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Die Kunst des Wachsens

Ohne den richtigen Wachs läuft beim Skifahren nichts, wie es soll. Welchen Wachs die Ski brauchen, hängt von der Wetterlage ab.

Von Susanne Lettenbauer |
    "Das sind verschiedene Wachssysteme. Das BP 1 ist ein Grundwachs, ein Trainingswachs und LP 2 ist ein leicht fluoriertes Low, HP 3 ein hochfluoriertes Wachs, das für Rennzwecke eingesetzt wird."

    Falk Göpfert steht in seiner Werkstatt in Reit im Winkl. Es riecht nach Bügeleisen. An den Wänden hängen Rotorbürsten, Metallbürsten, Abziehklingen. Daneben Spraydosen, Pulverdöschen, Tuben, Fluorstifte und bunte Wachsbehälter. Jeweils unterteilt in Gleit- und Steigwachse, sogenannte Klister, erklärt Caro Göpfert:

    "Gleitwachs braucht man auf alle Fälle, einfach damit der Ski rutscht und Steigwachs braucht man für den Classic-Ski, wo man nicht nach hinten wegrutschen möchte, sondern einen Abstoß braucht."

    Vor Caro Göpfert liegt der eingespannte Ski, davor zwei Bürsten, ein Korkwürfel, Schleifpapier zum Aufrauen und ein Digitalbügeleisen, sowie Hartwachs, Wachspulver und Flüssigwachs aus der Dose: Zubehör für das professionelle Präparieren eines Langlauf-Classic-Ski:

    Zuerst wird der Ski gründlich gereinigt, die Skikante vorsichtig abgezogen. Auf die aufgeraute Skiunterseite tropft die Expertin das Basis-Paraffinwachs, das von einer speziellen Lötlampe erhitzt wird. Dann wird gebügelt:

    "Es ist mal ganz wichtig, dass der Ski grundpräpariert ist mit einem Heißwachs und wenn man dann oben drauf noch auf Flüssigwachs macht ist das sicher okay. Aber es sollte wirklich erstmal tief eindringen in den Ski in regelmäßigen Abständen sonst wird der Ski trocken."

    Nach dem Baisswachs erhält der Ski eine zweite Schicht mit Fluorwachs, egal ob als Hartwachs, Pulver oder Spray:

    "Die Sprays haben den Nachteil, sie sind relativ schnell alle, aber sie sind auch oftmals sehr schnell. Das heißt, sie werden manchmal noch über das Pulver drüber gesprüht oder ins Pulver hineingesprüht."

    Und schließlich muss noch eine Schicht klebriges Steigwachs aufgetragen werden, das dem klassichen Langläufer beim Abstoßen Halt gibt.

    Auf den Wachsbehältern der Steigwachse stehen genaue Temperaturangaben: null Grad, Minus drei Grad, minus sieben Grad, aber auch Plus 15 Grad Außentemperatur. Je weicher, also wärmer der Schnee, umso weicher das Wachs. Farben kennzeichnen die Härtegrade: Grün für sehr kalten Schnee, blau für trockenen Schnee, rot bei normalem Schnee und gelb bei Temperaturen um null Grad. Zuallererst bestimmt der Schnee die Wahl der Wachssorte, sagt Caro Göpfert:

    "Wenn wir jetzt rausschauen und der Schnee, der gefallen ist, hat ganz große Flocken, da werde ich eher zum gelben greifen, bei ein paar Grad kälter schaut der Schnee schon ganz anders aus: Der fällt in kleineren Flocken, man hat vielleicht nicht mehr so schöne große Flocken an der Fensterscheibe und der Schnee, der dann liegen bleibt, verändert sich natürlich auch mit der Zeit, also durch Wind oder die Pistenpräparation, und dann ist die schöne Schneeflocke irgendwann ganz kaputt und nur noch so ein rundes Korn. Und das spielt natürlich auch eine Rolle."

    Wichtig ist: Wer Wachs-Ski benutzt, muss es auch richtig anwenden können – sonst kann das Laufen zur Qual werden.