
Zu den erneuten israelischen Angriffen auf den Gazastreifen schreibt THE TIMES OF ISRAEL: "Die Waffenruhe im Gazastreifen ist gefährlich brüchig seit US-Präsident Trump sie Anfang des Monats forciert hat - und umso mehr seit gestern Hamas-Mitglieder das Feuer auf israelische Soldaten in Rafah eröffneten. Für Premierminister Netanjahu wurde es zuletzt immer schwieriger, seine Zurückhaltung aufrechtzuerhalten, trotz des Drucks aus Washington. Erst nach seinem Angriffsbefehl auf den Gazastreifen informierte er die US-Regierung. Doch Israels militärische Reaktion wird begrenzt bleiben. Dabei könnte paradoxerweise eine solche Zurückhaltung die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Trumps Gaza-Plan reibungslos zu Ende geführt wird. Solange die Hamas glaubt, dass sie nicht vernichtet werden kann, wird sie Israels Geduld und Trumps Entschlossenheit weiter auf die Probe stellen", vermutet THE TIMES OF ISRAEL aus Jerusalem.
Ähnlich sieht es das WALL STREET JOURNAL in den USA: "Trumps Friedensplan für Gaza steckt in einer Krise. Die Frage ist, ob die Trump-Regierung versteht, dass die Zurückhaltung Israels der Hamas freie Hand gelassen hat, das Abkommen zu sabotieren. Seit einer Woche hat die Hamas keine getöteten Geiseln mehr übergeben. Zeit, die sie genutzt hat, um ihre Kontrolle über den westlichen Gazastreifen zu festigen. Am Wochenende schien Trump das Risiko erkannt zu haben, als er der Hamas 48 Stunden Zeit gab, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Doch die Miliz ließ die Frist ungestraft verstreichen und stellt nun mit erneuten Angriffen auf Israelis ihre Missachtung des Abkommens zur Schau. Trump kann Israel das Abkommen nun hart durchsetzen lassen oder zusehen, wie es scheitert. Denn das Wiedererstarken der Hamas riskiert auch das Zustandekommen einer internationalen Stabilisierungstruppe", notiert das WALL STREET JOURNAL.
Die italienische Zeitung LA STAMPA aus Turin analysiert: "Das Problem ist, dass beide Seiten den Waffenstillstand eher erdulden als wollen. Keiner von beiden will den Krieg wirklich beenden. Der Nahe Osten ist an Kriege gewöhnt, die wieder aufgenommen und unterbrochen werden. Auch Trumps Plan entgeht dieser tragischen Regel nicht. Und wir stehen erst am Anfang eines steinigen Weges."
In der panarabischen Zeitung AL QUDS heißt es: "Der Waffenstillstand in Gaza erweist sich als höchst zerbrechlich. Umso mehr kommt es nun darauf an, dass die arabischen Nachbarstaaten dazu beitragen, ihn endgültig zu verankern. Nur so kann der Krieg beendet werden. Zugleich gilt es, eine neue Politik zu begründen, die eine Gewalt wie in diesem Krieg künftig verhindert. Das darf allerdings nicht durch Zugeständnisse oder Kompromisse erreicht werden, die Israels Machtstellung weiterhin begünstigen. Es gilt, Israel entschlossen entgegenzutreten, um die Stabilität der Region dauerhaft zu sichern", betont die Zeitung AL QUDS, die in London erscheint.
ARAB NEWS aus Jidda meint, in der israelischen Politik brauche es einen Neuanfang: "Die Bürger in Israel müssen sich bei den nächsten Wahlen klar gegen alles aussprechen, wofür die Netanjahu-Regierung steht. Nur dann kann es auch eine offene Debatte darüber geben, wie der Konflikt mit den Palästinensern friedlich beendet werden kann."
Die polnische GAZETA WYBORCZA geht auf den Bürgerkrieg im Sudan ein und führt aus: "Die Armee hat die Kontrolle über Darfur verloren. Die paramilitärischen Rapid Support Forces RSF, die seit 2023 Krieg gegen die sudanesische Armee führen, haben den wichtigsten Militärstützpunkt und die Stadt Al-Faschir eingenommen, doch ihr Hunger nach Macht und Gebietskontrolle ist noch viel größer. Dabei sind Zehntausende Menschen in dem Konflikt bereits ums Leben gekommen und 14 Millionen wurden vertrieben. Die Armee kontrolliert derzeit den Osten Sudans, während die RSF die Kontrolle im Westen übernommen hat. Experten befürchten, dass der Fall von Al-Faschir eine erneute Teilung des Sudan einläuten könnte, mehr als ein Jahrzehnt nach der Entstehung des Südsudans. Zugleich gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass sich die RSF-Führung mit dem Westen des Sudan zufriedengeben wird. Solange die Rapid Support Forces ausreichend Nachschub erhalten, um den Krieg fortzusetzen, werden sie ihn vermutlich weiter eskalieren“, konstatiert die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
"In Darfur wächst die Angst vor dem Schlimmsten", kommentiert die französischsprachige Zeitung LE TEMPS aus Genf: "Die Einnahme der Stadt El-Fasher in Darfur durch die Rapid Support Forces schürt die Befürchtung, dass es zu schweren Kriegsverbrechen an der Bevölkerung kommen könnte. Zugleich dauert der Krieg zwischen der sudanesischen Armee und ihren ehemaligen Hilfstruppen an, ohne dass eine der beiden Seiten militärisch die Oberhand gewinnen konnte. Daher stellt sich die Frage: Ist es an der Zeit zu verhandeln? Es braucht allerdings Druck auf die Kriegsparteien und ihre Unterstützer, damit sie an den Verhandlungstisch zurückkehren. Doch die Vereinigten Staaten, die 2011 die Unabhängigkeit des Südsudans erzwangen, sind momentan diplomatisch mit anderen Kriegen beschäftigt, etwa im Gazastreifen und in der Ukraine." So weit LE TEMPS aus Genf.
Und damit zum letzten Thema: In den Niederlanden wird heute ein neues Parlament gewählt. Die belgische Zeitung DE STANDAARD zieht eine Bilanz der bisherigen Regierungsarbeit: "Vor zwei Jahren wurde die Partei für die Freiheit - PVV - des ultrarechten Populisten Geert Wilders zur stärksten Kraft gewählt. Heute befinden sich die Niederlande im Chaos. Die Regierung, in der die PVV fünf Minister stellte, hat nichts auf die Reihe gebracht. Sei es die Krise auf dem Wohnungsmarkt, die Stickstoffemissionen oder sogar die Migration als zentrales Thema der PVV: Auf keinem Gebiet hat die Koalition mit den Rechtspopulisten Antworten auf die Sorgen der Wähler gefunden. Premier Schoof, der parteilose Technokrat, wird wohl wieder in der Versenkung verschwinden, die Liberalen und die anderen Regierungspartner lecken ihre Wunden. Allein Wilders scheint sich keine Vorwürfe zu machen. In den Umfragen liegt er wieder vorne. Jedoch wird keine seriöse Partei noch einmal eine Koalition mit ihm bilden", prognostiziert DE STANDAARD aus Brüssel.
Die niederländische Zeitung TROUW erläutert: "Rechte Themen wie Migration dominierten den Wahlkampf. Dass es aber auch anders geht, zeigte zuletzt ein TV-Format, das von drei lokalen Sendern organisiert wurde, und bei dem es etwa um Trinkwasserknappheit und Wohnungsbau ging. 'Langweilige Politik', hieß es im Nachhinein. Aber genau das ist es, wonach sich die Niederlande sehnen. Die Parteien der Mitte werden bald eine Regierung bilden müssen und sie sollten sich das vor Augen halten und nicht in die Falle von Geert Wilders mit seiner ewigen Suche nach Sündenböcken tappen", appelliert TROUW aus Amsterdam.
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO sieht die Niederlande vor grundlegenden politischen Problemen: "Das Land befindet sich schon seit längerem im permanenten Krisenmodus und nachdem Wilders die Regierungskoalition platzen ließ, war die heutige Parlamentswahl die zwangsläufige Folge. Es ist davon auszugehen, dass die politische Instabilität auch nach der Wahl fortbestehen wird. Dabei sind die politischen Veränderungen in den Niederlanden ein Spiegelbild der Gemengelage in der gesamten Europäischen Union. Fehlender Konsenz in puncto Flüchtlingspolitik, aber auch bei Themen wie dem Nahost-Konflikt führen zu einem Spagat zwischen Werteorientierung und Pragmatismus, der sich auch in Brüssel erkennen lässt. Die Konsequenz ist die Lähmung der Handlungsfähigkeit. Wie die derzeitige Fragmentierung und Polarisierung sowie der wachsende Populismus überwunden werden können, ist die große Frage, die ganz Europa beantworten muss."
