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Die letzten Diplomer

Mit dem offiziellen Ende des Wintersemesters am 31. März mussten die letzten Diplomstudenten mussten ihr Studium abschließen. Ab jetzt gibt es nur noch den einheitlichen Bachelor/Master-Studiengang. Der Diplom-Sportwissenschaftler ist damit Geschichte.

Von Hendrik Maaßen | 01.04.2012
    In den Räumen des Prüfungsamtes der Sporthochschule Köln stapeln sich die Diplomarbeiten auf den Tischen. Auf dem Flur sitzen Studenten mit ihren druckfrischen Arbeiten in den Händen. Nervös warten sie, bis sie an der Reihe sind. Einer von ihnen ist Hauke Böckmann.

    "Das ist der letzte Tag, ich muss heute wirklich abgeben, ich habe früh angefangen, dann aber noch ein Praktikum zwischen durch gemacht, das wollte ich unbedingt machen und habe deswegen eigentlich die Arbeit eigentlich in zwei Monaten mehr oder weniger geschrieben. "

    Am vergangenen Freitag und Samstag hatten rund 400 'Diplomer' die letzte Möglichkeit ihr Studium nach dem alten Modell abzuschließen. Denn seit heute gibt es den Diplomstudiengang Sportwissenschaft an der Sporthochschule Köln nicht mehr. 2007 konnten sich Studenten das letzte Mal für das Diplom einschreiben. Die Umstellung durch die Bologna Reform führt seit dem zu einer anderen, strikteren Studienmentalität. Hans Joachim Appell, Vorsitzender des Diplom Prüfungsausschusses:

    "Im Diplom gab es noch so etwas was wir früher die 'Freiheit des Studiums' nannten, was für uns Professoren so etwas von 'Freiheit von Lehre und Forschung' bedeutet. Wir alle sitzen in einem Boot, sowohl die Professoren als auch die Studenten. Wir sind gezwungen in bestimmten organisatorischen Rahmenbedingungen uns zu bewegen und das war früher also viel, viel freiheitlicher. Da konnte man auswählen, was man macht, man hatte viel mehr Wahlmöglichkeiten."

    Insgesamt 17.560 Studierende haben in der Zeit von 1949 bis 2011 einen Diplom-Abschluss an der einzigen Sportuniversität Deutschlands abgelegt. Einen Abschluss der auf dem Arbeitsmarkt einen guten Ruf genoss.

    "Ich glaube, es verschwindet schon eine Marke. Und wie das immer so ist, wenn ein gut eingeführter Artikel vom Markt geht, dann ist da zunächst ein gewisses Vakuum und wir müssen sehen wie sich dann die Marken Bachelor, bei den Mastern habe ich da nicht so große Zweifel, wie sich die Marke Bachelor der Deutschen Sporthochschule dann im Konzert mit den anderen Bachelorn aus dem In- und Ausland ähnlich durchsetzten wird, wie es früher 'der Diplomer' der Deutschen Sporthochschule Köln war."

    Die "neue Studierenden-Generation" schließt mit dem Bachelor ab. Die Sporthochschule bietet insgesamt vier sportwissenschaftliche Bachelorstudiengänge, fünf Lehramts- und sieben Masterstudiengänge an. Aber den weiterführenden Master können längst nicht alle Studenten machen. Wer einen der wenigen Studienplätze ergattern will, muss vor allem sehr gute Noten haben.

    Das Sportstudium hat sich verändert. Die Studenten müssen sich anpassen. Rosemarie Wilbertz, Leiterin des Prüfungsamtes:

    "Es ist ein großer Unterschied, weil die Bachelorstudierenden doch sehr verschult sind, sehr orientiert auf sehr gute Noten, auf schnelles Studieren. Immer mit Blick auf den Masterstudiengang. Während, bei den Diplomern war es so, die haben glaube ich, oder ich weiß es eigentlich, ihr Studium mehr genießen können. Und das können die Bachelorstudierenden nicht. "

    Doch neben dem Genuss verändert sich auch die Art des Studierens. Der Studienverlauf ist vorgeschrieben, die Zahl der Prüfungen viel höher. Es bleibt kaum noch Zeit sich beruflich zu orientieren.

    Student Hauke Böckmann, hat sein Praktikum im Sportsponsoring zum Beispiel einfach gemacht, als er es und nicht seine Studienordnung für richtig hielt.

    Die letzten Diplomer sind vom Prüfungsamt in den Biergarten vor die Mensa gegangen. Müde, aber zufrieden stoßen sie auf ihren Abschluss an, erzählen aus den letzten Wochen.

    "…Ja, jeden Tag ungefähr 10 bis 12 Stunden in der Bib, dann nachts noch bis zwei, drei Uhr – ja, schon, ist so – noch schön auf dem Balkon weitergeschrieben… ich weiß von einigen Leuten, dass sie noch immer in der Bib sind, und das sie wahrscheinlich auch noch ne Nachtschicht machen müssen. Das haben viele von uns auch mal gemacht, auch mal wenig, bis gar keinen Schlaf, aber ich gehe davon aus, dass die Leute morgen auf jeden Fall alle irgendetwas abgeben werden…"