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Die langen Schatten der Vergangenheit

Erwin Strittmatter gehört zu den bekanntesten Schriftstellern der DDR. Annette Leo zeigt in ihrer Biografie einen zutiefst in seine Widersprüche und in seine Erfindungen verstrickten Mann: Einen ideologischen Handlanger und einen Nazimitläufer, der dieses Bild mit dem des SED-Sozialisten verwischen wollte.

Von Wilfried F. Schoeller | 29.07.2012
    Einst schien sein Werk unverwundbar durch die Korrosionsschäden, die vom Wechsel der Zeiten und der Wankelmütigkeit des Lesepublikums erzeugt werden, unveränderlich populär sein "Ole Bienkopp" von 1963, eines der meistgelesenen DDR-Bücher, und dann die Romantrilogien "Der Wundertäter" und "Der Laden". Erwin Strittmatter selbst wirkte in einem Gehege bewahrt vor den Unbillen der Ideologie, der Politik und der widersprüchlichen Gesellschaft, auf seinem brandenburgischen Schulzenhof abseits wie Hieronymus im Gehäus.

    Das Gegenteil dieses Eindrucks war zwar immer auch schon ohne Umschweife zu bemerken. Er gab den bisweilen tristen Antiintellektuellen und bornierten Antiwestler, den Literaturfunktionär der DDR mit nicht selten sinistren Ansichten, aber auch den Poltergeist im eigenen Lager.

    2008 aber war die Ruhe dahin und den Strittmatter-Verehrern wurde das Herz schwer. Der Germanist Werner Liersch enthüllte, dass Strittmatter im Zweiten Weltkrieg in einem Polizeibataillon gedient hatte, das in Jugoslawien und in Griechenland an Erschießungen von Juden und anderen Zivilpersonen im Rahmen der Partisanenbekämpfung beteiligt war. Zwar ist bis heute eine aktive Tat Strittmatters nicht nachgewiesen, aber die Nähe des Mannes, der von sich behauptet, er habe im Zweiten Weltkrieg keine Kugel abgefeuert, zu solchen Verbrechern wirkte erschreckend. Er hat, wie viele seiner Generation, in West und Ost, darüber öffentlich geschwiegen. Für die Historikern Annette Leo war diese Stummheit ein Motiv, sich diesen, in einer berühmten Person gebündelten, Geheimnissen zu nähern.

    "Vielleicht war es gerade dieses erschütterte und zugleich resignierte Schweigen, in dem sehr viel gelebtes Leben mit schwang, das mir den Anstoß gab, über eine neue Strittmatter-Biografie nachzudenken. Der Abstand zu den Zeiten des Krieges wie zu den Zeiten des Verschweigens ist heute groß genug, um ohne Zorn und Eifer – weder mit dem Gestus der Anklage noch dem der Rechtfertigung – an die Geschehnisse heranzugehen."

    So entstand ein stillschweigendes Bündnis aus ehemaligen Hitler-Anhängern und Kommunisten. Sie verpflichteten sich auf die Aufbau-Parolen, die utopischen Impulse des Sozialismus und auf den Antifaschismus. Ihre Übereinkunft zerfiel mit dem Ende der DDR. Eine ihrer Großfiguren ist der Schriftsteller Erwin Strittmatter.

    Annette Leo, die an der Universität Jena arbeitet, mustert ihn ohne jeden Empörungston, aber auch ohne entschuldigende Klauseln. Sie ist eher eine Protokollführerin bei einer Ermittlung historischer Befunde im Einzelnen.

    Wie nebenbei wird ein autobiografisches Motiv sichtbar: Annette Leos Eltern gehörten zu der Gruppe von Menschen, die entweder im Widerstand oder im Exil gewesen waren und die sich nach dem Krieg ihr Misstrauen gegen die linksgewendeten Nazi-Mitläufer bewahrt haben:

    "Im Lauf meiner Arbeit ist mir deutlich geworden, dass Erwin Strittmatter zu den Menschen gehörte, vor denen meine Eltern sich wohl immer ein wenig gefürchtet haben. [ ... ] So ist diese Biografie auch ein Versuch, die Furcht meiner Eltern in mir zu überwinden, ganz nah heranzugehen, genau hinzuschauen und zu versuchen zu verstehen."

    Strittmatter, am 14. August 1912, also vor demnächst hundert Jahren geboren, stammt von Kleinbürgern ab. Der Vater erweist sich, als er aus dem Ersten Weltkrieg zurückkommt, als Familientyrann; später muss der Sohn diese Erbschaft sich selbst eingestehen. Dennoch enthält diese Kindheit in der Niederlausitz ein unverjährbares Glück: das Erlebnis der Freiheit in der Natur. Eine biografische Umwidmung, die Strittmatter vornahm, bezog sich auf eben diese Herkunft; von ideologisch verachteten Kleinbürgern wollte er nicht abstammen:

    "Erwin Strittmatter entstammte einer Lebenswelt von kleinen Händlern und Gewerbetreibenden, die sich mit allerlei Nebenverdiensten und Lebenskünsten durchschlugen. In seinen biografischen Angaben auf den Fragebögen der sozialistischen Einheitspartei folgte Strittmatter dem Zeitgeist und ‘verschob’ seine Herkunft ein Stück in diese Arbeiter- und Bauernrichtung, indem er dem Bäckerhandwerk des Vaters dessen Intermezzo als Fabrikarbeiter hinzufügte, später auch manchmal den Nebenberuf Bauer."

    Seine Kindheit hielt Verletzungen, Traumata, Risse für ihn bereit. Generationen- und Familienkonflikte rund um den Bäcker- und Tante-Emma-Laden seiner Familie wurden anscheinend mit steinerner Härte ausgetragen.

    "Das heftige Auf und Ab zwischen tiefstem Selbstzweifel bis hin zu Selbstmordgedanken und dem Gefühl höchstens Triumphes sollte ihn sein Leben lang begleiten. Das Schreiben hatte dabei stets die doppelte Rolle, Quelle der Verzweiflung und zugleich ihr Heilmittel zu sein."

    Geblieben ist ihm ein gesteigertes Misstrauen in Menschen, eine schwer auflösbare Isolation, die Schattenseite des Selbsthelfertums. Er hatte Schwierigkeiten in der Schule, verließ das Gymnasium noch vor der Mittleren Reife, begann 1930 eine Bäckerlehre.

    Er übt sich im Erzählen von Geschichten, arbeitet an einem frühen Roman namens "Tians Heimkehr". In diesen Manuskripten spürt Annette Leo die Elemente einer Regression auf: zurück zur Mutter und zur Mutter Erde, ein wenig Blut- und Boden-Romantik. Die Unstetheit des Jungen beschleunigt sich rapide. Sechs Monate hier bei einem Zuchtbetrieb für Kaninchen, Nutria, Hühner, Tauben, dann anderswo neun Monate auf einer Silberfuchsfarm, auch Hausdiener, Chauffeur und Hilfsarbeiter. 1937 die erste Ehe mit Waltraud, ein Jahr später das erste seiner Kinder, die er offensichtlich weniger liebt als seine Gäule, die er später züchtet, jedenfalls sie für schwerer erziehbar hält als jene zu dressieren sind. Er verdingt sich in einer Saalfelder Zellstoff-Fabrik. 1940 schon geht die Ehe auseinander: Die Lebenslust der Frau und die Schreibbesessenheit des Mannes sind nicht miteinander zu vereinbaren. Annette Leo wendet eine Karteikarte aus diesem Jahr um und dementiert mit ihr den früheren Biografen Günther Drommer:

    "Sie lässt eigentlich nur die Schlussfolgerung zu, dass Erwin Strittmatter im April 1940 um Aufnahme in die kurz zuvor für den Kriegseinsatz gegründete Waffen-SS gebeten hat."

    Er wurde weder dort noch bei der Wehrmacht angenommen, weil die kriegswichtige Fabrik auf den Arbeiter Strittmatter nicht verzichten wollte. Mit Akkuratesse und aller Vorsicht gegen die Wörtlichkeit der Quellen erzählt Annette Leo die Geschichte eines Mitläufers an der vordersten Front der Unmenschlichkeit und die in der DDR-Zeit nachgetragene entschuldigende Selbstdeutung.

    Annette Leo gräbt auch eine bezeichnende Wendung in diesem bisweilen nebelhaften Bemerkungen und Zweideutigkeiten seiner Romanfiguren aus: Den Mangel an Empathie für die Opfer des Dritten Reiches. Über die ersten beiden Bände der "Wundertäter"-Trilogie mit ihrer Figur des Stanislaus Büdner:

    "Die Opfer des Krieges, das ist unmissverständlich, sind er und seine Kameraden, wobei die Taten, bei denen sie sich selbst ‘gemordet’, also ihre Menschlichkeit eingebüßt haben, weitgehend undeutlich bleiben."

    Srittmatter ist in dieser Hinsicht die Gegenfigur etwa zu Franz Fühmann, der in immer neuen Anläufen seine Schuld bekannt hat. Er verhält sich auch anders als Christa Wolf, die in ihrem autobiografischen Bericht "Kindheitsmuster" ihre Verstrickung als gläubiges BdM-Mädchen offen erzählt hat.

    Annette Leo studiert Strittmatters unterschiedlichen Auskünfte in Kaderakten, liest in Familienbriefen, befragt Zeitzeugen, arbeitet sich in die Quellen über das Polizei-Gebirgsjägerregiment 18 ein, in dem Strittmatter diente und das bei der Partisanenbekämpfung gegen die Zivilbevölkerung nur drei Wörter kannte: Erschießen, Verschleppen, Niederbrennen. Minutiös zeichnet sie seine diversen Auskünfte, Verschleierungen und Vergesslichkeiten auf. Zeitweilig ist sie geradezu eine Archivarin von Gratwanderungen, Abweichungen und Widersprüchen.

    Er hatte bei Kriegsende Glück: Er wurde von Amerikanern aufgegriffen und kam deshalb nicht in ein sowjetisches Speziallager. Im Juni 1945 gab Strittmatter auf einem Formular der Meldebehörde Saalfeld als Beruf "Schriftsteller" an.
    Es gab erotische Verwicklungen aller Art: mit der abgelegten Schulfreundin, einer örtlichen Krankenschwester und einer fernen, in Tirol sitzenden Geliebten. Strittmatter flüchtete aus den Komplikationen der einen Beziehung in eine neue. Mit ihm ließ sich nicht gut leben. Strittmatter erwies sich als ein unabdingbar mit Selbstmitleid geschlagener Gefühlsclown und notierte: "Man muss wieder einmal gespannt sein, wie sich die Knoten, die das Schicksal mit Käte, Monette, Gertrud, Maria in mein Leben geschlungen hat, lösen werden."

    1947 trat er in die SED ein und hielt an dieser Entscheidung über alle Zweifel und inneren Revolten sogar bis über das Ende der DDR hinaus fest.

    Ab Februar 1948 übte er ein neues Leben: Er begann als Journalist in der Senftenberger Lokalredaktion einer SED-Parteizeitung zu arbeiten. Die von den Nazis als "entartet" verworfenen Schriftsteller waren noch nicht wieder eingemeindet oder verfielen sofort dem stalinistischen Dogma vom Formalismus.

    Trotz solcher Widrigkeiten wurde in diesen Jahren der Roman "Der Ochsenkutscher" fertig und in der "Märkischen Volksstimme" vorabgedruckt. Strittmatter war 38 Jahre alt und erlebte mit diesem Buch seinen literarischen Durchbruch. Nachdem 1953 im Berliner Ensemble sein vielfach umgeschriebenes Stück "Katzgraben" uraufgeführt wurde, erhielt er den ersten von mehreren Nationalpreisen und war schon eine Berühmtheit.

    Als am 17. Juni die Arbeiter ihren Aufstand gegen die SED-Bürokratie wagen, wohnt Strittmatter an der Stalinallee und ist Augenzeuge des Geschehens. An das "Neue Deutschland" schickt er einen Tag danach einen Bericht. Annette Leo arbeitet an diesem Text die Ambivalenz des Autors heraus:

    "Interessant ist in dem Zusammenhang, wie vorsichtig der Schreiber seine eigene Rolle im Geschehen umreißt. Zweifellos war es für ihn eine Gratwanderung, einerseits zu bezeugen, dass er tatsächlich mit eigenen Augen gesehen habe – das war wichtig für sein Anliegen, für die Botschaft seines Berichts -, und andererseits durfte er nicht den Eindruck aufkommen lassen, er sei etwa mitdemonstriert. Diese changierende Position – dabei und gleichzeitig nicht dabei zu sein – ähnelt im Übrigen sehr der Rolle des ‘unschuldigen Beobachters’, mit der er auch seine Romanhelden durch die heikelsten Situationen schickt. In diesem Fall war es mit dem Beobachten allein nicht getan. Seine öffentlich bekundete Anwesenheit in diesem Demonstrationszug – der Bericht sollte ja im Zentralorgan veröffentlicht werden – war letztlich nur gerechtfertigt, wenn er deutlich machte, dass er dort den Standpunkt der Partei vertreten habe, was nicht einfach war, denn die bisherigen Vorstellungen von Richtig und Falsch waren gerade dabei sich aufzulösen."

    Erwin Strittmatter hat jedoch viele Sünden des Dogmatismus begangen. Die Aufständischen in Ungarn vom Oktober 1956 waren ihm nur ein Bekenntnis zur SED wert. Nachdem der Aufbau-Leiter Walter Janka verurteilt worden war, meinte er, in seinem Falle habe die Dummheit bestraft werden müssen. Er ließ sich 1858/59 in die Nomenklatura von Partei und Schriftstellerverband aufnehmen, wurde dessen erster Sekretär. Er erfüllte dabei seine ihm zugedachte Rolle als Mann aus dem Volk, der den zweifelnden Intellektuellen entgegentritt. Er grenzte sich – in seinen eigenen Worten – literaturpolitisch "gegen den trügerischen Sumpf objektivistischer und dekadenter Schreibanmaßung" ab. Er verbrauchte mit seinem ideologischen Starrsinn zahlreiche Freundschaften: zum Beispiel mit Peter Jokostra, der nach der Flucht in den Westen einer seiner erbitterten Gegner wurde; oder das Zutrauen des Emigrantenpaars Jeanne und Kurt Stern. Und vor allem die Verbundenheit mit dem Leipziger Kollegen Erich Loest: Der saß im Staatssicherheitstrakt von Bautzen, während Strittmatter seinen zweiten Nationalpreis erhielt.

    Seit September 1958 kooperierte er für einige Zeit mit der Staatssicherheit und schrieb nachweislich acht Berichte für sie. Zur Sorgfalt dieser Biografin gehört jedoch auch die Auflistung der Positionen, die er immer wieder revidierte oder parallel als Gegensatz formulierte.

    Er vertrat, je älter er wurde, desto mehr taoistisches Gedankengut, zog sich auf seinen Schulzenhof zurück, urteilte über die Stadt wie ein Zivilisationsflüchtling von 1900.

    Sein Bild von Frauen war bestimmt von ihrer Rolle im Haus, am Herd, bei der Kindererziehung. Geradezu entsagungsvoll zeichnet Annette Leo diese Ansichten eines neurotischen Macho auf. Die Ironie seines Geschicks aber bestand darin, dass er mit der Lyrikerin Eva Strittmatter eine dritte Ehefrau fand, die ihn fast vierzig Jahre lang ertrug, die als Mitarbeiterin seines Werks für ihn ein Glücksfall war, und die außerdem ein umfangmäßig stattliches, aber oft schwaches Oeuvre an Gedichten erschrieb.

    Als er 1963 das Manuskript seines Romans "Ole Bienkopp" beim Verlag einreichte, begann ein zäher Kampf mit der Kulturbürokratie, den er schließlich Ende des Jahres gewann. Das Publikum dankte ihm und "seiner Art von positiver Sozialismuskritik", wie Leo es nennt, mit einer Flut von zustimmenden Briefen. In dieser Zeit veränderte er die Grundlagen seiner Existenz noch einmal. Die Einheit von Schriftsteller und Funktionär war nicht mehr haltbar. Er zog sich zugunsten seines Werks aus der Politik zurück. Er blieb mit seinen gelegentlichen Äußerungen, etwa zu den tschechoslowakischen Vorgängen 1968, nach wie vor zwiespältig, aber er erwog schon Anfang der siebziger Jahre den Austritt aus dieser "Sekte", wie er die Partei nunmehr schimpfte. Immerhin hat er damals diesen Schritt nicht vollzogen.

    "Aus der Sicht von heute kann man das Feigheit nennen oder Anpassung oder auch diplomatisches Taktieren. Er begründete seine Haltung vor sich selbst stets mit dem Werk, das er schaffen müssen und das den Vorrang vor allen anderen Erwägungen haben sollte. Dabei heuchelte er nur selten öffentlich Zustimmung, drängte sich weder nach vorn noch nach Privilegien und ging politischen Ansichten lieber aus dem Weg. In der SED-Führung und in der Leitung des Schriftstellerverbandes galt er bald als ein knorriger, eigenwilliger Mensch, mit dem man sich besser nicht anlegte und der schon allein aufgrund seiner großen Popularität mit Respekt behandelt werden musste."

    Aber er erwies sich immer wieder als Taktiker. Er verweigerte dem Protestschreiben seiner Kollegen gegen die Ausbürgerung Biermanns seine Unterstützung. Annette Leo vermutet, dass er aus Rücksicht auf den dritten Band seines Romans "Der Wundertäter" gehandelt habe. Im April 1978 hat er das Manuskript beendet. Der Band erschien dann erst zwei Jahre später. Er berührte eine Reihe von Tabus, die eben sein Erscheinen früher wohl verhindert hätten. Aber der befürchtete Schaden bei einem Druckverbot war so groß, dass die Behörden schließlich zustimmten. Es handelt sich um eine der peinlichsten und spießigsten Querelen, zu denen Kulturfunktionäre wie Kurt Hager und Klaus Höpke fähig waren.

    In der Folgezeit wurde Strittmatter von der Stasi, für die er selbst zeitweilig gearbeitet hatte, demonstrativ überwacht. So ergibt sich das späte Bild eines Mannes, der an seinen parteiischen Überzeugungen festhielt, der aber mit dessen Personal zerfallen war. 1990 erst trat der Schriftsteller nach 43 Jahren Mitgliedschaft aus der Partei aus. Es gab für ihn noch einmal einen Popularitätsschub, als der dritte Teil seines Romans "Der Laden" erschien.

    Erwin Strittmatter ist am 31. Januar 1994 gestorben. Seine Biografin belässt es am Schluss bei dieser dürren Mitteilung. Sie spekuliert nicht über die Qualität seines literarischen Werks. Sie hat einen zutiefst in seine Widersprüche und in seine Erfindungen verstrickten Mann gezeigt, einen ideologischen Handlanger von Tätern, einen Nazimitläufer, der dieses Bild mit dem des SED-Sozialisten verwischen wollte.

    Man wird nach diesem Buch Erwin Strittmatters literarisches Werk nicht mehr unbefangen lesen können. Es ist verdunkelt von den langen Schatten, die seine Biografie wirft. Solche Erörterungen bleiben im Buch mehr oder weniger ausgeklammert. Der hundertste Geburtstag Erwin Strittmatters wird dank Annette Leos instruktiver Arbeit zum Anlass für eine ausgedehnte Fragestunde.

    Annette Leo: "Erwin Strittmatter. Die Biografie"
    Aufbau Verlag
    448 Seiten, 24,99 Euro
    Der Schriftsteller Erwin Strittmatter aufgenommen während einer Lesung im Schloß Friedrichsfelde in Berlin (Ost) im Jahr 1980.
    Der Schriftsteller Erwin Strittmatter aufgenommen während einer Lesung im Schloß Friedrichsfelde in Berlin (Ost) im Jahr 1980. (picture alliance / dpa / Thomas Uhlemann)
    Eva Strittmatter, Lyrikerin
    Die Lyrikerin Eva Strittmatter lebte mit ihrem Mann Erwin und den gemeinsamen vier Kindern in Brandenburg und Berlin. (picture-alliance / Berliner Zeitung)