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Die Juniorprofessur kommt

Am vergangenen Freitag verabschiedeten die Abgeordneten im Bundestag eine Dienstrechtsreform. Für den wissenschaftlichen Nachwuchs birgt sie eine neue Chance: die Juniorprofessur. Diese soll die Habilitation ersetzen. Doch wie bei allen Neuerungen, gibt es auch hier Gewinner und Verlierer.

14.11.2001
    Matthias Herrmann-Ulbrich ist 37 Jahre alt, Doktor der Soziologie. Wenn alles glatt läuft, schließt er in zwei Jahren seine Habilitation ab. Was danach kommt, weiß er nicht. Denn ab sofort ist seine wissenschaftliche Qualifikation ein Auslaufmodell. In Zukunft überholen ihn die jüngeren Kollegen, in dem sie Juniorprofessoren werden, ohne eine Habilitation vorlegen zu müssen. Matthias Herrmann-Ulbrich schaut sich deshalb auch außerhalb der Universität nach passenden Stellen um: "Allerdings wird es jetzt Zeit. Mit 37 ist man auch außerhalb der Uni nicht mehr der Jüngste. Von daher ist das Risiko, jetzt weiter auf die Universitätskarte zu setzen, immens hoch."

    Doch auch jüngere Wissenschaftler äußern sich über die Juniorprofessur sehr zurückhaltend. "Für die meisten ist es zunächst schon mal ein großes Fragezeichen, was konkret denn jetzt passieren wird", erzählt Harald Völker, Vorsitzender des Doktoranden-Netzwerkes Thesis. "Hochschulpolitik ist ja Ländersache. Und die Bundesministerin Edelgard Bulmahn hat immer betont, dass es auf deren Umsetzung ankommt." Zwar arbeiten die ersten Landesregierungen schon an neuen Gesetzen. Aber Harald Völker bemängelt, dass sie kaum Kriterien entwickeln, wie die Juniorprofessur konkret in das Universitätssystem eingepasst werden kann. Auch die Berücksichtigung derzeitiger Habilitanden ist bis jetzt unklar. Und so bleibt Matthias Herrmann-Ulbrich skeptisch: "Das Ziel der Reform ist ja die Verjüngung. Und inwieweit es da großzügige Übergangsregelungen für diejenigen gibt, die sich unter anderer Perspektive auf die Wissenschaftskarriere eingelassen haben, das wird man sehen."