03. November 2025
Die internationale Presseschau

Die Proteste in Serbien, der Zustand der Demokratie in den USA und die Bürgermeisterwahl in New York sind Themen in der Auslandspresse. Zunächst geht es aber um den Krieg im Sudan.

Dutzende sudanesische Flüchtlinge stehen auf sandigem Boden vor einem LKW, um aufzusteigen.
Das Leid durch den Krieg im Sudan ist Thema in den Zeitungen. (IMAGO / Joerg Boethling)
Die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT meint: "Wenn es um den Sudan geht, scheint die internationale Gemeinschaft von Desinteresse und Apathie erfasst zu sein. Der Krieg, der nun schon seit zweieinhalb Jahren andauert, mehr als 12 Millionen Menschen in die Flucht getrieben und zur größten humanitären Krise der Welt geführt hat, wird einfach nicht ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt. Die Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf die Kriege in Gaza und der Ukraine - wo direkte eigene Interessen auf dem Spiel stehen", kritisiert DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
Die britische Zeitung THE GUARDIAN stellt fest: "Das Waffenarsenal der RSF-Miliz und damit die Katastrophe in Al-Faschir und in der gesamten Darfur-Region werden von den Vereinigten Arabischen Emiraten finanziert. Als langjähriger Verbündeter haben die Emirate die RSF unterstützt und so die Dauer und Intensität des Krieges im Sudan verlängert. Trotz erdrückender Beweise leugnen die Emirate aber weiterhin ihre Rolle. Die Rede ist oft von einem 'vergessenen Krieg' im Sudan, doch in Wirklichkeit wird er toleriert und verdrängt. Denn sich mit dem Grauen im Sudan auseinanderzusetzen, bedeutet, in den Abgrund der regionalen und globalen Politik zu blicken", schreibt THE GUARDIAN aus London.
Das Portal THE EAST AFRICAN aus Kenia unterstreicht: "Die internationale Gemeinschaft darf nicht länger wegschauen. Schweigen angesichts solcher Gräueltaten ist unverzeihlich. Der Sudan ist weit mehr als nur ein Land im Bürgerkrieg. Er ist eine moralische Bewährungsprobe für die Region und den gesamten Kontinent. Mit dem Fall der Stadt Al-Faschir ist Darfur in einen Abgrund aus Hunger, Vertreibung und ethnischer Säuberung gestürzt. Ganze Gemeinschaften – nicht-arabische Gruppen, die in der leidvollen Geschichte der Region seit Langem verfolgt werden – werden in Echtzeit ausgelöscht. Die Warnungen der UNO vor möglichen Massenmorden haben sich tragischerweise erfüllt", hält THE EAST AFRICAN aus Nairobi fest.
Die britische Zeitung THE INDEPENDENT fährt fort: "Der Grund dafür, dass sich eine entsetzliche Lage weiter verschlimmert hat, ist das Ausmaß ausländischer Einmischung - auch seitens einiger Staaten, die offiziell für Frieden im Sudan eintreten - darunter die Vereinigten Arabischen Emirate, Russland, die Türkei und der Iran sowie die kriegführenden Parteien im Jemen. Diese Einmischung hat dazu geführt, dass im Sudan, einem der ärmsten Länder der Welt, sowohl modernste Militärtechnologie wie Drohnen als auch mittelalterliche Techniken menschlicher Grausamkeit zum Einsatz kommen", erläutert THE INDEPENDENT aus London.
Die Zeitung IRISH EXAMINER aus Irland fordert: "Wir sollten uns daran erinnern, was es bedeutet, angesichts von Unmenschlichkeit Menschlichkeit zu zeigen. Wenn wir stolz auf die Werte sind, die wir unseren Kindern vermitteln – Gerechtigkeit, Anstand, Fürsorge für die Schwachen – dann muss uns der Sudan am Herzen liegen. Nicht später, sondern jetzt. Die Menschen, die diesen Albtraum erleiden, wurden durch Zufall in ihn hineingeboren, genau wie wir durch Zufall in Sicherheit hineingeboren wurden. Der moralische Unterschied liegt darin, was wir mit diesem Glück anfangen. Wegzusehen ist ein Luxus – sich zu kümmern ist eine Pflicht", betont der IRISH EXAMINER aus Dublin.
Der Zustand der Demokratie in den USA ist Thema in der New York Times: "Die USA sind heute keine Autokratie. Sie verfügen nach wie vor über eine weitgehend freie Presse und eine unabhängige Justiz, und Millionen Amerikaner nahmen kürzlich an den 'No Kings'-Protesten teil. Doch das Land hat einen antidemokratischen Weg eingeschlagen, und viele Amerikaner – darunter auch Menschen in Machtpositionen – begegnen der Bedrohung viel zu behäbig", mahnt die NEW YORK TIMES.
In Japan moniert die Zeitung MAINICHI SHIMBUN eine Richtlinie des US-Verteidigungsministeriums, nach der Medien keine Informationen mehr veröffentlichen sollen, die das US-Verteidigungsministerium nicht freigegeben hat: "Das Vorgehen stellt eine Bedrohung für die Pressefreiheit dar. Es ist selbstverständlich, dass die meisten Medien aus Protest die Richtlinie verweigern. Ein Großteil der Unterzeichner des Dokuments sind die rechten Online-Medien, die die Trump-Regierung unterstützen. Medien stellen keine Gefahr für die Sicherheit dar, auch wenn das US-Verteidigungsministerium das anders sieht. Medien unterstützen die Demokratie und funktionieren als Schutz für Staaten, damit diese nicht keinen falschen Weg einschlagen. Diese Funktion der Medien war nie so wichtig wie heute", mahnt MAINICHI SHIMBUN aus Tokio.
In New York wird morgen der Bürgermeister gewählt, der Demokrat Zohran Mamdani gilt als aussichtsreicher Kandidat. Die französische Tageszeitung LIBERATION schreibt dazu: "Dass die New Yorker kurz davor stehen, einen Demokraten zu wählen, überrascht niemanden. Doch dass der große Favorit Zohran Mamdani heißt, ist eine andere Sache. Im Amerika des Donald Trump und zur Zeit des weißen, evangelikalen Nationalismus kann nur New York einen Kandidaten wie ihn wählen. In Uganda und nicht auf amerikanischem Boden geboren, kann Zohran Mamdani zwar niemals ins Weiße Haus einziehen. Dennoch kann er eine landesweite Zukunft haben. Denn der Demokratischen Partei fehlt in den Unruhen nach der Niederlage von Kamala Harris bitter eine Führung", hebt LIBERATION aus Paris hervor.
Die schwedische Tageszeitung DAGENS NYHETER kommentiert: "Mamdanis Populismus könnte sich also als zweischneidiges Schwert erweisen. Wenn die Demokraten in den USA Wahlen gewinnen wollen, müssen sie sich als fähige Politiker beweisen, die ihre Wahlversprechen einlösen können. Obama setzte eine wirksame Gesundheitsreform durch und warb um Einheit. Mamdani versucht, die Armen zu einen - gegen die Reichen. Sollte er Bürgermeister werden, bleibt abzuwarten, ob er dies für alle New Yorker sein wird. Dann muss er zeigen, dass Politik mehr ist als nur Parolen. Und dazu braucht es mehr als ein gewinnendes Lächeln", bemerkt DAGENS NYHETER aus Stockholm.
In Serbien protestieren zahlreiche Menschen weiter gegen die Regierung, der sie Korruption vorwerfen. Dabei geht es vor allem um den Einsturz des Vordachs am Bahnhof von Novi Sad mit 16 Toten. Die serbische Zeitung DANAS kritisiert die Regierung: "In einer Zeit, in der Bürger täglich mit Korruptionsskandalen, politischer Manipulation und Intransparenz bei öffentlichen Aufträgen konfrontiert werden, ist Skepsis zu einem Instinkt geworden. Doch wird dadurch der Blick auf die wahren Ursachen dieses Unglücks verstellt - und das sind politisch beeinflusste Ausschreibungen, Konstruktionsfehler und eine politische Kultur, die beschleunigte Verfahren und Einweihungszeremonien höher wertet als die langfristige Sicherheit der Bürger. Vermutlich ist das die simple Wahrheit, aber sie ist dafür umso beunruhigender: Das Unglück ist nicht das Ergebnis geheimer Pläne, sondern systemimmanenter Inkompetenz", vermerkt DANAS aus Belgrad.
Die Zeitung POLITIKEN aus Kopenhagen erklärt: "Die Protestierenden sehen in dem Einsturz des Bahnhofsvordachs in Novi Sad eine Konsequenz der Korruption, die nicht nur die Bauwirtschaft, sondern den gesamten serbischen Staatsapparat durchzieht. Gegen Staatspräsident Aleksandar Vučić richteten sich während seiner ganzen Regierungszeit Vorwürfe wegen systematischer Korruption, Wahlbetrugs und der Unterdrückung politischer Gegner. Die Renovierung des Bahnhofs in Novi Sad sollte ein Prestigeprojekt für die serbische Regierung werden, das Symbol für eine Zukunft mit Hochgeschwindigkeitszügen und steigenden Fahrgastzahlen. Stattdessen wurde der Bahnhof zum Symbol für die politischen Probleme des Landes - und die Wut ist groß, dass niemand für den Einsturz zur Verantwortung gezogen wurde." Und mit dieser Stimme der Zeitung POLITIKEN aus Kopenhagen endet die internationale Presseschau.