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Die Kunst der Forschungsförderung

Im Rahmen ihrer Münchener Jahrestagung haben die Fachhochschulkanzler auch die Pinakothek der Moderne besucht. Nach dem Rundgang durch die Ausstellung widmeten sich die Verwaltungschefs aber zwei Tage lang der Kunst, Forschungsförderung mit beschränkten Mitteln zu betreiben.

Von Birgit Fenzel |
    Auch wenn sie sich diesmal die Pinakothek der Moderne als Ort ihrer jährlichen Tagung ausgesucht hatten - reif fürs Museum fühlen sich die Kanzlerinnen und Kanzler der deutschen Fachhochschulen auf keinen Fall. Auch nicht als Auslaufmodell. Jedenfalls können sie den Rochaden an einigen deutschen Unis, die ihre Kanzler gegen Vizepräsidenten austauschen, so gar nichts abgewinnen. Dazu Dr. Werner Jubelius, Kanzler der FH Münster und Bundessprecher seiner Zunft:

    "Ich glaube auch, dass sich in einigen Jahren die Versuche, diese Funktion abzuschaffen totlaufen werden, weil sie vom Misserfolg gekrönt sein werden. (Da wo inhaltliche Änderungen vorliegen, sehen wir erhebliche Probleme), weil sowohl in unserem Arbeitsbereich es erforderlich ist, dass man eine Person hat, die nicht den Fachbereichen oder einzelnen Partikularinteressen verbunden ist und dass man eine Person haben muss, die längerfristig in der Verantwortung steht."

    Sonst könnte es ja glatt heißen: nach mir die Sintflut. Doch solange es nur darum geht, ob sie jetzt Kanzler oder Vizepräsident auf ihre Visitenkarte schreiben sollen, können die FH-Verwaltungschefs mit allem leben. Da haben sie ganz andere Sorgen: Das Thema Finanzen setzen sie schon gar nicht mehr auf die Tagesordnung - denn irgendwie kommt es sowieso immer wieder auf den Tisch. So auch diesmal bei der Tagung in München. Eigentlich ging es zum 25-jährigen Jubiläum um die Forschung:

    "Weil eine gute Lehre nur dann sein kann, wenn sie mit Forschung unterlegt ist und weil wir uns in einem starken Konkurrenzkampf befinden, bei dem die Forschungsleistungen eine ganz wichtige Rolle spielen. Konkurrenz sowohl um Reputation als auch um gute Köpfe, um gute Studierende und Konkurrenz um Finanzen."

    Und nicht zu vergessen: die mit der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen verknüpfte Auflage, diese mit entsprechender "Wissenschaftlichkeit" auszuschmücken. Schließlich sollen die Bachelor- und Masterstudiengänge an Fachhochschulen gleichwertig mit denen an Universitäten sein, so Vorgabe aus der Politik und mitunter war das auch von den Fachhochschulen selbst gefordert. Werner Jubelius:

    "Das ist insofern ein Problem als den Fachhochschulen deutlich weniger Ressourcen zur Verfügung stehen als den Universitäten um Masterstudiengänge zu betreiben."

    Denn anders als die Universitäten verfügen die FH über keinen mit Assistenten und Hilfskräften ausgestatteten Mittelbau. Zudem gibt es ein Lehrdeputat von 18 Semesterwochenstunden für die FH-Professoren - da bleibt nicht viel Zeit für Forschung. Hier ist also die Kreativität der Kanzler gefordert.

    Trotz der Konkurrenz um gute Köpfe und Finanzen setzen sie in vielen Bereichen auf Kooperation. Beim Bachelor- und Master untereinander und auch bei der Promotion mit den Universitäten. Auch wenn das gut läuft, der Wunsch nach eigenem Promotionsrecht bleibt ein Dauerbrenner für die FH und steht deshalb auch in München auf der Tagesordnung. Heinrich Rudolf Zimmer, Kanzler der Hochschule Neubrandenburg, kann es eigentlich nicht mehr hören.

    "Ich glaub, wir haben tatsächlich im Augenblick andere Probleme. Die guten FH-Absolventen, die promovieren können, die haben mit dem kooperativen Promotionsverfahren, das es in allen Bundesländern gibt, genügend Möglichkeiten."

    Jahrestagung der Fachhochschulkanzler In seinem Workshop zeigte Zimmer lieber wie er eines dieser "anderen Probleme" in den Griff bekommt. Als Experte für Drittmittel-Einwerbung erklärt er seinen Kollegen auf der Tagung - wie man mit höchstens 7000 Euro Anschubfinanzierung an richtig dicke Fördertöpfe u.a. der Deutschen Forschungsgemeinschaft kommt. Ein bisschen Geheimniskrämerei behielt sich er sich bei aller Solidarität aber dennoch vor:

    "Wir haben inzwischen DFG-Forschungsprojekte laufen - das ist für FH nicht auch unbedingt üblich, dass die DFG FH-Forschung fördert. Das sind aber Dinge, da geht es wirklich ins Eingemachte und da muss ich sagen: Kollegen, da müsst ihr bitte dann auch eure eigenen Erfahrungen sammeln und müsst die mühsamen Wege, die wir in den letzten beschritten haben auch gehen."

    Wie sein Kollege Zimmer das gedeichselt hat, hätte Bruno Gross, Kanzler der Hochschule München, sicher gern gewusst. Auch wenn Fragen offen blieben, als Gastgeber ist er zufrieden mit den Ergebnissen seines Kanzlertreffens. Denn auch in ihrem 25. Jahr sei die Tagung alles andere als langweilig gewesen. Das fürchtet er auch nicht für die Zukunft.

    "Das, was wir derzeit an Umbau haben in den Hochschulen, ist einzigartig in der Geschichte der FH, die vor 30, 40 Jahren gegründet worden sind. Das heißt, ich mache mir da gar keine Sorgen, dass wir da innerhalb der nächsten fünf Jahre keine Themen mehr haben."