
Kommentiert werden heute die Klimakonferenz in Belém, das G20-Treffen in Südafrika und die Initiative von US-Präsident Trump für ein Ende des Kriegs in der Ukraine. Dazu schreibt die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER: "Noch sind nicht alle Details bekannt, aber offenbar gehört dazu, dass sich die Ukraine aus dem Donbass zurückzieht, Russisch landesweit als Amtssprache anerkannt, die Armee verkleinert, auf mehrere Waffensystem verzichtet und keine ausländischen Truppen im Land stationiert. Das alles lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Kapitulation. Der russische Präsident Putin darf sich nicht das ganze Land auf einmal einverleiben, bekommt aber einen tüchtigen Bissen und kann sich bald den Rest holen. Dass die USA überhaupt auf diese Weise über den Kopf der Ukraine hinweg mit Moskau verhandeln, ist bereits eine Schande. Das Ganze als Plan zu bezeichnen ist lächerlich - es sind dies nur die Forderungen, die der Kreml die ganze Zeit erhoben hat. Aber was noch schlimmer ist: Trump hat Schritt für Schritt die Ausgangslage für Putin verbessert und die Europäer gekocht wie Frösche", kritisiert DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Ähnlicher Meinung ist die niederländische Zeitung DE TELEGRAAF: "Unter strengster Geheimhaltung wurde an einem Plan von Präsident Trump zur Beendigung des Krieges in der Ukraine gearbeitet. Nachdem die Einzelheiten bekannt wurden, drängt sich die Frage auf, ob Europa und die Ukraine von den Amerikanern im Stich gelassen werden. Der vermeintliche Friedensplan ähnelt nämlich eher einem Kapitulationsplan. Russland zu belohnen stellt nicht nur ein Risiko für die Ukraine dar, sondern wird auch dazu führen, dass dieser hybride Krieg gegen Europa weiter eskaliert. Aggressoren kommen immer wieder zurück, um sich noch mehr zu holen", prophezeit DE TELEGRAAF aus Amsterdam.
Trumps Plan würde die Kapitulation der Ukraine bedeuten, titelt die polnische Zeitung GAZETA WYBORCZA und schreibt: "Trump, dessen Umfragewerte sinken und der durch den Epstein-Skandal unter Druck ist, braucht einen durchschlagenden Erfolg. Und Witkoff, der bereits in der Vergangenheit ähnliche Friedensvorschläge unterbreitet hatte, glaubt offenbar, diesmal Erfolg zu haben, da der ukrainische Präsident Selenskyj angesichts eines massiven Korruptionsskandals eher zu Zugeständnissen bereit sein wird. Wird dieser Schachzug funktionieren? Das ist schwer vorstellbar, denn dieser Plan ist für die Ukraine schlichtweg inakzeptabel. Die Europäer hingegen haben bereits bewiesen, dass sie die Ukraine wirksam vor amerikanischem Druck schützen können", notiert die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
Auch ein Gastkommentator der japanischen Zeitung NIHON KEIZAI SHIMBUN äußert sich besorgt über den Ukraine-Plan der USA: "Sollte es tatsächlich mit Hilfe der USA zu einer Einigung kommen, wäre das eine gefährliche Botschaft, nicht nur für Russland, sondern auch für andere autoritär regierte Staaten. Es würde bedeuten, dass eine Änderung des Status quo durch Gewalt erlaubt wird. Damit wird das Fundament der nach dem Zweiten Weltkrieg mühsam aufgebauten Weltordnung zerstört, was sich auf die nächsten Generationen enorm negativ auswirken könnte", warnt NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio.
Nach Ansicht der französischen Zeitung LE FIGARO hat der Plan der USA drei Schwächen: "... die Methode, sich nur mit einer der Parteien zu einigen, die Akteure Steve Witkoff und Kirill Dmitriev, zwei Geschäftspartner aus der Immobilienbranche und das zwangsläufig unausgewogene Ergebnis. US-Präsident Trump hatte dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj zugesagt, einen Waffenstillstand entlang der Frontlinien mit einem Mechanismus zum Schutz der Ukraine abzusichern. Die Ukrainer und die Europäer – ihre letzten Verbündeten – können vernünftigerweise hoffen, den Plan noch zu beeinflussen. In seiner jetzigen Form wird er nicht umsetzbar sein. Aber die Philosophie, die der Initiative zugrunde liegt, gibt Anlass zur Sorge", unterstreicht der Pariser FIGARO.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT kritisiert den Vorstoß der USA: "Die Amerikaner sagen, eine Fortsetzung des Krieges werde für die Ukraine zu größeren Verlusten führen. Wenn dem so ist, muss man der angegriffenen Seite helfen. Das ist keine Friedenssicherung, sondern bedeutet, demjenigen das Feld zu überlassen, der sich freut, dass er jeden schlagen kann, den er will."
Die britische TIMES fordert nun ein entschlossenes Vorgehen Europas zur Unterstützung der Ukraine: "Kiew hat derartige Bedingungen für einen Frieden in der Vergangenheit stets abgelehnt. Gleichwohl hat Präsident Selenskyj seine Bereitschaft bekräftigt, die Position der Ukraine zu jedem Plan darzulegen. Dabei wird er seine Verbündeten an seiner Seite brauchen. Europa, das durch den russischen Expansionismus am meisten zu verlieren hat, muss geschlossen gegen jeden Versuch eines Verrats vorgehen. Frieden, ja. Aber nicht zu einem Preis, den Putin bestimmt", hebt die Londoner TIMES hervor.
Nun zum nächsten Thema - der Weltklimakonferenz in der brasilianischen Großstadt Belém. In einem Gastkommentar der österreichischen Zeitung DIE PRESSE ist zu lesen: "Während die Aufmerksamkeit auf die globalen Verhandlungen gerichtet ist, genügt ein Blick nach Österreich, um festzustellen: Weder international noch national reicht das derzeitige Tempo aus, um die völker- und menschenrechtlichen Verpflichtungen im Klimaschutz zu erfüllen. Was eigentlich selbstverständlich sein sollte, wird in der klimapolitischen Auseinandersetzung jedoch immer wieder übersehen: Die Politik ist an rechtliche Rahmen gebunden. Die Einhaltung der Klimaziele ist keine Ermessensfrage", so die Wiener Zeitung DIE PRESSE.
Die dänische Zeitung POLITIKEN erklärt: "Besonders die armen Länder wünschen sich mehr Geld für Anpassungsmaßnahmen, um die schlimmsten Folgen von Hitzewellen, Stürmen und Überschwemmungen abzuwenden. Aber die Frage ist, ob die Europäer die Lücke füllen können, die durch den Rückzug der USA entstanden ist. Alles das zeigt, warum es für die brasilianischen Gastgeber so schwierig ist, einen Kompromiss zu schmieden - und alles deutet darauf hin, dass der Gipfel in die Verlängerung geht", glaubt POLITIKEN aus Kopenhagen.
Hören Sie nun Kommentare zum Gipfeltreffen der führenden Industrie- und Schwellenländer, das morgen in Südafrika beginnt. Zum ersten Mal seit 1999 richte ein afrikanisches Land das G20-Treffen aus, unterstreicht die chinesische Zeitung JIEFANG RIBAO. "Das ist ein Meilenstein. Angesichts der harten Konkurrenz der Großmächte und der Herausforderungen im globalen Süden hat der Gastgeber Südafrika passend das Motto 'Solidarität, Gleichheit und Nachhaltigkeit' festgelegt. G20 ist in der Tat das richtige Format, um über die Bewältigung der Klimakatastrophen und der Schuldenproblematik der Entwicklungsländer sowie über die finanzielle Unterstützung für die Energiewende zu beraten. Aufgrund der Abwesenheit der USA können wohl nicht alle Erwartungen des Gastgebers erfüllt werden. Dennoch ist G20 resilient genug, um wichtige Erfolge zu erzielen", glaubt JIEFANG RIBAO aus Shanghai.
Die südafrikanische Zeitung THE HERALD spricht von einem historischen Ereignis: "Es ist eine großartige Gelegenheit, die Hindernisse für die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas in den Vordergrund der globalen Wirtschaftsdebatten zu rücken. Seit Südafrika Ende letzten Jahres den Vorsitz der G20 übernommen hat, setzen sich Präsident Ramaphosa und seine Regierung aktiv für die Belange des Kontinents ein. Sie richten den Fokus auf globale Finanzinstitutionen, die die Kreditkosten für afrikanische Staaten im Vergleich zu ihren Pendants in anderen Teilen der Welt erheblich verteuern. Gefordert wird auch eine unabhängige Überprüfung des Internationalen Währungsfonds. Außerdem wird eine neue Berechnung der Schuldenrückzahlungen für den Kontinent verlangt", Mit diesem Zitat aus THE HERALD aus Port Elizabeth endet die internationale Presseschau.
