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Die Jugend forscht, die Lehrer unterstützen

Die Teilnahme an "Jugend forscht" bedeutet nicht nur Arbeit für die Schüler, sondern auch für die Lehrer. Nicht selten stehen sie den Schülern auch außerhalb des Unterrichts zur Verfügung, wenn es darum geht, ein Projekt für "Jugend forscht" voranzutreiben. Das Kölner Johann Gottfried Herder-Gymnasium nimmt regelmäßig an den "Jugend forscht"-Wettbewerben teil. Auch Biologie- und Physik-Olympiaden stehen regelmäßig auf dem Programm.

Von Antje Allroggen | 02.12.2005
    Naturwissenschaftlicher Unterricht in der sechsten Klasse des Kölner Johann-Gottfried-Herder-Gymnasiums:

    "So, da müssen wir jetzt erst mal ausmalen, nee ausschneiden."
    "Jetzt sollen wir noch was rein schreiben."
    "Herz und Muskel."
    "Okay, und jetzt ausschneiden."
    "Kommt Ihr zurecht? Ja, ne."

    Das Gymnasium gehört zu den wenigen Schulen in Deutschland, die über das so genannte MINT-EC-Gütesiegel verfügen. Eine Auszeichnung für Schulen, die Schüler im naturwissenschaftlichen Bereich intensiv fördern. Ursula Stahl unterrichtet in der sechsten Klasse. Heute hat sie gelbes Papier sowie rote und türkisfarbene Wollfäden verteilt. Auf ein anderes Papier werden Herz, Lunge und Muskeln gemalt. Nun sollen die Elemente mit Hilfe der Fäden miteinander verbunden werden, so dass ein Modell für den menschlichen Blutkreislauf entsteht. Das Experimentieren und Anfassen von Materialien ist Ursula Stahl in ihrem Unterricht besonders wichtig.

    " Dieses selber einen roten Wollfaden nehmen und den dahinlegen, ist etwas anderes, als mit einem Stift einen roten Strich ziehen. Das ist einfach so. Man verknüpft eher Funktion und Aufbau, und ich denke, wenn man so eine Herangehensweise übt, dann hat man erst mal einen anderen Zugang zu Forschungsprojekten, hat vielleicht auch mehr Ideen, was man machen könnte und ist vielleicht auch nicht so ängstlich. Weil man die Dinge begreifen lernt."

    Neben einem Unterrichtsmodell, das großen Wert auf einen hohen Praxisbezug setzt, gibt es am Kölner Herder-Gymnasium zusätzliche Unterrichtsstunden - so genannte MINT-AGs, die begabte Schüler fördern. Meistens finden diese Workshops in der siebten und achten Stunde statt. Hier gibt es genügend Zeit, um Schüler, die Spaß am Experimentieren haben, auch außerhalb des regulären Unterrichts zu betreuen. Die Workshops haben auch zum Ziel, begabte Schüler auf die Teilnahme an "Jugend forscht" vorzubereiten, erzählt Ulrich Hagemann, Biologielehrer an der Schule.

    " Das ist unser Ziel, das haben wir zum Teil auch schon erreicht. Wir haben einen Schüler, der beim letzten Durchgang sehr selbständig eine Schüler-experimentieren-Arbeit abgeliefert hat und damit auch sehr viel Erfolg hatte, und dieser Schüler kommt aus einer MINT-AG, und er hat sich schon für das nächste Projekt wieder angemeldet."

    Weil in den MINT-AGs keine Noten vergeben werden und mehr experimentiert wird als im herkömmlichen Unterricht, erhoffen sich Ulrich Hagemann und seine Kollegen, dass hier Projektideen entstehen, die von den Schülern selbständig entwickelt werden und zur Teilnahme an "Jugend forscht" geeignet sind.

    " Projektideen zu unterstützen ist uns natürlich am liebsten - wenn die Idee von den Schülern selber kommt, eine realistische Idee. Und das ist manchmal etwas schwierig, die Schüler sprühen, gerade in den unteren Klassen, voll von Ideen, die aber nicht machbar sind, die nicht umsetzbar sind, und dann muss man das kanalisieren in machbare Forschungsprojekte oder Experimentierprojekte. Wir gehen allerdings auch so vor, dass wir Anregungen geben im naturwissenschaftlichen Unterricht, das könnte man machen, da könnte man was machen und muss dann auch schon mal Leuten auf die Füße treten und sagen, komm, du kannst das mach das doch mal als Jugend-forscht-Projekt."

    Trotz dieses umfangreichen Angebots ist es nicht immer einfach, die Schüler über längere Zeit für ein Projekt zu begeistern. Im Physikunterricht von Thomas Mönch hatten zwei Schüler eine gute Idee: Ein Experiment, das sich mit der spektralen Wirkung von Licht beschäftigt. Die Arbeit könnte als Beitrag für "Jugend forscht" geeignet sein. Zur Zeit liegt die Arbeit daran aber brach. Beide Schüler sind für längere Zeit in England.

    " Im Prinzip muss man wieder neu ansetzen. Man hat keinen Einfluss in dem Moment, wo die Schüler außerhalb der Schule sind, ist man ja als Lehrer quasi außen vor, andere Interessen haben Vorrang, wir können da eigentlich gar nichts machen, nur ab und zu, wenn wir die Schüler mal sehen sollten oder was davon hören sollten, können wir noch mal nachfragen, wie sieht's denn aus mit dem Projekt, wollen wir es zu Ende machen. Aber wenn der Schüler sagt, ich hab jetzt andere Interessen, dann stirbt auch so ein Projekt. In der Regel aber bleiben die Schüler dabei."