu: "Milei hat sich wegen seiner, gelinde gesagt, pittoresken Art international Spott eingehandelt. Aber hinter der Provokation mit der Kettensäge, mit der er versprochen hat, die Staatsausgaben zu kürzen, sehen viele Argentinier den Kern der Sache: Die Sozialhilfe hat sie ruiniert. Vielleicht ist es an der Zeit, die Marktwirtschaft auszuprobieren, auch wenn sie wissen, dass der Übergang schmerzhaft wird. Milei lässt sich eher von Ronald Reagan, Margaret Thatcher und Milton Friedman inspirieren als von Donald Trump", meint CORRIERE DELLA SERA aus Mailand.
LA TERCERA aus Santiago de Chile zieht folgendes Fazit: "Die Zwischenwahlen in Argentinien galten als eine Art Plebiszit über die Regierung von Präsident Milei, und das Ergebnis zeigt, dass er es - zumindest vorläufig - geschafft hat, das vor zwei Jahren ausgesprochene Vertrauen der Wähler zu erneuern. Wenn Milei wichtige Reformen für den Arbeitsmarkt, das Steuersystem oder Renten umsetzen will, wird seine Regierung zwangsläufig die Unterstützung weiterer Kräfte benötigen - und insofern war es ein positives Signal, dass er sich in seiner Rede am Sonntagabend offen für Verhandlungen mit anderen politischen Parteien zeigte", lobt die chilenische LA TERCERA.
Die britische Tageszeitung THE GUARDIAN bilanziert mit Blick auf die argentinische Wirtschaft: "Die Inflation hat zwar nachgelassen, aber die Sparmaßnahmen haben das Wachstum erstickt und die Subventionen für Verkehr, Energie, Gesundheit und Bildung gekürzt, sodass es für die Armen des Landes schwieriger geworden ist, über die Runden zu kommen. Nach seinem Wahlsieg steht Milei nun vor der Herausforderung, die Geldpolitik zu steuern. Die Hilfe der USA war ausdrücklich als Übergangslösung gedacht. Doch sie wird ein Programm, das seine eigene Wählerschaft im Stich lässt, nicht retten – und langfristig ist es unwahrscheinlich, dass sich die argentinischen Wähler von ausländischer Unterstützung beeinflussen lassen", prophezeit THE GUARDIAN aus London.
Für die russische Tageszeitung KOMMERSANT ist klar: "Das Wahlergebnis bestätigt das Mandat des 'argentinischen Trump', die Politik harter Sparmaßnahmen fortzusetzen - trotz Korruptionsskandalen und der Unzufriedenheit eines Teils der Bevölkerung, die den Gürtel enger schnallen muss. Den Erfolg verdanken der argentinische Staatschef und seine Mitstreiter zum Teil dem US-Präsidenten: Eine Woche vor den Wahlen vereinbarte Washington mit dem lateinamerikanischen Land eine Währungshilfe in Höhe von 20 Milliarden Dollar, was zur Stärkung des Pesos beitrug", erinnert KOMMERSANT aus Moskau.
Die argentinische Zeitung LA NACION blickt in ihrem Kommentar auch auf die geringe Wahlbeteiligung in dem Land, in dem eigentlich Wahlpflicht besteht. "Zu den Gründen könnte die Verärgerung oder Enttäuschung eines großen Teils der Bevölkerung über die politische Klasse gehören, und deshalb muss die Regierung diesem Phänomen besondere Aufmerksamkeit schenken. Das Schlimmste, was Milei jetzt tun kann, wäre in Selbstgerechtigkeit zu verfallen. Die Wähler haben der Regierungspartei zwar ihr Vertrauen ausgesprochen, ihr aber keinen Blankoscheck ausgestellt. Sie hoffen, dass der aktuelle Kurs fortgesetzt wird - aber mit den notwendigen Korrekturen und weniger Dilettantismus", betont die in Buenos Aires erscheinende LA NACION.
Nicht überall in Argentinien hat Milei gewinnen können, unter anderem in der Provinz La Pampa. Das und die geringe Wahlbeteiligung veranlassen die dort erscheinende Zeitung LA ARENA zu folgendem Kommentar: "Man sollte also nicht so tun, als habe die Regierung einen absoluten Sieg ohne Einschränkungen eingefahren, der die Gesamtstimmung der Bevölkerung wiedergibt. Als Erklärungen für das Wahlergebnis wird unter anderem angeführt, dass die Menschen den Rückgang der Inflation schätzten und nicht in die Vergangenheit zurückkehren wollten. Dabei hat Mileis Experiment längst sein grausames Wesen offenbart und eine breite Schicht der Gesellschaft hat darunter zu leiden, während nur die Oberschicht davon profitiert. Die Maschinerie, die kritisches Denken, soziales Bewusstsein und Solidarität zerstört, hat sich als äußerst effektiv erwiesen: In Argentinien haben wie in anderen liberalen Demokratien wieder einmal die Opfer für die Täter gestimmt, obwohl sie sich damit selbst schaden", resümiert die Zeitung LA ARENA aus Santa Rosa.
Themenwechsel. Bei ihrem Treffen mit US-Präsident Trump hat die neue japanische Ministerpräsidentin Takaichi zugesagt, die militärischen Kapazitäten ihres Landes "ganz erheblich" zu erhöhen. Für den Gastkommentator der in Tokio erscheinenden NIHON KEIZAI SHIMBUN war das ein kluger Schachzug: "Takaichi und ihre Regierung wussten offenbar ganz genau, was bei Aufbau der Beziehungen zu Trump wichtig ist: keine defensive, abwartende Haltung, sondern eine aktive. Insbesondere im Hinblick auf das Treffen von Trump mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Südkorea ist die Lage aktuell unübersehbar, ob die Auseinandersetzung zwischen Washington und Peking noch eskaliert oder sich doch entspannt durch eine Einigung im Handelskonflikt. Auch in diesem Sinne ist Takaichi ein äußerst wichtiger Schritt gelungen, indem sie die Bedeutung des Bündnisses mit den USA betonte und es stärken konnte", findet NIHON KEIZAI SHIMBUN.
Die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT beschäftigt sich vor dem geplanten Treffen von Trump und Xi beim Wirtschaftsgipfel der APEC-Staaten in Südkorea mit den möglichen Auswirkungen auf die Region: "Mit angehaltenem Atem schauen Trumps asiatische Partner auf sein Treffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping. Sie sind verunsichert, weil Trump nie eindeutig gesagt hat, dass er seinen Verbündeten im Fall einer militärischen Konfrontation mit China zur Seite stehen wird. Die größten Sorgen gibt es in Taiwan: Dort befürchtet man, der amerikanische Präsident könnte der Verlockung eines Mega-Handelsabkommens mit Xi nicht widerstehen, auch wenn dies auf Kosten Taiwans ginge", beobachtet DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
Die in Schanghai erscheinende Tageszeitung XINMIN WANBAO hebt die Bedeutung des bevorstehenden APEC-Gipfels in Südkorea hervor: "In den drei Jahrzehnten seit ihrer Gründung hat sich die APEC schrittweise zum wichtigsten Mechanismus für wirtschaftliche Zusammenarbeit im asiatisch-pazifischen Raum entwickelt. Es ist zu hoffen, dass Südkorea als Gastgeberland angesichts der erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen den großen Volkswirtschaften der APEC eine ausgleichende Rolle spielen kann. Das Land ist eine Mittelmacht und kann als Brücke zwischen den Großmächten fungieren, solange es einen ausgewogenen diplomatischen Ansatz verfolgt und sich nicht auf eine Seite stellt."