05. Dezember 2025
Die internationale Presseschau

Heute mit einem Schlaglicht auf Afrika. Die Staatschefs der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda, Tshisekedi und Kagame, haben in Washington in Anwesenheit von US-Präsident Trump einen Friedensvertrag unterschrieben. Er soll den seit mehr als 30 Jahren währenden blutigen Konflikt im rohstoffreichen Ostkongo beenden.

US-Präsident Donald Trump, Ruandas Präsident Paul Kagame und der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Felix-Antoine Tshisekedi, während einer Unterzeichnungszeremonie.
US-Präsident Donald Trump, Ruandas Präsident Paul Kagame und der Präsident der Demokratischen Republik Kongo, Felix-Antoine Tshiseked ( dpa / Evan Vucci)
Die Zeitung THE NEW TIMES aus Ruanda spricht von einem historischen Moment, mahnt aber zur Vorsicht: "Ob dieser Weg zu dem Ziel führt, nach dem sich die Region sehnt, hängt ganz vom Engagement, der Aufrichtigkeit und dem politischen Willen der beteiligten Parteien ab. Friedensabkommen sind in dieser Region schon früher gescheitert, nicht weil die Rahmenbedingungen unzureichend waren, sondern weil die auf dem Papier eingegangenen Verpflichtungen in der Praxis nicht eingehalten wurden. Die Verantwortung verlagert sich nun von der Diplomatie auf die Umsetzung. Das Vertrauen muss Schritt für Schritt wieder aufgebaut werden", unterstreicht THE NEW TIMES aus Kigali.
"Das Washingtoner Abkommen ist kein verbindlicher Vertrag, sondern stützt sich stattdessen auf den politischen Willen beider Länder", vermerkt die südafrikanische Zeitung MAIL AND GUARDIAN. "US-Präsident Trump setzt aber darauf, dass wirtschaftliche Zusammenarbeit und amerikanische Investitionen ausreichend Anreize für Ruanda und den Kongo bieten, sich an die Vereinbarungen zu halten. Angesichts der diplomatischen Ungeduld der US-Regierung dürfte Washington aber nicht darauf warten, bis das komplexe Friedensabkommen komplett umgesetzt wird. Vielmehr könnten die USA sich dafür entscheiden, bilaterale Wirtschaftsabkommen und Investitionen mit Ruanda und dem Kongo zu vereinbaren, um ihre kommerziellen und strategischen Interessen zu sichern", überlegt MAIL AND GUARDIAN aus Johannesburg.
LA NOUVELLE TRIBUNE aus dem westafrikanischen Benin geht nicht auf das jüngste Abkommen zwischen Ruanda und dem Kongo ein, beobachtet aber, dass Afrika im Mittelpunkt einer strategischen Bewegung stehe: "Die Zunahme ausländischer Militärstützpunkte, die Diversifizierung von Allianzen, der teilweise Rückzug von Akteuren wie Frankreich und der Aufstieg neuer Mächte wie Russland und China machen den Kontinent zu einem Schauplatz, an dem sich Sicherheits- und wirtschaftliche Interessen sowie globale Rivalitäten überschneiden. Diese stille, aber tiefgreifende Umgestaltung definiert das regionale Gleichgewicht. Die Frage ist: Inwieweit kann Afrika die Kontrolle über seine eigene strategische Agenda behalten? Afrika ist nicht dazu verdammt, nur ein Schauplatz für ausländische Einflussnahme zu sein. Afrikas Demografie, seine Ressourcen und seine geografische Lage machen es zu einem unverzichtbaren Akteur. Nun gilt es, diese Vorteile in echte Macht umzuwandeln", schreibt LA NOUVELLE TRIBUNE aus Cotonou.
Bei einer Konferenz in Algier haben afrikanische Staaten ihre Forderung nach einer ernsthaften Aufarbeitung des historischen Erbes der Kolonialzeit erneuert. Die algerische Zeitung EXPRESSION bemerkt: "Die internationale Konferenz über die Verbrechen des Kolonialismus in Afrika stellt einen historischen Moment für einen Kontinent dar, der mehr als vier Jahrhunderte lang unter kolonialer Herrschaft und Ausbeutung gelitten hat. Die Deklaration ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Anerkennung der Ungerechtigkeiten, die den afrikanischen Völkern angetan wurden. Die Konferenz hatte auch das Verdienst, noch weiter zu gehen, indem sie nachdrücklich 'die Schaffung panafrikanischer digitaler Archive, die Neudefinition der Bildungslehrpläne und die Einrichtung von Gedenkstätten, Museen und Gedenktagen' empfahl. Besonders hervorzuheben ist der Aufruf zur 'Einrichtung nationaler Wahrheits- und Wiedergutmachungskommissionen' in den Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union. Dies wird eine mehr oder weniger vollständige Bewertung der Kolonialverbrechen ermöglichen", konstatiert EXPRESSION aus Algier.
Nun zu einem anderen Thema. Der russische Präsident Putin ist zu einem zweitägigen Besuch in Indien. Dazu schreibt die russische NESAWISSIMAJA GASETA: "Moskau erhofft sich vom Gipfeltreffen eine Vertiefung der Beziehungen zu seinem Partner in den Bereichen Wirtschaft, Verteidigung und Energie. Für Delhi wird der Besuch ein Test dafür sein, wie gut es inmitten der anhaltenden Kämpfe in der Ukraine zwischen Moskau und Washington ausbalancieren kann. Was die eigene Sicherheit Indiens betrifft, strebt Delhi eine Steigerung der Waffenproduktion und die Sicherstellung kontinuierlicher Lieferungen aus dem Ausland an. Russland spielt dabei weiterhin eine Schlüsselrolle", notiert die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Eine Gastkommentatorin der japanischen NIHON KEIZAI SHIMBUN aus Tokio verweist darauf, dass Indien kein Vertragsstaat des internationalen Strafgerichtshofs ist, der 2023 einen Haftbefehl gegen Putin erlassen hatte. "Man sollte deshalb Putins Besuch in Indien als Teil seiner politischen Inszenierung und Informationskampagne betrachten: Damit will Putin die Isolation seines Landes umgehen und den russischen Krieg gegen die Ukraine rechtfertigen."
Werfen wir einen Blick nach China. Partei- und Staatschef Xi hat den französischen Präsidenten Macron im Rahmen von dessen Chinareise in die Provinz Chengdu begleitet. Nach Einschätzung von Beobachtern will die kommunistische Führung mit dieser seltenen Geste die Bedeutung der Beziehungen zur Europäischen Union unterstreichen. Die chinesische Zeitung HUANQIU SHIBAO schreibt: "Macron kommt nach China nicht nur als Präsident Frankreichs, sondern auch als Repräsentant Europas. Als Verfechter von Europas 'strategischer Autonomie' weiß er die Bedeutung einer pragmatischen Zusammenarbeit mit China zu schätzen. Dies stärkt die Widerstandsfähigkeit und das Gewicht Europas in der internationalen Politik. Allein in den ersten zehn Monaten erreichte das bilaterale Handelsvolumen zwischen China und Frankreich mehr als 68 Milliarden US-Dollar. Die wirtschaftliche Dynamik beider Länder soll auch die Beziehungen zwischen China und der EU fördern. Wenn sie gut sind, profitieren alle davon. Chinas Türen stehen für Europa jedenfalls offen", heißt es in HUANQIU SHIBAO aus Peking.
Die französische Zeitung L`OPINON erläutert: "Der Élysée-Palast wollte die Reise von Macron nach China dazu nutzen, um Fortschritte beim Austausch von Innovationen und Technologien mit dem Reich der Mitte zu erzielen. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz könnte dies von Vorteil sein. Im Jahr 2017 legte die chinesische Regierung ihre langfristige Strategie für KI fest: China soll bis 2030 weltweit führend werden. Seit fast zehn Jahren ist diese Dampfwalze nun schon in Bewegung. Ganz leise. Unter anderem hat China eigene Computerchips entwickelt, die weniger Energie brauchen, und es gibt erhebliche Vorteile durch subventionierte Strompreise für Rechenzentren. Eine weitere Besonderheit ist die bewusste Entscheidung für eine chinesische Produktion von Open-Source-KI-Modellen", unterstreicht L`OPINON aus Paris.
Zum Schluss kommen wir nun zu etwas völlig anderem. Die unter Korruptionsverdacht stehende frühere EU-Chefdiplomatin und italienische Außenministerin Mogherini ist von ihrem Posten als Hochschul-Rektorin des Europa-Kollegs in Brügge zurückgetreten. Die belgische Zeitung DE STANDAARD nennt den Schritt unvermeidlich: "Führungskräfte können unter solchen Umständen nicht im Amt bleiben, denn andernfalls leidet die Glaubwürdigkeit einer Institution. Dass der Fall des Europa-Kollegs so viel Aufsehen erregt, liegt vor allem daran, dass Mogherini eine so prominente Persönlichkeit ist und dass es sich um eine besonders prestigereiche Institution handelt. Aber darüber hinaus zeugt der Fall eher von der Fähigkeit der EU-Institutionen zur Selbstreinigung als von Dysfunktionalität", schlussfolgert DE STANDAARD aus Brüssel.