Alle die andern waren jetzo daheim, dem Krieg entflohn und dem
Meere:
Ihn allein, der so herzlich zur Heimat und Gattin sich sehnte,
Hielt die unsterbliche Nymphe, die hehre Göttin Kalypso,
In der gewölbeten Grotte und wünschte sich ihn zum Gemahle.
"Gehen sie 20 Minuten dort auf dem schmalen Fußweg durch Olivenhaine hinab, dann kommen Sie zu einer großen Höhle, der Odysseus-Grotte unten am Meer!"
Der alte Fischer zeigt auf einen unwegsamen Pfad über weißen Karst, spitzigen Fels und Schotter, durch dichte Makie aus Ilex und Steineichen auf spärlicher roter Erdkrume, hinab zur Steilküste. Einen Steinwurf davor tut sich ein Kraterloch auf; in der Tiefe rumort es wie fernes Donnergrollen, rollen und brechen Wellen vom Meer durch einen unterirdischen Tunnel ein, spülen hinauf zu grün bewachsenen Felswänden.
Um die gewölbte Grotte des Felsens bereitet" ein Weinstock
Seine schattenden Ranken, behängt mit purpurnen Trauben.
Und vier Quellen ergossen ihr silberblinkendes Wasser.
So beschreibt Homer in der "Odysse" den Ort, an dem die Göttin und Nymphe Kalypso den durch Ägäis und Jonisches Meer irrenden Odysseus sieben Jahre lang festgehalten haben soll - in diesem Karstkrater auf der süddalmatinischen Insel Mljet! - eine von vielen Legenden, die einem die Einheimischen gerne und immer wieder erzählen. Ebenso wie die vom schiffbrüchigen Paulus, der nicht auf Malta, wie dort die touristische Werbung behauptet, sondern an einem Strände von Mljet, gestrandet sein soll. Mljet, die Legendumwbene Insel.
Meer und Zikaden, Zikaden und Meer, die Brise, die durch die hellgrün leuchtenden weitausladenden Schirme der Aleppokiefern weht, dann und wann Möwenschreie oder Krähenkrächzen und Bienensummen - sonst Ruhe! Stundenlang kann man in dieser Stille wandern über "melite nesos", Honiginsel, wie die Griechen Mljet nannten ohne einer Menschseele zu begegnen. Im Nordwesten der lang gestreckten Insel allerdings ist es etwas anders, denn dort liegt der Nationalpark Mljet, der ein Viertel der Inselfläche ausmacht, einer der sieben kroatischen Nationalparks. Und der zieht mit seinen zwei Seen die Masse der Tagestouristen an, die mit Fähren aus Dubrovnik oder von der Nachbarinsel Korcula kommen. Der malo und der veliko jezero, der kleine und der große See, sind eine geomorphologische Besonderheit, erklärt Nationalparkdirektor und Forstwirt Oswin Pecar:
"Während der letzten Eiszeit sind hier Seen aus tiefen Karsttälern entstanden. Und in denen haben wir viele endemische Arten Tiere und Pflanzen, die oft in den Karsthöhlen auch unter Wasser leben und die es nur hier gibt. Und wir haben in einem der Seen das größte Korallenriff des Mittelmeers. Es sind Steinkorallen und die zu sehen, ist schon eindrucksvoll."
Die beiden Seen blinken, umstanden grün schimmernden Schirmkiefern und laden zum Bade in einem Wasser das weniger salzig und immer zwei Grad wärmer ist als das Meer, mit dem die Seen über unterirdische Kanäle verbunden sind. Auf asphaltierten Wegen kann man sie bequem mit Fahrrad, dem Hauptverkehrsmittel der Touristen, umfahren.
"Es ist die grünste Insel in der Adria. Wir haben die best erhaltenen Wälder aller Inseln in der Adria, und Steineichenwälder, wie man sie sonst in der Welt kaum noch findet. Der Nationalpark ist zu 90 Prozent Wald."
Und 70 Prozent der Insel insgesamt sind bewaldet. Mljet, die grüne Insel! Aber die verwunderlichste Besonderheit von Mljet hat Nationalparkdirektor Pecar gar nicht benannt: wenn die Fähren mit den Tagestouristen, die sich auf engem Raum rund um die beiden Seen konzentrieren, abgefahren sind, kehrt totale Ruhe ein, ist die Insel so gut wie "Touristenfrei", denn abgesehen von einer kleinen Hotelanlage mit Yachthafen an der Nodwestspitze, gibt es praktisch keine touristische Infrastruktur auf diesem dalmatinischen Eiland mit seinen gerade mal etwas über 1000 Einwohnern. Kein Wunder, dass die Wenigen, die Zimmer oder gar Apartments in einem der 16 kleinen Orte auf der Insel gefunden haben, aus dem Schwärmen gar nicht rauskommen, wie diese Österreicher, die sich im Fischerdorf Soline, bestehend aus sieben Häusern an einer Meeresbucht, eingemietet haben.
"Das ist einfach wie ein kleines Paradies hier. - Wir waren beim ersten Mal hellauf begeistert da zu sein, vor zwei Jahren war das und jetzt sind wir heuer wieder hergekommen. Was mich begeistert ist der große und der kleine See, dass man eben zwar am Meer ist, aber doch nicht im Meer schwimmt, eben wegen der Mischung aus Meerwasser und Süßwasser und das find ich so angenehm und die ringsum liegenden Waldrücken und dass die Bäume bis an den Strand und ans Wasser gehen, dass man Schatten findet und trotzdem auch in der Sonne sein kann, und die Ruhe und das Naturbelassene, das find ich schön. Für alle Menschen, die Ruhe suchen, ist diese Insel eine der interessantesten und eine der schönsten. Ich glaube, dass man solche Oasen als diese auch weiterhin behalten sollte."
Und wenn man Glück hat, hört man auf Mljet, der ruhigen Insel, wie hier in Soline, alte dalmatinische Lieder oder auch neuere, die Mljet preisen.
"Ich war überall in der Welt, aber hier auf der Insel Mljet ist es am besten", heißt es im Refrain. - Aber für die Insel ist diese Art von Oase ein Problem, denn die Inselbewohner, vor allem die jungen wandern ab, erläutert Inselbürgermeister Nikolaj Haidic und verweist von seinem Rathaus im Inselhauptort Babino Polje auf die Schule nebenan: sie hat in allen ihren acht Klassen noch 92 Schülerinnen und Schüler.
"Eine Perspektive für die Insel gibt es nur, wenn wir mehr Hotels bauen, nur dann könnte die Abwanderung der jungen Leute nach Dubrovnik oder in andere Städte in Kroatien gestoppt werden. Und gleichzeitig müssen wir die Natur hier erhalten, das ist das Kapital von dem wir nur leben können, das ist uns schon klar."
Unser wunderbar mildes subtropisches Klima würde Tourismus das ganze Jahr hindurch erlauben, schwärmt der Bürgermeister und es gibt Pläne der Gemeinde dafür, aber erstens gibt es bisher keine Investoren für neue Hotels und zweitens ist die Bürokratie in Zagreb zu langsam. - Gott sei dank ist es so und möge es noch lange so bleiben, denke ich als Mljet-verliebter Tourist ganz egoistisch, verabschiede mich vom freundlichen Inselschultes, und fahre über die einzige Asphaltstraße, die sich mit starken Steigungen in Serpentinen über die grüne Insel schlängelt, ins Dorf Prozura, eine der ältesten Ansiedlungen auf Mljet: die meisten Häuser verfallen, wenige sind bewohnt, ein Wehrturm und drei Kapellen aus Gotik und Renaissance. Alle sind ver-schlossen. Ihr äußerer Schmuck, Pfeiler, Spitzbogenfenster, verzierte Lisenen und überraschend ausdrucksstarke Skulpturen erscheinen gut erhalten. Ein pensionierter Seeman fungiert als Fremdenführer.
"Dort oben, das ist die Kirche des Heiligen Martin, daneben die des Heiligen Stefan, Rest eines ehemaligen Klosters und auf dem Felsen die Dreifaltigkeitskirche, früher war da die Schule drin."
Elf alte Leute leben noch in dem einst reichen Dorf, - einst, als Mljet im Mittelalter zur reichen Republik Dubrovnik gehörte. - Von Pozura schlängelt sich eine schmale Straße hinab zu einer Bucht mit ein paar Fischerhäusern und vorgelagerten Inselchen. Der Blick geht übers tiefblaue Meer auf die hohen kahlen Berge der Halbinsel Peljesac in der Ferne. Ähnlich sieht es in all den kleinen Ortschaften auf Mljet aus: wenige intakte Häuser, von Grün, von Feigenbüschen, Oliven- und Mandelbäumen überwucherte Ruinen, überraschende architektonische Erinnerungen an eine ferne reichere Zeit und weite Blicke übers Meer und auf die dalmatinische Inselwelt ringsum.
An der Inselspitze ganz im Südosten rollen Wellen auf die hellen weichen Sandstrände von Saplunara , eine weitere Seltenheit auf den Inseln Dalmatiens. - 20, vielleicht 30 Touristen baden hier in Sonne und Meer.
Über die einzige asphaltierte Straße vorbei an brachliegenden Feldern, verwilderten Olivenhainen und Weinbergen, komme ich zurück nach Babino Polje und treffe einen anderen Nikola Haidic, pensionierter Chef des Mjleter Tourismusbüros, der sich nach wie vor Gedanken über die Zukunft seiner Heimatinsel macht:
"Ich erinnere mich, als ich sehr viel jünger war, gab es keinen Quadratmeter Land, der nicht landwirtschaftlich bearbeitet war. Wir hatten 160.000 Olivenbäume, zehntausende von Weinstöcken. Jetzt haben wir die Arbeitskräfte nicht mehr. Und wir machen die Erfahrung, dass man sein Geld mit Tourismus sehr viel leichter verdienen kann. Und stellen Sie sich mal vor, im Umkreis von 200 Kilometer gibt es keine Industrie, das heißt es gibt überhaupt keine Luftverschmutzung. Also könnten wir unsere landwirtschaftlichen Produkte als besonders gesunde Nahrung im Tourismus doch gut vermarkten, und dazu kommt, dass man hier vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst draußen sein kann."
Mljet, das Ganzjahrestourismusparadies. Mir kommt der Refrain des Liedes vom Abend zuvor in den Sinn: "Ich war überall in der Welt, aber hier auf der Insel Mljet ist es am besten" - Das kann man nur singen, denk ich, solange solche Zukunftsträume nicht Wirklichkeit werden.
Meere:
Ihn allein, der so herzlich zur Heimat und Gattin sich sehnte,
Hielt die unsterbliche Nymphe, die hehre Göttin Kalypso,
In der gewölbeten Grotte und wünschte sich ihn zum Gemahle.
"Gehen sie 20 Minuten dort auf dem schmalen Fußweg durch Olivenhaine hinab, dann kommen Sie zu einer großen Höhle, der Odysseus-Grotte unten am Meer!"
Der alte Fischer zeigt auf einen unwegsamen Pfad über weißen Karst, spitzigen Fels und Schotter, durch dichte Makie aus Ilex und Steineichen auf spärlicher roter Erdkrume, hinab zur Steilküste. Einen Steinwurf davor tut sich ein Kraterloch auf; in der Tiefe rumort es wie fernes Donnergrollen, rollen und brechen Wellen vom Meer durch einen unterirdischen Tunnel ein, spülen hinauf zu grün bewachsenen Felswänden.
Um die gewölbte Grotte des Felsens bereitet" ein Weinstock
Seine schattenden Ranken, behängt mit purpurnen Trauben.
Und vier Quellen ergossen ihr silberblinkendes Wasser.
So beschreibt Homer in der "Odysse" den Ort, an dem die Göttin und Nymphe Kalypso den durch Ägäis und Jonisches Meer irrenden Odysseus sieben Jahre lang festgehalten haben soll - in diesem Karstkrater auf der süddalmatinischen Insel Mljet! - eine von vielen Legenden, die einem die Einheimischen gerne und immer wieder erzählen. Ebenso wie die vom schiffbrüchigen Paulus, der nicht auf Malta, wie dort die touristische Werbung behauptet, sondern an einem Strände von Mljet, gestrandet sein soll. Mljet, die Legendumwbene Insel.
Meer und Zikaden, Zikaden und Meer, die Brise, die durch die hellgrün leuchtenden weitausladenden Schirme der Aleppokiefern weht, dann und wann Möwenschreie oder Krähenkrächzen und Bienensummen - sonst Ruhe! Stundenlang kann man in dieser Stille wandern über "melite nesos", Honiginsel, wie die Griechen Mljet nannten ohne einer Menschseele zu begegnen. Im Nordwesten der lang gestreckten Insel allerdings ist es etwas anders, denn dort liegt der Nationalpark Mljet, der ein Viertel der Inselfläche ausmacht, einer der sieben kroatischen Nationalparks. Und der zieht mit seinen zwei Seen die Masse der Tagestouristen an, die mit Fähren aus Dubrovnik oder von der Nachbarinsel Korcula kommen. Der malo und der veliko jezero, der kleine und der große See, sind eine geomorphologische Besonderheit, erklärt Nationalparkdirektor und Forstwirt Oswin Pecar:
"Während der letzten Eiszeit sind hier Seen aus tiefen Karsttälern entstanden. Und in denen haben wir viele endemische Arten Tiere und Pflanzen, die oft in den Karsthöhlen auch unter Wasser leben und die es nur hier gibt. Und wir haben in einem der Seen das größte Korallenriff des Mittelmeers. Es sind Steinkorallen und die zu sehen, ist schon eindrucksvoll."
Die beiden Seen blinken, umstanden grün schimmernden Schirmkiefern und laden zum Bade in einem Wasser das weniger salzig und immer zwei Grad wärmer ist als das Meer, mit dem die Seen über unterirdische Kanäle verbunden sind. Auf asphaltierten Wegen kann man sie bequem mit Fahrrad, dem Hauptverkehrsmittel der Touristen, umfahren.
"Es ist die grünste Insel in der Adria. Wir haben die best erhaltenen Wälder aller Inseln in der Adria, und Steineichenwälder, wie man sie sonst in der Welt kaum noch findet. Der Nationalpark ist zu 90 Prozent Wald."
Und 70 Prozent der Insel insgesamt sind bewaldet. Mljet, die grüne Insel! Aber die verwunderlichste Besonderheit von Mljet hat Nationalparkdirektor Pecar gar nicht benannt: wenn die Fähren mit den Tagestouristen, die sich auf engem Raum rund um die beiden Seen konzentrieren, abgefahren sind, kehrt totale Ruhe ein, ist die Insel so gut wie "Touristenfrei", denn abgesehen von einer kleinen Hotelanlage mit Yachthafen an der Nodwestspitze, gibt es praktisch keine touristische Infrastruktur auf diesem dalmatinischen Eiland mit seinen gerade mal etwas über 1000 Einwohnern. Kein Wunder, dass die Wenigen, die Zimmer oder gar Apartments in einem der 16 kleinen Orte auf der Insel gefunden haben, aus dem Schwärmen gar nicht rauskommen, wie diese Österreicher, die sich im Fischerdorf Soline, bestehend aus sieben Häusern an einer Meeresbucht, eingemietet haben.
"Das ist einfach wie ein kleines Paradies hier. - Wir waren beim ersten Mal hellauf begeistert da zu sein, vor zwei Jahren war das und jetzt sind wir heuer wieder hergekommen. Was mich begeistert ist der große und der kleine See, dass man eben zwar am Meer ist, aber doch nicht im Meer schwimmt, eben wegen der Mischung aus Meerwasser und Süßwasser und das find ich so angenehm und die ringsum liegenden Waldrücken und dass die Bäume bis an den Strand und ans Wasser gehen, dass man Schatten findet und trotzdem auch in der Sonne sein kann, und die Ruhe und das Naturbelassene, das find ich schön. Für alle Menschen, die Ruhe suchen, ist diese Insel eine der interessantesten und eine der schönsten. Ich glaube, dass man solche Oasen als diese auch weiterhin behalten sollte."
Und wenn man Glück hat, hört man auf Mljet, der ruhigen Insel, wie hier in Soline, alte dalmatinische Lieder oder auch neuere, die Mljet preisen.
"Ich war überall in der Welt, aber hier auf der Insel Mljet ist es am besten", heißt es im Refrain. - Aber für die Insel ist diese Art von Oase ein Problem, denn die Inselbewohner, vor allem die jungen wandern ab, erläutert Inselbürgermeister Nikolaj Haidic und verweist von seinem Rathaus im Inselhauptort Babino Polje auf die Schule nebenan: sie hat in allen ihren acht Klassen noch 92 Schülerinnen und Schüler.
"Eine Perspektive für die Insel gibt es nur, wenn wir mehr Hotels bauen, nur dann könnte die Abwanderung der jungen Leute nach Dubrovnik oder in andere Städte in Kroatien gestoppt werden. Und gleichzeitig müssen wir die Natur hier erhalten, das ist das Kapital von dem wir nur leben können, das ist uns schon klar."
Unser wunderbar mildes subtropisches Klima würde Tourismus das ganze Jahr hindurch erlauben, schwärmt der Bürgermeister und es gibt Pläne der Gemeinde dafür, aber erstens gibt es bisher keine Investoren für neue Hotels und zweitens ist die Bürokratie in Zagreb zu langsam. - Gott sei dank ist es so und möge es noch lange so bleiben, denke ich als Mljet-verliebter Tourist ganz egoistisch, verabschiede mich vom freundlichen Inselschultes, und fahre über die einzige Asphaltstraße, die sich mit starken Steigungen in Serpentinen über die grüne Insel schlängelt, ins Dorf Prozura, eine der ältesten Ansiedlungen auf Mljet: die meisten Häuser verfallen, wenige sind bewohnt, ein Wehrturm und drei Kapellen aus Gotik und Renaissance. Alle sind ver-schlossen. Ihr äußerer Schmuck, Pfeiler, Spitzbogenfenster, verzierte Lisenen und überraschend ausdrucksstarke Skulpturen erscheinen gut erhalten. Ein pensionierter Seeman fungiert als Fremdenführer.
"Dort oben, das ist die Kirche des Heiligen Martin, daneben die des Heiligen Stefan, Rest eines ehemaligen Klosters und auf dem Felsen die Dreifaltigkeitskirche, früher war da die Schule drin."
Elf alte Leute leben noch in dem einst reichen Dorf, - einst, als Mljet im Mittelalter zur reichen Republik Dubrovnik gehörte. - Von Pozura schlängelt sich eine schmale Straße hinab zu einer Bucht mit ein paar Fischerhäusern und vorgelagerten Inselchen. Der Blick geht übers tiefblaue Meer auf die hohen kahlen Berge der Halbinsel Peljesac in der Ferne. Ähnlich sieht es in all den kleinen Ortschaften auf Mljet aus: wenige intakte Häuser, von Grün, von Feigenbüschen, Oliven- und Mandelbäumen überwucherte Ruinen, überraschende architektonische Erinnerungen an eine ferne reichere Zeit und weite Blicke übers Meer und auf die dalmatinische Inselwelt ringsum.
An der Inselspitze ganz im Südosten rollen Wellen auf die hellen weichen Sandstrände von Saplunara , eine weitere Seltenheit auf den Inseln Dalmatiens. - 20, vielleicht 30 Touristen baden hier in Sonne und Meer.
Über die einzige asphaltierte Straße vorbei an brachliegenden Feldern, verwilderten Olivenhainen und Weinbergen, komme ich zurück nach Babino Polje und treffe einen anderen Nikola Haidic, pensionierter Chef des Mjleter Tourismusbüros, der sich nach wie vor Gedanken über die Zukunft seiner Heimatinsel macht:
"Ich erinnere mich, als ich sehr viel jünger war, gab es keinen Quadratmeter Land, der nicht landwirtschaftlich bearbeitet war. Wir hatten 160.000 Olivenbäume, zehntausende von Weinstöcken. Jetzt haben wir die Arbeitskräfte nicht mehr. Und wir machen die Erfahrung, dass man sein Geld mit Tourismus sehr viel leichter verdienen kann. Und stellen Sie sich mal vor, im Umkreis von 200 Kilometer gibt es keine Industrie, das heißt es gibt überhaupt keine Luftverschmutzung. Also könnten wir unsere landwirtschaftlichen Produkte als besonders gesunde Nahrung im Tourismus doch gut vermarkten, und dazu kommt, dass man hier vom frühen Frühjahr bis in den späten Herbst draußen sein kann."
Mljet, das Ganzjahrestourismusparadies. Mir kommt der Refrain des Liedes vom Abend zuvor in den Sinn: "Ich war überall in der Welt, aber hier auf der Insel Mljet ist es am besten" - Das kann man nur singen, denk ich, solange solche Zukunftsträume nicht Wirklichkeit werden.