26. November 2025
Die internationale Presseschau

Heute mit Stimmen zum Telefonat von Chinas Staatschef Xi mit US-Präsident Trump. Auch die vom Obersten Gericht Brasiliens bestätigte Haftstrafe gegen den früheren Präsidenten Bolsonaro ist Thema. Doch zunächst geht es um die US-Initiative für eine Beendigung des russischen Angriffskrieges in der Ukraine.

    US-Präsident Trump neben Chinas Staatschef Xi im südkoreanischen Busan
    US-Präsident Trump (l) und Chinas Staatschef Xi haben miteinander telefoniert - das ist ein Thema (Archivbild). (picture alliance / AP / Mark Schiefelbein)
    Die finnische Zeitung HUFVUDSTADSBLADET bilanziert: "Das totale Chaos - so lässt sich der 'Friedensprozess' beschreiben, der sich in den letzten Tagen zum Krieg um die Ukraine abgespielt hat. Aus dem Nichts wurde über ein taktisches Leck ein Entwurf mit 28 Punkten durchgestochen: Putins Wunschliste für Weihnachten mit dem Ziel, die Souveränität der Ukraine aufzuheben und sie zu einem russischen Vasallenstaat zu machen, den sich Moskau dann später einverleiben kann. Das impotente Europa wurde eiskalt erwischt, der Mangel an Koordination war vollständig, die Erniedrigung total. Seither läuft eine diplomatische Offensive, wie sie amateurhafter kaum sein könnte", kritisiert HUFVUDSTADSBLADET aus Helsinki.
    Die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT wirft ein: "Jetzt, da sich der Nebel über dem Weißen Haus langsam lichtet, erkennen die Europäer, dass ein wichtiger Teil der Regierung von Donald Trump tatsächlich darauf aus ist, über die Köpfe der Europäer und Ukrainer hinweg ein Abkommen mit Moskau zu schließen, das unmittelbar die gesamte europäische Sicherheitsordnung betrifft. Außenminister Marco Rubio hat diesen Plänen mit Unterstützung vieler Republikaner im Kongress einen Riegel vorgeschoben und die Europäer wieder mit ins Boot geholt. Auch Trump-Wähler wollen übrigens mehrheitlich nicht, dass die Ukraine an den Autokraten Putin 'verkauft' wird. Trump selbst wohl auch nicht, wenn ihn das seinen Nobelpreis kosten würde. Er will den Krieg beenden, aber mit seinem Vorgehen riskiert er das Gegenteil", argumentiert DE VOLKSKRANT aus Amsterdam.
    Die tschechische Zeitung MLADÁ FRONTA DNES aus Prag greift einen anderen Aspekt auf: "Kritiker der europäischen Ordnung argumentieren, dass Europa keine Macht hat. Es sind oft dieselben Leute, die die liberale Demokratie angreifen. Europa sei militärisch lächerlich, wirtschaftlich zu stark von den USA und China abhängig und politisch so unbedeutend, dass es niemand zu den Friedensgesprächen in der Ukraine einladen will. Die Fakten beweisen das Gegenteil. Europa sollte mit einer Stimme sprechen. Was es jetzt zeigen muss, ist diplomatische Stärke", empfiehlt MLADÁ FRONTA DNES.
    Die polnische Zeitung GAZETA WYBORCZA beleuchtet die Haltung der eigenen Staatsführung: "Der polnische Präsident, der bis vor Kurzem noch seine Muskeln spielen ließ und versuchte, die Außenpolitik zu bestimmen, offenbart nun seine völlige Hilflosigkeit. Nichts deutet darauf hin, dass Karol Nawrockis legendäre Kontakte zu Donald Trump irgendeinen Einfluss auf die Ausgestaltung des Friedensabkommens haben könnten. Der König ist nackt, und unser Präsident kann bestenfalls eine Weihnachtskarte ins Weiße Haus schicken. Karol Nawrocki ist, wie sich einmal mehr deutlich zeigt, kein Partner für Trump. Im Moment scheinen wir in den Verhandlungen überflüssig zu sein. Kiew hat beschlossen, ohne unsere Unterstützung auszukommen, die europäischen Akteure arbeiten ohne polnische Hilfe, und das Weiße Haus ignoriert uns völlig", analysiert die GAZETA WYBORCZA aus Warschau.
    In einem Gastkommentar betont die ukrainische Online-Zeitung UKRAJINSKA PRAWDA, es gebe noch viele ungeklärte Fragen - etwa die des... "... Wiederaufbaus – ein wichtiges Hauptthema. Frieden ist mehr als nur die vorübergehende Abwesenheit von Feindseligkeiten. Echter Frieden bedeutet, dass die Ukraine ihre Souveränität behält und sich verteidigen, Bündnissen beitreten und vor allem wiederaufbauen kann."
    Die türkische Zeitung YENI ŞAFAK aus Istanbul ist überzeugt: "Selbst wenn viele Artikel des 28-Punkte-Plans geändert werden, gibt es im Grunde einen US-Präsidenten, der akzeptiert hat, dass es keinen Frieden geben wird, wenn Russland nicht bekommt, was es will. Wie auch immer sich die Ukraine entscheidet, die Regierung unter Donald Trump wird als die in die Geschichte eingehen, die alle Forderungen Moskaus akzeptiert hat."
    Die US-amerikanische Zeitung THE WASHINGTON POST unterstreicht: "Die ukrainische Bevölkerung ist unglaublich widerstandsfähig und bereit für die bevorstehenden Härten. Die überlasteten und zahlenmäßig den Russen unterlegenen Streitkräfte des Landes halten weiter die Frontlinie und fügen dem Feind für jeden Quadratkilometer, den er erobert, immense Verluste zu. Wenn Russland weiterkämpfen will, wird es auch die Ukraine tun. Doch es spricht nichts dagegen, miteinander zu reden – solange die US-Verhandlungsführer nie vergessen, wer die wahre Schuld an diesem schrecklichen Konflikt trägt." Das war THE WASHINGTON POST.
    Themenwechsel. Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER geht auf das Telefonat von Chinas Staatschef Xi mit US-Präsident Trump ein: "Seit einem Kondolenz-Schreiben nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hat kein chinesischer Staatsführer von sich aus den Kontakt zu einem US-Präsidenten aufgenommen. Mao Zedong ließ Richard Nixon bekanntlich zu sich nach Peking kommen, und während des Handelskonflikts im Sommer wartete Xi in aller Ruhe ab, bis US-Finanzminister Scott Bessent seinen Chef davon überzeugt hatte, zu Kreuze zu kriechen. Was also hatte Xi Wichtiges auf dem Herzen, gerade zu einem Zeitpunkt anzurufen, an dem die Maschinerie der Trump-Regierung wegen des Friedensplans für die Ukraine auf Hochtouren läuft? Er wollte über Taiwan sprechen und daran erinnern, dass die Insel China gehört - und dass es überaus wichtig für Peking ist, die Kontrolle zu erlangen. Dieses Telefonat zwischen Xi und Trump sollte die Alarmglocken bei uns schrillen lassen, denn es zeigt, wie die neue Weltordnung der Supermächte aussehen könnte", mahnt DAGENS NYHETER aus Stockholm.
    Die in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong erscheinende Zeitung TAKUNGPAO schreibt: "Nachdem Xi Jinping in seinem Telefongespräch mit Trump Chinas kompromisslose Haltung in der Taiwan-Frage unmissverständlich dargelegt hat, scheint der US-Präsident anschließend die japanische Regierungschefin Takaichi ordentlich zurechtgestutzt zu haben. Sie hatte erst unlängst getönt, Taiwans Angelegenheiten würden auch unmittelbar Japan betreffen, und dadurch viel Unruhe in die Beziehungen zwischen Tokio und Peking gebracht. Es ist nicht zu übersehen, dass Trump nun gewillt ist, die chinesischen Interessen stärker zu berücksichtigen, als er es bisher getan hat." So weit TAKUNGPAO.
    Abschließend geht es um Brasiliens früheren Präsidenten Bolsonaro, der nach seiner Verurteilung wegen Putschversuchs die Haftstrafe von mehr als 27 Jahren sofort antreten muss. Die brasilianische Zeitung O GLOBO stellt fest, der von Bolsonaros Anhängern befürchtete Aufstand sei ausgeblieben: "Im Gegenteil: Es gab keine Anzeichen dafür, dass die Vollstreckung des Urteils gegen ihn noch verhindert werden könnte. Auch war die Wahrscheinlichkeit gering, dass der Oberste Gerichtshof die Haftstrafe in Hausarrest umwandeln würde. Die Schuld daran tragen nicht irgendwelche geheimnisvollen Kräfte, sondern Bolsonaro selbst. Diese Erkenntnis scheint sich auch in der Wählerschaft immer mehr zu verbreiten, und die Legende von einem von einer gnadenlosen Justiz verfolgten Bolsonaro beschränkt sich zunehmend auf radikale Kreise. Das gilt besonders, seitdem Bolsonaro selbst den Versuch gestanden hat, mit einem Lötkolben seine elektronische Fußfessel zu entfernen - je nach Variante angeblich aus Neugier oder im Wahn. Der Bolsonaro-Clan wird mit Sicherheit noch versuchen, auf eine Amnestie oder zumindest auf eine Strafmilderung zu dringen, aber sein Handlungsspielraum hat sich drastisch verringert. Brasilien muss an seinem eingeschlagenen Weg festhalten und die Strafen für diejenigen durchsetzen, die versucht haben, die Macht an sich zu reißen und die Demokratie zu untergraben", verlangt O GLOBO aus Rio de Janeiro zum Ende der internationale Presseschau.