Es genügt ja nicht eine Uni zu haben, um eine Universitätsstadt zu sein, man braucht noch Cafes, Bibliotheken, Buchladen und Kirchen undsoweiter und man braucht unbedingt glaube ich einen Fluss oder wenigstens einen See und das haben wir auch, also haben wir alles was man in einer alten Universitätsstadt haben muss.
Peeter Tulviste war von 1993 bis 1998 Rektor der Universität in Tartu, dem früheren Dorpat. Es ist die einzige Volluniversität in Estland. Tartu ist ein gepflegtes Städtchen im Osten des Landes mit knapp 100 000 Einwohnern und eindeutig geprägt von den vielen Studierenden. Die tummeln sich zuhauf in dem schönen alten Stadtkern mit seinen vielen klassizistischen Gebäuden. Eines der schönsten davon ist wohl das heutige Hauptgebäude der Universität. Gebaut 1809. Entstandenist die Hochschule aber schon viel früher.
Es wurde im Jahre 1632 vom Schwedenkönig Gustav den Zweiten Adolphus gegründet, es hat zwar eine Pause in der Geschichte und zwar nach den nordischen Kriegen wurde die Uni erst im Jahre 1802 wieder eröffnet also die Pause dauerte fast 100 Jahre an, aber das war ja auch mit einigen anderen europäischen Universitäten der Fall.
Die Blütezeit der Universität Tartu war eigentlich das 19. Jahrhundert. Die Zaren liessen deutsche Professoren damals in ihrer Muttersprache unterrichten. Auch wenn ihnen Aufklärung und revolutionäres Gedankengut nicht geheuer waren – ohne Freiheit des Geistes kam die Modernisierung des Landes nicht voran. Unter Zar Alexander dem Ersten war Georg Friedrich Parrot der erste Rektor nachder Wiedereröffnung 1802. Zusammen mit dem Bibliothekar Karl Morgenstern brachte er Kants Philosophie und den deutschen Idealismus nach Tartu.
Das besondere ist wahrscheinlich, dass es eine der östlichsten europäischen Universitäten gewesen ist und für Estland bestand die Wichtigkeit der Uni darin, dass es unsere einzige klassische Universität hat.
Das ärgert die Hauptstadt Tallinn schon lange. Tartu sieht sich als intellektuelles Zentrum des Landes und den Stadtvätern gelang es sogar, das Bildungsministerium hierher zu holen.
Was man noch für eine Unistadt braucht, die Uni muss das Wichtigste in der Stadt sein und das ist eben in Tartu der Fall, denn Tallinn ist ja eine Hauptstadt mit Ministerien, Parlament, viel von Handel, schon immer in der Geschichte so gewesen, aber für Tartu ist die Uni schon das Wichtigste gewesen.
Während der Sowjetzeit mussten Wissenschaftler in Tartu mit vielen Einschränkungen leben.
Wir waren ja abgeschlossen von der ganzen Welt, noch stärker als einige andere Universitäten in der Sowjetunion, Tartu war eine so genannte geschlossene Stadt und das bedeutete, wir hatten viel von sowjetischem Militär hier und Ausländer durften nur nach Tartu kommen für einen Tag, die konnten hier morgens ankommen und um 17.00 uhr mussten die wieder weg, also übernachten durfte man in Tartu nicht unddiese Leute sind dann nach Tallinn gefahren und am nächsten Tag konnte man wieder zurück, aber mehr als drei Tage konnte niemand es natürlich ausstehen, also es war sehr starke Isolation und wir konnten nicht nach Ausland gehen.
In der Universität wurde zu der Zeit eigentlich nur noch unterrichtet, die Forschung fand an den Instituten der Akademie der Wissenschaften statt.
Nach der ehemaligen DDR waren wir die ersten, die Forschung und Lehre wieder zusammengeführt haben, wie es sich nach Humboldt gehört.
Mit dem Ende der Sowjetunion und Estlands Unabhängigkeit begannen an der Universität in Tartu und im gesamten Bildungsbereich grosse Umwälzungen.
Vom Jahre 89 oder 88 und das Ende ist noch nicht da sind es eine Zeit für Reformen an den Universitäten. Wir hatten ja praktisch keine Gesetzgebung, also mussten wir die ganze Zeit ad hoc Entscheidungen machen und sich immer an die vorherige Entscheidung erinnern, um in einem anderen Falle dasselbe Problem nicht anders zu lösen sozusagen. Ich kann mich ganz gut erinnern , ich war Rektor vom Jahre 93 bis 98, ich hatte so eine Vorstellung von dieser Arbeit, man fährt in einem Auto, man baut den Wagen während der Fahrt um, man muss selbst Verkehrsregeln einführen und fast sich selber bestrafen, wenn man an diesen Regeln nicht festhält.
Peeter Tulviste, der im letzten Jahr beinahe zum Staatspräsidenten gewählt worden wäre und heute als Abgeordneter der konservativen Partei im Parlament sitzt, erinnert sich gerne an diese Aufbaujahre.
In manchem Sinne sieht das heutige Europa nach der Befreiung der früheren kommunistischen Staaten wieder so aus, oder in mancher Hinsicht, wie es im 19. Jahrhundert war, wobei die Nationalgrenzen nicht mehr so wichtig sind wie es früher der Fall war.
Peeter Tulviste war von 1993 bis 1998 Rektor der Universität in Tartu, dem früheren Dorpat. Es ist die einzige Volluniversität in Estland. Tartu ist ein gepflegtes Städtchen im Osten des Landes mit knapp 100 000 Einwohnern und eindeutig geprägt von den vielen Studierenden. Die tummeln sich zuhauf in dem schönen alten Stadtkern mit seinen vielen klassizistischen Gebäuden. Eines der schönsten davon ist wohl das heutige Hauptgebäude der Universität. Gebaut 1809. Entstandenist die Hochschule aber schon viel früher.
Es wurde im Jahre 1632 vom Schwedenkönig Gustav den Zweiten Adolphus gegründet, es hat zwar eine Pause in der Geschichte und zwar nach den nordischen Kriegen wurde die Uni erst im Jahre 1802 wieder eröffnet also die Pause dauerte fast 100 Jahre an, aber das war ja auch mit einigen anderen europäischen Universitäten der Fall.
Die Blütezeit der Universität Tartu war eigentlich das 19. Jahrhundert. Die Zaren liessen deutsche Professoren damals in ihrer Muttersprache unterrichten. Auch wenn ihnen Aufklärung und revolutionäres Gedankengut nicht geheuer waren – ohne Freiheit des Geistes kam die Modernisierung des Landes nicht voran. Unter Zar Alexander dem Ersten war Georg Friedrich Parrot der erste Rektor nachder Wiedereröffnung 1802. Zusammen mit dem Bibliothekar Karl Morgenstern brachte er Kants Philosophie und den deutschen Idealismus nach Tartu.
Das besondere ist wahrscheinlich, dass es eine der östlichsten europäischen Universitäten gewesen ist und für Estland bestand die Wichtigkeit der Uni darin, dass es unsere einzige klassische Universität hat.
Das ärgert die Hauptstadt Tallinn schon lange. Tartu sieht sich als intellektuelles Zentrum des Landes und den Stadtvätern gelang es sogar, das Bildungsministerium hierher zu holen.
Was man noch für eine Unistadt braucht, die Uni muss das Wichtigste in der Stadt sein und das ist eben in Tartu der Fall, denn Tallinn ist ja eine Hauptstadt mit Ministerien, Parlament, viel von Handel, schon immer in der Geschichte so gewesen, aber für Tartu ist die Uni schon das Wichtigste gewesen.
Während der Sowjetzeit mussten Wissenschaftler in Tartu mit vielen Einschränkungen leben.
Wir waren ja abgeschlossen von der ganzen Welt, noch stärker als einige andere Universitäten in der Sowjetunion, Tartu war eine so genannte geschlossene Stadt und das bedeutete, wir hatten viel von sowjetischem Militär hier und Ausländer durften nur nach Tartu kommen für einen Tag, die konnten hier morgens ankommen und um 17.00 uhr mussten die wieder weg, also übernachten durfte man in Tartu nicht unddiese Leute sind dann nach Tallinn gefahren und am nächsten Tag konnte man wieder zurück, aber mehr als drei Tage konnte niemand es natürlich ausstehen, also es war sehr starke Isolation und wir konnten nicht nach Ausland gehen.
In der Universität wurde zu der Zeit eigentlich nur noch unterrichtet, die Forschung fand an den Instituten der Akademie der Wissenschaften statt.
Nach der ehemaligen DDR waren wir die ersten, die Forschung und Lehre wieder zusammengeführt haben, wie es sich nach Humboldt gehört.
Mit dem Ende der Sowjetunion und Estlands Unabhängigkeit begannen an der Universität in Tartu und im gesamten Bildungsbereich grosse Umwälzungen.
Vom Jahre 89 oder 88 und das Ende ist noch nicht da sind es eine Zeit für Reformen an den Universitäten. Wir hatten ja praktisch keine Gesetzgebung, also mussten wir die ganze Zeit ad hoc Entscheidungen machen und sich immer an die vorherige Entscheidung erinnern, um in einem anderen Falle dasselbe Problem nicht anders zu lösen sozusagen. Ich kann mich ganz gut erinnern , ich war Rektor vom Jahre 93 bis 98, ich hatte so eine Vorstellung von dieser Arbeit, man fährt in einem Auto, man baut den Wagen während der Fahrt um, man muss selbst Verkehrsregeln einführen und fast sich selber bestrafen, wenn man an diesen Regeln nicht festhält.
Peeter Tulviste, der im letzten Jahr beinahe zum Staatspräsidenten gewählt worden wäre und heute als Abgeordneter der konservativen Partei im Parlament sitzt, erinnert sich gerne an diese Aufbaujahre.
In manchem Sinne sieht das heutige Europa nach der Befreiung der früheren kommunistischen Staaten wieder so aus, oder in mancher Hinsicht, wie es im 19. Jahrhundert war, wobei die Nationalgrenzen nicht mehr so wichtig sind wie es früher der Fall war.