
Dazu schreibt DER STANDARD aus Österreich: "Die Verhandlungen haben erstmals in großem Kreis von EU, USA und Ukraine in Deutschland stattgefunden. Nicht nur Staats- und Regierungschefs aus der Europäischen Union, die EU-Spitzen und der Präsident Wolodymyr Selenskyj fanden sich im Kanzleramt ein. Auch Donald Trump schickte Vertreter: seinen Schwiegersohn Jared Kushner und seinen Chefverhandler und Golfpartner Steve Witkoff. In dieser Konstellation konnte man große oder gar abschließende Durchbrüche nicht erwarten. Dafür fehlte auch der entscheidende Faktor für ein Schweigen der Waffen, Russlands Präsident Wladimir Putin. Dennoch muss man Friedrich Merz hoch anrechnen, dass er Initiative ergriffen hat. Die AfD wie auch Teile der Linken werden nicht müde, Putins Propaganda zu trommeln, wonach 'die EU' ein 'Kriegstreiber' sei. Es ist eine infame Verdrehung von Fakten. Merz ist ein Friedenstreiber", findet DER STANDARD aus Wien.
In der italienischen Zeitung LA REPUBBLICA heißt es nach den Beratungen in Berlin: "Am Abend bestätigte Donald Trump nach einem Telefonat mit seinen Emissären in der deutschen Hauptstadt: 'Wir sind näher als je zuvor an einem Abkommen.' Nach mühsamen Verhandlungen gelang es, Wolodymyr Selenskyj teilweise das zuzugestehen, was für ihn die Voraussetzung der Verhandlung über Territorien ist: solide Sicherheitsgarantien", resümiert LA REPUBBLICA aus Rom.
Der schweizerische TAGES-ANZEIGER glaubt: "Zumindest einem Waffenstillstand könnte die Ukraine näher gekommen sein. Darauf habe man in den Gesprächen bestanden, sagte Merz, und insbesondere besprochen, wie dieser mit Sicherheitsgarantien aufrechterhalten werden würde. Es sei 'wirklich beachtlich', was die US-Amerikaner in Berlin dazu auf den Tisch gelegt hätten, sagte Merz und meinte rechtliche und materielle Garantien. Im Kanzleramt soll man geradezu euphorisch gewesen sein. Das Hauptproblem bleibt aber: Was sagt Russland zu all dem?", unterstreicht der TAGES-ANZEIGER aus Zürich.
In der russischen NESAWISSIMAJA GASETA ist zu lesen: "Die Gespräche über den sogenannten Trump-Plan befinden sich in der Endphase – zumindest laut Aussagen von Beamten in Brüssel und Kiew. Angesichts der bereits zurückliegenden 'Endrunden' der Verhandlungen sind viele Beobachter skeptisch, was die Vorhersage eines schnellen Friedens betrifft. Es gibt jedoch Anzeichen für verstärkte Bemühungen, eine für die Ukraine, die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Verbündeten akzeptable Verhandlungsposition zu formulieren, die das Trump-Team dem Kreml vorlegen möchte. Die heikelste und schwierigste Frage, die es derzeit zu lösen gilt, ist die territoriale", notiert die NESAWISSIMAJA GASETA aus Moskau.
Die in Baku erscheinende aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT fragt: "Was wird Kiew jetzt angeboten? Dass die Ukraine einen Teil ihres Territoriums verliert und gegenüber Moskau politisch Zurückhaltung übt? Ist das Frieden? Kiew sieht seine Sicherheit zu Recht in der Integration in Europa."
Die Zeitung POLITIKEN aus Kopenhagen analysiert: "Unabhängig davon, ob man an die russische Bereitschaft zu einem Frieden glaubt oder nicht: Ein zentrales Problem für die Ukraine ist, dass die USA ganz andere Vorstellungen als die Europäer haben. Trump will den Krieg um jeden Preis stoppen, während die Europäer wollen, dass die Ukraine ein Bollwerk für sie ist und so stark wie möglich aus dem Krieg hervorgeht. Aber dafür braucht Kiew Geld und Waffen, und davon kommt immer weniger. Ein erster Schritt wurde gemacht, als eine Mehrheit der EU-Länder beschloss, die russischen Mittel dauerhaft einzufrieren", hält die dänische Zeitung POLITIKEN fest.
"Substanzielle Fortschritte in den Friedensverhandlungen wird es erst dann geben, wenn die verhärteten Standpunkte in Bezug auf Territorialfragen aufgebrochen werden können", ist die chinesische Zeitung XINMIN WANBAO überzeugt. "Der in Washington verbreitet Optimismus ist eher auf das eigene Bestreben zurückzuführen, bis zum Jahresende eine öffentlichkeitswirksame Friedenslösung präsentieren zu können. Bislang ist aber keine der am Verhandlungstisch sitzenden Parteien über unverbindliche Absichtserklärungen hinausgekommen. Die geringsten Erwartungen an die Gespräche knüpft der Kreml, der weiterhin darauf setzt, seine Interessen auf dem Schlachtfeld durchzusetzen", bilanziert die Zeitung XINMIN WANBAO aus Schanghai.
Damit zum nächsten Thema. Nach dem Anschlag auf jüdische Feiernde am Bondi Beach im australischen Sydney wirft die Zeitung THE AUSTRALIAN dem Regierungschef Versäumnisse vor, betont aber: "Anthony Albanese ist kein Antisemit. Der Premierminister hat sich mit der jüdischen Gemeinde ausgetauscht und seine Unterstützung angeboten, aber er ist seiner wichtigsten Pflicht – die Sicherheit der Nation zu gewährleisten – nicht nachgekommen. Er ist damit nicht allein. Vielmehr handelt es sich um einen Fall kollektiven Versagens, der sich von Justizbeamten über Universitätsleiter bis hin zu opportunistischen Politikern kleinerer Parteien erstreckt. Dies hat den internationalen Ruf Australiens beschädigt. Wir haben Israel in seiner Not im Stich gelassen, was Israels Premier Benjamin Netanjahu im August dazu veranlasste, Albanese in einem Brief mitzuteilen, dass seine Regierung 'den Judenhass, der seine Straßen heimsucht', gefördert habe", erinnert THE AUSTRALIAN aus Sydney.
Die norwegische Zeitung VERDENS GANG führt aus: "Die Täter vom Bondi Beach sollen dem IS angehört haben, der Gewalt als heilige Pflicht preist und Terroristen mit der Erlösung als Märtyrer anlockt. Alle Juden werden als ewige Feinde des Islams dargestellt, und so greifen die Terroristen auch jüdische Zivilisten an. Doch Antisemitismus gibt es praktisch überall. Die Verantwortung für die Morde in Sydney tragen zwei Männer, die unter anderem auf ein Kind zielten. Eine solche Tat wird selbst von Menschen verurteilt, die Antisemitismus verbreiten. Aber wer durch Posts, Kommentare oder heimlichen Applaus zu einem Klima beiträgt, das Juden dämonisiert, senkt die Hemmschwelle für solche Angriffe", gibt die Zeitung VERDENS GANG aus Oslo zu bedenken.
Die in London erscheinende FINANCIAL TIMES merkt an: "In vielen Ländern wird bei propalästinensischen Kundgebungen, so legitim deren Ziel auch sein mag, allzu oft nicht ausreichend gegen einschüchterndes Verhalten und antisemitische Parolen vorgegangen; Aufrufe zur 'Globalisierung der Intifada' können eindeutig als Aufstachelung zur Gewalt gegen Juden verstanden werden. Der Anschlag an Sydneys Bondi Beach ist der tödlichste auf jüdische Gemeinden weltweit seit 2023. Politische, religiöse und wirtschaftliche Führungskräfte sollten ihn als Warnung sehen, wie dringend es ist, Antisemitismus und alle Formen von Rassismus zu bekämpfen – nicht nur in Australien, sondern weltweit", meint die FINANCIAL TIMES aus Großbritannien.
Zum Abschluss noch ein Kommentar zur Verurteilung des Regierungskritikers Jimmy Lai in Hongkong. Dazu hat die japanische ASAHI SHIMBUN folgende Meinung: "Das Urteil ist nichts anderes als eine offensichtliche Repression gegen einen Publizisten, der jahrzehntelang mit seiner Kritik konsequent gegen das kommunistische Regime in Peking und die Regierung in Hongkong gekämpft hat. Mit dem Urteil zeigt die Hongkonger Justiz erneut, dass sie ihre Unabhängigkeit verloren hat. Jimmy Lai und seine Zeitung Apple Daily waren das Symbol der Meinungsfreiheit für die Bürger in Hongkong. Aber nicht nur den Lesern, sondern der gesamten Welt hat er seine Haltung gezeigt - als Publizist, aber auch als Mensch. Eine Selbstverständlichkeit, nämlich die Regierung zu kritisieren, wurde zur Straftat. Wir fordern laut: Jimmy Lai muss aus der Haft entlassen werden."
