24. November 2025
Die internationale Presseschau

Die Kommentare beschäftigen sich mit den Gesprächen in Genf über einen Plan für ein Ende des Ukraine-Krieges und mit dem Treffen der G20 in Johannesburg. Zunächst jedoch einige Stimmen zum Abschluss der Weltklimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém.

Weißer Schriftzug COP30 vor einem Konferenzgebäude.
Am Wochenende ist im brasilianischen Belém die Weltklimakonferenz COP30 zu Ende gegangen. (picture alliance / dpa / Kay Nietfeld)
DER STANDARD aus Österreich kritisiert: "Der Verzicht auf ein klares Bekenntnis zum Ausstieg aus fossilen Energien im Abschlussdokument der UN-Klimakonferenz ist mehr als ein technisches Versäumnis – er ist ein Skandal. Der Ernst der Lage spiegelt sich im Text nicht wider. Öl- und gasreiche Staaten haben ihre Interessen erfolgreich durchgesetzt. Ja, Kompromisse und Enttäuschungen gehören zu solchen multilateralen Prozessen, die Einstimmigkeit verlangen. Aber reicht ein Minimalkompromiss wirklich, wenn die Folgen so gravierend sind?" fragt DER STANDARD aus Wien.
Die Zeitung O GLOBO aus Rio de Janeiro bewertet das Treffen als Misserfolg: "Der UN-Klimagipfel hat sein Hauptziel, eine Begrenzung der Erderwärmung, verfehlt. Die USA und China als größte Umweltsünder glänzten durch Abwesenheit, aber auch Staaten wie Japan, Australien, die Türkei oder Indonesien. Es gab keine konkrete Zusage für die Finanzierung, um Entwicklungsländer im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels zu unterstützen. Vor allem aber fehlt ein konkreter Zeitplan für den Ausstieg aus fossilen Energieträgern. Trotz der Bemühungen von Präsident Lula da Silva blieb es nur bei dem Versprechen, die Gespräche zu dem Thema wieder aufzunehmen. Das Modell multilateraler und konsensbasierter Konferenzen hat sich als unzulänglich erwiesen, ebenso der Rahmen der Pariser Klimaziele: Die Realität ist weit davon entfernt, die Erderwärmung auf ein erträgliches Niveau zu begrenzen", beklagt O GLOBO aus Brasilien.
Die kolumbianische EL TIEMPO zieht ein ähnliches Resümee: "Zwar gibt es auch positive Entwicklungen wie das rasante Wachstum bei der Solar- und Windenergie, aber es muss noch mehr getan werden - und das war auch die Erwartung gewesen, die an diesen Gipfel gerichtet wurde. Doch diese Erwartung wurde nicht erfüllt. Die Lobbyarbeit der großen Ölproduzenten führte dazu, dass die Notwendigkeit eines Ausstiegs aus fossilen Energieträgern nicht einmal explizit erwähnt wurde. Es ist positiv, dass in einer fragmentierten Welt überhaupt ein Kompromiss zwischen allen Anwesenden erzielt werden konnte. Aber die COP30 ist hinter den Erwartungen zurückgeblieben, und wir können nur hoffen, dass wir eines Tages eine gemeinsame und gerechte Lösung finden", heißt es in EL TIEMPO aus Bogotá.
ASAHI SHIMBUN aus Japan erkennt nach Abschluss der COP30 immerhin eine positive Entwicklung: "Die Weltklimakonferenz, die früher lediglich als eine Bühne der Verhandlungen zwischen den Staaten agierte, will nun auch die 'Umsetzung' vorantreiben. Mittlerweile gibt es viele sogenannte nicht-staatliche Akteure, die starke weltweite Initiativen gründen und zur Tat schreiten. Die diesjährige Konferenz hat gezeigt, dass dies in Zukunft im Kampf gegen den Klimawandel immer wichtiger wird", betont ASAHI SHIMBUN aus Tokio.
Themenwechsel. Am Wochenende haben in Genf Vertreter der Ukraine und der USA über einen Plan für ein Ende des Ukraine-Krieges beraten. Auch Entsandte anderer europäischer Staaten waren in Genf. Bundesaußenminister Wadephul bezeichnete das Ergebnis als "großen Erfolg". Die norwegische Zeitung VERDENS GANG sieht das anders: "Der Vorschlag für eine Friedenslösung, den amerikanische und russische Diplomaten zusammengeschustert haben, ist so schlimm und beunruhigend, dass man es gar nicht deutlich genug zum Ausdruck bringen kann. Sowohl Moskau als auch Washington wollen einen ungerechten Frieden durchsetzen, der die Grundlage für weitere Kriege legt. In den Beziehungen zwischen Europa und den USA knirscht es, und es liegt im Interesse aller, dass es nicht zum Bruch kommt. Aber es muss auch daran erinnert werden, worum es geht: Die Ukrainer müssen in einem freien selbstständigen Land leben dürfen, in dem sie selbst über ihre Zukunft bestimmen", mahnt die in Oslo erscheinende VERDENS GANG.
"Donald Trump will, dass die Ukraine kapituliert", titelt die polnische RZECZPOSPOLITA und fährt fort: "Das von den Amerikanern vorangetriebene Abkommen erfüllt alle Bedingungen des Kremls, aber keine einzige der ukrainischen Forderungen. Trump hat der Ukraine ein Ultimatum gestellt: Entweder sie akzeptiert es bis Donnerstag, oder sie verliert die amerikanische Militärhilfe und den Zugang zu Geheimdienstinformationen. Er hat weder eine Frist noch eine Strafe für Putin festgelegt. Das muss ein Weckruf für Europa sein. Die Europäer stehen vor einer existenziellen Entscheidung: Entweder sie tun weiterhin so, als ob Amerika ihre Sicherheit gewährleisten würde – oder sie sehen der Wahrheit ins Auge und verteidigen sich selbst", meint die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT blickt ebenfalls auf das von den USA gestellte Ultimatum für die Ukraine: "Sollte Kiew dem 'Friedensplan' nicht bis Donnerstag zustimmen, könnten die USA die Militärhilfe und Geheimdienstinformationen einstellen. Obwohl die Details dieses Plans noch nicht offiziell veröffentlicht wurden, deuten die bisher durchgesickerten Informationen darauf hin, dass er sich den bekannten Forderungen Russlands annähert. Es liegt die Vermutung nahe, dass der Kreml belastendes Material gegen US-Präsident Donald Trump besitzt, mit dem Russland das Weiße Haus beeinflussen könnte. Anders lässt sich der abrupte Kurswechsel der US-Regierung kaum erklären – gerade in einer Zeit, in der die Trump-Administration verheerende Sanktionen gegen Russland vorbereitet", ist die in Baku erscheinende MÜSAVAT überzeugt.
Der australische SYDNEY MORNING HERALD bezeichnet die der Ukraine vorgelegten Friedensbedingungen als "monströs": "Die 28 Punkte, die unter der Aufsicht von US-Präsident Donald Trump erarbeitet wurden, begünstigen größtenteils seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin. Würden die Entwurfsbedingungen finalisiert, kämen sie einem amerikanischen Verrat an seinen europäischen Verbündeten zugunsten des Feindes gleich. Die Welt sieht, dass sich die Ukraine in einer misslichen Lage befindet. Sie kann weder Trump noch Putin trauen, aber sie kann gleichzeitig auch die Chance auf Frieden nicht ausschlagen", findet der SYDNEY MORNING HERALD.
Zum letzten Thema, dem G20-Gipfel am Wochenende im südafrikanischen Johannesburg. Für einen Gastkommentator der in Schanghai erscheinenden Zeitung JIEFANG RIBAO geht Afrika gestärkt aus dem Treffen hervor: "Die Staaten Afrikas sowie des Globalen Südens sind nicht mehr nur Entwicklungshilfeempfänger des Westens, sondern bestimmen die Regeln mit. Die Inhalte der gemeinsamen Erklärung werden in den kommenden fünf bis zehn Jahren die Position des afrikanischen Kontinents in Fragen Kapital, Energie und Wertschöpfungsketten neu definieren. Die meisten hochverschuldeten Länder sollen aus dem ewigen Teufelskreis befreit werden. Südafrika ist da ein gutes Vorbild. Die reichhaltigen Bodenressourcen können als Mittel genutzt werden, um die geopolitische Rolle Afrikas zu erhöhen. Afrika ist auf dem Weg ins neue Zeitalter der Selbstbestimmung. China möchte als langfristiger Investor und Partner dabei sein", schreibt JIEFANG RIBAO.
Die südafrikanische Zeitung THE CITIZEN zieht folgendes Fazit des Gipfels im eigenen Land: "Es steht außer Frage, dass Südafrika durch die Ausrichtung des G20-Gipfels an diesem Wochenende an Glaubwürdigkeit gewonnen hat, aber das Ausmaß der Schäden für unsere Beziehungen zu den Vereinigten Staaten wird sich erst später zeigen. Die Abwesenheit von US-Präsident Donald Trump auf dem Gipfel wird dafür sorgen, dass dieses erste Forum auf afrikanischem Boden für immer in Erinnerung bleiben wird. Einerseits war es gut, dass Präsident Ramaphosa darauf bestand, dass wir uns nicht von den 'größeren Nationen' einschüchtern lassen, aber die Frage bleibt: Zu welchem Preis?"