"Guten Morgen und Willkommen in Davos."
Der Kurpark, zwischen oberer und unterer Hauptstraße. Die obere Hauptstraße, die Promenade, ist, weil zu schmal, Einbahnstraße in südliche Richtung. Gegenüber: Berge. Hinter uns: Berge. Dazwischen: Davos. Davos liegt in einem lang gezogenen Tal. Neben uns: Das Eisstadion. Die Bündner, der HC Davos, ist zum 27. Mal Schweizer Eishockey-Meister geworden. Und der Endspielgegner, die Zürcher Lions, haben’s wieder nicht geschafft.
"Hahahahaha."
Was ist Davos?
"Davos is’ eine Zusammenfassung eigentlich von sehr vielen Superlativen. Aber es ist ein Ort, der auch erklärungsbedürftig is’. Wir sind umgeben von äh, rundherum von Bergen, alle im Schnitt um die 3000 Meter hoch. Die Berge sind mythisch und natürlich gibt es auch viele bekannte Menschen aus den letzten 150 Jahren."
Denn vor 150 Jahren begann Davos als absoluter Tourismus- Pionier mit Gesundheitsreisen. Davos wurde zum Weltkurort für Tuberkulose- Kranke.
"Tuberkulose hatte ja hier einen der ganz ganz wenigen Plätze, wo Tuberkulose auf Grund des Klimas geheilt werden konnte. Und es war einfach nicht ganz billig und vor allen Dingen sehr langwierig, in Davos eine Kur zu machen. Also für den einfachen Kranken war Davos damals nicht unbedingt der Anlaufort."
1860 bis 1910. Das bürgerliche Zeitalter. Das Jahrhundert der Industriemagnaten, die Blütezeit der Nationalstaaten, der Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Welt und Europa an der Schwelle des Jahrhunderts der Extreme, wie der Engländer Eric Hobsbaum schrieb. Belle Epoque, Jugendstil, Schöngeist.
"Und dann kommen natürlich die diversen Romane dazu, die das ihrige dazu taten."
Egger, 43, zwei Kinder, schwarze Hose, schwarzes Haar, frisch rasiert, weißes Hemd, Glencheck-Jackett, Schweizer Uhr, großes deutsches Auto. Egger zählt immer wieder ein paar der Schriftsteller-Namen auf, die Davos zu Davos machten.
"Es gibt eine ganze Reihe. Ich muss immer vorsichtig sein, dass man nicht den einen oder anderen weg lässt, nicht nur an Schriftstellern, auch anderen Künstlern, Malern, Dichtern, Komponisten z.B., die sich hier tummelten."
Robert Louis Stevenson, Arthur Conan Doyle, Christian Morgenstern, Reinhard Goering, Klabund, der in Davos starb, Hermann Hesse, Jakob Wassemann - einige Schriftsteller neben Thomas Mann. Kirchner, der Künstler, und Philipp Modrow, der Bildhauer auch.
Davos: Die höchst gelegene Kleinstadt Europas. Die Höhe wird stets unterschätzt, weil das Grün so hoch auf die Berge klettert. Davos: Grandhotels, eine Jugendherberge in einer ehemaligen Höhenklinik, fast schon glamourös und luxuriös – aber es ist eine Jugendherberge, zu Jugendherbergspreisen.
Es wird renoviert und gebaut in Davos. Immer dann, wenn Kälte und Schnee fort sind. Ab Mitte Mai.
Dass Davos ein Problem hat, trotz der vielen neuen Apartments, die gebaut werden und meist doch nur Zweitwohnungen sind, dass die damaligen Zeiten vorbei sind, als Bourgeoisie, Bohème und Blaues Blut Davos besuchten, weiß auch Egger.
"Wenn Sie die Zahlen ansehen, könnte man sagen, bei den Kur- und Klinikbetrieben, das ist ein Problem. Es ist eine Marktbereinigung gewesen. Das ist keine Katastrophe. Das ist auch nicht etwas, das Davos von heute auf morgen vollkommen unerwartet trifft. Das ist etwas, das war abzusehen."
Ihn betrifft es als Tourismus-Direktor insofern, als die Übernachtungen der dezimierten Höhenkliniken Teil seiner Statistiken sind: Sie werden eingerechnet in die Hotelübernachtungen insgesamt.
"Die letzten zehn Jahre, da ist auch Deutschland mit beteiligt, wenn Sie an die Seehofersche Gesundheitsreform denken, Mitte der 90er Jahre. Das war eigentlich der Anfang dieser ganzen Entwicklung. Es ist natürlich sehr betriebswirtschaftlich getrieben, das ganze, oder getrieben gewesen. Wie das volkswirtschaftlich oder für die Volksgesundheit aussieht, das möchte ich hier nicht beurteilen. Aber auf der anderen Seite gibt es auch z.B. mit der Wolfgang-Klinik hier in Davos Beispiele von deutschen Kliniken, die sich dem angepasst haben, auch mit ihren Produkten angepasst haben, und heute hervorragend laufen."
In der Zeit als Katja Mann in Davos kurte, von Frühjahr bis Herbst 1912, war es den Patienten in den Sanatorien offiziell verboten über ihre Krankheiten miteinander zu sprechen. Einerseits, um ihre Stimmen zu schonen, andererseits, um sich nicht über ihre Gebrechen und Krankheitsgeschichten auszutauschen. In zahlreichen Briefen hat Katja Mann ihren Ehemann Thomas über die Eigenheiten der Patienten ausführlich berichtet. Dadurch inspiriert und auch durch seinen Besuch in Davos im Sommer 1912, entstand der Roman "Der Zauberberg". In ihm schildert er das innere Bild einer Epoche, der europäischen Vorkriegszeit.
Der Kurpark, zwischen oberer und unterer Hauptstraße. Die obere Hauptstraße, die Promenade, ist, weil zu schmal, Einbahnstraße in südliche Richtung. Gegenüber: Berge. Hinter uns: Berge. Dazwischen: Davos. Davos liegt in einem lang gezogenen Tal. Neben uns: Das Eisstadion. Die Bündner, der HC Davos, ist zum 27. Mal Schweizer Eishockey-Meister geworden. Und der Endspielgegner, die Zürcher Lions, haben’s wieder nicht geschafft.
"Hahahahaha."
Was ist Davos?
"Davos is’ eine Zusammenfassung eigentlich von sehr vielen Superlativen. Aber es ist ein Ort, der auch erklärungsbedürftig is’. Wir sind umgeben von äh, rundherum von Bergen, alle im Schnitt um die 3000 Meter hoch. Die Berge sind mythisch und natürlich gibt es auch viele bekannte Menschen aus den letzten 150 Jahren."
Denn vor 150 Jahren begann Davos als absoluter Tourismus- Pionier mit Gesundheitsreisen. Davos wurde zum Weltkurort für Tuberkulose- Kranke.
"Tuberkulose hatte ja hier einen der ganz ganz wenigen Plätze, wo Tuberkulose auf Grund des Klimas geheilt werden konnte. Und es war einfach nicht ganz billig und vor allen Dingen sehr langwierig, in Davos eine Kur zu machen. Also für den einfachen Kranken war Davos damals nicht unbedingt der Anlaufort."
1860 bis 1910. Das bürgerliche Zeitalter. Das Jahrhundert der Industriemagnaten, die Blütezeit der Nationalstaaten, der Vorabend des Ersten Weltkriegs. Die Welt und Europa an der Schwelle des Jahrhunderts der Extreme, wie der Engländer Eric Hobsbaum schrieb. Belle Epoque, Jugendstil, Schöngeist.
"Und dann kommen natürlich die diversen Romane dazu, die das ihrige dazu taten."
Egger, 43, zwei Kinder, schwarze Hose, schwarzes Haar, frisch rasiert, weißes Hemd, Glencheck-Jackett, Schweizer Uhr, großes deutsches Auto. Egger zählt immer wieder ein paar der Schriftsteller-Namen auf, die Davos zu Davos machten.
"Es gibt eine ganze Reihe. Ich muss immer vorsichtig sein, dass man nicht den einen oder anderen weg lässt, nicht nur an Schriftstellern, auch anderen Künstlern, Malern, Dichtern, Komponisten z.B., die sich hier tummelten."
Robert Louis Stevenson, Arthur Conan Doyle, Christian Morgenstern, Reinhard Goering, Klabund, der in Davos starb, Hermann Hesse, Jakob Wassemann - einige Schriftsteller neben Thomas Mann. Kirchner, der Künstler, und Philipp Modrow, der Bildhauer auch.
Davos: Die höchst gelegene Kleinstadt Europas. Die Höhe wird stets unterschätzt, weil das Grün so hoch auf die Berge klettert. Davos: Grandhotels, eine Jugendherberge in einer ehemaligen Höhenklinik, fast schon glamourös und luxuriös – aber es ist eine Jugendherberge, zu Jugendherbergspreisen.
Es wird renoviert und gebaut in Davos. Immer dann, wenn Kälte und Schnee fort sind. Ab Mitte Mai.
Dass Davos ein Problem hat, trotz der vielen neuen Apartments, die gebaut werden und meist doch nur Zweitwohnungen sind, dass die damaligen Zeiten vorbei sind, als Bourgeoisie, Bohème und Blaues Blut Davos besuchten, weiß auch Egger.
"Wenn Sie die Zahlen ansehen, könnte man sagen, bei den Kur- und Klinikbetrieben, das ist ein Problem. Es ist eine Marktbereinigung gewesen. Das ist keine Katastrophe. Das ist auch nicht etwas, das Davos von heute auf morgen vollkommen unerwartet trifft. Das ist etwas, das war abzusehen."
Ihn betrifft es als Tourismus-Direktor insofern, als die Übernachtungen der dezimierten Höhenkliniken Teil seiner Statistiken sind: Sie werden eingerechnet in die Hotelübernachtungen insgesamt.
"Die letzten zehn Jahre, da ist auch Deutschland mit beteiligt, wenn Sie an die Seehofersche Gesundheitsreform denken, Mitte der 90er Jahre. Das war eigentlich der Anfang dieser ganzen Entwicklung. Es ist natürlich sehr betriebswirtschaftlich getrieben, das ganze, oder getrieben gewesen. Wie das volkswirtschaftlich oder für die Volksgesundheit aussieht, das möchte ich hier nicht beurteilen. Aber auf der anderen Seite gibt es auch z.B. mit der Wolfgang-Klinik hier in Davos Beispiele von deutschen Kliniken, die sich dem angepasst haben, auch mit ihren Produkten angepasst haben, und heute hervorragend laufen."
In der Zeit als Katja Mann in Davos kurte, von Frühjahr bis Herbst 1912, war es den Patienten in den Sanatorien offiziell verboten über ihre Krankheiten miteinander zu sprechen. Einerseits, um ihre Stimmen zu schonen, andererseits, um sich nicht über ihre Gebrechen und Krankheitsgeschichten auszutauschen. In zahlreichen Briefen hat Katja Mann ihren Ehemann Thomas über die Eigenheiten der Patienten ausführlich berichtet. Dadurch inspiriert und auch durch seinen Besuch in Davos im Sommer 1912, entstand der Roman "Der Zauberberg". In ihm schildert er das innere Bild einer Epoche, der europäischen Vorkriegszeit.