Donnerstag, 18. April 2024


Die lyrix-Gewinner im Februar 2010

Im Februar solltet ihr in Anlehnung an Erich Frieds Gedicht "Was es ist" einer Sache auf den Grund gehen.

15.03.2010
    Im vergangenen Monat erreichten uns zahlreiche Einsendungen, die sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem Leitmotiv "Was es ist" auseinandersetzen. Viele eurer Gedichte haben sich - wie Erich Fried - dem Wesen der Liebe angenähert. Aber auch mit anderen starken Emotionen und "großen" Themen wie Schmerz, Hoffnung oder Leben habt ihr euch befasst und beschrieben, "Was es ist".

    Im März lautet unser Leitmotiv: Zweifel

    Vielen Dank für eure Einsendungen und herzlichen Glückwunsch den Gewinnern!

    Hier die Gedichte der Monatsgewinner, die unsere lyrix-Jury ausgewählt hat:


    ohne titel

    Du kannst ihn sehen
    Sieh mal her
    Siehst du die Tränensäcke schwer
    Wie Blei unter den Lidern stehen?

    Du kannst ihn fühlen
    Fühl mal hin
    Fühlst du die Krallen in dir drin
    Wie wild in deiner Seele wühlen?

    Du kannst ihn hören
    Hör mal hier
    Hörst du das Weinen hinter dir
    Und Schreie die das Glück zerstören?

    Du kannst ihn riechen
    Riech mal da
    Wo einst die Rosenblüte war
    Jetzt trauervolle Herzen siechen

    Schmerz, oh Schmerz
    Lass Tränen fluten
    Und unschuldige Äuglein bluten
    Nun verschone doch mein Herz
    Ich brauch es doch
    Zum lieben


    (André Hofer aus Saarlouis, Deutschland, Robert-Schumann-Gymnasium, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: deutsch)


    Ohne Regeln
    Unser Leben läuft
    Vor sich hin, auf uns zu, mit uns ab
    Vor sich hin, wir mitten drin und außen vor
    Auf uns zu, ohne jede Ruh, wir sehen zu
    Mit uns ab, an uns vorbei, doch frei sind wir nur
    Ab und zu
    Nach meinen Regeln die du nicht kennst
    Nach deinen Regeln die du nicht nennst
    Wir sehen nur die Folgen und wollen
    Ab und zu
    Die Fäden ziehen doch
    Unser Leben läuft
    Vor sich hin, wie ein Film, wir mitten drin
    Auf uns zu, an uns vorbei, wir sehen zu
    Doch ab und zu sind wir frei
    Gegen alle Regeln


    (Emilia Marie Wersig aus Golm/ Potsdam, Deutschland, Evangelisches Gymnasium Hermannswerder, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: deutsch)


    Meine Liebe.
    Hypothetisch.


    I.
    Aufwachen.
    Dein Arm, mein Rücken, deine Nase, mein Nacken, dein Schlüsselbein, meine Fingerkuppen.

    II.
    Atmen.
    Schweiß. Dann meer.
    Aber nur Ostsee. Salz in den Lungenflügeln. Hindert am fort fliegen.

    III.
    Schmecken.
    Wieder Salz. Auf deinen Schultern, in deinem Haar, an deinen Schenkeln
    Und auf meinem Brustkorb. Salz macht durstig.
    Wir trinken uns. Langsam.

    IV.
    Hören.
    Pulsierende Venen.
    Ich brauche kein Meer.
    Mein Ohr an dein Ohr. Das ist Muschel genug.
    Und keine Kreuzfahrtschiffe auf deinem Wasser.

    V.
    Festhalten.
    Dein Blick in meinem.
    Ein Zyklop am Meer, die Vertikale zum Horizont.
    Sucht den Fluchtpunkt im Wasser. Doch die Mittagssonne will nicht untergehen.
    Wir sind dreidimensional, obwohl wir zwei
    Eins sind.

    VI.
    Einschlafen.
    Schattenhaft.


    (Eva Wohlfarth aus Jena, Deutschland, Christliches Gymnasium Jena, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: deutsch)


    was es ist
    was es ist
    ist nicht liebe
    sagte er
    nach einer nacht
    in ihrem bett
    und ging
    und sie weinte
    bitterlich
    stürzende bäche
    reizende fluten
    am ende
    ein tränenmeer
    eines tages
    kam über dieses meer
    ein schiff gefahren
    der kapitän am steuer
    holt sie an bord
    und sie segelte fort
    ließ kummer und schmerz
    war frei
    auf den wellen
    schaukelte freudig umher
    glücklich gefahren
    der sonne entgegen


    (Laura Sophie Luge aus Leipzig, Deutschland, Humboldtgymnasium, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: deutsch)


    Mimikry

    Ich steche mir Nadeln in Augen,
    um genau so zu sehen wie ihr.
    Verstopfe den Mund und die Ohren,
    um das selbe zu wissen wie ihr.
    Ich schneide mein Fleisch um zu narben,
    um das Leiden zu spüren wie ihr.
    Ich breche mir Beine, behindere
    mich selbst, denn ich will faul sein wie ihr.
    Danach fessel ich mir die Hände,
    um genauso zu handeln wie ihr.
    Dann frier ich Gefühl ein in Tiefe,
    um genauso zu fühlen wie ihr.
    Versuche das Denken zu stoppen,
    um so viel zu erreichen wie ihr.
    Versuch zu erahnen doch kann ich
    nicht versteh´n, dass man handelt wie ihr.


    (Martin Piekar aus Bad Soden, Deutschland, Friedrich-Dessauer-Gymnasium, Jahrgangsstufe 13, Muttersprache: deutsch/ polnisch)

    Und hier die Texte der Monatsgewinner aus dem Ausland:

    Mix der Gefühle
    Ich weiss nicht, was ich schreiben kann.
    Ich sitze hier und denke
    und habe nichts im Kopf!
    Ich hasse es, nicht zu wissen!
    Liebe, Vernunft, Freude, Trauer, Hass...
    Was bedeutet Hass?
    Hass ist der Moment, in dem man nicht neben anderen sein will,
    oder wenn die anderen nicht in deiner Nähe sein wollen.
    Hass ist, wenn man streitet.
    Hass ist der Schmerz.
    Hass ist der Moment, in dem man in der Dunkelheit lebt.
    Hass ist, wenn man den anderen die Schuld gibt.
    Hass ist der Weg zum unteren Land.
    Hass ist der Tod.
    Wer hasst, kann nicht lieben.
    Wer liebt, hasst nicht.
    Hass ist, wenn man keine Liebe hat!


    (Isabella von Wallwitz aus São Paulo, Brasilien, Colegio Visconde de Porto Seguro, Jahrgangsstufe 5, Muttersprache: portugiesisch)

    Was, wenn nicht die Liebe...
    Liegend
    Du starrst
    Betört
    auf die verblendende Leuchtröhre
    Du träumtest von den Rosen und von dem Mond
    Du sahst nur Dufte und Röte
    In jeder Sekunde.
    Als alle Illusionen
    heruntergingen
    Alles hast du verloren
    Es sind Herzgebröckel
    Leid und böser Wahnsinn
    geblieben
    Die Liebe.


    (Magdalena Krzesicka aus Radom, Polen, Publiczene Gimnazjum nr 2 im ks. Adama Jerzego Czartoryskiego, Jahrgangsstufe 9, Muttersprache: polnisch)

    Was ist das?

    Liebe?
    Was ist das?
    Das Vertrauen hat gefragt.
    Liebe?
    Was ist das?
    Die Hoffnung hat gefragt.
    Liebe?
    Ein Teil von uns.
    Lebenssinn hat gesagt.
    Sie Fragen, weil schauen,
    Schauen, doch sehen nicht.
    Ohne ein Teil von sich selbst zu merken.
    Das Leben deutete es an.
    Was ist Leben?
    Das Leben
    Kontradiktion der Physik.
    Die gleichförmige
    Unkonventionellbewegung

    (Mciej Kwiatkowski aus Radom, Polen, PG 10 Radom, Jahrgangsstufe 8, Muttersprache: polnisch)

    Hoffnung

    Ich sehe es in deinen Augen,
    du hast die Hoffnung,
    du hast sie nicht verloren,
    wie ich.
    Lehre mich, sie zu haben.
    Hilf mir, nach ihr zu suchen.
    Denn du wei?t,
    dass ich sie brauche.
    Denn ich will Augen wie deine haben.
    Glänzend und erleuchtet von Hoffnung.
    Wenn ich dich sehe,
    dann lerne ich,
    dass die Sonne scheinen wird.


    (Beatriz Albuquerque aus Amadora, Portugal, Oficinas de S. Jose, Jahrgangsstufe 10, Muttersprache : portugiesisch)


    Zuneigung

    Sie überholt deine Gefühle
    in einem Nu wie ein Feuer
    in einer kühlen Nacht entfacht.

    Sie ist die Geburt einer Liebe,
    ihr erstes Zeichen ist immer
    ein zauberhaftes Lächeln,
    das so viel ausdrücken kann:

    Es ist ein Brückenschlag
    zwischen zwei Herzen.
    Es ist Zärtlichkeit,
    wenn du jemanden liebst.
    Was es wirklich ist,
    sagt dein Gefühl.

    Es bringt Wärme ins Herz,
    wenn sie dir jemand schenkt.
    Es ist unwiderstehlich,
    wenn die Augen mitlachen.
    Was es wirklich ist,
    sagt dein Gefühl.

    Es ist Sonnenschein
    auf deinem tränenfeuchten Gesicht.
    Es ist ein Bächlein,
    der fröhlich talwärts rinnt.
    Was es wirklich ist,
    sagt dein Gefühl.

    Es ist ein Wunder,
    sagst du, wenn dein
    Kind dich zuerst anlächelt.

    Es ist Vertrauen
    fühlt ein kleines Kind.
    Was es wirklich ist,
    bleibt Geheimnis.


    (Katalin Élo aus Gyor, Ungarn, Révai Miklós Gimnázium és Kollégium, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: ungarisch)