Frau: "Ich fand das toll, wie Sie bei Thomas Gottschalk elegant aus der Tonne ..."
Von der Leyen: "Ach, die Geschichte mit Hugh Jackmann."
Frau: "Das fand ich ganz damenhaft."
Unter dem orangefarbenen Sonnenschirm in der hannoverschen Fußgängerzone spielt Politik nicht die Hauptrolle. Am nächsten Sonntag sind in Niedersachsen zwar Kommunalwahlen, und Ursula von der Leyen wirbt in ihrer Heimatstadt am CDU-Stand um Wählerstimmen. Doch was die Christdemokraten im hannoverschen Rathaus erreichen möchten, interessiert in diesem Moment niemanden. Beim Plausch mit der Ministerin macht ein Mann Komplimente für die schicke Kurzhaarfrisur und ältere Damen erkundigen sich mitfühlend nach dem an Demenz erkrankten Vater von der Leyens, dem ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Schnell bildet sich eine kleine Traube um den weißen Tisch, an dem die Ministerin Autogramme schreibt.
Mann: "Das ist eine Frau, die passt richtig ins Leben: Super, nicht arrogant, intelligent, macht eine gute Politik."
Frau: "Und dafür, dass sie so ein zierliches Persönchen ist, was leistet die Frau?! Gewaltig."
Mann: "Sieben Kinder - das sieht man der Frau gar nicht an. CDU hält jung!"
Doch irgendwann wird's dann doch noch politisch. Die Dame, die so begeistert war vom Mülltonnen-Auftritt bei Gottschalk, hat noch etwas auf dem Herzen.
Frau: "Mein Sohn hat sich mit einem Freund vor zwei Jahren selbstständig gemacht, hat vom Arbeitsamt ein junges Mädchen geholt, aber diese Einstellung mancher junger Leute, wo man wirklich Chancen gibt. Und ich meine, beide Eltern Hartz-IV-Empfänger; aber sie kommt nicht aus diesem Dilemma raus. Und da hat mein Sohn gesagt: Noch mal jemanden in dieser Situation stelle ich nicht ein. Die wollen gar nicht."
Von der Leyen: "Ja, das ist aber ganz unterschiedlich."
Mit gewohnt sanfter Stimme appelliert von der Leyen eindringlich, an diejenigen zu glauben, die sich aus Hartz IV befreien wollen. Und nach einer Weile beginnt die vorher so enttäuschte Frau überzeugt zu nicken. Röschen, wie die Ministerin in ihrer Jugend in Niedersachsen oft genannt wurde, kann gut mit Menschen.
Von der Leyen: "Ich mag Kommunalwahlkampf gerne. Ich mag überhaupt gerne diese ganz unkomplizierten Begegnungen, die ich natürlich auch in meinem Privatleben unendlich viel habe, vor allem in Schule und in Sportveranstaltungen mit den Kindern. Das sind eigentlich die nettesten, aber auch die lehrreichsten, denn sie sind sehr ernsthaft. Menschen kommen mit den Dingen, die sie wirklich bewegen."
Jetzt im Kommunalwahlkampf, sagt von der Leyen, sei das auch die aktuelle Debatte um den Euro. Und schon sind wir beim derzeitigen Lieblingsthema der 52-Jährigen. In den nächsten Minuten gibt sie, die in Brüssel geboren ist und deren Vater 1958 die römischen Verträge mitformuliert hat, ausführlich und gestenreich ihre Haltung zur Eurokrise zu Protokoll:
"Die Erkenntnis, dass wir unseren Euro stabil wollen, aber so nur halb fertig ist, sozusagen nur auf einem Standbein steht und das Zweite: die gemeinsame Finanzpolitik noch braucht, diese Erkenntnis wächst jetzt, und wir ringen jetzt und debattieren den richtigen Weg."
Mit dem Thema Euro, meinen politische Beobachter zu erkennen, setzt von der Leyen zum großen Sprung an. - Noch nicht zur Entmachtung der Kanzlerin, kommentierte kürzlich die "Hannoversche Allgemeine Zeitung". Aber sie bringe sich in eine Art Stand-by-Position, für den Fall, dass die Kanzlerin die Eurokrise nicht überstehe. Die Akzente, die "Merkels Mädchen" setze, ließen aufhorchen, bemerkte der Wiener Standard. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstellt von der Leyen klare Ambitionen auf das Kanzleramt. Doch danach gefragt setzt die spöttisch als "Kaltreserve" Betitelte das bekannt professionelle Lächeln auf und winkt ab:
"Diese Äußerungen von Herrn Gabriel sind schlicht Unfug. Wir haben eine unglaublich starke Kanzlerin, die übrigens als Allererste überzeugt von diesem Europa auf dem Konsolidierungskurs gestanden hat. Insofern geht es hier wirklich darum, die Breite des Weges zu beschreiten und nicht die Debatten zu führen, die ein Sigmar Gabriel sicher sehr gerne hätte."
Dass Ursula von der Leyen Ehrgeiz besitzt, zeigt ihre bisherige politische Karriere: 2003 noch Ratsabgeordnete der Stadt Seelze wurde sie im Eiltempo niedersächsische Sozialministerin, Bundesfamilienministerin und Bundesarbeitsministerin. Im vergangenen Jahr wäre sie gern auch die erste Bundespräsidentin geworden, doch seit Wulff an ihr vorbeizog, hält sie sich mit öffentlichen Äußerungen, was ihre Ambitionen angeht, zurück. Und das ist vielleicht auch klug, denn obwohl sie an diesem Tag in Hannover viele Sympathien gewinnt, gehen bei der Frage "kann von der Leyen? Kanzlerin?" die Meinungen doch sehr auseinander:
Frau: "Ja, ich könnt' sie mir vorstellen. So eine toughe Frau, die lässt sich, glaube ich nicht, die Butter vom Brot nehmen. Mann: Ich habe den Eindruck, dass sie eigentlich führen kann und was vorgibt. Unsere Kanzlerin, die ist nur noch am Absegnen. Leider."
Mann: "Da zweifele ich so ein bisschen. Also, es sind ihr zu viele auf den Fersen - stabile Männer. Da hätte ich doch ein bisschen Bedenken. Wäre wohl ein schwerer Weg."
Mann: "Die ist noch ein paar Jahre zu jung."
Von der Leyen: "Ach, die Geschichte mit Hugh Jackmann."
Frau: "Das fand ich ganz damenhaft."
Unter dem orangefarbenen Sonnenschirm in der hannoverschen Fußgängerzone spielt Politik nicht die Hauptrolle. Am nächsten Sonntag sind in Niedersachsen zwar Kommunalwahlen, und Ursula von der Leyen wirbt in ihrer Heimatstadt am CDU-Stand um Wählerstimmen. Doch was die Christdemokraten im hannoverschen Rathaus erreichen möchten, interessiert in diesem Moment niemanden. Beim Plausch mit der Ministerin macht ein Mann Komplimente für die schicke Kurzhaarfrisur und ältere Damen erkundigen sich mitfühlend nach dem an Demenz erkrankten Vater von der Leyens, dem ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht. Schnell bildet sich eine kleine Traube um den weißen Tisch, an dem die Ministerin Autogramme schreibt.
Mann: "Das ist eine Frau, die passt richtig ins Leben: Super, nicht arrogant, intelligent, macht eine gute Politik."
Frau: "Und dafür, dass sie so ein zierliches Persönchen ist, was leistet die Frau?! Gewaltig."
Mann: "Sieben Kinder - das sieht man der Frau gar nicht an. CDU hält jung!"
Doch irgendwann wird's dann doch noch politisch. Die Dame, die so begeistert war vom Mülltonnen-Auftritt bei Gottschalk, hat noch etwas auf dem Herzen.
Frau: "Mein Sohn hat sich mit einem Freund vor zwei Jahren selbstständig gemacht, hat vom Arbeitsamt ein junges Mädchen geholt, aber diese Einstellung mancher junger Leute, wo man wirklich Chancen gibt. Und ich meine, beide Eltern Hartz-IV-Empfänger; aber sie kommt nicht aus diesem Dilemma raus. Und da hat mein Sohn gesagt: Noch mal jemanden in dieser Situation stelle ich nicht ein. Die wollen gar nicht."
Von der Leyen: "Ja, das ist aber ganz unterschiedlich."
Mit gewohnt sanfter Stimme appelliert von der Leyen eindringlich, an diejenigen zu glauben, die sich aus Hartz IV befreien wollen. Und nach einer Weile beginnt die vorher so enttäuschte Frau überzeugt zu nicken. Röschen, wie die Ministerin in ihrer Jugend in Niedersachsen oft genannt wurde, kann gut mit Menschen.
Von der Leyen: "Ich mag Kommunalwahlkampf gerne. Ich mag überhaupt gerne diese ganz unkomplizierten Begegnungen, die ich natürlich auch in meinem Privatleben unendlich viel habe, vor allem in Schule und in Sportveranstaltungen mit den Kindern. Das sind eigentlich die nettesten, aber auch die lehrreichsten, denn sie sind sehr ernsthaft. Menschen kommen mit den Dingen, die sie wirklich bewegen."
Jetzt im Kommunalwahlkampf, sagt von der Leyen, sei das auch die aktuelle Debatte um den Euro. Und schon sind wir beim derzeitigen Lieblingsthema der 52-Jährigen. In den nächsten Minuten gibt sie, die in Brüssel geboren ist und deren Vater 1958 die römischen Verträge mitformuliert hat, ausführlich und gestenreich ihre Haltung zur Eurokrise zu Protokoll:
"Die Erkenntnis, dass wir unseren Euro stabil wollen, aber so nur halb fertig ist, sozusagen nur auf einem Standbein steht und das Zweite: die gemeinsame Finanzpolitik noch braucht, diese Erkenntnis wächst jetzt, und wir ringen jetzt und debattieren den richtigen Weg."
Mit dem Thema Euro, meinen politische Beobachter zu erkennen, setzt von der Leyen zum großen Sprung an. - Noch nicht zur Entmachtung der Kanzlerin, kommentierte kürzlich die "Hannoversche Allgemeine Zeitung". Aber sie bringe sich in eine Art Stand-by-Position, für den Fall, dass die Kanzlerin die Eurokrise nicht überstehe. Die Akzente, die "Merkels Mädchen" setze, ließen aufhorchen, bemerkte der Wiener Standard. Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel unterstellt von der Leyen klare Ambitionen auf das Kanzleramt. Doch danach gefragt setzt die spöttisch als "Kaltreserve" Betitelte das bekannt professionelle Lächeln auf und winkt ab:
"Diese Äußerungen von Herrn Gabriel sind schlicht Unfug. Wir haben eine unglaublich starke Kanzlerin, die übrigens als Allererste überzeugt von diesem Europa auf dem Konsolidierungskurs gestanden hat. Insofern geht es hier wirklich darum, die Breite des Weges zu beschreiten und nicht die Debatten zu führen, die ein Sigmar Gabriel sicher sehr gerne hätte."
Dass Ursula von der Leyen Ehrgeiz besitzt, zeigt ihre bisherige politische Karriere: 2003 noch Ratsabgeordnete der Stadt Seelze wurde sie im Eiltempo niedersächsische Sozialministerin, Bundesfamilienministerin und Bundesarbeitsministerin. Im vergangenen Jahr wäre sie gern auch die erste Bundespräsidentin geworden, doch seit Wulff an ihr vorbeizog, hält sie sich mit öffentlichen Äußerungen, was ihre Ambitionen angeht, zurück. Und das ist vielleicht auch klug, denn obwohl sie an diesem Tag in Hannover viele Sympathien gewinnt, gehen bei der Frage "kann von der Leyen? Kanzlerin?" die Meinungen doch sehr auseinander:
Frau: "Ja, ich könnt' sie mir vorstellen. So eine toughe Frau, die lässt sich, glaube ich nicht, die Butter vom Brot nehmen. Mann: Ich habe den Eindruck, dass sie eigentlich führen kann und was vorgibt. Unsere Kanzlerin, die ist nur noch am Absegnen. Leider."
Mann: "Da zweifele ich so ein bisschen. Also, es sind ihr zu viele auf den Fersen - stabile Männer. Da hätte ich doch ein bisschen Bedenken. Wäre wohl ein schwerer Weg."
Mann: "Die ist noch ein paar Jahre zu jung."