Im April 2013 war »lyrix« zu Gast im OZEANEUM in Stralsund. Die ungeheure Artenvielfalt Unterwasser, die im OZEANEUM in verschiedenen Ausstellungsmodulen dargestellt wird , inspirierte euch zu Texten rund um das Thema "Meerwert".
Wir haben euch nach Unterwassergeschichten und Meeresmythen gefragt und fantasievolle Texte von euch bekommen. Ein Teil euer Gedichte handeln von Meeresbewohnern: von Fabelwesen, Fischen und Krabbeltieren. Andere Texte beschreiben die enorme Kraft und Macht des Meeres und spielen beispielsweise auf Tsunamikatastrophen der letzten Jahre an. Aber auch ein ganz anderer Blick auf das Meer, nämlich als Ruhepol und Besinnungsort, kommt in euren Texten vor.
Wir freuen uns über alle eure Einsendungen und präsentieren die fünf Monatsgewinner im April!
An Leonard
Ich höre die Wellen,
die Flut
weiß und schwarz,
ein Wetterleuchten
im späten März
haben sie mich
an fremden Strand gespült.
Immerfort woll'n sie mich wiegen,
flüstern sanft nun in mein Ohr,
und nichts, das mich genesen macht,
nichts, das sie verstummen lässt,
nicht möchte ich dir
ihre Worte nennen,
ich fürchte, du könntest
sie
mich,
nicht versteh'n,
die Flut ist weiß,
die Flut ist schwarz,
ich höre sie deutlich,
sie hält mich wach.
Ich will nicht vergessen,
was du mir gewesen,
doch kann ich nicht warten,
bis wieder sie schlagen,
die Wellen, so unstet
und ungewiss',
werden sie Freund
oder Feind mir heut' sein?
Und so tanze ich bis zum nächsten Ufer,
ich hebe den Blick, mein Himmel
er brennt,
ich grüße dich, Freund,
ich reiche die Hand,
ich sinke ins Flussbett,
doch schmeck' ich die See,
unendlich befreit
will ewig ich zieh'n,
ich bin die Woge,
ich bin das Meer.
Anmerkung: Es handelt sich bei dem eingereichten Gedicht um ein von mir aus der Sicht der englischen Autorin Virginia Woolf verfasstes Werk. Es dient als Hommage an sie. -
(Julia Fourate aus Nordhofen, Mons-Tabor-Gymnasium, Klasse 12, Muttersprache Deutsch)
o.T.
Da saßen wir.
Salzige Knöchel, Blutige Sohlen, Sandige Zehen.
Ich hoffte auf Wasser
dass uns wegspülen würde.
Dir reichte es würde es den Sand mitnehmen
und das Blut. vielleicht. meintest Du.
Wir hätten einander die Wunde geleckt
hätte es nicht so gebrannt.
Das Wasser kam zögernd.
Aber es kam.
Nahm den Sand mit blutigen Küssen.
Unsere Hände waren schnittelos und
färbten den Sand.
rot wo wir Halt suchten.
A little water clears us from this deed
betetest du mir ins Ohr.
Es blieb liegen dort.
Heißeres Möwenlachen, naive Gedanken und Meeresrauschen
Naivität lebt nur in unschuldigen Köpfen indeed.
Nichts für das man sich schämen müsste.
Du schwitztest Optimismus auf unsere Häute.
Er perlte ab. von meiner zumindest.
Stand dir schon immer besser.
Die Möwen flogen tiefer dann.
Leckten das Blut von der Wasseroberfläche.
Sie sind genau wie wir.
Nur dass man es von ihnen nicht erwartet hätte.
Das Wasser wurde sicherer.
Kam öfter und mit mehr Kraft.
Ich fütterte es mit Sandkreisen.
Weil dass das Einzige ist das uns geblieben war.
Die Wasserzungen fingen an sich
unsern vernarbten Füßen zu widmen.
Vorsichtig erst und dann fordernd.
Es war absehbar das sie sich nicht lange mit dem
Sand zufrieden geben würde.
Sie hatte Blut geleckt.
Genau wie wir.
(Johanna Fugmann aus Memmelsdorf, Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg, Klasse 10, Muttersprache Deutsch)
Geheimnis des Meeres
Schatzkisten öffnen sich
Nur mit Schlüssel
Finde, tauche
Öffne
Tauchen in tiefsten Tiefen
Dunkelheit, dann?
Ein schwacher Lichtstrahl dringt
Durch blaue Decken
Fischgeblubber
In der Ferne
Wo?
Geheimnis der Dunkelheit
Seeanemonen wiegen sich
Im Wasser, im Rhythmus
Farben leuchten
Geräusche, leise, wie, wo?
Geheimnis im Blau
Neue Welle und
Staub wirbelt auf
Stille Schreie der Fisch und
Mitgerissene Pflanzen treiben
Auf dem Wasser
Fischer auf dem Boot
Fische und Anemonen vor ihm
Woher, wie, warum?
Geheimnis des Meeres
Schatzkisten öffnen sich
Nur mit Schlüssel
Suche doch du wirst
Nichts finden, denn das Meer ist
Tief und Dunkel
(Lena Marie Hinrichs aus Wentorf, Hansa-Gymnasium Hamburg-Bergedorf, Klasse 7, Muttersprache Deutsch)
legato
Erst im Stillschweigen einer Seele,
in deiner Tiefe, unergründlich,
deiner Weite, unermesslich,
hört man der Welten Atem rauschen
immerfort; verzerrt die Sonne
glühend die Konturen derer, die
sich in dir spiegeln, Schatten,
die da manche sahen, waren sie bloß
selbst; die Luft scheint andersartig:
Nebelschleier, Hoffnungsschleier
dunsten über Abgrundtiefen, deines
dunklen Wassers Leben schimmert
übers Firmament; schlägt deine blaue
Hand, so stark, wohl im Triumphe,
weiße Gischt auf kalte Erde, wo
verbirgt man solche Kraft? Gewiss
in deinem dunklen Herzen; kommt kein
Licht und dennoch, deine Seele bleibt
des Himmels leuchtend Spiegelbild
und ein Geheimnis ungelöst.
(Marleen Köller aus Buchholz, Albert-Einstein-Gymnasium, Klasse 10, Muttersprache Deutsch)
La Marée Noire
Das schillernde Spiel
Der Farben, die Lebendigkeit
Des Blaus – unendlich
Oh, Du flüsterndes Wellenrauschen
Dein Rufen
Durchdringt mich
Tiefe
Worte der Seele: die Sehnsucht
Trägt mich davon
In sanftem Schaukeln –
Das kristallene Wasser darunter
Schwimmende Riesen, die Perlen
Des Ozeans suchen, silberne Geister
Schweben dahin wie Träume
Vernichtet durch das Schwarz
Der untergegangenen Sonnen.
Oh, Du flüsterndes Wellenrauschen,
Die dunkle Wolke
Überrennt
Dich.
Die Freiheit.
Das Leben.
(Kathrin Moll aus Altdorf, Gymnasium Neckartenzlingen, Klasse 11, Muttersprache Deutsch)
Wir haben euch nach Unterwassergeschichten und Meeresmythen gefragt und fantasievolle Texte von euch bekommen. Ein Teil euer Gedichte handeln von Meeresbewohnern: von Fabelwesen, Fischen und Krabbeltieren. Andere Texte beschreiben die enorme Kraft und Macht des Meeres und spielen beispielsweise auf Tsunamikatastrophen der letzten Jahre an. Aber auch ein ganz anderer Blick auf das Meer, nämlich als Ruhepol und Besinnungsort, kommt in euren Texten vor.
Wir freuen uns über alle eure Einsendungen und präsentieren die fünf Monatsgewinner im April!
An Leonard
Ich höre die Wellen,
die Flut
weiß und schwarz,
ein Wetterleuchten
im späten März
haben sie mich
an fremden Strand gespült.
Immerfort woll'n sie mich wiegen,
flüstern sanft nun in mein Ohr,
und nichts, das mich genesen macht,
nichts, das sie verstummen lässt,
nicht möchte ich dir
ihre Worte nennen,
ich fürchte, du könntest
sie
mich,
nicht versteh'n,
die Flut ist weiß,
die Flut ist schwarz,
ich höre sie deutlich,
sie hält mich wach.
Ich will nicht vergessen,
was du mir gewesen,
doch kann ich nicht warten,
bis wieder sie schlagen,
die Wellen, so unstet
und ungewiss',
werden sie Freund
oder Feind mir heut' sein?
Und so tanze ich bis zum nächsten Ufer,
ich hebe den Blick, mein Himmel
er brennt,
ich grüße dich, Freund,
ich reiche die Hand,
ich sinke ins Flussbett,
doch schmeck' ich die See,
unendlich befreit
will ewig ich zieh'n,
ich bin die Woge,
ich bin das Meer.
Anmerkung: Es handelt sich bei dem eingereichten Gedicht um ein von mir aus der Sicht der englischen Autorin Virginia Woolf verfasstes Werk. Es dient als Hommage an sie. -
(Julia Fourate aus Nordhofen, Mons-Tabor-Gymnasium, Klasse 12, Muttersprache Deutsch)
o.T.
Da saßen wir.
Salzige Knöchel, Blutige Sohlen, Sandige Zehen.
Ich hoffte auf Wasser
dass uns wegspülen würde.
Dir reichte es würde es den Sand mitnehmen
und das Blut. vielleicht. meintest Du.
Wir hätten einander die Wunde geleckt
hätte es nicht so gebrannt.
Das Wasser kam zögernd.
Aber es kam.
Nahm den Sand mit blutigen Küssen.
Unsere Hände waren schnittelos und
färbten den Sand.
rot wo wir Halt suchten.
A little water clears us from this deed
betetest du mir ins Ohr.
Es blieb liegen dort.
Heißeres Möwenlachen, naive Gedanken und Meeresrauschen
Naivität lebt nur in unschuldigen Köpfen indeed.
Nichts für das man sich schämen müsste.
Du schwitztest Optimismus auf unsere Häute.
Er perlte ab. von meiner zumindest.
Stand dir schon immer besser.
Die Möwen flogen tiefer dann.
Leckten das Blut von der Wasseroberfläche.
Sie sind genau wie wir.
Nur dass man es von ihnen nicht erwartet hätte.
Das Wasser wurde sicherer.
Kam öfter und mit mehr Kraft.
Ich fütterte es mit Sandkreisen.
Weil dass das Einzige ist das uns geblieben war.
Die Wasserzungen fingen an sich
unsern vernarbten Füßen zu widmen.
Vorsichtig erst und dann fordernd.
Es war absehbar das sie sich nicht lange mit dem
Sand zufrieden geben würde.
Sie hatte Blut geleckt.
Genau wie wir.
(Johanna Fugmann aus Memmelsdorf, Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg, Klasse 10, Muttersprache Deutsch)
Geheimnis des Meeres
Schatzkisten öffnen sich
Nur mit Schlüssel
Finde, tauche
Öffne
Tauchen in tiefsten Tiefen
Dunkelheit, dann?
Ein schwacher Lichtstrahl dringt
Durch blaue Decken
Fischgeblubber
In der Ferne
Wo?
Geheimnis der Dunkelheit
Seeanemonen wiegen sich
Im Wasser, im Rhythmus
Farben leuchten
Geräusche, leise, wie, wo?
Geheimnis im Blau
Neue Welle und
Staub wirbelt auf
Stille Schreie der Fisch und
Mitgerissene Pflanzen treiben
Auf dem Wasser
Fischer auf dem Boot
Fische und Anemonen vor ihm
Woher, wie, warum?
Geheimnis des Meeres
Schatzkisten öffnen sich
Nur mit Schlüssel
Suche doch du wirst
Nichts finden, denn das Meer ist
Tief und Dunkel
(Lena Marie Hinrichs aus Wentorf, Hansa-Gymnasium Hamburg-Bergedorf, Klasse 7, Muttersprache Deutsch)
legato
Erst im Stillschweigen einer Seele,
in deiner Tiefe, unergründlich,
deiner Weite, unermesslich,
hört man der Welten Atem rauschen
immerfort; verzerrt die Sonne
glühend die Konturen derer, die
sich in dir spiegeln, Schatten,
die da manche sahen, waren sie bloß
selbst; die Luft scheint andersartig:
Nebelschleier, Hoffnungsschleier
dunsten über Abgrundtiefen, deines
dunklen Wassers Leben schimmert
übers Firmament; schlägt deine blaue
Hand, so stark, wohl im Triumphe,
weiße Gischt auf kalte Erde, wo
verbirgt man solche Kraft? Gewiss
in deinem dunklen Herzen; kommt kein
Licht und dennoch, deine Seele bleibt
des Himmels leuchtend Spiegelbild
und ein Geheimnis ungelöst.
(Marleen Köller aus Buchholz, Albert-Einstein-Gymnasium, Klasse 10, Muttersprache Deutsch)
La Marée Noire
Das schillernde Spiel
Der Farben, die Lebendigkeit
Des Blaus – unendlich
Oh, Du flüsterndes Wellenrauschen
Dein Rufen
Durchdringt mich
Tiefe
Worte der Seele: die Sehnsucht
Trägt mich davon
In sanftem Schaukeln –
Das kristallene Wasser darunter
Schwimmende Riesen, die Perlen
Des Ozeans suchen, silberne Geister
Schweben dahin wie Träume
Vernichtet durch das Schwarz
Der untergegangenen Sonnen.
Oh, Du flüsterndes Wellenrauschen,
Die dunkle Wolke
Überrennt
Dich.
Die Freiheit.
Das Leben.
(Kathrin Moll aus Altdorf, Gymnasium Neckartenzlingen, Klasse 11, Muttersprache Deutsch)