13. Dezember 2025
Die internationale Presseschau

Themen sind unter anderem der Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha und das neue Social-Media-Verbot für Kinder und Jugendliche in Australien. Zum Auftakt geht es um die Entscheidung der EU, russische Vermögenswerte dauerhaft einzufrieren.

    Fahnen von EU und Russland mit Riss
    Die EU hat russische Vermögenswerte dauerhaft eingefroren - ein Thema internationaler Kommentare. (picture alliance / CHROMORANGE)
    Der Kommentar der estnischen Zeitung POSTIMEES dazu beginnt mit einem Lob: "Der gestern getroffene Beschluss war gut und notwendig. Es wäre aber besser, wenn die Mittel in vollem Umfang an Kyjiw übergeben werden, damit die Ukrainer ihren Staat am Laufen halten und Widerstand gegen die brutalen Angreifer leisten können. Ein solcher Beschluss ist bislang an belgischem Widerstand gescheitert. Die Bedenken sind verständlich. Die russischen Milliarden liegen überwiegend bei Euroclear und damit, vereinfacht gesagt, beim Zentralsafe des europäischen Finanzsystems mit Sitz in Brüssel. Euroclear unterliegt damit belgischer Gesetzgebung, und Belgien würde als Erstes von russischen Gegenmaßnahmen getroffen. Man befürchtet einen gefährlichen Präzedenzfall und möchte Garantien der anderen EU-Staaten", wird in der Zeitung POSTIMEES aus Tallinn erklärt.
    Ein Autor des europäischen Nachrichtenportal EURACTIV sieht die Vorbehalte Belgiens noch nicht ausgeräumt: "Für den belgischen Ministerpräsidenten De Wever ist der neue Beschluss kein bequemer Ausweg. Seine Bedenken bleiben unbeantwortet. Belgien wird weiterhin an erster Stelle in der Schusslinie Russlands stehen. De Wever droht ein doppeltes Problem: Wenn die in Belgien liegenden Vermögenswerte entzogen werden und das Land trotzdem mit allen negativen Folgen rechnen muss, die sich daraus ergeben", wird im Nachrichtenportal EURACTIV mit Sitz in Brüssel gemahnt.
    In der polnischen GAZETA WYBORCZA wird analysiert: "Die Entscheidung, Russlands Vermögen einzufrieren, bis der Krieg gegen die Ukraine beendet und Reparationen gezahlt sind, wurde auch von dem im November vorgestellten 'Friedensplan' der USA beeinflusst. Dieser Plan sah vor, dass einige der derzeit im Westen eingefrorenen Vermögenswerte der russischen Zentralbank für gemeinsame russisch-amerikanische Investitionen verwendet werden. Die neuen EU-Regelungen schließen solche Szenarien aus. Ironischerweise bereitet die EU nun aus Angst und als Schutz vor Trump genau den Schritt vor, den sie im vergangenen Jahr dem ehemaligen US-Präsidenten Biden noch verweigert hatte." Das war eine Stimme aus der Warschauer GAZETA WYBORCZA.
    In der PRESSE aus Wien ist folgende Meinung zu lesen: "Mit ihrem Griff nach Russlands Geld sind die Europäer eine Vabanque-Wette eingegangen. Sie setzen darauf, dass die alte, regelbasierte Weltordnung des 20. Jahrhunderts tot ist. Dass in der neuen Welt Fairplay weniger zählt als Powerplay. Kann diese Wette schiefgehen? Selbstverständlich. Wenn die USA ihre Beziehungen zum Rest der Welt nicht mehr als Schutzgelderpressung begreifen, wenn China seine Handelspartner nicht mehr wie Stopfgänse behandelt, wenn Russland die Ukraine für das zugefügte Leid entschädigt, dann wird sich die EU ernsthafte Sorgen um ihren guten Ruf machen müssen. Wenn", lautet ein Kommentar aus der österreichischen Zeitung DIE PRESSE.
    Im Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha werden weiter Kämpfe gemeldet. Eine Kommentatorin der STRAIGHT TIMES aus Singapur erwartet nicht, dass die Diplomatieversuche von US-Präsident Trump zu einer Lösung führen: "Im August hatte Trumps Drohung, Handelsbeziehungen auszusetzen, Thailand und Kambodscha an den Verhandlungstisch gebracht. Jetzt ist die Lage anders. Kambodscha hat mittlerweile ein neues Abkommen mit den USA unterzeichnet, Thailand muss den Deal noch abschließen. Das bedeutet, Trump muss sich viel mehr um Bangkok kümmern. Ein neuer Waffenstillstand ohne deutliche Zugeständnisse Thailands wäre sehr brüchig. Die letzten Wochen haben gezeigt: Handelsdrohungen können Konfliktparteien zwar zu Verhandlungen zwingen, aber sie sorgen nicht für einen dauerhaften Frieden", lautet ein Urteil in den STRAIGHT TIMES aus Singapur.
    In den KHMER TIMES aus der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh wird die thailändische Regierung aufgerufen, die Verhandlungen wieder aufzunehmen: "Diplomatische Kontakte zu ersuchen, ist kein Zugeständnis. Es ist die Voraussetzung, um die Friedensarchitektur wiederherzustellen, auf die ganz Südostasien angewiesen ist. Im Interesse der regionalen Stabilität und der Menschen, die entlang der Grenze leben, müssen die diplomatischen Türen wieder geöffnet werden".
    In der BANGKOK POST wird vor einem Umsturz durch das thailändische Militär gewarnt: "Regierungschef Anutin hat das Parlament aufgelöst und es droht ein Machtvakuum mitten in einer herausfordernden Zeit. Es gibt Befürchtungen, dass die Armee die Lage nutzt und sich dauerhaft die absolute politische Macht sichert. Das kann passieren, wenn das Militär der Ansicht ist, dass Kambodscha weiterhin eine Bedrohung für die Sicherheit Thailands darstellt. Hoffen wir auf das Gegenteil. Wir wissen alle, dass ein Militärputsch keine Lösung für das Land ist, weder in Kriegs- noch in Friedenszeiten", lautet das Fazit eines Kommentators der BANGKOK POST aus Thailand.
    In einem Kommentar der türkischen Zeitung HÜRRIYET geht es um das Verbot Sozialer Medien für Unter-16-Jährige in Australien, das seit dieser Woche gilt: "Zwar möchte man, wenn man sich in die Lage der Jugendlichen versetzt, wahrscheinlich nicht von einem solchen Verbot betroffen sein. Aber in ihrer derzeitigen Form wirken die Sozialen Medien wie ein Strudel, der Kinder verschlingen kann. Bislang gibt es international kein einheitliches Modell zu diesem Thema. In der ganzen Welt werden verschiedene Maßnahmen ausprobiert. Das Wichtigste ist, die Kinder von diesem gefährlichen Strudel fernzuhalten, ohne ihre Kreativität zu behindern." Das war eine Meinung aus der Istanbuler Zeitung HÜRRIYET.
    In der kanadischen Zeitung LONDON FREE PRESS aus London/Ontario ist von einem "mutigen Experiment Australiens" die Rede: "Nur die Zeit wird zeigen, ob dieses weltweit einzigartige Experiment Erfolg haben wird. Die ganze Welt wird beobachten, wie das australische Verbot technisch umgesetzt wird und welche Möglichkeiten junge Australier entwickeln, das Verbot zu umgehen oder neue Plattformen zu finden."
    Ein Autor der WASHINGTON POST fragt sich, wann Amerika ähnliche Maßnahmen ergreifen wird: "Es gibt viele Studien darüber, wie Social Media, Handys und Videospiele abhängig machen - mit schwere Konsequenzen für die mentale Gesundheit. Der Kongress hat jetzt die Möglichkeit, etwas sehr wichtiges zu tun - und sehr beliebtes. Umfragen zufolge ist die klare Mehrheit der amerikanischen Erwachsenen für Maßnahmen wie in Australien."
    Zum Abschluss zwei Stimmen aus Lateinamerika zur Reise der venezolanischen Oppositionsführerin Machado zur Vergabe des Friedensnobelpreises nach Norwegen. In der Zeitung LA RAZON aus Mexiko-Stadt wird eine öffentliche Reaktion der mexikanischen Regierung vermisst: "Das Nobelkomitee hat eine lateinamerikanische Frau ausgezeichnet, die in ihrem eigenen Land verfolgt wird, und es hat damit ein diktatorisches Regime vor der ganzen Welt bloßgestellt. Doch während vielerorts applaudiert wurde, war aus Mexiko fast nur Schweigen zu vernehmen. Weder Präsidentin Sheinbaum noch das Außenministerium gratulierten öffentlich, und es drängt sich die Frage auf, wie lange sich die mexikanische Regierung noch beim Regime von Maduro anbiedern will - und was das unser Land kosten wird", lautet ein Kommentar der mexikanischen Zeitung LA RAZON.
    In der venezolanischen Zeitung EL NACIONAL ist zu lesen: "Die Verleihung des Friedensnobelpreises ist ein Ereignis von globaler Bedeutung, aber von Mexikos Präsidentin Sheinbaum kam nur Schweigen, ebenso von Spaniens Regierungschef Sánchez. Das war umso auffälliger, weil beide dieselbe Sprache sprechen wie María Corina Machado und es viele kulturelle Verbindungen zwischen den Ländern gibt. Die Demokratie profitiert nicht von solchem Schweigen."