Ein wenig schief ist das kleine Häuschen von Anife und Eptem Mehmetov. So, als wolle es sich mit aller Macht gegen den pfeifenden Wind stemmen, der stets über das 40 Kilometer von Sewastopol entfernte Dörfchen Viktorivka pfeift.
Drinnen kocht Anife den Morgentee. Noch vor 20 Jahren lebten die Mehmetovs wie viele Einwohner von Viktorivka in Zentralasien. Dahin hatte Stalin die Krimtataren 1944 deportieren lassen. Auf ihrem Besitz und in ihren Häusern wurden Russen angesiedelt. Aber nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wollten viele, auch Anifes Mutter, unbedingt in die alte Heimat zurück.
"Beim kleinsten Lüftchen sagte sie: Oi, das ist aber ein Wetter heute – wie bei uns auf der Krim. Es ist nicht ein einziger Tag vergangen, an dem meine Eltern sich nicht an ihre Heimat erinnert hätten."
Wie die Mehmetovs machten sich seit 1990 265.000 muslimische Tataren auf den Weg zurück auf die Krim. Von Beginn an habe es Probleme zwischen Russen und den Rückkehrern gegeben, erzählt Anife.
"Am Anfang war es sehr schwer. Wir Tataren bekommen keine Arbeit. Wenn sie hören, dass du einen tatarischen Nachnamen hast, wirst du nicht eingestellt. Und wir haben auch kein Land bekommen."
"Irgendwer da oben entscheidet, dass es Probleme geben soll."
Fügt Anifes Mutter hinzu und zeigt aus dem Fenster. Dort, am Ortseingang der muslimischen Siedlung, ragt seit kurzem ein riesiges christliches Kreuz auf. Seitdem Präsident Janukowitsch der Russischen Flotte im Charkower Vertrag ein dauerhaftes Bleiberecht zusicherte, erstarken separatistische Kräfte. Kräfte, die die Krim schon lange als Eigentum Russlands betrachten, konstatiert der politische Führer der Krimtataren, Mustafa Dshemilev:
"Die weitere Anwesenheit russischer Streitkräfte stärkt offen jene Kräfte auf der Krim, die die Tataren erneut aus ihrer Heimat vertreiben wollen. Fast täglich finden Aufmärsche paramilitärischer Einheiten mit russischen Flaggen statt. Begründung dieser Leute: Sie müssten russische Kirchen und Einrichtungen vor den Krimtataren schützen."
Seit dem Charkower Vertrag sind die paramilitärischen Verbände auf der Krim auf 5000 Mann angewachsen, angefeuert von einer extrem nationalistischen Vereinigung, der "Russischen Gemeinde". Deren antitatarisches Hetzblatt gleichen Namens wird direkt auf dem Gelände der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol gedruckt. Und die Parolen bleiben nicht ohne Wirkung, erklärt Mustafa Dshemilev:
"Sie schänden nicht nur unsere Friedhöfe oder errichten Kreuze. Jetzt stecken sie bereits unsere Gebetshäuser in Brand. Der russische Geheimdienst hat in diesem Jahr 20 Millionen Dollar für Gruppen bereitgestellt. Sie sollen dafür sorgen, dass die Volksvertreter der Krimtataren ihren mäßigenden Einfluss auf die Volksgruppe verlieren."
So geraten die Krimtataren zunehmend zwischen die Fronten. Denn seit dem Machtwechsel in Kiew erhalten sie auch von dort keinerlei Hilfe mehr. Der neue Innenminister, Mohylov, gilt als Sympathisant der "Russischen Gemeinde". Früher betrug der Haushalt zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Krimtataren umgerechnet rund 15 Millionen Dollar. Nun wurde dieser Betrag auf drei Millionen gekürzt.
Ausgezahlt wurde bisher auch davon nichts. Dabei verfügt ein Drittel der krimtatarischen Siedlungen bis heute über kein fließendes Wasser, nur etwa acht Prozent haben einen Gasanschluss. Von den 265.000 Rückkehrern lebt fast die Hälfte noch immer in Notunterkünften.
"Wir stellen zwar 13 Prozent der Bevölkerung. Im öffentlichen Dienst der Krim sind aber gerade einmal drei Prozent der Beschäftigten Krimtataren. Seit Amtsantritt von Janukowitsch werden diese Leute nun systematisch aus allen Ämtern entfernt. Wie es aussieht, versuchen Moskau und die prorussischen Kräfte in der Ukraine alles, um uns erneut zu vertreiben. Aber eines ist sicher: Wenn man den Tataren ihre Heimat auf der Krim streitig macht, wenn man sie nicht anerkennt, wird man auf diesem militärstrategisch wichtigen Fleck auf Dauer Unruhen haben und damit wäre in dieser Region die Stabilität dahin."
Drinnen kocht Anife den Morgentee. Noch vor 20 Jahren lebten die Mehmetovs wie viele Einwohner von Viktorivka in Zentralasien. Dahin hatte Stalin die Krimtataren 1944 deportieren lassen. Auf ihrem Besitz und in ihren Häusern wurden Russen angesiedelt. Aber nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wollten viele, auch Anifes Mutter, unbedingt in die alte Heimat zurück.
"Beim kleinsten Lüftchen sagte sie: Oi, das ist aber ein Wetter heute – wie bei uns auf der Krim. Es ist nicht ein einziger Tag vergangen, an dem meine Eltern sich nicht an ihre Heimat erinnert hätten."
Wie die Mehmetovs machten sich seit 1990 265.000 muslimische Tataren auf den Weg zurück auf die Krim. Von Beginn an habe es Probleme zwischen Russen und den Rückkehrern gegeben, erzählt Anife.
"Am Anfang war es sehr schwer. Wir Tataren bekommen keine Arbeit. Wenn sie hören, dass du einen tatarischen Nachnamen hast, wirst du nicht eingestellt. Und wir haben auch kein Land bekommen."
"Irgendwer da oben entscheidet, dass es Probleme geben soll."
Fügt Anifes Mutter hinzu und zeigt aus dem Fenster. Dort, am Ortseingang der muslimischen Siedlung, ragt seit kurzem ein riesiges christliches Kreuz auf. Seitdem Präsident Janukowitsch der Russischen Flotte im Charkower Vertrag ein dauerhaftes Bleiberecht zusicherte, erstarken separatistische Kräfte. Kräfte, die die Krim schon lange als Eigentum Russlands betrachten, konstatiert der politische Führer der Krimtataren, Mustafa Dshemilev:
"Die weitere Anwesenheit russischer Streitkräfte stärkt offen jene Kräfte auf der Krim, die die Tataren erneut aus ihrer Heimat vertreiben wollen. Fast täglich finden Aufmärsche paramilitärischer Einheiten mit russischen Flaggen statt. Begründung dieser Leute: Sie müssten russische Kirchen und Einrichtungen vor den Krimtataren schützen."
Seit dem Charkower Vertrag sind die paramilitärischen Verbände auf der Krim auf 5000 Mann angewachsen, angefeuert von einer extrem nationalistischen Vereinigung, der "Russischen Gemeinde". Deren antitatarisches Hetzblatt gleichen Namens wird direkt auf dem Gelände der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol gedruckt. Und die Parolen bleiben nicht ohne Wirkung, erklärt Mustafa Dshemilev:
"Sie schänden nicht nur unsere Friedhöfe oder errichten Kreuze. Jetzt stecken sie bereits unsere Gebetshäuser in Brand. Der russische Geheimdienst hat in diesem Jahr 20 Millionen Dollar für Gruppen bereitgestellt. Sie sollen dafür sorgen, dass die Volksvertreter der Krimtataren ihren mäßigenden Einfluss auf die Volksgruppe verlieren."
So geraten die Krimtataren zunehmend zwischen die Fronten. Denn seit dem Machtwechsel in Kiew erhalten sie auch von dort keinerlei Hilfe mehr. Der neue Innenminister, Mohylov, gilt als Sympathisant der "Russischen Gemeinde". Früher betrug der Haushalt zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Krimtataren umgerechnet rund 15 Millionen Dollar. Nun wurde dieser Betrag auf drei Millionen gekürzt.
Ausgezahlt wurde bisher auch davon nichts. Dabei verfügt ein Drittel der krimtatarischen Siedlungen bis heute über kein fließendes Wasser, nur etwa acht Prozent haben einen Gasanschluss. Von den 265.000 Rückkehrern lebt fast die Hälfte noch immer in Notunterkünften.
"Wir stellen zwar 13 Prozent der Bevölkerung. Im öffentlichen Dienst der Krim sind aber gerade einmal drei Prozent der Beschäftigten Krimtataren. Seit Amtsantritt von Janukowitsch werden diese Leute nun systematisch aus allen Ämtern entfernt. Wie es aussieht, versuchen Moskau und die prorussischen Kräfte in der Ukraine alles, um uns erneut zu vertreiben. Aber eines ist sicher: Wenn man den Tataren ihre Heimat auf der Krim streitig macht, wenn man sie nicht anerkennt, wird man auf diesem militärstrategisch wichtigen Fleck auf Dauer Unruhen haben und damit wäre in dieser Region die Stabilität dahin."