Donnerstag, 18. April 2024


Die lyrix-Gewinner im Dezember

Im Dezember haben wir euch gefragt, ob ihr den Medien traut und vertraut. Hier sind die Gewinnergedichte zum Leitmotiv "Die Macht der Medien".

05.01.2009
    Die neutrale Berichterstattung ist die Pflicht eines Reporters. Hanns Joachim Friedrichs, Moderator der Nachrichtensendung "Tagesthemen", sagte einmal: "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten." Denn - Medien haben Einfluss auf die Meinung der Bevölkerung, aber haben sie auch die Macht, die Gesellschaft zu manipulieren?

    Eure Gedichte handelten von Übertreibungen in den Medien, vom perfekten und blendenden Schein der Modewelt, von Kriegen und Politik. Ihr habt dazu aufgerufen, den Medien kritisch gegenüberzustehen und selbst nachzudenken.

    Hier sind die Namen der Dezember-Gewinner und -Gewinnerinnen, deren Gedicht die Jury überzeugt hat. Vielen Dank und herzlichen Glückwunsch!

    Im Januar geht "lyrix" in eine neue Runde. Das erste Leitmotiv von 2009 lautet übrigens "Tagträume" .


    Medienstrom

    Mitgetrieben Fortgerissen
    Unterdrückt durch Stellenwert
    treibt man wert und wortlos mit im Strom
    ohne Wellengang
    Glatte Oberfläche
    reflektiert doch spiegelverkehrt
    Sanfter Druck lässt Wissen trinken
    diese leicht bis ganz verdrehten Bilder
    künstlerische Freiheit
    oder auch naturgemäß
    Neben ruhigem Wasserschlucken
    untergehend in Zeitdruck und Verschiebung
    allgemeine Konfusion durch Flut
    Morbide Klippe Desinteresse eine Zuflucht
    gegen Flut und Sog
    Tatsächliches Interesse
    wird nicht unterdrückt nicht aufgehalten
    Arme ausstrecken und schwimmen


    David Grigowski aus Kleve, Gesamtschule Mittelkreis, Jahrgangsstufe 13,
    Muttersprache Deutsch


    Medien

    Alles was sie uns zeigen
    Ist vertuschtes Schweigen
    Sagen was wir hören wollen
    Wichtiges geht verschollen

    Das Leben der Promis hat uns zu interessieren
    Welche Neuheiten deren Leben zieren
    Tabuthemen nur Kurz besprochen
    Deren Oberfläche angebrochen
    Zwei Monate wird gezeigt
    Eine Kritik, bitte Verzeiht
    Dass sie ein Mädchen suchen
    Auf die restlichen Tausend können wir spucken

    Täglich sehen wir Hunderte Tote des Krieges
    Nirgendwo Zeichen von Frieden oder des Sieges
    Naturkatastrophen überfluten das Land
    Menschen sind ausser Rand und Band
    Morde,Verbrechen, Tote, falsche Versprechen
    Verzweifelte, die ihre Liebsten rächen

    Doch vom Guten wollen wir nichts hören
    Auf schlechte Neuigkeiten können wir schwören


    Irina Kusmina aus München, Leuitpoldgymnasium, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache Russisch


    Medien-Macht

    Immer in perfektem Design,
    Models aufgetakelt und ganz fein,
    Buchstaben haargenau in Reihe gereiht,
    Moderatoren zu einigem bereit.

    Jede Neuigkeit wird in Zeitungen abgedruckt
    und sich oft auch ein Star als ganz normal entpuppt.
    Doch die Presse trägt keinen Heiligenschein,
    manchmal dringt sie nämlich zu sehr ins Privatleben ein.

    Vom Fernsehen wird alles kommentiert,
    aber manchmal von Zeitungen übertrieben und zu detailliert.
    Werbung meist dann kommt, wenn man sie nicht braucht,
    Mode wird schnell von allen gekauft.

    Alles wird nicht immer der Wahrheit entsprechen,
    nur Politiker werden allem ein Sahnehäubchen draufŽ setzen.
    Medien haben jedoch sehr viel Macht,
    keiner hat es ihnen je zu entkommen geschafft.


    Sarah Viktoria Löwe aus Aiglsbach, Johann-Turmair-Realschule Abensberg, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache Deutsch


    Nachrichten

    Wer erlag heute all seinen Wunden?
    Wie viele Geiseln sind nun schon verschwunden?
    Auf ihr Kind wartet die Mutter seit Stunden,
    Wer denkt schon daran, will sein Beileid bekunden?

    Weiterhin wütet wild der Krieg,
    Wir nehmen's so hin, was bleibt uns schon,
    Wollen nur irgendeinen friedlichen Sieg,
    Die Mutter erwartet noch immer den Sohn.

    Wir sehen alles nur aus herrlicher Ferne,
    Uns trennt ja noch dies bedeutende Glas,
    denn was uns erreicht,
    wirkt weit weg wie die Sterne,
    was nicht gefällt, vergessen wir gerne.

    Die ständigen Bilder von schrecklichen Taten,
    Wir verbinden damit nur abstrakte Daten,
    Die Zeitung ist voll von tödlichem Grauen,
    Doch können wir das Geschehen durchschauen?
    Sind wir gebunden an die Geschichten, die vielen,
    die sie uns liefern, um mit Gefühlen zu spielen?

    Eben weil die Nachrichten unsre Mitleidsschwelle senken,
    so bleibt die Pflicht, auch selbst zu denken,
    denn sind wir geneigt, allem Glauben zu schenken,
    so müssen wir's wagen, dagegen zu lenken.


    Julika Schlör aus Grünsfeld, Matthias-Grünewald-Gymnasium Tauberbischofsheim, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache Deutsch


    Die Macht der Medien

    Schlagzeilen über Schlagzeilen,
    die einen überall ereilen!
    Nachrichten über Nachrichten,
    die einen zu Grunde richten!
    Was soll man denken?
    Was soll man glauben?
    Wem Vertrauen schenken?
    Welche Zeitung zusammenklauben?

    Schlagzeilen über Schlagzeilen,
    die einen überall ereilen!
    Nachrichten über Nachrichten,
    die einen zu Grunde richten!
    Kann man da noch objektiv sein,
    sich seine eig' ne Meinung bilden?
    Steht man damit nicht ganz allein,
    in gefährlichen Gefilden?

    Schlagzeilen über Schlagzeilen,
    die einen überall ereilen!
    Nachrichten über Nachrichten,
    die einen zu Grunde richten!
    Wenn sie Schlagzeilen wittern,
    ist es nur noch selten Spaß!
    Dann sollten die Leute zittern,
    Macht der Medien nennt man das!


    Anna Slobodnik aus Berlin, Felix-Mendelsson-Bartholdy-Gymnasium, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache Russisch


    Außer-Konkurrenz-Gewinnerinnen:


    Freie Medien, freie Bürger?

    Axel Springer
    Links gerichtet
    Traue keinem
    Der berichtet
    Objektiv
    Ist keiner hier
    Denk mal nach
    Und horch genau

    Schaust du abends
    Tagesschau?
    Glaub nicht alles
    Was du siehst
    Medien sind ein
    Spielball großer Mächte
    Pressefreiheit ist zensiert
    Dumm gehalten wird das Volk

    "Nachrichten sind objektiv"
    Glaubst du an den Weihnachtsmann?
    Lass die Medien an dein Hirn
    Du glaubst alles
    Was du hörst
    Schon seit Jahren ist er Mensch
    Gefangen in der Medienwelt
    Immer weiter, immer wieder
    Ködert ihn die fette Spinne
    Bis er dann, in ihrem Netz
    Gefangen und verschlungen wird


    Jana Freund aus Maintal, Albert - Einstein – Schule, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache Deutsch


    Die Zeitungsente

    Ich bin eine Zeitungsente,
    quake hier und quake dort,
    doch Menschen sprechen Menschensprache,
    versteh’n kein einz’ges Entenwort.

    So kann es manches Mal passieren,
    dass da was steht, was so nicht stimmt
    auf all diesen Papieren.
    Ob man mir das übel nimmt?

    Wenn etwas in der Welt passiert,
    bin ich gleich vor Ort,
    entzupf mir einen Federkiel
    und schreibe Wort für Wort.

    Doch gute Übersetzer
    für so etwas sind rar.
    Da wird dann vieles aufgeschrieben,
    was nie wirklich so war!

    So liegt dann zwischen Toast und Ei
    im Frühstücksambiente
    eine Zeitung voller Fehler.
    Es grüßt die Zeitungsente!


    Julia Frick aus Lambsheim, Johann-Sebastian-Bach-Gymnasium Mannheim, Jahrgangsstufe 13, Muttersprache Deutsch