Im Bus der Linie 1 in Reykjavik hat der Fahrer das Radio aufgedreht. Fast stündlich gibt es Neuigkeiten zur Finanzkrise in Island. Die drei großen Banken stehen vor dem Zusammenbruch, zwei von ihnen sind bereits verstaatlicht worden. Die Sparguthaben im Inland seien sicher, sagte Davith Oddsson, Vorstand der Nationalbank und ehemaliger Premierminister Islands im Rundfunk.
Doch für Verbindlichkeiten isländischer Banken und Investoren im Ausland sei der Staat nicht verantwortlich.
" Was wir nicht tun werden ist, Kapital bereitzustellen, um es in fremde Banken zu pumpen. Wir werden die Auslandsschulden von verantwortungslosen Zockern nicht begleichen."
In 101 Reykjavik - dem schicken Innenstadtbezirk mit vielen Cafés, Restaurants, Modeboutiquen - sind die Straßen und Geschäfte in diesen Tagen ungewöhnlich leer.
" Im September und jetzt im Oktober lief das Geschäft nur sehr schleppend. Schlimmer für uns ist es aber, dass wir, wenn wir neue Ware bestellen, die Händler im Ausland natürlich in britischem Pfund, dänischer Krone oder in Euro bezahlen. Das ist derzeit alles sehr teuer und macht den Einkauf schwierig,"
erzählt Kristin, die zusammen mit ihrem Mann ein Geschäft für Lederwaren, Jacken und Motorradkleidung führt. Viel los ist in diesen Tagen nur in Supermärkten.
Manche Familien kaufen mehr ein als vielleicht nötig. Schließlich könnten ausländische Produkte morgen schon viel teurer - oder ausverkauft sein. Doch auf dieser Insel im Nordatlantik, Island heißt übersetzt übrigens Eisland, werden mehr Nahrungsmittel produziert als man vielleicht annehmen könnte. Der Boden der Vulkaninsel ist an vielen Stellen so heiß, dass darauf riesige Gewächshäuser gebaut wurden - darin wachsen sogar Bananen und Orangen. Islands berühmter Liedermacher Hördur Torfasson, 60 Jahre alt, glaubt nicht an eine drohende Versorgungsknappheit.
"Hamsterkäufe in den Supermärkten, nein, davon habe ich nichts gehört. Du findest alles was Du brauchst. Sie haben sogar den Benzinpreis gesenkt. Und Essen ist auch wieder etwas billiger geworden."
Innerhalb eines Jahres hat die isländische Krone fast dreiviertel ihres Wertes gegenüber dem Euro verloren, erzählt Vladimir aus der Slowakei. Er hat in Reykjavik studiert, jetzt arbeitet er hier.
"Wenn Du hier also bleibst, wenn du hier sozusagen lebst, um die Kohle zu verdienen, dann kannst Du es spüren, wenn Du es nach Hause schicken willst, dann ... pfffft."
Touristen wie Alexandra aus den USA sind tatsächlich erstaunt, wie günstig sie ihr Urlaub kommt, war doch in Reisebüchern bislang immer zu lesen, Island sei eines der teuersten Länder der Welt.
"Mir hat man erzählt, ein Bier kostet rund 18 Dollar. Aber es viel billiger, es kostet zur Zeit nur 6 Dollar. Es ist wirklich günstig hier. Mein Hotelzimmer ist jetzt umgerechnet 40 Dollar billiger als noch vor zwei Wochen."
Auch für Erasmus-Studenten mit einem Konto in der Heimat wird es immer billiger. Jane aus Österreich ist im August nach Reykjavik gekommen, um ein Jahr Jura zu studieren.
"Als ich geplant hatte, nach Island zu gehen, haben mich alle gewarnt, wie unglaublich teuer es dort sei und in den Touristenführern stand das auch, aber für mich ist es hier jetzt supergünstig", sagt sie. "Im August waren 5000 Kronen noch etwas über 40 Euro wert, inzwischen sind es nur noch um die 27."
Olafur Isleifsson, Wirtschaftsprofessor an der Icelandic School of Business, lässt sich am Mittwochnachmittag von Journalisten aus ganz Europa interviewen. Er sieht das Land vor einem Kurswechsel. Bislang hatte die Unabhängigkeitspartei von Premier Haarde einen EU-Beitritt immer abgelehnt.
"Ich glaube, wir sollten uns um eine Aufnahme in die EU bemühen. Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums sind wir ja schon lange. Die Krone ist am Boden, kollabiert, es wäre gut, den Euro einzuführen."
Im Scotish Pub Highlander spielt die achtköpfige Folk&Celtic-Musicband am Abend für sich selbst. Der einzige Zuhörer ist der Barkeeper Villi. Und der weiß, dass in den letzten Jahren vieles auf Pump gekauft wurde, weil die Kredite billig waren:
"Häuser, Wohnungen und Autos. Jeder meinte, "wow, wir sind ein reiches Land. Ich brauche ein zweites Auto, vielleicht sogar ein drittes. Ich will ein größeres Haus und ein Wochenendhaus und solche Sachen"."
Island ruft den Internationalen Währungsfond zu Hilfe, Island bittet um einen Milliardenkredit aus Russland, berichten die Medien. Der 35-jährige Villi, der neben seinem Job in der Bar auch als Kameramann arbeitet, bringt die Lage auf den Punkt.
""Die Polen verlassen das Land, lasst uns mit ihnen gehen", so ein Spruch der Sorte Galgenhumor, denn tatsächlich sind in diesem Jahr schon viele polnische und litauische Gastarbeiter zurück in die Heimat gezogen, weil das Geld, das sie hier verdienen, nicht mehr soviel wert ist."
Galgenhumor in Island. Kommende Woche steigt in Reykjavik das "Airwaves-Musikfestival", zu dem noch einmal tausende Touristen erwartet werden. Sie können sich auf einen vergleichsweise billigen Kurzurlaub freuen. Danach ist die Saison vorbei und in Island bricht ein langer, dunkler Winter an.
Doch für Verbindlichkeiten isländischer Banken und Investoren im Ausland sei der Staat nicht verantwortlich.
" Was wir nicht tun werden ist, Kapital bereitzustellen, um es in fremde Banken zu pumpen. Wir werden die Auslandsschulden von verantwortungslosen Zockern nicht begleichen."
In 101 Reykjavik - dem schicken Innenstadtbezirk mit vielen Cafés, Restaurants, Modeboutiquen - sind die Straßen und Geschäfte in diesen Tagen ungewöhnlich leer.
" Im September und jetzt im Oktober lief das Geschäft nur sehr schleppend. Schlimmer für uns ist es aber, dass wir, wenn wir neue Ware bestellen, die Händler im Ausland natürlich in britischem Pfund, dänischer Krone oder in Euro bezahlen. Das ist derzeit alles sehr teuer und macht den Einkauf schwierig,"
erzählt Kristin, die zusammen mit ihrem Mann ein Geschäft für Lederwaren, Jacken und Motorradkleidung führt. Viel los ist in diesen Tagen nur in Supermärkten.
Manche Familien kaufen mehr ein als vielleicht nötig. Schließlich könnten ausländische Produkte morgen schon viel teurer - oder ausverkauft sein. Doch auf dieser Insel im Nordatlantik, Island heißt übersetzt übrigens Eisland, werden mehr Nahrungsmittel produziert als man vielleicht annehmen könnte. Der Boden der Vulkaninsel ist an vielen Stellen so heiß, dass darauf riesige Gewächshäuser gebaut wurden - darin wachsen sogar Bananen und Orangen. Islands berühmter Liedermacher Hördur Torfasson, 60 Jahre alt, glaubt nicht an eine drohende Versorgungsknappheit.
"Hamsterkäufe in den Supermärkten, nein, davon habe ich nichts gehört. Du findest alles was Du brauchst. Sie haben sogar den Benzinpreis gesenkt. Und Essen ist auch wieder etwas billiger geworden."
Innerhalb eines Jahres hat die isländische Krone fast dreiviertel ihres Wertes gegenüber dem Euro verloren, erzählt Vladimir aus der Slowakei. Er hat in Reykjavik studiert, jetzt arbeitet er hier.
"Wenn Du hier also bleibst, wenn du hier sozusagen lebst, um die Kohle zu verdienen, dann kannst Du es spüren, wenn Du es nach Hause schicken willst, dann ... pfffft."
Touristen wie Alexandra aus den USA sind tatsächlich erstaunt, wie günstig sie ihr Urlaub kommt, war doch in Reisebüchern bislang immer zu lesen, Island sei eines der teuersten Länder der Welt.
"Mir hat man erzählt, ein Bier kostet rund 18 Dollar. Aber es viel billiger, es kostet zur Zeit nur 6 Dollar. Es ist wirklich günstig hier. Mein Hotelzimmer ist jetzt umgerechnet 40 Dollar billiger als noch vor zwei Wochen."
Auch für Erasmus-Studenten mit einem Konto in der Heimat wird es immer billiger. Jane aus Österreich ist im August nach Reykjavik gekommen, um ein Jahr Jura zu studieren.
"Als ich geplant hatte, nach Island zu gehen, haben mich alle gewarnt, wie unglaublich teuer es dort sei und in den Touristenführern stand das auch, aber für mich ist es hier jetzt supergünstig", sagt sie. "Im August waren 5000 Kronen noch etwas über 40 Euro wert, inzwischen sind es nur noch um die 27."
Olafur Isleifsson, Wirtschaftsprofessor an der Icelandic School of Business, lässt sich am Mittwochnachmittag von Journalisten aus ganz Europa interviewen. Er sieht das Land vor einem Kurswechsel. Bislang hatte die Unabhängigkeitspartei von Premier Haarde einen EU-Beitritt immer abgelehnt.
"Ich glaube, wir sollten uns um eine Aufnahme in die EU bemühen. Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums sind wir ja schon lange. Die Krone ist am Boden, kollabiert, es wäre gut, den Euro einzuführen."
Im Scotish Pub Highlander spielt die achtköpfige Folk&Celtic-Musicband am Abend für sich selbst. Der einzige Zuhörer ist der Barkeeper Villi. Und der weiß, dass in den letzten Jahren vieles auf Pump gekauft wurde, weil die Kredite billig waren:
"Häuser, Wohnungen und Autos. Jeder meinte, "wow, wir sind ein reiches Land. Ich brauche ein zweites Auto, vielleicht sogar ein drittes. Ich will ein größeres Haus und ein Wochenendhaus und solche Sachen"."
Island ruft den Internationalen Währungsfond zu Hilfe, Island bittet um einen Milliardenkredit aus Russland, berichten die Medien. Der 35-jährige Villi, der neben seinem Job in der Bar auch als Kameramann arbeitet, bringt die Lage auf den Punkt.
""Die Polen verlassen das Land, lasst uns mit ihnen gehen", so ein Spruch der Sorte Galgenhumor, denn tatsächlich sind in diesem Jahr schon viele polnische und litauische Gastarbeiter zurück in die Heimat gezogen, weil das Geld, das sie hier verdienen, nicht mehr soviel wert ist."
Galgenhumor in Island. Kommende Woche steigt in Reykjavik das "Airwaves-Musikfestival", zu dem noch einmal tausende Touristen erwartet werden. Sie können sich auf einen vergleichsweise billigen Kurzurlaub freuen. Danach ist die Saison vorbei und in Island bricht ein langer, dunkler Winter an.