
Die spanische Zeitung EL PERIODICO DE ARAGON schreibt: "Es ist bemerkenswert, dass China als weltweit größter Emittent konkrete Vorschläge zur Reduzierung von Treibhausgasen vorgelegt hat, während die EU eher zögerlich agiert. Positiv ist, dass der Gipfel in Brasilien und damit in einem Land stattfindet, dass das Potenzial für eine Vorreiterrolle hat. Das 1,5-Grad-Ziel ist noch erreichbar - aber nur, wenn wir unsere Ambitionen deutlich steigern", glaubt EL PERIODICO DE ARAGON aus Zaragoza.
Die kanadische Zeitung THE GLOBE AND MAIL beobachtet allerdings eine internationale "Klimamüdigkeit": "Die Welt scheint sich den wirtschaftlichen und politischen Mächten zu beugen, die den Klimawandel aus den Schlagzeilen zurück in die wissenschaftlichen Fachzeitschriften verbannt haben. Zumindest fühlt es sich so an. Der wahre Bösewicht ist Donald Trump, der den Klimawandel seit langem als Betrug bezeichnet. Aber nicht nur rechte Politiker sind für die aktuelle Lage verantwortlich – auch COVID-19 hat eine Rolle gespielt. Die weltweite Pandemie führte zu Inflation, höheren Zinsen und mehr Schulden. Und die Realität ist, dass der Kampf gegen den Klimawandel nicht billig ist. Selbst in Europa, dem Vorreiter in Sachen Umweltschutz, überdenken Politiker einige der Zusagen, die im Rahmen des bahnbrechenden 'Green Deals' gemacht wurden. Einige fordern mehr Flexibilität - sprich: eine Verschiebung der Klimaschutzmaßnahmen auf die lange Bank", moniert THE GLOBE AND MAIL aus Toronto.
Die polnische RZECZPOSPOLITA mutmaßt: "Angesichts des ungünstigen politischen Klimas versuchen die Teilnehmer des Gipfels wohl, Schritt für Schritt eine stärker integrierte Zusammenarbeit aufzubauen. Wie jede globale Veränderung erfordert auch die Bekämpfung des Klimawandels Hunderte oder Tausende kleiner Entscheidungen und Vereinbarungen, die letztlich zu einem Funktionieren eines großen Systems beitragen können. Da ambitionierte Erklärungen bei dieser Konferenz unwahrscheinlich sind, ist zumindest dies positiv zu bewerten", findet die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die brasilianische Zeitung FOLHA DE SÃO PAULO blickt auf den Einfluss des Regenwalds auf das globale Klima: "Der Amazonas speichert enorme Mengen an Kohlenstoff. Durch Abholzung gelangt dieser als CO2 in die Atmosphäre und verstärkt damit den Treibhauseffekt. Aber es gibt auch einen paradoxen Nebeneffekt: CO2 ist gleichzeitig einer der Ausgangsstoffe für die Photosynthese. Je mehr sich davon in der Atmosphäre befindet, desto stärker könnte sich der Wald ausdehnen. Dabei handelt es sich um einen Dünge-Effekt, dessen Umfang und Dauer jedoch ungewiss und Gegenstand von Forschungen ist. Ein Meilenstein ist daher das Projekt 'Amazonface', das unmittelbar vor der COP30 eingeweiht wurde. 80 Kilometer von Manaus wird die Wechselwirkung des Regenwalds mit CO2 untersucht, und es handelt sich dabei um ein Meisterwerk der Wissenschaft und ein Aushängeschild für Brasilien und seine Rolle im globalen Kampf gegen die Erderwärmung", findet die Zeitung FOLHA DE SÃO PAULO.
Themenwechsel. Die Aktionäre der Elektroautofirma Tesla haben für ein Gehaltspaket im Umfang von bis zu einer Billion Dollar für Firmenchef Musk gestimmt - wenn dieser in den kommenden Jahren bestimmte Vorhaben erreicht. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG aus der Schweiz urteilt: "Diese Vergütung ist weder nötig noch verhältnismäßig. Ein einzelner Firmenchef sollte nicht mit einer Billion Dollar bei Laune gehalten werden müssen. Der Personenkult um Musk ist nicht nur teuer, sondern kann dem Unternehmen Tesla sogar schaden. Die an den Bonus gekoppelten Ziele verpflichten ihn zwar zu unternehmerischen Ambitionen. Doch das Vergütungspaket zementiert auch die Abhängigkeit von Musk. Das verhilft Tesla bestenfalls zu mehr Erfolg, weil Elon Musk ein Händchen für visionäre Ideen hat. Schlimmstenfalls erhöht es das Risiko für Fehlkalkulationen, wenn es Musk zu allzu gewagten Experimenten verleitet", warnt die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG.
Die IRISH TIMES kommentiert: "Musk hat bereits zuvor große Versprechungen gemacht. Im April 2019 kündigte er den Start eines Robotaxi-Netzwerks für 2020 an. Dazu ist es weder 2020 noch in den Jahren danach gekommen. Trotz seiner extravaganten und übertrieben wirkenden Versprechungen ist Musk kein Scharlatan. Unter seiner Führung haben die Unternehmen SpaceX und Tesla die Welt der Luft- und Raumfahrt, der Telekommunikation und der Automobilindustrie neu gestaltet. In den letzten Jahren ist er allerdings eher mit rechtsextremen Ansichten und kruden politischen Interventionen aufgefallen", vermerkt die IRISH TIMES aus Dublin.
Der Autor des INDEPENDENT aus London meint hingegen: "Elon Musk ist jeden Cent seiner Billionen Dollar wert. Wenn es Musk gelingt, durch die führende Rolle in den Bereichen KI, Robotik und selbstfahrende Fahrzeuge für seine Tesla-Aktionäre einen Mehrwert in Billionenhöhe zu schaffen, dann wird seine Technologie auch für die breite Masse erschwinglich werden. Wir alle könnten dann den Science-Fiction-Traum genießen, in der autonome Fahrzeuge das Fahren übernehmen, Roboter alle Arbeiten erledigen und KI-Bots unsere vage menschliche Kreativität in Videospiele, Filme und Architektur umsetzen. Win-win, wie man sagt. Wenn Musks KI-Chatbot Grok sich nicht zu einer Art faschistischem Herrscherwesen entwickelt, dann würde es uns doch gut gehen. Musk wäre dann sein Geld wert - wenn wir ihn unter Kontrolle behalten", führt der Kommentator des britischen INDEPENDENT aus.
Nun ein Blick nach Asien, wo China seinen dritten und erstmals völlig selbst entwickelten Flugzeugträger in Dienst gestellt hat. Die japanische Zeitung ASAHI SHIMBUN ist alarmiert: "Es ist besorgniserregend, dass die Volksrepublik ihre militärischen Aktivitäten in der Region damit deutlich ausweiten kann, wo die Anspannung ohnehin schon hoch war. Für die Anrainerstaaten bedeutet dies enormen Druck. In der Nähe von Taiwan könnte ab jetzt mindestens einer dieser drei chinesischen Flugzeugträger stets Präsenz zeigen. Zu vermuten ist auch, dass China einen strategischen Plan für die militärische Globalisierung hat – ähnlich wie die USA, die weltweit über Stützpunkte verfügen. Auch wenn das alles vom Niveau der US-Marine noch weit entfernt ist: Die chinesische Marine entwickelt sich in unerwartet rasanter Geschwindigkeit. Auch der vierte Flugzeugträger soll sich bereits im Bau befinden", warnt ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Zum Schluss ein Kommentar der pan-afrikanischen Wochenzeitung THE CONTINENT. Thema ist die hohe Verschuldung zahlreicher Staaten der Region: "Unsere Auslandsschulden haben sich seit 2009 verdreifacht. 25 der 54 afrikanischen Staaten geben mehr dafür aus, ihre Schulden zu tilgen, als für die Gesundheit ihrer Bürger. Selbst die erste Schuldenkonferenz der Afrikanischen Union im Mai endete nur mit dürftigen Empfehlungen. Die Delegierten drängten unter anderem auf Reformen der Schuldenregeln der G20. Aber warum sollten die Gläubiger mit Reformen ihre 'Cash Cow' töten? Die Europäische Union und das Vereinigte Königreich blockierten kürzlich zudem Fortschritte einer UNO-Schuldenkonvention. Diese hat zum Ziel, dass Menschenrechte und die Grundversorgung der Bürger Vorrang vor dem Schuldendienst haben. Sagt das nicht alles über die Interessen der Gläubiger? Doch unser Schuldenproblem ist nicht nur extern bedingt. Ohne die Komplizenschaft unserer Regierungen und die Gier unserer Politiker wären wir nicht an diesem Punkt. Wer einen Schuldenerlass fordert, muss gleichzeitig gegen die Korruption im eigenen Land vorgehen", meint die pan-afrikanische Zeitung THE CONTINENT - und damit endet die internationale Presseschau.
