
Doch zunächst werfen wir einen Blick auf das Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi. Dazu schreibt die WASHINGTON POST: "Das Treffen zwischen Trump und Xi in Südkorea hat etwas Wertvolles hervorgebracht – einen Waffenstillstand im Handelskrieg. Das ist jedoch nicht dasselbe wie ein Friedensabkommen. Damit gäbe es einen längerfristigen Rahmen für die Gestaltung der weltweit bedeutendsten Beziehungen. Die Eskalation ist gestoppt und hat beiden Seiten Zeit verschafft. Die entscheidende Frage ist nun, wie die USA diese Zeit nutzen werden. Der Weg zum Sieg besteht nicht darin, so wie China zu werden, sondern die Identität der USA zu bewahren. Deshalb sollten alle Anstrengungen verdoppelt werden, die die USA schon früher vorangebracht haben", empfiehlt die WASHINGTON POST.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA sieht Trump in der Defensive: "Der amerikanische Präsident konnte seine Position nicht durchsetzen, er traf auf einen Gegner, der sich nicht unterordnen wollte. Keine der großen geopolitischen Herausforderungen wurde auf dem Gipfel gelöst. Trump musste Zugeständnisse machen. Er bekam die eher vage Zusage Chinas, bei der Unterbindung des Exports von Zutaten für die Fentanyl-Produktion in Mexiko und deren Weitertransport in die USA mitzuwirken. Im Gegenzug stimmte Trump einer Halbierung der Zölle auf Importe entsprechender Rohstoffe in die USA zu. Das Abkommen gilt vorerst nur für ein Jahr, und niemand weiß, ob es verlängert wird. Es ist eher ein Waffenstillstand im Handelskrieg zwischen den beiden größten Wirtschaftsmächten der Welt", findet die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Nach dem Treffen in Südkorea hat US-Präsident Trump die Wiederaufnahme neuer Atomtests seines Landes angeordnet. Der Kommentator der japanischen Zeitung ASAHI SHIMBUN kritisiert die Äußerungen auf das Schärfste: "Es gibt viele offene Fragen, aber wenn die USA tatsächlich den ersten Atomtest mit Explosion seit 1992 wagen, könnten nicht nur Russland oder China, sondern auch Staaten wie Indien oder Nordkorea, die den Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet haben, den USA folgen. Das wäre ein dummes Unterfangen, das die Bremse für einen Aufrüstungswettbewerb ausschaltet. Auch wenn Trump seine Aussage nur als Drohung versteht: Er hat damit klar gezeigt, dass er die Kraft der Atomwaffen unterschätzt. Trump wünscht sich sehnlichst den Friedensnobelpreis – aber seine Ankündigung für Atomtests ist mit dem Worten 'Frieden' unvereinbar", hebt ASAHIN SHIMBUN aus Tokio hervor.
Die türkische Zeitung CUMHURIYET sieht Trump nicht als Gewinner: "Das Treffen, das Trump für außerordentlich wichtig hielt und für das er mehrere Stunden veranschlagt hatte, wurde nach einer Stunde und 40 Minuten beendet. Es gab nur eine Einigung in Teilaspekten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die USA ihre Zölle senken werden und China noch ein weiteres Jahr lang seltene Erden an die USA liefern wird. Für die USA war diese Einigung von großer Bedeutung. Die Frage ist jedoch, ob es einen ernsthaften Fortschritt geben wird oder wieder einen Rückschritt. Trumps Handelskrieg gegen China ist von Höhen und Tiefen gekennzeichnet", findet CUMHURIYET aus Istanbul.
Die spanische Zeitung LA VANGUARDIA aus Barcelona äußert sich vorsichtig optimistisch: "Die Tatsache, dass es das erste persönliche Treffen zwischen Trump und Xi seit sechs Jahren war, ist ein Zeichen der Hoffnung, dass die Beziehungen zwischen China und den USA stabiler werden, wenngleich es mit einem Donald Trump im Weißen Haus schwierig ist, von Stabilität zu sprechen. Handelsabkommen sind sehr wichtig, aber sie sind nur ein Aspekt, denn es sind noch viele Fragen offen."
Nun nach Großbritannien. Dort hat König Charles seinem Bruder Andrew alle Titel und Privilegien gestrichen, nachdem weitere Enthüllungen über die Epstein-Affäre bekannt wurden. Nach Ansicht des Londoner GUARDIAN war die Entscheidung alternativlos: "Der Palast hatte die Kontrolle über die Berichterstattung verloren. Die Zeiten, in denen die Indiskretionen von Prinzen übersehen oder verschwiegen werden konnten – man denke nur an Edward VII. und seine Vorliebe für Chormädchen und Geliebte - sind lange vorbei. Jetzt sind es der Verlust seiner Titel und die anhaltende, lebenslange öffentliche Demütigung, die Andrew, der nun nur noch Mr. Mountbatten-Windsor heißt, am meisten schmerzen werden. Ebenso wie die Tatsache, dass er der erste Royal ist, der in der Neuzeit seine Titel verliert; der letzte war der Herzog von Cumberland, der sich im Ersten Weltkrieg auf die Seite Deutschlands stellte", unterstreicht der britische GUARDIAN.
Die britische Zeitung THE TIMES notiert: "Man kann nur ahnen, was für ein anhaltender Schock dies für Andrew selbst ist, dem der royale Status stets als Stützpfeiler und Trost diente. Die Degradierung war sicherlich notwendig, ja sogar unumgänglich. Die Aufregung wegen des Skandals um die Verbindungen zwischen Andrew und dem verurteilten Pädophilen und Finanzier Jeffrey Epstein hat die Arbeit von König Charles und anderen Royals zunehmend überschattet. Angesichts der Möglichkeit weiterer Enthüllungen war klar, dass für die Aufrechterhaltung des Ansehens der königlichen Familie eine endgültige Trennung von Andrew erforderlich war", ist in der Londoner TIMES zu lesen.
Hören Sie nun noch Kommentare zum Ausgang der Wahlen in den Niederlanden. Dazu heißt es in der belgischen Zeitung DE STANDAARD. "Die Niederländer haben sich bei den dritten Parlamentswahlen in nur vier Jahren erneut von ihrer wankelmütigen Seite gezeigt. Es traten ganze 27 Parteien an, und von den 150 Sitzen im Parlament wechselte ein Drittel die Farbe. Es ist eine politische Landschaft wie eine Salatbar - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Noch nie hatte die stärkste Partei im Parlament so wenig Sitze. Rob Jetten von der siegreichen D66 wird wohl der nächste Regierungschef, aber dann wird er ein 'Primus inter pares' sein. Das bietet Chancen, aber die Zusammenarbeit von vier etwa gleichgroßen Parteien dürfte auch für einigen Unmut sorgen", prognostiziert DE STANDAARD aus Brüssel.
Wieder einmal sei die Spaltung Europas deutlich geworden, analysiert die dänische Zeitung JYLLANDS-POSTEN. "Das Wahlergebnis aus den Niederlanden zeigt, dass sich die Wähler für zwei Richtungen entscheiden: entweder für die liberale, mit einer offenen Wirtschaft, internationaler Zusammenarbeit und ökologischem Bewusstsein. Oder für die nationalkonservative, mit geschlossenen Grenzen, EU-Skepsis und Slogans wie 'unsere Nation zuerst'. In den Niederlanden ist nun die liberale D66 zum Wahlsieger erklärt worden und liegt knapp vor der ultrarechten PVV von Geert Wilders. Beide kommen im Parlament auf 26 Sitze, aber der Unterschied ist, dass die islamfeindliche PVV elf Mandate verloren hat, während die D66 deutlich zugelegt hat. Im EU-Hauptquartier in Brüssel dürfte ein Seufzer der Erleichterung zu hören gewesen sein", betont JYLLANDS-POSTEN aus Århus.
Vor dem Hintergrund des Besuchs von Bundeskanzler Merz beim türkischen Präsidenten Erdogan resümiert die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG. "Die gegenwärtige Rolle der Türkei zeigt, dass Erdogan vieles richtig gemacht hat. Um sich von Rüstungsimporten unabhängig zu machen und gleichzeitig den Export zu steigern, investiert sein Land seit Jahren stark in die Verteidigungsindustrie. Diese strategische Weitsicht zahlt sich für Ankara nun aus. Ähnlich kommt der Regierung auch ihr pragmatischer Balanceakt zwischen verschiedenen Akteuren zugute. Die Strategie der Türkei, sich in der Welt als Vermittler und Partner unentbehrlich zu machen, hat für Erdogan einen weiteren entscheidenden Vorteil: Die internationalen Partner üben kaum mehr Kritik an seiner autoritären Innenpolitik und an seinem repressiven Vorgehen gegen die Opposition. Das mag abstoßend sein, ist realpolitisch aber nachvollziehbar", meint die Schweizer NZZ, mit der die internationale Presseschau endet.
