Archiv


Die israelische Armeewelle "Galei Zahal"

Die Sendung "Kola Shel Ima", zu deutsch: Die Stimme der Mutter, ist wohl die einzige, die bei Galei Zahal genauso klingt, wie bei allen anderen Militärsendern auf dieser Welt auch. Mütter, Schwestern, Tanten oder andere Familienangehörige rufen im Sender an, um einen Gruß an den geliebten Sohn loszuwerden - und das bereits seit 25 Jahren. Da sich viele Soldaten in Israel in Gefechtsstellungen, etwa im Gaza-Streifen befinden, wird es in der Sendung oft sehr emotional, sagt Moderator Zahi Badra:

Von Michael Meyer |
    Wir schicken unseren Übertragungswagen jede Woche zu einer anderen Einheit, und wir sprechen mit den Soldaten, die Mütter sprechen dann übers Telefon mit ihren Söhnen, das ist sehr aufregend. Manchmal, etwa an Feiertagen, bringen wir sogar Mütter und andere Familienangehörige aus dem Ausland nach Israel, damit sie sich nach einem halben Jahr wiedersehen können. All solche Sachen machen wir.

    Bei Galei Zahal arbeiten 170 Soldaten und Soldatinnen im Alter zwischen 18 und 22 Jahren, die einen Teil des in Israel obligatorischen Militärdienstes dort ableisten. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von Zivilisten, die ihre journalistische Laufbahn bei Galei Zahal begonnen haben und später als freie Mitarbeiter zurückgekehrt sind.

    Für die Soldaten bedeutet die Arbeit beim Militärsender ein großes Privileg, denn die Redakteure und Redakteurinnen müssen in dieser Zeit keinen Dienst an der Waffe leisten. Kein Wunder, dass sich weit mehr junge Soldaten bei Galei Zahal bewerben, als Plätze vorhanden sind, wie sich Zahi Badra erinnert:

    Es gab da sehr schwierige Tests, in der 12. Klasse, noch vor dem Militärdienst. Wir waren über 1400 Leute, und dann machten sie vier Tage lang alle möglichen Tests und suchten sich am Schluss die 35 besten Schüler heraus. Dann haben wir hier die Kurse belegt über Medien allgemein, über das Radio und die Arbeit hier, also, da sind wir nun.

    Der Sender Galei Zahal betreibt zwei Programme: Eines nur mit Musik und Nachrichten, das andere auch mit ausführlichen Beiträgen und Diskussionen. Diese Live-Diskussionen sind mit die beliebtesten Sendungen bei Galei Zahal, denn dort geht es mitunter hoch her, wenn Vertreter des rechten Flügels auf die "Leftists", wie man in Israel sagt, auf die Linken treffen. Die Israelis sind leidenschaftliche Radiohörer und äußern auch gerne ihre Meinung im Äther.

    Im Prinzip können wir über alles sprechen, betont die 20-jährige Redakteurin Chen Liberman, sogar über den Mord eines israelischen Soldaten an einem palästinensischen Mädchen vor ein paar Wochen. Allerdings: Die Politik in den besetzten Gebieten wird im Grundsatz nicht kritisiert, zumindest nicht von den Moderatoren. Überhaupt sei Meinung nicht gefragt, sagt Chen Liberman:

    Wir können durchaus auch das Militär kritisieren, aber es ist eigentlich nicht unser Job, politische Meinungen zu haben, wir müssen die Fakten herüberbringen. Wenn die Hörer etwas kritisieren, dann können sie sagen, was auch immer sie wollen. Aber wir müssen uns an die Fakten halten, ohne unsere eigene Meinung hineinzubringen.

    Auch wenn es bei Galei Zahal eher locker zu geht im Vergleich zu anderen Soldatensendern dieser Welt, so gibt es durchaus auch Grenzen für die Journalisten in Uniform, sagt Chen Liberman. :

    Es ist zum Beispiel nicht erlaubt, Namen von gefallenen Soldaten zu veröffentlichen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil man ja nicht weiß, ob die Familie schon informiert ist - es wäre sehr tragisch, wenn die Familie es aus dem Radio erfahren würde. Wir haben aber den Vorteil, dass wir Soldaten interviewen dürfen, ohne vorherige Genehmigung, selbst Generäle dürfen wir interviewen, während andere Stationen sich erst einmal eine Erlaubnis der Armee einholen müssen.

    Galei Zahal wird in der israelischen Öffentlichkeit nicht so sehr als Soldatensender wahrgenommen und ist mittlerweile auf Platz zwei der Beliebtheitsskala der israelischen Radiohörer - Finanziert wird der Sender durch staatliche Subventionen und durch Sponsoring, auch das ist ungewöhnlich für einen Militärsender.

    Das positive Arbeitsklima in der Redaktion ist für viele Soldaten ein Grund, weiterhin beim Radio zu arbeiten. Auf die Frage, was nach dem Militärdienst bei Galei Zahal komme, antwortet Moderator Zahi Badra:

    Nun, ich möchte weiterhin beim Radio arbeiten, vielleicht hier, vielleicht aber auch woanders, ich weiß noch nicht.