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Die Kraft der zwei Herzen

Das Wettrennen um die schnellsten Prozessoren tritt in eine neue Phase: während vor allem AMD zuletzt mit preiswerten und dennoch rechenkräftigen Chips die Nase vorn hatte, will Intel jetzt mit Doppelkern-Prozessoren verloren gegangenes Terrain zurückholen.

Von Marcus Schuler |
    Zwar gibt es schon seit einigen Monaten auch Doppelkernprozessoren von AMD für den herkömmlichen Desktop-Markt. Die Intel-Prozessoren dürften aber den Mehrfachkern-CPUs zum endgültigen Durchbruch verhelfen und damit bald zum gängigen Standard werden. Intel scheint ein Meisterstück gelungen: Seine neue Prozessorgeneration ist bei vielen Anwendungen nicht nur deutlich schneller als die AMD-Konkurrenz, sie ist vor allem auch deutlich sparsamer. Professor Arndt Bode, Vizepräsident der Technischen Universität München:

    "Durch das Gehen in die Parallelität, also durch mehrere Prozessoren auf einem Chip, kann man mit gleich bleibender Taktfrequenz die Leistung eben konventionell erhöhen und damit muss die Leistungsaufnahme nicht steigen. Im Gegenteil, es sind sogar Prozessoren entwickelt worden, die weniger Leistung aufnehmen als die Einzelprozessoren in der Vergangenheit. Das ist ein echter Fortschritt für den Anwender."

    130 Watt Strom – so viel elektrische Energie benötigt ein Intel Prozessor der Pentium Extreme Edition. Kein Wunder, dass Intel viele Jahre das Nachsehen gegenüber AMD hatte. Die neuen Core-2 Prozessoren mit dem Namen "Conroe" brauchen die Hälfte der Energie und weniger. Besonders in der so genannten "Over Clocker Szene" erfreuen sich die neuen CPUs großer Beliebtheit. Denn die Prozessoren lassen sich problemlos und ohne besondere Kühlung übertakten. Damit erhält der Anwender noch mal deutlich mehr Leistung zu einem geringeren Preis. Läuft beispielsweise der Core 2 Duo E6600 standardmäßig mit 2,4 GHz, kann man diesen Prozessor ohne besondere Kenntnisse und ohne Angst vor Beschädigung problemlos auf 2.7 GHz übertakten. Weitere Vorteile?

    "Richtig interessant sind natürlich andererseits aber auch Anwendungen, wo die einzelne Anwendung selbst parallelisiert wird, was man heute eben schon im Videospielbereich, in der Grafik, in der Medizin oder eben auch im numerischen Hochleistungsrechner macht."

    Einen Nachteil bei der Nutzung von Mehrfachkern-Prozessoren gibt es allerdings. Die Programmierung von Anwendungen hinkt noch etwas hinterher. Professor Bode:

    "Die Programmierung denkt im Grunde sequentiell, das heißt, das Programm adressiert genau einen Prozessor. Nun bietet aber plötzlich das Prozessorchip eine Handvoll, demnächst ein paar hundert Prozessoren. Und das wird noch einmal die Informatik revolutionieren. Wir beginnen deshalb auch an der Technischen Universität München zum Beispiel das Thema "parallele Programmierung" und "parallele Architekturen" vorn vornherein im Grundstudium in der Informatik mit in das Curriculum aufzunehmen, weil wir unsere Studierenden auf diese Zukunft vorbereiten wollen."

    Mit den neuen Mehrfachkernen wird eine Trendwende deutlich: Es kommt nicht mehr einzig auf möglichst hohe Taktraten, also Geschwindigkeit, an. In wenigen Monaten werden sich Intel und AMD vermutlich bei der Anzahl der CPU-Kerne gegenseitig zu übertreffen suchen.

    "Das ist die eigentliche Revolution: die Parallelisierung der Kerne oder die Mehrfachprozessoren auf einem Chip, denn es ist ganz klar absehbar, dass vom Mobilbereich bis eben zum Hochleistungssystem die künftigen Prozessorarchitekturen alle hoch parallel sein werden. Sie haben es gerade genannt, ab Anfang 2007 werden wir Prozessoren mit vier Kernen haben und man kann absehen, wann wir hundert und mehr Kerne haben werden."