
Die spanische Zeitung LA VANGUARDIA hebt hervor: "Die Mehrheit der Weltbevölkerung ist sich der dringenden Notwendigkeit bewusst, den Klimawandel zu bremsen, doch die Realität spiegelt diesen Wunsch leider nicht wider. Kann man also schon von einem Scheitern des Pariser Abkommens sprechen? UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bejaht dies und spricht von kollektivem Versagen. Sollte sich die Entwicklung nicht radikal ändern, wird ein Anstieg der Temperaturen um bis zu 2,8 Grad vorausgesagt", warnt LA VANGUARDIA aus Barcelona.
Die mexikanische Zeitung LA CRONICA DE HOY moniert: "Wir rasen auf ein Chaos zu, und die vom Menschen verursachten Folgen des Klimawandels sind keine fernen Horrorszenarien mehr, sondern alltägliche Realität. Doch am schlimmsten ist, dass die Leugner des Klimawandels noch nie so viel Einfluss auf die Regierungen der Welt hatten. Sie sind Akteure der Kulturkriege unserer Zeit geworden - und sie feiern die Zerstörung sogar", bemängelt LA CRONICA DE HOY aus Mexiko-Stadt.
Ein Gastkommentar in der LIANHE BAO aus Taiwan unterstreicht: "Nicht einmal eine US-Delegation wurde nach Brasilien entsendet. Die Botschaft ist offenkundig: Die größte Volkswirtschaft der Welt zieht sich von der Front der Weltklimarettung zurück. Das ist nicht nur zerstörerisch für die Umweltlage in den Vereinigten Staaten. Es destabilisiert zugleich die mit Mühe eingerichteten Mechanismen zur Bekämpfung der globalen Klimakrise. Hinter dem America-First-Kurs entziehen sich die USA auch im Energiesektor ihrer Weltverantwortung. Das könnte einen Dominoeffekt bei manchen noch unentschlossenen Entwicklungsländern auslösen", befürchtet die Zeitung LIANHE BAO aus Taipeh.
Die Zeitung LIBERATION aus Frankreich mahnt: "Angesichts des geopolitischen Klimas bleibt uns heute nur noch zu hoffen, dass die Konferenz für die Umwelt so wenig verheerend wie möglich ausgeht. Das zeigt, wie steil der Abhang ist, den wir seit 2017 in dieser Frage hinunterrutschen. Denn die Amerikaner geben sich nicht mehr damit zufrieden, aus dem Pariser Abkommen auszusteigen, sondern führen buchstäblich Krieg gegen Klimaforscher und die Realität des Klimawandels, den sie schamlos als 'Schwindel' bezeichnen, und versuchen, die für dieses Thema zuständigen Gremien, insbesondere die Weltklimakonferenz, zu unterwandern. Das bedeutet jedoch nicht, dass alles verloren ist, ganz im Gegenteil. Diese Widrigkeit muss Europa dazu bringen, kämpferischer und geeinter zu sein. Es geht sozusagen um Leben und Tod", heißt es in der Zeitung LIBERATION aus Paris.
Die Tageszeitung L'ECHO aus Belgien betont: "Mit einer beispiellosen Industriestrategie rüstet sich China nicht nur für die Klimaneutralität innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte, sondern dominiert bereits ganze Sektoren der Dekarbonisierungswirtschaft. Die USA hingegen ignorieren die fortschreitende Klimakatastrophe und konzentrieren sich stattdessen auf die 'Energiedominanz'. Anders als diese beiden Länder verfügt Europa nicht über nennenswerte fossile Brennstoffreserven. Ob strategische Autonomie oder die Interessen des Planeten im Vordergrund stehen – die beschleunigte Dekarbonisierung ist der einzig sinnvolle Weg. Europa hat sich schuldig gemacht, 'zu wenig und zu spät' investiert zu haben", heißt es in L'ECHO aus Brüssel.
Die österreichische Zeitung DIE PRESSE vermerkt: "2060 will China CO2-neutral sein. Zehn Jahre nach der EU und 20 Jahre nach Österreich. Auch Europa sollte beim Klimaschutz auf Pragmatismus setzen. Ideologische Unsinnigkeiten wie das Abschalten CO2-freier deutscher AKW müssen der Vergangenheit angehören. Und auch das jüngste Aufweichen der für 2040 geplanten CO2-Einsparungen ist kein totaler Sündenfall, wenn das grundsätzliche Ziel nicht aus den Augen verloren wird", ist in der Zeitung DIE PRESSE aus Wien zu lesen.
"Es geht nicht um Ideologie, sondern ums nackte Überleben", schreibt EL PAÍS aus Spanien und erklärt: "Doch die Welt setzt weiter auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Während es immer dringender wird, diesen Trend umzudrehen, befeuert Trumps Rückkehr ins Weiße Haus die Klimaleugner weltweit. Trump hat sich nicht nur von der Wissenschaft abgewandt, sondern auch den Kampf gegen eine existenzielle Bedrohung der Menschheit aufgegeben. Infolge des Aufstiegs der extremen Rechten haben insbesondere in der EU gemäßigt konservative Parteien einen Rückzieher bei der Umweltpolitik gemacht", kritisiert EL PAÍS aus Madrid.
Die dänische Zeitung POLITIKEN nimmt Europas Rolle in den Blick: "Die EU hat sich auf eine Reduzierung der Treibhausgase bis 2040 um 90 Prozent verständigt, und das Abkommen stößt auf breiten Rückhalt. In Kriegszeiten, in denen das Thema Erderwärmung auf der politischen Agenda immer weiter nach unten rutscht, und mit einer Regierung in den USA, die aktiv gegen den Klimaschutz vorgeht, ist es erfreulich, dass die EU auf Kurs bleibt. Die Vereinbarung ist längst nicht perfekt. Aber die Hauptsache ist, dass das Abkommen überhaupt in trockenen Tüchern ist." soweit die Zeitung POLITIKEN aus Kopenhagen.
Die in Saudi-Arabien produzierte Zeitung ARAB NEWS hält fest: "Der Übergang zu einer grünen Wirtschaft reproduziert bereits dieselben Asymmetrien, die den Welthandel seit Langem prägen. Statt inklusive Entwicklung zu fördern, wird die Klimapolitik zunehmend von protektionistischen Maßnahmen und Regelungen zum Schutz geistigen Eigentums geprägt, die Technologiemonopole im globalen Norden festigen. Chinas jüngste Beschwerde über Indien wegen der Subventionen des Landes für Elektrofahrzeuge und Batterien zeigt zudem, wie grüne Industriepolitik zunehmend zum Gegenstand von Handelsstreitigkeiten wird. Können die Maßnahmen gegen den Klimawandel zu einem neuen Motor für wirtschaftliche Ausgrenzung werden?", fragt ARAB NEWS mit Sitz in Dschidda.
Themenwechsel: Zum Besuch des syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa bei US-Präsident Donald Trump schreibt die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA: "Reichen ein Basketballspiel und ein Händedruck aus, um einen Dschihadistenführer in einen Präsidenten zu verwandeln, mit dem man wirtschaftliche und vor allem militärische Abkommen schließen kann? In einem Versuch, den Dschihadisten mit Tarnuniform und Kalaschnikow in einen Politiker mit modisch gestutzten Koteletten zu verwandeln, zeigte ein im Netz verbreitetes Video, wie al-Scharaa zusammen mit US-Militärs Basketball spielte. Anders gesagt: Die US-Offiziere, die das Kalifat im Nahen Osten zerschlagen haben, werfen nun Körbe mit dem Gründer des Al-Kaida-Ablegers Al-Nusra-Front - weil Damaskus zehn Jahre nach dem Krieg gegen den Terror wieder im Mittelpunkt des künftigen Kampfes gegen den Terrorismus steht", notiert CORRIERE DELLA SERA aus Mailand.
"Das Weiße Haus ruft Syrien in seine Militärkoalition", titelt die russische Zeitung NESAWISSIMAJA GASETA und führt aus: "Mit dem geplanten Schritt tritt Damaskus offiziell der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat bei und erweitert die militärische Zusammenarbeit zwischen Washington und Damaskus erheblich. Der Besuch alarmiert jedoch die kurdischen Streitkräfte in Nordostsyrien, deren Kommandeure befürchten, dass er ihre Beziehungen zum Pentagon schwächen wird", notiert die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Die türkische Zeitung EVRENSEL bemerkt: "Bereits vor dem Besuch wurden al-Scharaa und sein Innenminister Anas Khattab auf Initiative der Amerikaner von der Terroristenliste des UNO-Sicherheitsrats gestrichen und die gegen sie verhängten Sanktionen aufgehoben. Das US-Finanzministerium hat außerdem die Einstufung der beiden als 'speziell bezeichnete globale Terroristen' aufgehoben. Trump hat dem Widerspruch zwischen Worten und Taten ein Ende gesetzt. Denn Syrien ist ein Eckpfeiler des neuen Nahost-Plans zur Sicherung Israels."
