
Die WASHINGTON POST meint mit Blick auf den Täter, bei dem es sich um einen 29-jährigen Afghanen handeln soll: "Es ist eine moralische Bankrotterklärung, nun den Status aller 77.000 afghanischen Flüchtlinge in Frage zu stellen, die Amerika zu ihrer Heimat gemacht haben. Viele von ihnen haben ihr Leben und das ihrer Familien aufs Spiel gesetzt, um den Vereinigten Staaten zu helfen, indem sie als Dolmetscher gearbeitet und während des zwei Jahrzehnte andauernden Krieges an der Seite der US-Truppen gekämpft haben. 'Wenn sie unser Land nicht lieben können', sagte Trump über Einwanderer, 'wollen wir sie nicht'. Es ist nicht unangebracht, von Neuankömmlingen eine gewisse Begeisterung für ihre Wahlheimat zu erwarten, und in Wahrheit ist diese bei den meisten auch vorhanden. Den Vorfall dafür zu nutzen, etwas anderes zu suggerieren, schadet unserem Land", unterstreicht die WASHINGTON POST.
Ähnlich sieht es die NEW YORK TIMES: "So schrecklich die Aktion eines einzelnen Mannes sein mag, ein hartes Vorgehen gegen Menschen, die sich legal hier aufhalten, wäre ein Fehler. Das gilt insbesondere für jegliches Vorgehen gegen die vielen Afghanen, die jahrelang mit amerikanischen Truppen, zivilgesellschaftlichen Gruppierungen, Hilfsorganisationen und Journalisten zusammengearbeitet haben. Nach dem Abzug der Amerikaner aus Afghanistan befanden sie sich plötzlich in Lebensgefahr und brauchten einen sicheren Zufluchtsort. Niemand ist für diese Tragödie verantwortlich, außer dem Täter", hebt die NEW YORK TIMES hervor.
Zum zweiten Thema. Nach dem Hochhausbrand in Hongkong mit deutlich mehr als 100 Toten schreibt die chinesische Zeitung MINGPAO: "Dieser Großbrand ist eine Tragödie historischen Ausmaßes für Hongkong. Die Regierung sollte einen Trauertag ausrufen, damit die Bürger ihre Emotionen zum Ausdruck bringen können. Vor allem aber muss die Einstellung der Baubranche, es werde schon nichts passieren, korrigiert werden. Es ist gut, dass die Regierung erklärt hat, sie werde mit der Branche darüber beraten, vollständig von Bambusgerüsten auf Metallgerüste umzusteigen. Das reicht jedoch nicht aus. Auch die Gerüstnetze müssen aus nicht entflammbaren Materialien bestehen und leicht entflammbare Bestandteile wie Styroporplatten verboten werden. Neben verstärkten Inspektionen sollten die Gesetzgebung überarbeitet und härtere Strafmaßnahmen eingeführt werden. Die Branche darf es nie wieder wagen, nur auf das Glück zu hoffen", verlangt die Zeitung MINGPAO aus Hongkong.
In der IRISH TIMES aus Dublin heißt es dazu: "Baugerüste aus Bambus sowie Schaumstoff und andere bei Renovierungsarbeiten verwendete Materialien, die Feuer fingen, scheinen zu dem Brand beigetragen zu haben. Der Einsatz solcher Techniken und Materialien ist in der dicht bebauten Stadt der Hochhäuser, in denen Hunderttausende Menschen leben, gängige Praxis – eine Tragödie, die schon lange vorprogrammiert war. Die Verwendung von Bambus für Gerüste und Gebäude wurde erstmals vor etwa 2.000 Jahren in der Han-Dynastie auf Gemälden dargestellt und hat sich in den bambusreichen Regionen Chinas durchgesetzt. Erst vor wenigen Monaten, im März, forderten die Behörden die Bauunternehmen auf, wegen der Gefahr von Bränden und Arbeitsunfällen auf Stahl umzusteigen, wobei sie allerdings erklärten, die Verwendung von Bambus nicht verbieten zu wollen", erläutert THE IRISH TIMES aus Irland.
Wir kommen zur Debatte über den jüngsten Friedensplan für die Ukraine. Weiterhin ist unklar, inwieweit die Europäer in der Lage sind, Einfluss auf US-Präsident Trump auszuüben, dessen ursprünglicher 28-Punkte-Plan am vergangenen Wochenende in Genf nachverhandelt wurde. Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA resümiert: "Seit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus sieht sich Europa zunehmend der offenen Feindseligkeit der Vereinigten Staaten ausgesetzt. Die vergangenen Tage – geprägt von einem neuen amerikanischen Friedensplan für die Ukraine, der faktisch einer Kapitulation gleichkäme – sollten alle Zweifel ausräumen. In Westeuropa wird lebhaft darüber diskutiert, wie wir uns vor Trumps schädlichsten Einmischungen in die Angelegenheiten des Kontinents schützen und uns auf eine Situation vorbereiten können, in der Europa sich nicht mehr allein auf die Amerikaner verlassen kann. In Polen hingegen bleibt dies ein Tabuthema. Schließlich ist unsere größte Bedrohung derzeit ein potenzieller Krieg mit Russland. Die Amerikaner sind weiterhin der Garant unserer Sicherheit, aber es gibt keinen Plan B", bemängelt die RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die dänische Zeitung KRISTELIGT DAGBLAD notiert: "Das entsetzliche Dilemma der Ukraine ist, dass sie nicht Ja zu einem Friedensplan von Trump sagen kann, der sie handlungsunfähig macht, aber auch nicht viel mehr erreicht, wenn sie den Krieg fortsetzt. Die relevante Frage an die europäischen Staatslenker ist deshalb, ob sie bessere Vorschläge haben, die überdies realistisch sind. Europa hat Anerkennung dafür verdient, einen alternativen 19-Punkte-Plan vorgelegt zu haben. Aber je mehr Einfluss die Europäer und die Ukrainer auf den Entwurf nehmen, desto mehr sinkt die Chance auf eine Umsetzung", befürchtet das KRISTELIGT DAGBLAD aus Kopenhagen.
Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER macht darauf aufmerksam, dass die EU noch immer Energie aus Russland bezieht, vor allem Gas: "Schwedens Außenministerin Maria Malmer Stenergard rechnete kürzlich vor, dass die EU seit Beginn der Vollinvasion Energie aus Russland im Wert von 201 Milliarden Euro importiert hat, während sie die Ukraine mit 187 Milliarden Euro unterstützte. Auch wenn wir angeblich auf der Seite der Ukraine stehen, haben wir also mehr Geld in die Kriegskasse des Kreml fließen lassen als nach Kyjiw. Das ist hochnotpeinlich für die EU", findet DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Die in Brüssel erscheinende Zeitung DE STANDAARD folgert: "Gerade ist es die Ukraine, die die Sicherheit Europas garantiert, und darum liegt es in unserem allerhöchsten Interesse, sie großzügig zu unterstützen. Die Mittel dafür sind vorhanden, und wir müssen jetzt unverzüglich entscheiden, ob dies durch einen juristisch abgesicherten Kredit unter Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte oder direkt aus dem EU-Haushalt erfolgt. Das würde den Ukrainern Mut machen und ihnen helfen, diese schwierige Zeit zu überstehen", ist die belgische Zeitung DE STANDAARD überzeugt.
Der italienische CORRIERE DELLA SERA meint nach den jüngsten Äußerungen von Russlands Präsident Putin zu möglichen Angriffen auf Europa: "Putin erklärt sich bereit, seine Absicht, uns nicht anzugreifen, schriftlich festzuhalten. Dann geht er auf die mögliche Beschlagnahmung der in Europa eingefrorenen russischen Vermögenswerte ein, die ihn zu einem 'Paket von Gegenmaßnahmen' zwingen würde. In gewisser Weise offenbart er damit seine derzeit größte Befürchtung", vermutet der CORRIERE DELLA SERA aus Mailand.
"Wie soll es nun weitergehen?", fragt die türkische Zeitung HÜRRIYET hinsichtlich einer Friedenslösung für die Ukraine. "Nächste Woche soll der US-Sondergesandte Witkoff, möglicherweise zusammen mit Trumps Schwiegersohn Kushner, von Putin empfangen werden. Putin betrachtet den ursprünglichen 28-Punkte-Plan als Grundlage für ein künftiges Abkommen. Es ist jedoch bekannt, dass sich Kiew und die USA auf einen neuen Entwurf geeinigt haben. Daher sieht es vorläufig nicht so aus, als ob eine gemeinsame Basis für den Frieden gefunden wäre", bilanziert die Zeitung HÜRRIYET aus Istanbul, und damit endet die internationale Presseschau.
