Leipzig ist weit. Wenn man nicht da ist, muss man Berichte lesen. Fast alle Berichte betonen, es handele sich um eine Messe für Literaturfans. - Leipzig ist weit. Wenn man nicht da ist, versucht man sich vorzustellen, wie so ein Literaturfan aussieht. Trägt er ein Martin-Walser-T-Shirt? Günter-Grass-Schal? Christoph-Hein-Kappe. Laufen Literaturfans pulkweise skandierend übers Messegelände: Eric-Emmanuel Schmitt. Eric-Emmanuel Schmitt? Prügeln sie sich mit anderen - beispielsweise Theaterfans - vor dem Bahnhof? Wer erfindet so ein idiotisches Wort wie Literaturfan?
"Schon kurz nach zehn füllen sich die Messehallen mit tausenden Leseratten."
Auch von Leseratten ist vielfach die Rede. Und manche sprechen von Beziehungen der Menschen zu Büchern.
"Die Beziehung der Menschen zu den Büchern. Was hat sich eigentlich geändert? - Die Menschen sind also nach wie vor an Literatur interessiert. Die Menschen lesen nach wie vor sehr gerne."
Leipzig ist weit. Wenn man nicht da ist, muss man sich im Internet informieren. Auf der Homepage der Messe gibt's einen Link zu "Radio blau". Das ist ein Lokalsender. Der hat eine Buchhändlerin interviewt. Die sagt, was man auf der Messe sieht.
"Man sieht eben dann auch prominente Gäste, die dann auch sozusagen zum Befragen da sind und zum live sehen. Und das ist für viele ein ganz tolles Erlebnis."
Leipzig ist weit. Wenn man nicht da ist, muss man Erlebniserzählungen anderer glauben. Weniger toll - wird erzählt - soll der Bundeswehrstand sein. Der größte der Messe. Und das hat wohl Protest provoziert. Es gibt eine Unterschriftenliste, heißt es, gegen die "Militarisierung der Buchmesse". Mitunterzeichner seien bedeutende Pazifisten wie der Serbenversteher Peter Handke und der Träger des Völkerfreundschaftsordens des Obersten Sowjet Hermann Kant.
"Ist der Reiz solch einer Messe für den sagen wir mal Otto-Normalverbraucher besser gegeben als wie in den Jahren zuvor."
Leipzig ist weit. Aber wenn man von dem gegebenen Reiz für den Otto-Normalverbraucher erfährt, von Literaturfans und Ratten und Beziehungen, die Menschen und Bücher haben, von Prominenten, die live sozusagen zu sehen sind und am Ende noch Handke und Kant heißen. Und wenn man - von Ferne im Internet - hört, wie eine Buchhändlerin messeanläßlich nach einem besonderen Lesetipp befragt, folgendes antwortet:
"Also ich muss sagen, ich hab vor einiger Zeit jetzt den letzten Harry-Potter-Band gelesen."
- dann hat man - von Ferne vielleicht etwas voreingenommen - den Eindruck, man möchte doch lieber zuhause bleiben. Alleine mit einem Buch auf dem Schoß. In Grundstellung ganz konventionell Lesen praktizieren. Naja, vielleicht bin ich nur verklemmt. Ich geh auch nicht in Swinger-Clubs.
"Schon kurz nach zehn füllen sich die Messehallen mit tausenden Leseratten."
Auch von Leseratten ist vielfach die Rede. Und manche sprechen von Beziehungen der Menschen zu Büchern.
"Die Beziehung der Menschen zu den Büchern. Was hat sich eigentlich geändert? - Die Menschen sind also nach wie vor an Literatur interessiert. Die Menschen lesen nach wie vor sehr gerne."
Leipzig ist weit. Wenn man nicht da ist, muss man sich im Internet informieren. Auf der Homepage der Messe gibt's einen Link zu "Radio blau". Das ist ein Lokalsender. Der hat eine Buchhändlerin interviewt. Die sagt, was man auf der Messe sieht.
"Man sieht eben dann auch prominente Gäste, die dann auch sozusagen zum Befragen da sind und zum live sehen. Und das ist für viele ein ganz tolles Erlebnis."
Leipzig ist weit. Wenn man nicht da ist, muss man Erlebniserzählungen anderer glauben. Weniger toll - wird erzählt - soll der Bundeswehrstand sein. Der größte der Messe. Und das hat wohl Protest provoziert. Es gibt eine Unterschriftenliste, heißt es, gegen die "Militarisierung der Buchmesse". Mitunterzeichner seien bedeutende Pazifisten wie der Serbenversteher Peter Handke und der Träger des Völkerfreundschaftsordens des Obersten Sowjet Hermann Kant.
"Ist der Reiz solch einer Messe für den sagen wir mal Otto-Normalverbraucher besser gegeben als wie in den Jahren zuvor."
Leipzig ist weit. Aber wenn man von dem gegebenen Reiz für den Otto-Normalverbraucher erfährt, von Literaturfans und Ratten und Beziehungen, die Menschen und Bücher haben, von Prominenten, die live sozusagen zu sehen sind und am Ende noch Handke und Kant heißen. Und wenn man - von Ferne im Internet - hört, wie eine Buchhändlerin messeanläßlich nach einem besonderen Lesetipp befragt, folgendes antwortet:
"Also ich muss sagen, ich hab vor einiger Zeit jetzt den letzten Harry-Potter-Band gelesen."
- dann hat man - von Ferne vielleicht etwas voreingenommen - den Eindruck, man möchte doch lieber zuhause bleiben. Alleine mit einem Buch auf dem Schoß. In Grundstellung ganz konventionell Lesen praktizieren. Naja, vielleicht bin ich nur verklemmt. Ich geh auch nicht in Swinger-Clubs.