20. November 2025
Die internationale Presseschau

Im Konflikt um den Chip-Hersteller Nexperia geben die Niederlande die staatliche Kontrolle wieder ab. Weiteres Thema in den Kommentaren ist der spanische Diktator Francisco Franco, der heute vor 50 Jahren starb. Doch zunächst zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Ukraine-Flagge in Kiew
In den Kommentaren der ausländischen Zeitungen geht es u.a. um einen neuen Plan für ein Kriegsende in der Ukraine (Symbolbild). (IMAGO / SOPA Images / IMAGO / Aleksandr Gusev / SOPA Images)
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA geht auf angebliche Geheimgespräche zwischen Washington und Moskau ein: "Donald Trumps mysteriöser Plan zur Beendigung des Krieges in der Ukraine umfasst bis zu 28 Punkte und orientiert sich an jenen Maßnahmen des US-Präsidenten, die zum Ende des Gaza-Konflikts führten. Die Amerikaner verhandeln die Bedingungen dieses Plans angeblich mit den Russen und führen gleichzeitig Gespräche mit Vertretern Kiews und einiger europäischer Länder. In Istanbul forderte der Kreml unter anderem den Abzug der ukrainischen Truppen aus dem gesamten Donbass, die Anerkennung der von Russland eroberten Gebiete durch Kiew und den Nichtbeitritt der Ukraine zur NATO. Was müsste Trump tun, um Putin zu bewegen, zumindest einige dieser Forderungen aufzugeben? Selbst wenn der US-Präsident alle möglichen amerikanischen Mittel einsetzen und andere Mächte von seinem Plan überzeugen würde, könnte er bestenfalls einen Waffenstillstand an der aktuellen Frontlinie erreichen", ist RZECZPOSPOLITA aus Warschau überzeugt.
Die britische Zeitung THE GUARDIAN stellt fest: "Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in dieser Woche erneut europäische Hauptstädte besucht, um angesichts des bevorstehenden vierten Kriegswinters weitere Unterstützung bei der Verteidigung der Ukraine zu erhalten. Seine Bemühungen wurden durch einen Skandal um Schmiergeldzahlungen bei der ukrainischen Atomenergiebehörde erschwert. Während Kiew versucht, die Verhandlungen über den EU-Beitritt voranzutreiben, ist dies ein schwerer Schlag", findet THE GUARDIAN aus London.
Mit Blick auf die Europa-Visite des ukrainischen Präsidenten bilanziert die kolumbianische Zeitung EL TIEMPO: "Selenskyj konnte sich nicht nur die dringend benötigte finanzielle Hilfe Spaniens für die Verteidigung seines Landes sichern, sondern er reiste auch als Großkunde für militärische Güter nach Frankreich. Die mögliche Anschaffung von französischen Kampfjets, Flugabwehrsystemen, Radargeräten und Raketen ist aber weit mehr als ein Rüstungsdeal: Es ist dies ein Beispiel dafür, wie Frankreich seiner Technologie eine zentrale Rolle bei der künftigen Verteidigung der Ukraine verschafft. Von Spanien werden in den kommenden Wochen 600 Millionen Euro zur Stärkung der ukrainischen Streitkräfte bereitgestellt, was ein klares Signal europäischer Solidarität ist. Es ist dies auch eine direkte Botschaft an den Kreml: Frankreich und Spanien sind bereit, einen Verbündeten zu schützen - auch, weil dessen Überleben von zentraler Bedeutung für die Sicherheit auf dem Kontinent ist", betont EL TIEMPO aus Bogotá.
Das ukrainische Nachrichtenportal KYIV INDEPENDENT verlangt, die Sanktionen gegen Russland zu "verschärfen und die Ukraine so umfassend zu bewaffnen, dass die imperialen Wahnvorstellungen des Kremls unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen. 'Die gesamte Ukraine in ihrer ursprünglichen Form zurückzugewinnen' – wie Trump es formulierte – ist kein maximalistisches Ziel, sondern die Voraussetzung für Frieden."
Die italienische Zeitung CORRIERE DELLA SERA kritisiert eine Entscheidung der US-Regierung: "Morgen sollte das Weiße Haus die ersten Sanktionen gegen den russischen Ölsektor verhängen. Das wird nicht geschehen, zumindest nicht in einigen Schlüsselbereichen. Stillschweigend hat die Trump-Regierung im letzten Moment die Frist für den Verkauf aller ausländischen Assets der beiden russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil auf den 13. Dezember verschoben. Diese Vermögenswerte sind weiterhin verlockend für amerikanische Unternehmen, doch das Weiße Haus zieht es nun vor, den Druck zu mindern", hält CORRIERE DELLA SERA aus Mailand fest.
Die portugiesische Zeitung CORREIO DA MANHÃ warnt vor einer Niederlage der Ukraine im Abwehrkampf gegen den russischen Angriffskrieg: "Derzeit steht der Fall der Ukraine nicht bevor. Aber die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Was, wenn es doch passiert? Haben wir einen Plan, wie wir auf das imperiale Vorgehen Russlands reagieren sollen? Glaubt jemand, dass Putin sich mit der Ukraine begnügen würde, wenn er seine imperialistischen und revisionistischen Expansionspläne verwirklichen könnte? Die internationale Lage ist so kritisch wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr." Das war CORREIO DA MANHÃ aus Lissabon.
Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO beschäftigt sich mit dem Konflikt um einen Chip-Hersteller: "Die Rückgabe der Kontrolle über Nexperia an das chinesische Unternehmen durch die niederländische Regierung sendet ein äußerst positives Signal für die globalen Produktions- und Lieferketten. Dies zeigt, dass im 'Zeitalter der Halbleiter' kein Staat für sich allein 'Sicherheit' erreichen kann. Nur stabile Lieferketten gewährleisten die Stabilität der Weltwirtschaft. Es war irrational und falsch, ein gelungenes Model - europäisches Design plus chinesische Fertigung und Tests - mit politischen Mitteln zu zerstören", argumentiert HUANQIU SHIBAO aus Peking.
Die japanische Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio vermutet, die Regierung in Den Haag musste sich um "eine Deeskalation der Lage bemühen. Der Fall Nexperia zeigt, wie schwierig es für Europa ist, einen Ausweg aus seiner starken Abhängigkeit von China zu finden. Ein weiteres Problem: In der EU gibt es noch keinen Rahmen, der Unternehmen mit strategisch wichtiger Technologie kontrolliert."
Zu unserem letzten Thema. "Der Tod von General Franco am 20. November 1975 markierte das Ende einer fast vierzigjährigen Diktatur", schreibt die spanische Zeitung DIARIO DE SEVILLA: "Dieser 50. Jahrestag ist eine gute Gelegenheit, vor allem die jüngere Generation daran zu erinnern, dass die Franco-Herrschaft vom Anfang bis zum Ende eine Militärdiktatur war. Die Freiheit der Spanier war in dieser Zeit eingeschränkt, und grundlegende politische Rechte wurden mit Füßen getreten. Die Gefängnisse waren mit Menschen gefüllt, die es gewagt hatten, selbstständig zu denken. Das Alltagsleben war von Angst und Repression geprägt. In den 1970er Jahren hatte sich die spanische Gesellschaft weiterentwickelt, nicht aber das Regime. In den letzten Jahren hat sich ein gewisser Geschichtsrevisionismus ausgebreitet, der versucht, das Regime zu rehabilitieren. Dahinter steckt jedoch nichts anderes als Unwissenheit und mangelnde Gründlichkeit bei der Erforschung der jüngeren spanischen Geschichte. Über ein Regime, das es den Spaniern bis zum Schluss verweigerte, frei über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, lässt sich heute aber auch rein gar nichts Gutes sagen", urteilt DIARIO DE SEVILLA.
Die in Madrid erscheinende Zeitung PUBLICO gibt zu bedenken: "Obwohl sogar die UNO-Generalversammlung das Franco-Regime einst als 'faschistisch' bezeichnete, schrecken viele vor diesem Begriff zurück, und so werden die Franco-Anhänger beschönigend als 'Nostalgiker' bezeichnet. Offenbar sehnen sich manche nach einer Diktatur wie nach der eigenen Kindheit oder einer vergangenen Sommerromanze. Es mag sein, dass einige ältere Herren den Verlust ihrer Privilegien beklagen und sich zurück nach der Vergangenheit sehnen. Es ist jedoch inakzeptabel, auch Schüler als 'Nostalgiker' zu bezeichnen, deren Erinnerungen kaum über die Regierungszeit von König Felipe VI. hinausreichen. Ohne Zukunftsvision beschwören diese frischgebackenen Franco-Anhänger eine Vergangenheit herauf, an die sie sich nicht erinnern oder die sie nicht kennen. Nostalgie ist nicht nur ein Gefühl des Verlusts früheren Glücks, sondern auch Verblendung", kommentiert PUBLICO zum Ende der internationalen Presseschau.