
In der NEW YORK TIMES wird die neue Verhandlungsrunde in Moskau kritisch gesehen: "Die Abgesandten Steve Witkoff und Jared Kushner sind die führenden Köpfe des Flügels der Trump-Regierung, der einen Frieden um jeden Preis will. Die beiden eigentlichen Immobilienhändler waren zuvor schon an dem 28-Punkte-Plan beteiligt, der einer Kapitulation der Ukraine gleichkam. Die große Gefahr ist nun, dass Putin einem von Trump unterstützten Plan zustimmt und damit ein unerträglicher diplomatischer Druck auf Kiew ausgeübt wird. Dies würde die ukrainische Politik spalten, das NATO-Bündnis erschüttern, die russische Wirtschaft retten und die pro-russischen Stimmen in Europa stärken", mahnt ein Autor der NEW YORK TIMES.
In der neuseeländischen THE POST wird vor einer Einigung über den Kopf der Ukraine hinweg gewarnt: "Das Worst-Case-Szenario, also dass die Ukraine praktisch über Nacht ausverkauft wird, würde gar nicht funktionieren. Die ukrainische Gesellschaft würde so ein Abkommen nicht akzeptieren, das Parlament es nicht billigen. Europa würde es nicht unterstützen. Außerdem machen die russischen Maximalforderungen ein verhältnismäßiges Abkommen unmöglich. Wir müssen uns daran erinnern, dass Russland jedes einzelne Versprechen bezüglich der Ukraine gebrochen hat. Was Moskau aktuell macht, ist kein Verhandeln. Es ist Manipulation", schreibt eine Kommentatorin von THE POST aus Wellington.
In der türkischen Zeitung YENI SAFAK heißt es hingegen: "Angesichts des Risikos, sowohl die USA als auch indirekt Europa zu verlieren, hat die Ukraine kaum eine andere Wahl, als einen überarbeiteten Plan zu akzeptieren. Vielleicht besteht der Ausweg aus dieser pessimistischen Lage für die Ukraine darin, so schnell wie möglich eigene Kapazitäten aufzubauen, um künftig nicht mehr von der Unterstützung und den Garantien der USA und Europas abhängig zu sein", steht in YENI SAFAK aus Istanbul.
"Europa scheint sowohl für das Weiße Haus als auch für den Kreml völlig irrelevant zu sein", ist in der ILTA-SANOMAT aus Helsinki zu lesen. "Teilweise ist das auch die Schuld der Europäer selbst: Sie haben die Trümpfe auf der Hand, wissen aber nicht, wie sie sie ausspielen sollen. So wurde noch immer keine Entscheidung über die in Belgien eingefrorenen russischen Gelder getroffen, und nun droht auch noch dieser Trumpf verloren zu gehen: Angeblich soll der russische Unterhändler Kirill Dmitrijew vorgeschlagen haben, die Gelder für gemeinsame Investitionen mit den USA zu verwenden. Der Druck aus Washington könnte erheblich zunehmen, wenn sich Trump auch in diesem Punkt der russischen Linie anschließt." Das war eine Stimme aus der finnischen Zeitung ILTA-SANOMAT.
In der Zeitung TAKUNGPAO aus Hongkong geht es um die von Russland verkündeten militärischen Erfolge: "Vor dem Treffen mit den US-Gesandten gab Russland bekannt, die ukrainische Stadt Pokrowsk eingenommen zu haben. Die ukrainischen Streitkräfte haben dies umgehend bestritten. Der Verdacht liegt nahe, dass Putin vor den Gesprächen unbedingt einen neuen Erfolg vermelden wollte, um seine Verhandlungsposition zu stärken. Der Status des Donbass, wo sich Pokrowsk befindet, ist weiterhin ein zentraler Streitpunkt des Friedensplans", lautet ein Kommentar in der Zeitung TAKUNGPAO.
In der UKRAINSKA PRAVDA blickt ein Gastkommentator voraus und ruft dazu auf, die Absicherung kommender Wahlen in der Ukraine vorzubereiten: "Die ersten Wahlen nach einem Krieg werden wie eine zweite russische Front sein. Auch hier müssen die Verteidigungslinien halten. Es sind vielerlei russische Aggressionen zu erwarten, um den demokratischen Prozess zu unterwandern - darunter Cyberangriffe, Desinformationskampagnen, Täuschungsmanöver und weitere schmutzige Tricks der russischen Geheimdienste. Die ersten Nachkriegswahlen in der Ukraine müssen ein Meilenstein werden, um die Demokratie als Anker in Friedenszeiten zu festigen". Das war eine Meinung aus der UKRAINSKA PRAVDA aus Kiew.
Nun zu den US-Drohungen gegen Venezuela und die Angriffe auf Boote vor der Küste des südamerikanischen Landes. In der polnischen Zeitung RZECZPOSPOLITA wird auf die Vorwürfe gegen US-Verteidigungsminister Hegseth eingegangen: "Es geht hier um schwerwiegendste Anschuldigungen. Hegseth soll mündlich einen zweiten Angriff auf ein Schmugglerboot angeordnet haben, um die Überlebenden zu töten. Sollte sich die Anschuldigung als wahr erweisen, wäre dies ein Kriegsverbrechen, sowohl nach amerikanischem als auch internationalem Recht. Dies würde bedeuten, dass die größte Weltmacht, die jahrelang den Anspruch erhoben hatte, die Rolle des Weltpolizisten zu übernehmen, zu einem Schurkenstaat würde", so eine Folgerung in der RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
"Die Amerikaner müssen wissen, was in Venezuela passiert", wird in der US-Zeitung DESERET NEWS aus Salt Lake City verlangt. "Im Kongress fragen sich selbst Republikaner mittlerweile, was die Regierung vorhat. Und sie haben recht. Die Amerikaner müssen die Absichten kennen. In den USA hat nur der Kongress die Macht, einen Krieg zu erklären. Präsidenten haben ausschließlich befristete Notstandsbefugnisse. Trump wäre nicht der erste Präsident, der diese Befugnisse ausdehnt."
Ein Autor der ägyptischen DAILY NEWS meint: "Es liegt ein Schatten über Washingtons Geschichte in der Karibik. Die USA haben immer wieder interveniert - manchmal unter dem Vorwand, die Demokratie wiederherzustellen, manchmal, um amerikanische Interessen zu schützen. Was die aktuelle Situation so unberechenbar macht, ist nicht nur ihr Ausmaß, sondern auch die Unberechenbarkeit des Mannes, der sie lenkt.", steht in den DAILY NEWS aus Gizeh.
Trump wird auch vorgeworfen, die Präsidentschaftswahl in Honduras beeinflusst zu haben. In EL PAIS aus Madrid wird analysiert: "Dass Donald Trump offen für den Kandidaten Asfura geworben und dann auch noch den früheren Präsidenten Hernández begnadigt hat, ist eine Art der Intervention, die einer Demokratie unwürdig ist. Hernández wurde in den USA wegen Drogenhandels verurteilt und war ein Symbol für die Unterwanderung des gesamten Staates. Wenn er nun auf freien Fuß kommt, ist das nichts anderes als ein Manöver, um die politische Landschaft in Honduras zu beeinflussen", so ein Kommentar aus der spanischen EL PAIS.
In EL HERALDO aus Honduras wird Trumps Einfluss angezweifelt: "Die Frage ist, ob seine Intervention tatsächlich etwas genützt hat. Es ist nämlich durchaus möglich, dass die offene Unterstützung für Asfura dessen Popularität eher gemindert hat."
Der Papst hat seine erste Auslandsreise mit einem Besuch im Libanon abgeschlossen. Ein Autor von THE NATIONAL aus Abu Dhabi kommentiert: "Der Libanon hat den höchsten Anteil an Christen in der arabischen Welt. Es ist nachvollziehbar, dass Papst Leo es für notwendig hielt, die schrumpfende libanesisch-christliche Gemeinschaft zu unterstützen. Der wirtschaftliche Zusammenbruch des Landes und die schreckliche Explosion im Hafen von Beirut in 2020 haben die Christen besonders getroffen. Hinzu kam der starke Rückgang der christlichen Bevölkerung in anderen arabischen Ländern. Der Libanon hat für die katholische Kirche an Bedeutung gewonnen", lautet ein Fazit in THE NATIONAL aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
"Auch Libanesen anderer Konfessionen nahmen den Besuch als Zeichen der Hoffnung - die es für ihr Land kaum gibt", meint eine Kommentatorin der österreichischen Zeitung DER STANDARD: "Der neue Papst ist kein Charismatiker oder Charmeur. Vielleicht war er gerade mit seiner fast kühlen Art der Richtige in einem Land in Bürgerkriegsgefahr. Die Christen haben in der libanesischen Geschichte einiges zu Spaltung und Konflikten beigetragen. Heute stehen sie eher ratlos zwischen den sich radikalisierenden muslimischen Lagern."
