Donnerstag, 25. April 2024


Die »lyrix«-Gewinner im April 2013

Welche Geheimnisse birgt das Meer? Gibt es eine Unterwasserwelt, von der wir nichts wissen? Und was müssen wir noch über unsere Ozeane lernen? Zusammen mit dem OZEANEUM in Stralsund fragten wir euch nach dem "Meerwert"?

20.06.2013
    Im April 2013 war »lyrix« zu Gast im OZEANEUM in Stralsund. Die ungeheure Artenvielfalt Unterwasser, die im OZEANEUM in verschiedenen Ausstellungsmodulen dargestellt wird , inspirierte euch zu Texten rund um das Thema "Meerwert".
    Wir haben euch nach Unterwassergeschichten und Meeresmythen gefragt und fantasievolle Texte von euch bekommen. Ein Teil euer Gedichte handeln von Meeresbewohnern: von Fabelwesen, Fischen und Krabbeltieren. Andere Texte beschreiben die enorme Kraft und Macht des Meeres und spielen beispielsweise auf Tsunamikatastrophen der letzten Jahre an. Aber auch ein ganz anderer Blick auf das Meer, nämlich als Ruhepol und Besinnungsort, kommt in euren Texten vor.

    Wir freuen uns über alle eure Einsendungen und präsentieren die fünf Monatsgewinner im April!



    An Leonard
    Ich höre die Wellen,
    die Flut
    weiß und schwarz,
    ein Wetterleuchten
    im späten März
    haben sie mich
    an fremden Strand gespült.
    Immerfort woll'n sie mich wiegen,
    flüstern sanft nun in mein Ohr,
    und nichts, das mich genesen macht,
    nichts, das sie verstummen lässt,
    nicht möchte ich dir
    ihre Worte nennen,
    ich fürchte, du könntest
    sie
    mich,
    nicht versteh'n,
    die Flut ist weiß,
    die Flut ist schwarz,
    ich höre sie deutlich,
    sie hält mich wach.
    Ich will nicht vergessen,
    was du mir gewesen,
    doch kann ich nicht warten,
    bis wieder sie schlagen,
    die Wellen, so unstet
    und ungewiss',
    werden sie Freund
    oder Feind mir heut' sein?
    Und so tanze ich bis zum nächsten Ufer,
    ich hebe den Blick, mein Himmel
    er brennt,
    ich grüße dich, Freund,
    ich reiche die Hand,
    ich sinke ins Flussbett,
    doch schmeck' ich die See,
    unendlich befreit
    will ewig ich zieh'n,
    ich bin die Woge,
    ich bin das Meer.

    Anmerkung: Es handelt sich bei dem eingereichten Gedicht um ein von mir aus der Sicht der englischen Autorin Virginia Woolf verfasstes Werk. Es dient als Hommage an sie. -

    (Julia Fourate aus Nordhofen, Mons-Tabor-Gymnasium, Klasse 12, Muttersprache Deutsch)


    o.T.

    Da saßen wir.
    Salzige Knöchel, Blutige Sohlen, Sandige Zehen.
    Ich hoffte auf Wasser
    dass uns wegspülen würde.
    Dir reichte es würde es den Sand mitnehmen
    und das Blut. vielleicht. meintest Du.
    Wir hätten einander die Wunde geleckt
    hätte es nicht so gebrannt.
    Das Wasser kam zögernd.
    Aber es kam.
    Nahm den Sand mit blutigen Küssen.
    Unsere Hände waren schnittelos und
    färbten den Sand.
    rot wo wir Halt suchten.
    A little water clears us from this deed
    betetest du mir ins Ohr.
    Es blieb liegen dort.
    Heißeres Möwenlachen, naive Gedanken und Meeresrauschen
    Naivität lebt nur in unschuldigen Köpfen indeed.
    Nichts für das man sich schämen müsste.
    Du schwitztest Optimismus auf unsere Häute.
    Er perlte ab. von meiner zumindest.
    Stand dir schon immer besser.
    Die Möwen flogen tiefer dann.
    Leckten das Blut von der Wasseroberfläche.
    Sie sind genau wie wir.
    Nur dass man es von ihnen nicht erwartet hätte.
    Das Wasser wurde sicherer.
    Kam öfter und mit mehr Kraft.
    Ich fütterte es mit Sandkreisen.
    Weil dass das Einzige ist das uns geblieben war.
    Die Wasserzungen fingen an sich
    unsern vernarbten Füßen zu widmen.
    Vorsichtig erst und dann fordernd.
    Es war absehbar das sie sich nicht lange mit dem
    Sand zufrieden geben würde.
    Sie hatte Blut geleckt.
    Genau wie wir.

    (Johanna Fugmann aus Memmelsdorf, Dientzenhofer-Gymnasium Bamberg, Klasse 10, Muttersprache Deutsch)


    Geheimnis des Meeres

    Schatzkisten öffnen sich
    Nur mit Schlüssel
    Finde, tauche
    Öffne

    Tauchen in tiefsten Tiefen
    Dunkelheit, dann?
    Ein schwacher Lichtstrahl dringt
    Durch blaue Decken
    Fischgeblubber
    In der Ferne
    Wo?
    Geheimnis der Dunkelheit

    Seeanemonen wiegen sich
    Im Wasser, im Rhythmus
    Farben leuchten
    Geräusche, leise, wie, wo?
    Geheimnis im Blau

    Neue Welle und
    Staub wirbelt auf
    Stille Schreie der Fisch und
    Mitgerissene Pflanzen treiben
    Auf dem Wasser

    Fischer auf dem Boot
    Fische und Anemonen vor ihm
    Woher, wie, warum?
    Geheimnis des Meeres

    Schatzkisten öffnen sich
    Nur mit Schlüssel
    Suche doch du wirst
    Nichts finden, denn das Meer ist
    Tief und Dunkel

    (Lena Marie Hinrichs aus Wentorf, Hansa-Gymnasium Hamburg-Bergedorf, Klasse 7, Muttersprache Deutsch)

    legato
    Erst im Stillschweigen einer Seele,
    in deiner Tiefe, unergründlich,
    deiner Weite, unermesslich,
    hört man der Welten Atem rauschen
    immerfort; verzerrt die Sonne
    glühend die Konturen derer, die
    sich in dir spiegeln, Schatten,
    die da manche sahen, waren sie bloß
    selbst; die Luft scheint andersartig:
    Nebelschleier, Hoffnungsschleier
    dunsten über Abgrundtiefen, deines
    dunklen Wassers Leben schimmert
    übers Firmament; schlägt deine blaue
    Hand, so stark, wohl im Triumphe,
    weiße Gischt auf kalte Erde, wo
    verbirgt man solche Kraft? Gewiss
    in deinem dunklen Herzen; kommt kein
    Licht und dennoch, deine Seele bleibt
    des Himmels leuchtend Spiegelbild
    und ein Geheimnis ungelöst.

    (Marleen Köller aus Buchholz, Albert-Einstein-Gymnasium, Klasse 10, Muttersprache Deutsch)


    La Marée Noire

    Das schillernde Spiel
    Der Farben, die Lebendigkeit
    Des Blaus – unendlich
    Oh, Du flüsterndes Wellenrauschen
    Dein Rufen
    Durchdringt mich
    Tiefe
    Worte der Seele: die Sehnsucht
    Trägt mich davon
    In sanftem Schaukeln –
    Das kristallene Wasser darunter
    Schwimmende Riesen, die Perlen
    Des Ozeans suchen, silberne Geister
    Schweben dahin wie Träume
    Vernichtet durch das Schwarz
    Der untergegangenen Sonnen.
    Oh, Du flüsterndes Wellenrauschen,
    Die dunkle Wolke
    Überrennt
    Dich.
    Die Freiheit.
    Das Leben.

    (Kathrin Moll aus Altdorf, Gymnasium Neckartenzlingen, Klasse 11, Muttersprache Deutsch)