
Die norwegische Zeitung VERDENS GANG bemerkt zur Preisträgerin: "Ihr Ziel ist so einfach wie mühsam: die Diktatur zu stürzen. Venezuela könnte eines der reichsten Länder der Welt sein, aber stattdessen leben Millionen Menschen in Armut. Durch den Friedensnobelpreis für Machado ist die unglückselige Lage für Venezuela wieder auf der internationalen Agenda gelandet, und darüber freuen sich die Venezolaner auf der ganzen Welt. Sie alle eint die Hoffnung auf Demokratie und wirtschaftliche Stabilität sowie auf ein Ende der Misswirtschaft und der systematischen Beschränkung der Meinungsfreiheit. Es ist nicht gesagt, dass Machado und andere Vertreter des rechtskonservativen Lagers in Lateinamerika dem Subkontinent die richtige Medizin verschreiben. Aber Machado kämpft für die Demokratie und gegen die Diktatur, und sie kämpft darum, dass ihre Heimat frei wird und das Volk selber bestimmen kann, wer es anführt. Herzlichen Glückwunsch an María Corina Machado und alle Venezolaner zum Friedensnobelpreis!", schreibt VERDENS GANG aus Oslo.
"Nicht immer konnten Friedensnobelpreisträger den Preis persönlich in Empfang nehmen", gibt die dänische Zeitung JYLLANDS-POSTEN aus Århus zu bedenken: "Vor 50 Jahren ging der Preis an Andrej Sacharow, aber sein Heimatland bokyottierte die Veranstaltung. Sacharow selbst befand sich am 10. Dezember 1975 in Vilnius, wo er den Prozess gegen einen seiner engsten Verbündeten verfolgte. Stattdessen nahm seine Ehefrau und Mitkämpferin Jelena Bonner den Preis in Oslo auf der anderen Seite des eisernen Vorhangs entgegen. Sie verlas dort eine von Sacharow verfasste Rede, in der er seine Freude darüber äußerte, dass das Nobelpreiskomitee den Zusammenhang zwischen der Verteidigung des Friedens und der Verteidigung der Menschenrechte unterstrichen habe. Im Dezember 2025 ist das alles leider so aktuell wie vor 50 Jahren. Wladimir Putin hat einen Krieg gegen die Ukraine begonnen, in Russland selbst geht dieses imperialistische Albtraumprojekt einher mit einer gnadenlosen Verfolgung Andersdenkender", betont JYLLANDS-POSTEN.
Themenwechsel. Der ukrainische Präsident Selenskyj will das Parlament in Kiew bitten, den rechtlichen Rahmen für eine Wahl zu Kriegszeiten zu schaffen. Die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT fragt: "Wie legitim ist es, dass Selenskyj, dessen Amtszeit bereits abgelaufen ist, weiterhin über das Schicksal des ukrainischen Staates und Volkes entscheidet? Und was ist mit dem Wahlrecht des ukrainischen Volkes? Wir können diese Fragen ignorieren, aber nach einer gewissen Zeit wird nicht nur Trump dies als Diktatur eines Einzelnen bezeichnen. Offensichtlich gleicht Trumps Aufforderung an Selenskyj, 'Wahlen abzuhalten', derzeit eher einer Erpressung, um ihn dazu zu bringen, die Friedensbedingungen des Weißen Hauses zu akzeptieren. Putin sagte, dass Russland trotz seiner Rolle als Kriegspartei Präsidentschaftswahlen abgehalten habe. Er verschweigt jedoch, dass die Hauptstadt Kiew fast täglich massiven russischen Raketenangriffen ausgesetzt ist. Unter solchen Bedingungen ist es unmöglich, Wahlen abzuhalten", notiert MÜSAVAT aus Baku.
Die schwedische Zeitung DAGENS NYHETER beleuchtet die Strategie des US-Präsidenten: "Dass Donald Trump dazu bereit ist, die Ukraine zu verkaufen, ist klar, seit Selenskyj im Weißen Haus in einen Hinterhalt gelockt wurde. Man kann jetzt also nicht mehr so tun, als ob sich Trump durch Golfrunden, schicke Einladungen oder Schmeicheleien dazu bringen lasse, seine Haltung zu ändern: Seine Regierung hat ein offizielles Dokument zu ihrer Sicht auf die Welt formuliert. Wir müssen uns vor Augen halten, dass die USA nicht nur dabei sind, Europa zu verlassen, sondern zu einem Gegner zu werden wie China oder Russland. Die großen Entscheidungen fallen jetzt. Europa muss die Amerikaner ersetzen und zwar schnell. Die Ukraine muss weiter unterstützt werden, damit sie Nein zu einem inakzeptablen Frieden sagen kann", mahnt DAGENS NYHETER aus Stockholm.
Die russische Zeitung KOMMERSANT aus Moskau geht auf die Beratungen von Selenskyj über den US-Plan mit Bundeskanzler Merz, dem französischen Staatschef Macron und dem britischen Premierminister Starmer in London ein: "Die Europäer betrachten die eingefrorenen russischen Vermögenswerte als einen ihrer Trümpfe in den Friedensgesprächen, der die USA daran hindern soll, der Ukraine Bedingungen für ein Friedensabkommen aufzuzwingen. Insgesamt deuten die Ergebnisse des Londoner Treffens darauf hin, dass die Europäer in einer entscheidenden Phase des Ukraine-Verhandlungsprozesses, an dem sich Russland beteiligt hat, ihre bisherige Position, die die amerikanische Führungsrolle in den diplomatischen Bemühungen zur Beendigung des Konflikts nicht in Frage gestellt hatte, plötzlich aufgegeben haben", spekuliert KOMMERSANT.
Die polnische Zeitung RZECZPOSPOLITA geht der Frage nach, warum die Regierung in Warschau - anders als Berlin, Paris oder London - nicht in Friedensgespräche für die Ukraine eingebunden ist: "Einerseits sind wir uns alle bewusst, dass die Ukraine gegen die russische Invasion kämpft und Putins Armee in den Schützengräben des Donbass festhält.Und wir haben auch keinen Zweifel daran, dass der Untergang der Ukraine eine geopolitische Katastrophe für unsere Region und für Polen wäre. Gleichzeitig stimmt die Gesellschaft aber nicht zu, das Engagement – sei es militärisch oder finanziell – zur Unterstützung der Ukraine zu verstärken. Was könnten wir also am Verhandlungstisch anbieten?" Das war RZECZPOSPOLITA aus Warschau.
Die thailandische Zeitung BANGKOK POST äußert sich zu den neuen Kämpfen mit Kambodscha und stellt fest: "Weniger als zwei Monate nach Inkrafttreten eines von Donald Trump vermittelten Friedensabkommens zwischen Thailand und Kambodscha haben die Nachbarn ihren bewaffneten Konflikt wieder aufgenommen. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, zuerst zu schießen. Die militaristischen Manöver werden hohe Kosten verursachen, wenn die thailändische Armee zu weit geht, anstatt sich auf Selbstverteidigung zu beschränken. Premierminister Anutin Charnvirakul und seine Regierung müssen umdenken und erkennen, dass es in einem solchen Krieg keinen wirklichen Gewinner geben wird", mahnt BANGKOK POST.
Die chinesische Zeitung GUANGMING RIBAO aus Peking analysiert die Ursachen des Konflikts: "Bei dem Zankapfel handelt es sich um die Grenzziehung, das heißt um weit zurückreichende Territorialstreitigkeiten entlang der rund 800 Kilometer langen Landgrenze zwischen beiden Ländern. Es geht aber auch um kulturell und historisch begründete Ansprüche auf uralte Tempelanlagen. Die internationale Staatengemeinschaft kann zwar immer wieder einen Waffenstillstand vermitteln. Solange es aber keine wirksame Überwachung der Einhaltung der getroffenen Vereinbarungen gibt, wird man auch keinen dauerhaften Frieden schaffen können", schätzt GUANGMING RIBAO.
Abschließend blicken wir nach Tschechien, wo der Unternehmer Andrej Babiš erneut zum Ministerpräsidenten ernannt worden ist. Die tschechische Zeitung HOSPODÁŘSKÉ NOVINY erläutert: "Es besteht Grund zur Hoffnung, dass Babiš' Regierung letztendlich von ihren Plänen Abstand nimmt, Tschechien nach dem ungarischen Vorbild von Viktor Orbán zu einem Störenfried innerhalb der EU zu machen. Die neue Regierung wird ihren Protest gegen einzelne Vorhaben in der europäischen Politik und gegen antirussische Sanktionen so hoffentlich nur gegenüber dem heimischen Publikum äußern. Auf europäischer Ebene wird sich Babiš rational verhalten und tatsächlich nur das durchsetzen, wofür er auch andere Verbündete als nur Orbán und Fico finden kann", erwartet HOSPODÁŘSKÉ NOVINY aus Prag. Und damit endet die internationale Presseschau.
