
Die dänische Zeitung KRISTELIGT DAGBLAD aus Kopenhagen greift sich einen Aspekt in der Beziehung zwischen China und den USA heraus, nämlich das Verhältnis der beiden Länder zu Taiwan: "China betrachtet das demokratisch regierte Taiwan als sein Territorium, und mehrere Sicherheitsdienste warnen davor, dass sich Peking auf eine mögliche Konfrontation mit dem gesamten Westen vorbereitet. Vermutlich fühlt sich Xi durch die Signale ermuntert, mit denen Trump schon länger die US-Sicherheitsgarantien für Taiwan ausgehöhlt hat. Es liegt aber im Interesse der USA und des gesamten Westens, einen chinesischen Angriff auf Taiwan zu verhindern, wodurch ein extrem gefährlicher und blutiger Krieg mit globalen geopolitischen Folgen ausgelöst würde. Wenn Donald Trump tatsächlich ein Friedensmakler sein will, muss er verhindern, dass er - ob nun beabsichtigt oder nicht - die Tür für einen chinesischen Angriff auf Taiwan aufstößt", mahnt die Kopenhagener Zeitung KRISTELIGT DAGBLAD.
                Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN sieht trotz der Gespräche eine zunehmende Konkurrenz zwischen China, Russland und den USA. Ausdruck dafür sei unter anderem die von Trump offenbar geplante Wiederaufnahme von US-Atomtests: "Direkt nach seinem Amtseintritt hatte Trump eigentlich angekündigt, Verhandlungen mit China und Russland über die Atom-Abrüstung beginnen zu wollen. Noch vor dem Treffen mit Staatschef Xi wollte Trump eine Einigung mit China über eine atomare Abrüstung erzielen. Nun wollen die USA offenbar mit China und Russland konkurrieren, die ihre Entwicklung der Atomwaffen fortsetzen.Denn die Volksrepublik scheint ihre Zurückhaltung in Sachen Abrüstung nicht ändern zu wollen. Und auch Russland testet immer wieder seine neuen Waffen", stellt NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio fest.
                Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA stellt sich angesichts der Gespräche zwischen Trump und Xi die Frage, welche Rolle Europa in diesem Zusammenhang eigentlich noch spielt: "Betrachtet man eine Karte der wirtschaftlichen Machtverteilung, so zeigen sich drei vergleichbare Mächte: China mit einem Bruttoinlandsprodukt von 19 Billionen US-Dollar, die Vereinigten Staaten mit 15 Billionen und die Europäische Union mit 14 Billionen US-Dollar. Warum also hat Europa so leicht kapituliert? Europas Problem liegt weder in einem Mangel an Humanressourcen noch an Wissen oder Kapital. Es mangelt an der Bereitschaft zur uneingeschränkten Zusammenarbeit und an einem tief verwurzelten Gefühl der Schwäche gegenüber den beiden anderen Mächten. Europa ist, wie die Vereinigten Staaten und China, ebenfalls ein wirtschaftlicher Riese – aber eben ein schlafender. Und bisher gibt es kein Anzeichen dafür, dass er erwacht“, notiert die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
                EXPRESSEN aus Stockholm geht noch einen Schritt weiter. Die Zeitung wirft EU-Kommissionschefin von der Leyen vor, sie habe schlicht keinen Plan: "Um Trump bei Laune zu halten, hat Ursula von der Leyen im Frühjahr und Sommer in mehreren Reden China scharf angegriffen, Zölle auf chinesische Elektroautos und Stahl verhängt, Sanktionen gegen Banken verhängt, chinesische Investitionen abgelehnt und so weiter. Das lag nicht an einer beschlossenen EU-Strategie. Die EU hat nie eine Strategie entwickelt. Stattdessen haben die EU-Staats- und Regierungschefs vor jeder neuen Situation nur ein wenig nachgedacht – und sich dann dafür entschieden, Donald Trump bei Laune zu halten", so das Urteil der schwedischen Zeitung EXPRESSEN.
                Das europäische Nachrichtenportal EURACTIV mit Sitz in Brüssel schlägt vor, um eine Perspektive zu entwickeln, solle sich die Europäische Union in Teilen an den USA orientieren: "Die Wahrheit ist, dass die Europäer noch nicht vollständig erkannt haben, dass sie wirtschaftliche Sicherheit nur durch die Bündelung von Ressourcen auf EU-Ebene erreichen können. Sie müssen auch den Mut aufbringen, die technokratischen und isolierten Regierungsstrukturen der EU, die für ruhigere Zeiten konzipiert wurden, zu ändern. In den Vereinigten Staaten werden sicherheitsrelevante Entscheidungen systematisch vom Nationalen Sicherheitsrat geprüft, einem Gremium unter der Leitung eines Nationalen Sicherheitsberaters, der als rechte Hand des Präsidenten fungiert. Andere Staaten in Europa haben ähnliche Mechanismen oder sind dabei, solche aufzubauen. Die EU sollte diesem Beispiel folgen, zumindest im Bereich der wirtschaftlichen Sicherheit", wünscht sich das Nachrichtenportal EURACTIV.
                Themenwechsel. Das US-Militär hat im Pazifik erneut ein Boot von mutmaßlichen Drogenschmugglern angegriffen. Dabei sollen vier Menschen getötet werden sein. Die Zeitung HOY aus der Dominikanischen Republik empfindet das Vorgehen der USA als Bedrohung: "In New York werden Drogen offen auf der Straße verkauft, ohne dass die Behörden eingreifen. Dort also landen die Drogen, die hier nicht rechtzeitig entdeckt werden. Dass Donald Trump nun aber die US-Marine in die Karibik schickt, schafft eine sichtbare Bedrohungslage. Dadurch wird der Verdacht genährt, dass hier für etwas Größeres geprobt wird: eine Intervention in Venezuela und womöglich auch in Kolumbien. Venezuelas Armee ist stark, und das kolumbianische Militär ist durch seinen langen Einsatz im eigenen Land geschult. Zum Wohle unseres Kontinents ist deshalb zu hoffen, dass es zu keiner Konfrontation kommt", analysiert die Zeitung HOY aus Santo Domingo in der Dominikanischen Republik.
                Auch die norwegische Zeitung DAGBLADET befürchtet, hinter den US-Angriffen auf die Boote von Drogenschmugglern könnten politische Motive stecken: "US-Präsident Trump behauptet, dass Venezuelas Präsident Nicolás Maduro einem Drogenkartell voransteht, das die USA mit Fentanyl und Kokain überschwemmt und Kriminelle über die Grenze schickt, um die USA zu destabilisieren. Das Ganze sei somit reine Selbstverteidigung. Nun ist Maduro zweifelsohne ein brutaler und korrupter Despot, aber es gibt keine Beweise dafür, dass er auch ein Drogenboss ist. Deshalb wird darüber spekuliert, dass es um einen Systemwechsel in Venezuela geht. Maduro gehört schon lange zu Trumps Erzfeinden, und die massive Truppenkonzentration in der Karibik - die größte seit der Kuba-Krise - könnte dazu dienen, Maduro zum Rücktritt zu bewegen. Experten sehen darin den Teil eines größeren Plans, die den USA die Kontrolle über die Region sichern soll. Solche Interventionen waren in der Vergangenheit, vorsichtig ausgedrückt, keine Erfolgsgeschichten. Aber US-Außenminister Marco Rubio, der seine Wurzeln im kubanischen Exilantenmilieu hat, scheint überzeugt, dass Trump auch hier Geschichte schreiben kann", lautet die Konklusion des DAGBLADET aus Oslo.
                Zum Abschluss ein Blick auf den Besuch von Bundeskanzler Merz in der Türkei. Die Zeitung KARAR aus Istanbul ist der Meinung, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern könnten deutlich ausgebaut werden: "In Deutschland leben über drei Millionen Türken, die inzwischen Teil der Gesellschaft sind, und es gibt vermutlich doppelt so viele türkische Staatsbürger, die in Deutschland gelebt und gearbeitet haben und in die Türkei zurückgekehrt sind. Millionen von Türken und Deutschen kennen und verstehen sich und vertrauen einander. Berücksichtigen wir die noch nicht ausgeschöpften wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Möglichkeiten der Zusammenarbeit, können wir tatsächlich von einem Potenzial sprechen, das beide Länder verändern kann. Es ist klar geworden, dass es für die Türkei unmöglich ist, ihre Kontakte und Zusammenarbeit mit dem westlichen Bündnis aufzugeben. Es ist aber ebenso klar, dass eine Beziehung, die nur über die USA aufgebaut wird, nicht ausreicht. Es gibt keine zwei anderen Länder auf der Welt, deren Völker so viel miteinander zu tun haben und deren Beziehungen so begrenzt sind. Kluge Köpfe sollten nun dieses große Potenzial mobilisieren."
              